Schuhträger: Leute vom Mond?

Gestern gab es im Migros-Magazin folgenden Beitrag:

http://migros.1st.ch/bittemeldedich/gesucht.asp?vt=1&id=346&katid=1

Wenn ich das richtig interpretiere, war um 1950 in Tirol (und anders als in Zürich) es nicht unüblich, daß Kinder im Sommer barfuß liefen. Und den barfüßigen Kindern kamen die fett beschuhten Kinder wie "Leute vom Mond" vor! Auf dem Bild sehen die barfüßigen Kinder doch weder ärmer, noch unglücklicher aus.

Und heute? Da wird man als Barfüßer manchmal angestarrt, wie wenn man von einem anderen Planeten käme!

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

Hallo Michael!

Dieser Beitrag erinnert mich an eine hübsche Stelle aus den Erzählungen von Mark Twain über Tom Sawyer und Huckleberry Fin, wo ein Neuankömmling beschrieben wird und die Tatsache, daß er Schuhe trägt, auch zu seiner "Desozialisierung" beiträgt (Quelle: http://www.unshod.org/pfbc/pftomhuck.htm):

A stranger was before him -- a boy a shade larger than himself. A new-comer of any age or either sex was an impressive curiosity in the poor little shabby village of St. Petersburg. This boy was well dressed, too -- well dressed on a week-day. This was simply astounding. His cap was a dainty thing, his close- buttoned blue cloth roundabout was new and natty, and so were his pantaloons. HE HAD SHOES ON -- AND IT WAS ONLY FRIDAY. He even wore a necktie, a bright bit of ribbon. He had a citified air about him that ate into Tom's vitals.

Gruß, Guenther

In dem Text steht aber auch, dass die Dorfkinder die Zürcher Kinder um ihre schicken Schuhe beneidet haben und auch gern welche gehabt hätten und stolz waren, als sie auch endlich welche bekamen.

So waren die Stadtkinder auf dem Dorf zwar "desozialisiert", aber nur aus Neid. Wäre umgekehrt ein Dorfkind mit seiner schäbigen Kleidung und barfuß in die Stadt gekommen, dann wäre es dort auch "desozialisiert" gewesen, aber nicht aus Neid, sondern aus Spott.

Also haben Schuhe in dieser Wertegemeinschaft allemal ein höheres Prestige als Barfüße.

In dem Text steht aber auch, dass die Dorfkinder die Zürcher Kinder um ihre schicken Schuhe beneidet haben und auch gern welche gehabt hätten und stolz waren, als sie auch endlich welche bekamen.
So waren die Stadtkinder auf dem Dorf zwar "desozialisiert", aber nur aus Neid. Wäre umgekehrt ein Dorfkind mit seiner schäbigen Kleidung und barfuß in die Stadt gekommen, dann wäre es dort auch "desozialisiert" gewesen, aber nicht aus Neid, sondern aus Spott.
Also haben Schuhe in dieser Wertegemeinschaft allemal ein höheres Prestige als Barfüße.

So ist es. Deswegen darf man sich nicht aufregen, wenn man als Barfüsser manchmal komisch angeschaut wird. Ebenso finde ich den forumsüblichen Ausdruck "fett" beschuht zu abwertend, da dies in unserer Gesellschaft nicht gerade unüblich ist. Solange man hier von fett beschuht und dick eingehüllt oder was auch immer schreibt, kann man von nicht-Barfüssern nicht erwarten, dass man immer als Normalo durchgeht.

Thomi

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Aber "Leute vom Mond" wurden beneidet

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