Eine Reise nach Schaffhausen (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Monday, 16.04.2007, 08:58 (vor 6369 Tagen)

Samstag, 14.3.2007: Ein langer Tag stand bevor. Um 5.42 Uhr verließ mein Zug Zofingen, und etwa 18 Stunden später würde ich wieder in den Zofinger Bahnhof einrollen. Mein Ziel war das 150-jährige Bestehen der Rheinfallbahn:
http://209.85.135.104/search?q=cache:-Bk7gBWfVXcJ:mct.sbb.ch/mct/reiselust/freizeit/messen_events/events/reisen-rheinfallbahn.htm+rheinfallbahn+dachsen&hl=de&ct=clnk&cd=2&gl=ch

Das Programm (pdf.file im obigen Link) war wirklich interessant. Daß ich das ganze barfuß absolvieren wollte, dürfte wohl klar sein. Ich rechnete auch damit, daß ich bei dem "Hochsommertag" nicht der einzige Barfüßer sein würde. Ich rechnete vielleicht auch damit, daß ich den einen oder anderen Bekannten treffen würde. Aber daß ich einen bekannten Barfüßer zufällig treffen würde, war doch überraschend.
Schönen Gruß an Leo, der auf seiner Reise nach Düsseldorf einen Abstecher nach Schaffhausen machte, wo ihn kein bayrischer Schloßherr schikaniert!

Nach Umsteigen in Olten und Winterthur fuhr ich mit der S33 bis Dachsen und nach einer Wanderung noch von Neuhausen nach Schaffhausen. Bis zum Beginn der Veranstaltung um 10 Uhr war es noch Zeit, also ging ich in die malerische Altstadt, die direkt vor dem Bahnhof liegt:

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Mein Ziel war der Munot, die Stadtbefestigung. Ich schritt die Treppe hinauf zur Festung, die hoch über der Stadt thront:

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Aber leider war es noch keine 9 Uhr, also ging ich wieder hinunter in die Altstadt, diesmal einen anderen Weg. Die Stadt war schon ziemlich belebt, während ich auch durch Seitengassen ging. Den meisten Leuten war meine Barfüßigkeit und auch meine sonstige Aufmachung (leichtes T-Shirt, kurze Hose, keine Mütze) völlig egal. Einige Leute lediglich durch Tragen von Flipflops oder anderer Schlappen geringfügig winterlicher gekleidet als ich. Die Stadtpolizei tat mir auch nichts. Einem älteren Ehepaar schien meine Aufmachung jedoch überhaupt nicht zu gefallen. Da ich kreuz und quer durch die Stadt ging, begegneten wir uns mehrere Male. Jedenfalls sagte einmal der Mann zur Frau: "Wenn uns der Kerl ohne Schuhe noch mal begegnet, rufe ich die Polizei!"

Ich wollte auch in Kirchen, aber auch die öffneten erst um 9 Uhr. So entschloß ich mich, wieder zum Munot hinaufzugehen, genau um 9 Uhr war ich dort. Als ich von der Sonne ins Gebäude kam, sah ich zuerst gar nichts, da nur wenige Funzeln im Gebäude waren. Nicht etwa Treppen führen auf die Festung, sondern eine schraubenförmige Spirale aus Kopfsteinpflaster. So konnte man früher die Kanonen mit Pferden hochziehen. Heute werden natürlich keine Kanonen mehr hochgezogen. Ich habe nicht nachgemessen, aber vermutlich ist es theoretisch möglich, mit einem kleinen Auto hinaufzufahren. Ich aber ging barfuß hoch, und das ging gut auf dem Kopfsteinpflaster.

Von der Festung (auf den Turm selbst kommt man normalerweise nicht) hatte ich einen herrlichen Ausblick auf die Dächer der Altstadt. Als ich wieder hinunterwollte, begegnete mir der "Nachfolger" des legendären Turmwächters, der während seines Wachdienstes vom Turm beobachtete, wie seine Freundin fremd ging und er seinen Posten nicht verlassen durfte. Vor Wut aber zog er am Glockenstrang so heftig, daß die Glocke einen Sprung bekam.
In diesem Link ist unter anderem das Lied vom Munotglöcklein zu lesen:

http://www.munotwaechter.ch/index.php?page=10

Der heutige "Turmwächter" trug aber einen unromantischen Blaumann und Arbeitsschuhe. Während ich hinuntergehen wollte, fragte er: "Geht es barfuß?" "Ja, das geht gut und ist gesund!" "Super!" meinte er. Da merkt man gleich, daß der Munot kein bayrisches Schloß ist!

Jetzt wieder hinunter zur Stadt, und rein in die nächstbeste Kirche (St. Johann). Der Steinfußboden war angenehm begehbar, ebenso das Holz. Ich war der einzige real existierende Barfüßer in der Kirche, kein real existierender Schuhträger war dort. Und auf Abbildungen usw. waren die Barfüßer sowieso in der Überzahl, wie es sich gehört. Direkt vor der Kirche herrschte emsiges Markttreiben, niemand sah mich herauskommen. Außerdem spielte ein Musiker in der Nähe. Nach hundert Metern begegnete ich wieder diesem spießigen Ehepaar. "Das ist wieder derselbe", sprach er ärgerlich. Auch ich ärgerte mich. Und zwar deswegen, weil ich denen nicht gerade dann begegnet bin, während ich barfuß aus der Kirche schritt! Das dumme Spießergesicht hätte ich sehen wollen! War dieser barfußfeindliche Mann womöglich ein Nachkomme des "falschen Mädchens", das im Munotglöckleinlied vorkommt?

Ich schritt weiter zum Münster, das auch um 9 Uhr öffnen sollte. Sollte! Die Tür ließ sich aber nicht öffnen. Pech gehabt. Dann ging ich durch die Stadt zum Bahnhof zurück. Ich wollte mit der S-Bahn nach Andelfingen fahren, dort sollte um 10.15 Uhr eine Zugtaufe stattfinden.

Schöne Grüße (besonders an Leo)

Michael aus Zofingen


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