Belgien (ein etwas längerer Bericht) (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo liebe Mitbarfüsser(innen).
Schon seit längerem hat mir mein Freund von den Tropfsteinhöhlen im belgischen Han-sur-Lesse erzählt. Da wir beide diese Woche Urlaub hatten, ich sogar noch Resturlaub aus 2006, beschlossen wir am vergangenen Dienstag (10.04.) loszufahren.
Gegen 8.45 Uhr morgens fuhren wir bei mir zu hause in Homburg ab. Schon ein paar Tage vorher hatten wir uns ausgiebig im Internet über unser Fahrtziel informiert. Immerhin sind es circa 250 km Fahrweg hin und ebenso zurück. Selbstverständlich bin ich die gesamte Strecke barfuß gefahren. Als "Notschuhe" hatte ich nur ein Paar einfache Espadrillos mitgenommen, denn ich wusste nicht, ob es die belgischen Sicherheitsbestimmungen zuließen, barfuß durch die Tropfsteinhöhlen zu gehen.
Die Hinfahrt nach Belgien verlief reibungslos. Durch Luxemburg hindurch war es sogar eine richtige Dreiländerfahrt. Gegen 11.00 Uhr erreichten wir dann Han-sur-Lesse, das Ziel unserer Reise. Dieses kleine verträumte Städtchen ist im April noch nicht vom Massentourismus verdorben, vielleicht eher im Sommer, denn die Tropfsteinhöhlen von hier dürften weithin bekannt sein.
An einem extra erbauten Empfangszentrum besorgten wir uns die erforderlichen Eintrittskarten, und ich erkundigte mich auch, ob ich nun wirklich barfuss in die Höhlen käme. Der nette Angestellte an der Kasse sah in meinem Wunsch nicht das geringste Problem, ja er war sogar regelrecht begeistert von meiner Idee.
Das Empfangszentrum selbst hat, außer den Kassen, einem Bistro und einem Andenkenladen noch zusätzlich die Funktion eines kleinen Bahnhofs, denn die Höhlen (hier nennt man sie Grotten) können nicht mit dem eigenen Auto angefahren werden. Stattdessen fährt man mit einer über hundert Jahre alten Schmalspurbahn (nicht elektrisch!) circa zwei bis drei km durch eine herrliche Landschaft direkt bis zum Grotteneingang.
Wir hatten noch fast eine Stunde Zeit bis zur nächsten Abfahrt, die immer zur vollen Stunde erfolgt. In dieser Zeit konnten wir noch etwas trinken und eine kleine Besichtigungstour durch Han-sur-Lesse machen.
Pünktlich um 12.00 Uhr fuhren wir dann endlich zu den Grotten. Der Höhleneingang selbst ist so unscheinbar, man glaubt nicht, welche Herrlichkeiten einem in den nächsten zwei Stunden der Führung erwarten. Nun war ich meiner Sache sicher und habe meine blöden Latschen in die Innentaschen meiner Jeansjacke verbannt. Ab jetzt war ich für den Rest des Tages nur noch barfuß.
Eine angenehme Kühle empfängt jeden Besucher in den Grotten. Die konstante Temperatur beträgt das ganze Jahr über 13° C. Niemand, außer einem kleinen Jungen, hatte bisher meine nackten Füße bemerkt. Dieser machte seine Scherze, ich glaube das hat er vorher noch nie gesehen.
