Der andere Barfüßer (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Tuesday, 20.02.2007, 12:28 (vor 6424 Tagen) @ Markus U.

Hallo Markus,

die Erlebnisse bei der Sportveranstaltung selbst habe ich bewußt noch nicht näher gebracht. Das Foto von mir habe ich gesehen, aber ich habe es nicht näher erwähnt. Mich interessierte, ob Forumsteilnehmer den Link
http://www.reusslauf.ch/
von der Veranstaltung näher durchstöbern und dann über das Foto stolpern. Und FrankX hat es tatsächlich gefunden.

Kurz vor dem Start des ersten Laufes war ich dort angekommen. Zuerst liefen Kinder. Dabei sah ich auch bekannte Gesichter. Es waren die Zwillinge aus Uffikon, die schon mehrfach barfuß an Laufveranstaltungen teilgenommen haben. Diesmal aber trugen sie Schuhe. Wer die Teilnehmerliste durchgeht, wird feststellen, daß alle sechs Läufer, die aus Uffikon stammen, dieser sportlichen Familie angehören.

Was mir auffiel: Die Reaktionen auf meine Barfüßigkeit waren hier anders als irgendwo in der Stadt. Lediglich Kinder verhielten sich kaum anders, sie machten große Glotzaugen oder tuschelten "barfuß". Erwachsene Zuschauer reagierten nur selten, erwachsene Läufer dagegen nicht. Dagegen hörte man manch einen Kommentar von Nordic Walkern, meistens von weiblichen, aber nichts bösartiges. Von weiblichen Teenagern ist man ja gewöhnt, daß sie kichern, wenn sie jemanden barfuß erblicken. Hier geschah es nicht. Offensichtlich haben mich viele wohl auch für einen Läufer gehalten, möglicherweise für einen, der sich Blasen geholt hat und deswegen die Schuhe ausgezogen hat.

Um 13.30 Uhr startete die Hauptgruppe. Unter anderem laut Teilnehmerliste auch Franz Studhalter aus Oberwil BL. Er ist dafür bekannt, daß er bei Laufveranstaltungen immer barfuß und nur mit einer kurzen Turnhose bekleidet antritt. Diesmal sah ich ihn aber nicht am Start. Kein Wunder bei dem Gedränge! Aber ich sah, als er ins Ziel kam, in der üblichen Aufmachung. Nach dem Lauf ging er gleich unter eine Dusche, die am Ziel aufgestellt war. Dann zog er sich ein T-Shirt (nicht mehr) über und entfernte sich. In Richtung Auto?

Das Gelände war überaus barfußfreundlich. Es gab viele Rasenflächen, auch wanderte ich über die grasbewachsenen Wälle der Schießanlage, von wo ich einen guten Überblick hatte. Schotter suchte man im Zuschauerbereich vergeblich. Und auf der Laufstrecke? War sie barfußfreundlich? Ich wollte es wissen! Die letzten Läufer waren um 14.30 Uhr gestartet. Ich wartete noch, dann folgte ich mit dem Velo. Teilweise Asphalt, teilweise Wege, die offensichtlich vorher "geharkt" wurden. Vermutlich ist dort ein Trecker durchgefahren, der irgendetwas hinter sich her zog, um Äste usw. zu entfernen. Teilweise richtig matschig, an einigen Stellen kam auch Schotter hervor, anderswo waren Sägespäne gestreut. Meines Erachtens also ideal, um dort eine Barfußwanderung zu unternehmen, nicht aber, um barfuß um hundertstel Sekunden zu kämpfen.

Nach einiger Zeit hatte ich die letzten Läufer eingeholt. Solange sie einzeln waren, konnte ich sei überholen. Später aber wurden es immer mehr, so daß ich in einen Seitenweg einbog und auf anderem Weg zurück zum Startplatz fuhr.

An und für sich bin ich ja kein spezieller Freund von Sportveranstaltungen. In ein Fußballstadion kriegen mich keine zehn Pferde, weder barfuß, noch mit Schuhen. Aber wieso hier. Hängt es vielleicht damit zusammen, daß bei einer Volkssportveranstaltung keine Abgrenzung zwischen den Sportlern und den Zuschauern ist? Man kann sich frei bewegen, während man im Fußballstadion an einen Sitzplatz gefesselt ist, hermetisch abgeriegelt von den Fußballern. Beim Volkssport finden auch kaum Brutalitäten standen, weder unter den Sportlern, noch unter den Zuschauern. Und beim Fußball? Je mehr Geld im Spiel ist, desto brutaler ist es, leider! Und der konsumorientierte Spießer hat für die Dinge etwas über, die Geld kosten. Dinge, die nichts kosten (z.B. Barfußlaufen), sind nicht nach seinem Geschmack.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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