Ecstaticus interruptus (Hobby? Barfuß! 2)

JohnK ⌂, Stammposter, Sunday, 25.03.2007, 04:02 (vor 6456 Tagen)

Das K77, ein kleiner, parkettbelegter Saal im dritten Stock des zweiten Hofhauses an der alternativ angehauchten Kastanienallee 77 im Berliner Szenekiez Prenzlauer Berg beherbergt schon länger Events innerhalb der umfangreicheren rauch- und schuhfreien Tanzszene Berlins. Jenseits des "Barfußmassenbetriebs" am Kreuzberger Mehringdamm 32-34, wo im dortigen Institut für Lebenskunst und Tantra alle 14 Tage etwa 150 Frauen und Männer zu DJ-Konservensound ihre zumeist nackten Füße vom Boden abheben, versammeln sich jeden letzten Sonnabend im Monat um 20:30 Uhr etwa ein Dutzend BarfüßerInnen zum "ecstatic dance" vor Timothy Campling, um zu handgemachtem Percussionrhythmus und Gitarren-, Sitar und anderen indischen Instrumentenklängen in Richtung Ekstase zu streben.

Nachdem Dennis Hennig am 24.05.2006 auf der Rückfahrt vom Tanzen im Tantrainstitut in der U1 von unserer Barfuß-Website hörte und mir sofort per Mail die "Tanzrituale" mit Live Musik im K77 empfahl (vielen Dank dafür nachträglich) konnte ich gestern endlich ein dortiges Samstagsevent besuchen.

Das Treffen gliedert sich in eine Namensrunde zum Einstieg, einer knappen Stunde Musik und einem Redekreis zum Ende, 7 Euro pro Nase sind dafür fällig. Die "Tanzrituale" im K77 sind ein geschützter Raum, wo Jeder eingeladen ist, sich frei zu entfalten, mit Trauer und Freude und allem anderen, was gerade ist, zu kommen. Weil es ein geschützter Rahmen ist, sind Zuschauer die sich nicht in den "Prozess" begeben möchten etc. unerwünscht. Mitmacher sind immer willkommen.

Zu Timothy gesellten sich: Marcello, ein junger und begabter Trommler, dazu eine junge und empfehlenswerte Äh-Sängerin mit bemerkenswerten Spitzschreifähigkeiten (deren Name mir leider wieder entfiel), und verspätet Marcus Verwiebe, ein weiterer selbständiger Percussionist und Sitarsaitenzupfer. Die musikalischen Life-Fähigkeiten des Quartetts waren durchaus in der Lage, die tanzwilligen Einzelindividuen über die volle Stunde unter einem anfangs arabisch, später südamerikanisch inspirierten Soundnetz zu einem vielarmigen und -beinigen Organismus zu konglomerieren.

Besonders die afrikanisch anmutenden Trommeleinlagen verhalfen den Tänzern, mit raumgreifenden Bewegungen, Rufen und Schreien ihren Alltag zu vergessen. Leider konnte die Kraft der Rhythmen nicht den Bogen der Spannung halten, die nötig gewesen wäre, um den Anwesenden die Zeit zum völligen Abheben, dem Heraustreten aus ihrem Sein, zur Trance zu geben. So gestaltete sich der "ecstatic dance" zu einem ecstaticus interruptus noch bevor er seinen Höhepunkt erreicht hatte. Und nach einer knappen Stunde war die ganze Herrlichkeit schon wieder vorbei und man versammelte sich zum gruppendynamischen feed back.

Ich selber kam müde und mit mit grundsätzlich offener aber skeptischer Einstellung ins K77 und verließ es mit gut durchbluteten Gliedern, geröteten Wangen und entspannter Laune. Auch wegen des Engagements der Musiker und der vorhandenen homogenen Barfüßigkeit möchte ich diesen Tanzabend dennoch empfehlen.

Grüße aus Berlin,
Johannes

[image] Barfuß-Initiative-Berlin

Berichtigung: Jeden vierten Sa. im Monat!

JohnK, Stammposter, Sunday, 25.03.2007, 04:05 (vor 6456 Tagen) @ JohnK

versammeln sich jeden letzten Sonnabend im Monat um 20:30 Uhr etwa ein Dutzend BarfüßerInnen zum "ecstatic dance" vor Timothy Campling ...

stimmt nicht, das Event findet jeden vierten Sonnabend im Mo statt.

Ecstaticus interruptus

Barfußpogo, Stammposter, Sunday, 25.03.2007, 15:58 (vor 6455 Tagen) @ JohnK

Auch in anderen Städten gibt es natürlich Barfußdiscos und -partys. Auf dieser Seite: http://www.barfussdisco.de gibt es Informationen zu Partys in Tübingen, Stuttgart, Ulm und Gomaringen, sowie Links zu Infoseiten über andere Regionen. Interessenten können ja mal reinschaun.
Lg, Felix

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