Die Formen- und Farbenvielfalt in der Höhle war atemberaubend, und ich konnte mich gar nicht genug satt sehen. Niemand drängte zur Eile. Zu Beginn der Führung wies uns der Höhlenführer auf das bestehende strenge Fotografierverbot in den Grotten hin, aber wenn er nicht zu sehen war, oder er nicht hin geschaut hat, habe ich doch fotografiert, was viele andere auch so taten. Ein Höhepunkt folgte auf den anderen, meine Kamera leistete Überstunden. Phantasiegebilde in allen nur erdenklichen Formen und Farben folgten Schlag auf Schlag. Was mir besonders gut gefallen hat, war ein unterirdischer Fluss. Geheimnisvoll, ja fast schon unheimlich taucht er plötzlich aus dem Dunkeln der Grotte auf und ebenso verschwindet er auch wieder. Toll !! Es ist die "Lesse" und sie gibt auch dem nahe liegenden Ort den Namen: "Han-sur-Lesse". Wir gelangten schließlich in einen großen Raum innerhalb der Grotte, wo die Besucher gebeten wurden auf den bereitgestellten Holzbänken Platz zu nehmen. Was dann geschah, war mal wieder unbeschreiblich. Alle Lichter wurden gelöscht, wir saßen in völliger Dunkelheit und lauschten in der Stille auf die Geräusche in der Grotte. Das hat aber nur ein paar Minuten gedauert, denn darauf begann eine supergeile Lichter- und Tonschau. Das Ende der Führung war nahe. Wir gelangten über immer noch sehr barfußfreundliche, wenn auch nasskalte Pfade (was mir gefiel) schließlich zu einer Stelle in der Grotte, welche aussah wie ein kleiner See. Dieser "See" ist allerdings nur eine Verbreiterung des Flusses "Lesse" der hier in die Höhle einfließt. Auf einem eigens dafür gebauten Boot kann man nur hier und nur auf dem Wasser die Höhle verlassen, was ein weiterer der zahlreichen Höhepunkte ist. Noch einmal im Halbdunkel an wunderbar angestrahlten Tropfsteinfiguren vorbei und dann verkündet ein Kanonenknall (wird vorher angesagt) das Ende der Höhlentour. Ein paar Minuten noch, und die Sonne hatte uns wieder. Ich darf hier nicht vergessen zu erwähnen, daß die gesamte Führung in französischer Sprache stattfand, was allerdings dank meiner guten, bzw. der sehr guten Sprachkenntnisse meines Freundes kein Problem darstellte. Englisch wäre für manchen bestimmt hilfreicher.
Im Eintrittspreis inbegriffen war auch der Besuch des Informationszentrums "Speleogame". Es liegt nur etwa 200 Meter vom Höhlenausgang entfernt und es wirbt mit einer interessanten 3D-Videoshow. Mein Freund und ich erwarteten eine lehrreiche Dokumentation über die Grotten, aber es war eigentlich nur, abgesehen von ein paar Informationsmonitoren im Eingangsbereich, ein für mich langweiliges 3D-Videospiel in einem großen Kinosaal. Bei schönem Wetter wie am Dienstag kann man sich diesen Besuch und die halbe Stunde Zeit gut sparen.
Das Zentrum von Han-sur-Lesse war nur circa 500 Meter entfernt, und wir genehmigten uns zuerst eine kleine Rast mit Essen und Trinken. Danach schlenderten wir noch ein bisschen durch den Ort. Und jetzt??
Sollten wir denn schon nach Hause fahren?? Aber es war doch noch lange nicht 15.00 Uhr.
In der kleinen und idyllischen Nachbarstadt Rochefort sollte es auch noch eine Tropfsteinhöhle geben, und da es mit dem Auto nur 6 km waren, fuhren wir also los. In Rochefort fanden wir dank einer guten Beschilderung auch gleich zu den Grotten. Der vollständige Name lautet auf "Grotten von Lorette-Rochefort". Gerade als wir dort ankamen, begegnete uns eine Gruppe von ungefähr 30 bis 40 Personen, die sich wahrscheinlich zum Eingang der Höhlen begab. Wir waren noch unentschlossen ob wir der Gruppe folgen sollten, und da wir nicht wussten wo sich der Eingang zu den Grotten befand, gingen wir zuerst zuerst zum Informationsbüro, wo auch die Eintrittskarten verkauft werden. Dort sagte uns die nette Dame am Empfang, daß wir gerade eine Führung versäumt hätten und die nächste und letzte dieses Tages erst um 16.30 Uhr stattfinden werde. Auch die Dame am Empfang war sehr erfreut über mein Vorhaben, die Grotten barfuß zu besichtigen.
