"Kurzurlaub" in Ulm (Hobby? Barfuß! 2)

Andi35 @, Stammposter, Wednesday, 21.03.2007, 06:01 (vor 6460 Tagen)

Hi "Barfußfreunde"!

Durch die Recherchen nach ehemaligen Mitschülern des Internates, in dem ich war, entstand wieder ein näherer Kontakt zu einem ehemaligen Mitschüler aus Nersingen, das ist bei Ulm, aber schon auf der bayrischen Seite. Er rief mich an um zu fragen, ob ich Interesse an einem Ehemaligentreffen hätte, was ich sehr erfreut bejahte, für mich wird es bereits das dritte Treffen.
Er rief mich ab dieser Zeit fast täglich an, ich auch ihn öfter, denn wir versuchten beide, anhand einer alten Schülerliste vom September 1982, die ich noch hatte, ehemalige Schüler zu ermitteln, was uns auch gut gelang, wir haben nun an die 60 Leute recherchiert und die Einladungen `raus geschickt, das Treffen steht schon fest und wird vom 01. bis 03. Juni am Bodensee, nahe Meersburg, auf einem Campingplatz statt finden.

So kam es, dass mich dieser ehemalige Mitschüler Stephan fragte, ob ich nicht mal Lust hätte, nach Nersingen zu kommen, er würde sich an allen Kosten zur Hälfte beteiligen und ich willigte ein.
Ich fuhr in der Nacht vom Freitag dem 09. März auf Samstag, gegen 3.00 Uhr los, da man dann mit weniger Verkehr rechnen kann, vor allem, wenn man sich irgendwo nicht auskennt, halte ich das für besser.
Nach einer Schlafpause von ca. 2 Stunden kam ich samstags um 8.45 Uhr in Nersingen bei Stephan an.
Die Freude war riesig, denn wir sahen uns zuletzt vor ca. 22, 5 Jahren, als wir beide (zusammen mit einigen anderen) am 14. Juli 1984 aus dem Internat abgingen.

Als ich ankam, trug ich noch Schuhe und Socken, fragte ihn aber schon bald, ob er etwas dagegen hätte, wenn ich meine Aktivitäten mit ihm barfuß bestreiten würde, was er verneinte, am Telefon sprachen wir schon über meine Vorliebe zum Barfußgehen, er wusste also schon Bescheid.
Er äußerte lediglich Bedenken, wenn wir zu seiner Großmutter fahren würden, denn die wollte er gerne besuchen, dem ich auch gerne zustimmte.
Ich sagte, ich wolle ihn nicht in Verlegenheit bringen und sagte, ich würde meine Schuhe tragen, doch letztendlich "riskierte" ich es doch, barfuß dort zu erscheinen, nachdem ich meinte, man könne es ja mal wagen, ältere Menschen seien auch sehr oft positv dazu eingestellt.
So war es dann auch, seine Großmutter ist eine überaus nette Person, mit der ich mich auf Anhieb gut verstand und sie fand meine Vorliebe zum Barfußgehen sehr amüsant, auf eine liebenswürdige Art.

Sie fragte Stephan am nächsten Tag sogar am Telefon, ob es mir gut ginge und, ob ich nicht erkältet wäre, aber ich versicherte ihr, dass ich, seitdem ich intensiv barfuß gehe, wenn überhaupt, dann meist nur ein oder zwei Tage etwas verschnupft und schlapp sei, was übrigens jetzt leider seit gestern der Fall ist! :-/
Seine Großeltern leben in einem Haus für betreutes Wohnen, haben ihre eigene Wohnung, es ist wie zu Hause: in sehr privater Atmosphäre, alles tip-top, schön und komfortabel eingerichtet.
Stephan zeigte mir, wo er aufgewachsen ist und, wo er sich aufhielt, wenn wir von dem Internat aus in den Ferien waren, ich bestritt natürlich alles barfuß und auch er entledigte sich seiner Schuhe und Socken, als wir im Ort, in dem die Großeltern wohnen, in einen nahe gelegenen Bach (die Roth) gingen! :-)

Er zeigte mir auch den Bauernhof in diesem Ort und erzählte mir, dass er die Bauersfamilie von Kind auf kenne und hatte positive Erinnerungen daran.
Wir standen an einer seitlichen Stalltür, schauten uns die Kühe an und er sagte, er wolle mal gerne in den Stall und darum den Bauern fragen, ob wir hinein könnten.
Ich "erinnerte" ihn daran, dass ich doch barfuß sei und zu meinem Erstaunen hatte er keine "Igitteinstellung" und meinte, ich könne mir die Füße ja hinterher wieder in der Roth waschen, die gerade mal ca. 20 Meter entfernt ist: über die Straße, ein Stück über eine Wiese und schon ist man am Bachufer. :-)
Haltet mich für verrückt, aber es reizte mich irgendwie schon mal, barfuß in einen Kuhstall zu gehen, das war das erste Mal und wir wiederholten es auch täglich, ließen nur einen Tag aus! :-D

Der Stallboden war schmierig, aber es machte mir erstaunlicherweise nichts aus, im Gegenteil: ich genoss das Gefühl sogar, schon seltsam. :-D
Meine Füße waren später auch vom Stallbesuch gekennzeichnet und vor allem ein Bauerssohn lachte freundlich und der Vater, dem der Hof ursprünglich gehörte meinte, so bekäme ich wenigstens keine kalten Füße! :-D
Apropos kalt: es war alles andere als kalt, wir hatten in dieser Woche ein "Bombenwetter" und an einem Tag dürften es sogar + 18 °C gewesen sein, ich sah keine Anzeige, schätzte es aber so.

Wir besuchten in Ulm selbst auch das so genannte "Aquarium", eine Art kleiner Zoo, in dem Terrarien, Aquarien, Käfige und Freigehege vorhanden sind.
Dort gibt es die unterschiedlichsten Arten von exotischen Vögeln, auch ein Strauß, des weiteren Schlangen und Vogelspinnen, Frösche, kleine Affen, ein Hängebauchschwein, Känguruhs, Kaimane, ein Aligator, auch Bären, die jedoch noch nicht im Freigehege und auch noch nicht zu sehen waren etc., etc., etc..
Die Wege bei den Freigehegen sind mit kleinen Steinen ausgelegt, auf denen das Barfußgehen zwar nicht angenehm, aber für mich doch gut zu bewältigen war.
Bei den Vogel- und Affenkäfigen, die aber überdacht sind, ist der komplette Boden mit Rindenmulch ausgelegt und es war echt ein geiles Gefühl (so muss ich es einfach schreiben), barfuß darüber zu gehen.

Auch das Ulmer Münster stand auf unserem Programm, das mir mein guter Freund Martin aus Homburg wärmstens empfahl und die Turmbesteigung, die Erwachsene 4,00 € kostet, hoben wir uns für das nächste Mal auf, da wir beide (Stephan und ich) unser Geld sehr zusammenhalten müssen, die Turmbesteigung wird allerdings vorraussichtlich am Wochenende oder Anfang der nächsten Woche statt finden, da er mich bat, wieder nach Ulm zu kommen. Ich hoffe nur, dass das Wetter wieder so mitspielt, wie beim letzten Besuch, aber ich glaube, es soll ja wieder besser werden.
Diese Freiheit nehme ich mir einfach und fertig: man lebt nur ein Mal und es muss deshalb ja noch lange kein Verschleudern des Geldes sein!

Wir besuchten sonntags auch einen recht großen Flohmarkt bei Ulm und am nächsten Tag, bei einem Geschäftebummel, auch einen Flohmarkt in einer Einkaufspassage.
Es gab einige schöne Reaktionen und nur wenige (das waren ausschließlich junge Frauen) schiefe und "kopfschüttelnde" Blicke.
Zwei negative, abfällige Bemerkungen heimste ich mir allerdings ein: vom Aussehen und Akzent her müsste der Eine ein Russe und der Andere ein Türke gewesen sein, doch ansonsten waren die Reaktionen, wenn überhaupt welche kamen, meist positiv oder es kamen eben auch mal erstaunte Blicke.
Er zeigte mir auch die Schule, in die er vor der Internatszeit ging und wir betraten diese auch (Ich natürlich barfuß) :-), dort hat man auch die Möglichkeit, ein billiges Mittagsmenue zu nehmen, was wir auch taten, da wir dann auch wieder Arbeit und Kosten sparten.
Eine Schülerin, die wohl so um die 13 Jahre jung war und dort auch etwas aß, kicherte interessiert und neugierig mit ihrer Mitschülerin und fragte mich zu der Barfüßigkeit aus. :-))

In einem bekannten Kaufhaus hörte ich, wie eine Mutter zu ihrem Jungen, der meine Barfüßigkeit bemerkte sagte, am nächsten Tag hätte ich sicher den Husten, worauf ich sagte, dass ich seit meiner intensiven "Barfußzeit" nicht mehr ernsthaft erkältet gewesen sei.
Ich sagte auch, man gönne den Kindern diesbezüglich viel zu wenig Freiheit und packe sie immer unendlich dick ein, mit einer übersteigerten Sorge, die eher ein Nachteil sein könnte und sie meinte: "Trotzdem lasse ich meinen Sohn um diese Jahreszeit noch nicht barfuß gehen", na, dann eben nicht! Das soll mir egal sein, Hauptsache, ich tue mir etwas Gutes, das mir Spaß macht! :-)
Stephan ging übrigens (ja, sogar zu dieser, für die Barfüßigkeit nicht üblichen Jahreszeit) noch ein zweites Mal mit mir in den Bach und blieb beim zweiten Mal auch wesentlich länger, nämlich über mehrere Stunden, barfuß. Er "trollte" mit mir in Ulm, durch Ulm und um Ulm herum oder wie das heißt :-D, stand und steht dem Barfußgehen auch sehr positiv und tolerant gegenüber!

Stephan und ich besuchten in Ulm auch die Gaststätte "Barfüßer" (dort existierte das Kloster der Barfüßermönche) mit hauseigenem Bier, dieses Gaudi wollte ich mir einfach gönnen: als Barfüßer in einem gleichnamigen Lokal! :-D
Als wir zwei Tage später wieder dort hinein wollten, stand ein Türsteher an der Tür und wollte mich so nicht hinein lassen, doch ich sagte, ich sei bereits zwei Tage zuvor auch ohne Probleme so in diesem Lokal gewesen.
Er meinte, das könne er nicht verantworten und ich sagte, ich täte es auf eigene Gefahr, da diese Gaststätte sehr sauber und Scherbenfrei sei, sonst täte ich es ja auch nicht.
Er meinte darauf: "Heute ist es aber nicht so, heute ist eine Karaoke-Show und es sind etwa 200 Leute da oben, es ging auch viel Glas zu Bruch, außerdem geht es auch aus hygienischen Gründen nicht" (kennen wir dieses Gefasel nicht?)!
Als ich ihm versicherte, dass an den nackten Füßen der gleiche Schmutz haftet, der auch an Schuhen haftet meinte er, es ginge dabei nicht um die Barfüßigkeit selbst, sondern er könne es nicht verantworten, dass ich mich an Glas schneiden und dann da oben alles voll bluten würde.

Mit diesem Argument war ich jedenfalls beruhigter, als wenn es etwa der irrtümliche, hygienische Aspekt der "Käsefüße" etc. gewesen wäre und ich sagte ihm, dass ich, wenn es denn so glasreich sei, sowieso schon im eigenen Interesse nicht in die Gaststätte wolle.
Der Türsteher war dann sehr freundlich, da auch wir Einsicht zeigten und er empfahl uns das kleine Bistro direkt daneben, das auch zum "Barfüßer" gehört. Wir schauten durch die großen Fenstern hinein, aber es war nicht viel los und zudem war es für unsere Unternehmenslust auch nicht das richtige Ambiente und wir "zogen" weiter.

Wir besuchten am nächsten Tag auch einen guten Freund von ihm, den er seit frühen Kindertagen kennt und mit ihm besuchten wir zum Abschluss auch noch ein Lokal, in dem wir etwas aßen, die junge, männliche Bedienung war allerdings nicht sehr positiv angetan von meiner Barfüßigkeit, war auch ansonsten nicht sehr freundlich, die beiden jungen weiblichen Bedienungen dagegen schon.
Ich fuhr dann in der Nacht vom Mittwoch dem 14.03. auf Donnerstag, gegen 3.00 Uhr wieder nach Hause und ein schöner "Kurzurlaub", der eigentlich erst nur etwa drei Tage gehen sollte, ging zu Ende.


Schöne Füße, mit der Hoffnung, den Bericht nicht zu langatmig geschrieben zu haben,

Euer Andi


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