1€ fürs Schließfach gespart - zur Strafe nur in Sandalen durch Schloß Linderhof (Hobby? Barfuß! 2)

Leo, Stammposter, Monday, 19.03.2007, 16:48 (vor 6396 Tagen)

Hallo,

am Sonntag fuhr ich bei bestem Föhn mit dem Zug über München und Murnau nach Oberammergau und weiter mit dem Bus nach Schloß Linderhof, wo ich um 10:35h ankam.

Karten gab es am Eingang des Schlossparks, etwa 800 m vom Schloß entfernt - und hier waren auch die Schließfächer: alte DB-Schließfächer, die noch (grün angemalte) 2DM-Münzen annahmen, die man an der Kasse für 1€ erhielt. Nachdem man meinen Verdacht bestätigte, man würde das Geld hier hinterher NICHT zurückbekommen, tauschte ich die grünen 2DM wieder in 1 € um und bestand darauf, dass mein (gut gefüllter) Tagesrucksack kein zu deponierender GROSSER Rucksack sei.

Die Führerin am Eingang blickte kurz auf meine Füße, sagte aber nichts. Mit einem "einen Moment bitte" verschwand sie in einem Raum für das Personal, in dem sich einige Personen befanden. Nach kurzer Zeit erschien ein Mann, ich vermute mal der örtliche Leiter. Fast peinlich berührt sagte er nur leise: "Lesen Sie bitte mal - wir haben hier ja auch nur unsere Anweisungen! Tut mir leid." und drückte er mir etwas in die Hand. Das war nun aber nicht etwa die erwartete offizielle Ausrede "Holzbodenschutz" - die wäre hier wegen Auslegung mit Teppich sowieso gegenstandslos geworden - sondern eine Kopie meiner Eingabe an die Bayerische Schlösserverwaltung und deren ruppigen Antwort. Das ging anscheinend komplett "z. K." an alle Schlösser.

Nach einem eher verlegenen "Sie haben im Rucksack ja sicher Schuhe dabei, und wir tun ja auch hier nur unsere Pflicht, ich bitte Sie um Verständnis" ergab ich mich dann widerstandslos in mein Schicksal und zog für die nächste halbe Stunde meine Sandalen an.

Der Schlossgarten erwies sich dann aber als sehr barfußfreundlich: Da das Verlassen der Wege nicht explizit verboten war, ging ich die mehr bemoostem als begrasten Hänge rauf und runter.

Das Picknick war diesmal etwas gemütlicher, da ich zum Schluß noch fast eine Stunde bis zur Abfahrt des Busses hatte. Weil ich ruhig ohne Bewegung auf der Bank saß, hieß es nun abwechselnd: Kalter Wind von rechts (Westen) => Jacke an - Warmer Wind von vorn (Süden) => Jacke wieder aus...

Um die letzten Stunden des Vorfrühlings vor dem bevorstehenden Wintereinbruch noch zu genießen, fuhr ich mit dem Bus über Ettal nach Garmisch-Partenkirchen und weiter mit dem Zug nach Mittenwald. Hier ging ich erst mal, viele Fotos machend, im schönen Zentrum spazieren, bevor ich den westlich gelegenen Hang in Richtung "Tal"-Station der Kranzbergbahn (ca. 80 m oberhalb des Tals!) über angeblich 139 Stufen (lt. entgegenkommenden, laut zählenden Kindern) plus einige zusätzliche Höhenmeter erklomm.

Wenn ich mich recht erinnere ist das doch die Bahn, mit dem Barfußpfad oben, oder? Ob nur aus der üblichen Gedankenlosigkeit heraus oder bewusst zur Kundenlenkung nach oben: Die ursprünglich weichen Waldwege waren mit viel Schotter "gepflegt", alle paar 100m standen zuminderst an Steilstellen entsprechende Vorratsbehälter herum. Auch Holzbrücken wurden dabei nicht ausgespart, und an schönen naturbelassenen Seiten-Wegen wurde extra gewarnt: "Rutschgefahr! Weg nicht geschottert!"

Angesichts der fortgeschrittenen Zeit kehrte ich schon vor Erreichen des Lautersees wieder um und ging durch das Laintal/Leintal (? - die wie üblich detail-getreue Kompaß-Karte - IRONISCH GEMEINT! - gibt keine Auskunft...) bergab. Ausgerechnet die steilste Passage (an diesem vorgesehenen "Ruhetag" für meine Knie!) war aber landschaftlich die schönste und splitt-mäßig unerwartet die harmloseste: Durch die offenbar kürzlich erfolgte Erneuerung des Holzgeländers war der zwar reichlich gestreute Schotter in einer schmalen Spur durch viel Sägemehl unschädlich gemacht, der ich ins Tal folgte.

In Mittenwald wurde meine Barfüssigkeit (und meine Waden) noch von einer alten Dame ausführlich gelobt. Sie erzählte mir, Ihr Mann hätte früher immer von x bis y (in der Tat: die Monate ohne "r" !) 1 ½ Stunden lang morgens und abends barfuß laufen müssen.

Schließlich bin ich mit dem außergewöhnlich leeren Zug um 17:13h Richtung Augsburg zurückgefahren. Bei der landschaftlich für mich besonders interessanten (da von mir selten befahrenen) Strecke am Ammersee-Westufer entlang war es aber leider schon fast dunkel; aber die 5- bzw. 4-Minuten-Anschlüsse in Geltendorf und München klappten problemlos.

Gruß

Leo


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