Da die Tropfsteinhöhlen von Rochefort noch ein echter Geheimtipp sind, war es ungewiss, ob sich bis 16.30 Uhr noch genügend Personen zu einer Führung einfinden würden. Um die Wartezeit zu überbrücken, fuhren mein Freund und ich noch einmal runter nach Rochefort. Bei dem Stadtbummel besichtigten wir das alte Rathaus, die historischen Häuser und die prächtige Kirche in der wir auch eine Weile blieben. Gegen 16.15 Uhr fuhren wir dann noch einmal zum Empfang, wo sich überraschenderweise doch noch etwa zehn weitere Personen eingefunden hatten. Nach einem 10minütigen Informationsvideo über die Höhlen, folgten wir einer sehr sympathischen jungen Höhlenführerin in die "Unterwelt", ich immer noch barfuß, was auch hier und für keinen ein Problem war.
Wiederum fand die Führung auf Französisch statt, aber Cindy (unsere Führerin) konnte auch ein paar Sätze Deutsch. Übrigens war es hier nicht verboten zu fotografieren, Cindy empfahl sogar die Verwendung von Blitzlicht. In den Grotten waren es diesmal nur etwa 9° C, aber auch diese Temperatur machten mir barfuß gar nichts aus. Auch sind diese Höhlen insgesamt nasser als die in Han-sur-Lesse, also eine Wohlgenuss für meine Füße. Auch die Formen- und Farbenvielfalt braucht den Vergleich zu den von uns vorher besuchten Höhlen in Han-sur-Lesse nicht zu scheuen. Unbeschreiblich, ungeheuerlich, unnachahmlich. Auch hier durchströmt ein kleiner Fluss das Höhlensystem. Es ist nicht die "Lesse" sondern die "Lomme".
Zum Abschluss der Wanderung führte man uns in eine gigantische Halle, die auch zugleich mit 65 Metern unter der Erde der tiefste Punkt der Grotte war. Die Halle selbst hatte eine Höhe von 38 Metern. Diese Höhe hat uns unsere Führerin mit Hilfe eines kleinen Heißluftballons eindrucksvoll demonstriert. Unter den staunenden Augen der Besucher stieg der Ballon immer höher. Da es in der Halle völlig dunkel war, sah man nur die Flamme, die dem Ballon den Auftrieb verlieh. Plötzlich setzte ein wunderbares Licht- und Klangschauspiel ein. Als dieses vorbei war, blieb es in der Grotte noch eine Weile sehr ruhig, und wir konnten ringsum wieder das typische Tropfen und Gluckern hören, wie in Tropfsteinhöhlen üblich. Viel zu schnell war diese Führung wieder zu Ende und wir haben unseren Entschluss auch diese Höhle in Rochefort zu besuchen keinesfalls bereut. Nach anderthalb Stunden dieser doch etwas anstengenderen Tour hat mich der erstaunte Blick der Führerin ob meiner nackten Füße doch sehr amüsiert..
Zusammenfassend kann ich sagen, daß ich die Wege in beiden Höhlen als hervorragend barfußfreundlich empfand und auch sonst in diesem Teil Belgiens auf wunderbare Barfußtoleranz traf. Deshalb kann ich hier jedem Leser nur raten einfach mal hierher zu fahren und seine eigenen Barfußerfahrungen zu machen..
Nun wurde es langsam Zeit, wieder nach Hause zu fahren. Wir fuhren auf dem gleichen Weg zurück, und wir machten nur oberhalb der Stadt Remich (dt.-lux. Grenzstadt) eine kurze Rast. In Remich selbst legten wir noch einen zusätzlichen Tankstopp ein, denn hier kostet der Liter Super nur 1,10 Euro.
Gegen 20.30 Uhr waren wir wieder hier bei mir zu hause in Homburg. Ein wenig müde aber trotzdem froh und mit schön schmutzigen Füßen ging dieser geile Dienstag zu Ende. Für alle, die noch mehr über die Grotten erfahren wollen habe ich unten zwei Links eingefügt.
Es grüßt Euch alle ganz lieb zum Wochenende mit nackten Füßen Euer
Martin aus Homburg
Hier sind die Links: