Barfußpfadgeschichten (Hobby? Barfuß! 2)

Lorenz ⌂, Stammposter, Saturday, 10.02.2007, 22:41 (vor 6433 Tagen)

Hallo miteinander,

ich hätte es ja nie für möglich gehalten, dass ich mal zum Geschichtenschreiber werde. Aber nachdem ich kürzlich schon Gunter Duecks Geschichte "Du Ziegelstein" in "Du Trampeltier" umgedichtet habe, hat es mich heute schon wieder in den Fingern gejuckt. "Im Tal der Königinnen" ist eine persönliche Geschichte vom Zauber der Natur, der den Lebensweg von Menschen bestimmt.

Ob ich das auf meiner Barfußparkseite einbinde, will mich noch ein paarmal überschlafen -- ich will mich ja nicht blamieren. Und meines schriftstellerischen Talents bin ich mir wirklich nicht sicher.....

Also seid gnädig mit mir!

[image] www.barfusspark.info

Barfußpfadgeschichten

tanja, Sunday, 11.02.2007, 10:46 (vor 6433 Tagen) @ Lorenz

Hallo Lorenz,
"Du Trampeltier" hat mir echt gut gefallen. Ich finde es zwar etwas krass, gleich von einer Schändung einer Kinderseele zu sprechen, ich hab es aber auch absolut nicht gemocht, von meinen Eltern Schuhe befohlen bekommen zu haben wenn man hätt barfuss gehen können. Du bist auf die Geschichte gekommen, weil genau das in deinem Barfusspark psssiert ist. Es muss ja manchmal ein Drama gewesen sein, wenn das Kind danach barfuss weiterlaufen wollte und nicht durfte. War das der krasseste Fall oder gabs noch schlimmere?

Liebe Grüße,

tanja

Barfußpfadgeschichten

Lorenz ⌂, Stammposter, Sunday, 11.02.2007, 14:30 (vor 6433 Tagen) @ tanja

Hallo Tanja,

"Du Trampeltier" hat mir echt gut gefallen. Ich finde es zwar etwas krass, gleich von einer Schändung einer Kinderseele zu sprechen, ich hab es aber auch absolut nicht gemocht, von meinen Eltern Schuhe befohlen bekommen zu haben wenn man hätt barfuss gehen können. Du bist auf die Geschichte gekommen, weil genau das in deinem Barfusspark psssiert ist. Es muss ja manchmal ein Drama gewesen sein, wenn das Kind danach barfuss weiterlaufen wollte und nicht durfte. War das der krasseste Fall oder gabs noch schlimmere?

Ehrlich gesagt, die Idee für die Geschichte ist geklaut von Gunter Duecks Geschichte "Du Ziegelstein" -- einschließlich der krassen Formulierung mit der Schändung der Seele. Er schildert darin eine Situation an der Ladenkasse, ich habe das umgedichtet. Und Gunter Dueck fand das o.k. und hat mir erlaubt, die abgewandelte Geschichte auf meinem Webspace zu publizieren. Ich wollte mit der Geschichte sagen, dass die Erziehung zu Schuhetragen einhergeht mit einem Verlust der Verbindung mit der Natur. Dueck hebt mit seinem Text dagegen auf die Unterdrückung der Eigeninitiative ab.

Im Barfußpark habe ich eine solche Situation noch nicht so erlebt. Wenn Fußtastpfade bei Kinderfesten angeboten werden, sieht man allerdings immer etliche Mütter total verkrampft mit den Kinderschuhen in der Hand am Ende des Parcours stehen, um zu sicherzustellen, dass das Kind ja keinen unkontrollierten barfüßigen Schritt ins Gelände tut.

Einen krassen Fall sah ich allerdings an einem Naturistenstrand in Korsika. Ich ging gerade vom sandigen Strand zu unserem Bungalow. Man musste ein paar Meter weit über einen Kalkfelsen gehen, dann ging es wieder angenehm auf sandigen Wegen weiter. Ganz kurz danach kam eine französische Mutter mit zwei Kindern. Die zogen zu Beginn des Felsens ihre Schlappen an. Als sie am Weg waren, zog eines der Kinder (ca. 9 Jahre alt) die Schlappen wieder aus, nachdem es mich barfuß weitergehen sah. Da schrie es die Mutter an: "Mets tes chaussures!!" (Zieh seine Schuhe an!) und schlug es mit dem Handtuch. Diesen Befehlsruf hört man oft an französischen Stränden. Etwas perplex bin ich immer, wenn Menschen, die sich völlig unbefangen textilfrei bewegen, solche Probleme mit der Nacktheit der Füße haben. Ohne den netten französischen Teilnehmern dieses Forums zu nahe treten zu wollen, ist es doch mein Eindruck, dass Barfußgehen in Frankreich weniger Akzeptanz findet als im deutschsprachigen Raum.

Barfüßige Grüße von Lorenz

[image] Gesundes Leben auf freiem Fuß

Noch eine Barfußgeschichte

Barfußpogo, Monday, 12.02.2007, 01:02 (vor 6432 Tagen) @ Lorenz

Ich habe letzten Sommer in Tübingen auch ein krasses Erlebnis mit (wohlmeinenden) Eltern miterlebt. Ich sass barfuß am Neckarufer und las ein Buch, als eine Familie mit einem kleinen, etwa 4jährigen Mädchen sich nebenan auf eine Decke setzten.
Das Mädchen sah mich an und sagte dann zu den Eltern: "Ich will meine Schuhe ausziehn!" Die Mutter verbat ihr das mit dem Hinweis auf Disteln und Brennnesseln auf der Wiese.
Als das Mädchen dann etwas in der Blumenwiese herumrannte, wurde sie sofort zurückgerufen: "Bleib hier und setz dich!"
Als sie eine Blume pflücken wollte, sagte die Mutter: "Lass das. Nicht die Blumen kaputtmachen!"
Und als das arme Mädchen schließlich zu den Eltern zurückrannte, stolperte sie, fiel und hatte einen Grasfleck auf der Hose. Die Mutter schimpfte natürlich wieder: "Schau mal, was du da gemacht hast. Ganz Toll!"
Als das Mädchen fragte, ob das schlimm sei, bekam sie zur Antwort: "JA, sehr schlimm."
Sie hatte also nur noch die Möglichkeit, sich neben die Eltern zu setzen, und sagte: "Papa, spielst du mit mir?" Und Papa meint: "Jetzt nicht, ich lese!"

Was nimmt das Kind aus solchen Erfahrungen mit, in dieser prägenden Lebensphase? Natur ist bäh und außerdem gefährlich, man darf nichts machen, was Spaß macht, und alles, was man unternimmt, ist falsch. Bleibt nur zu hoffen, dass das Kind sich spätestens in der Pubertät von den Eltern emanzipiert, und aus Protest barfuß läuft, oder?

Das Leben kann traurig sein....

Lorenz ⌂, Stammposter, Monday, 12.02.2007, 02:17 (vor 6432 Tagen) @ Barfußpogo

Sie hatte also nur noch die Möglichkeit, sich neben die Eltern zu setzen, und sagte: "Papa, spielst du mit mir?" Und Papa meint: "Jetzt nicht, ich lese!"

In solchen Fällen denke ich mir immer, dass sich die Leute das Kind nur zugelegt haben, um Hundesteuer zu sparen....

Ich finde immer mehr, dass es ganz viel bringt, Schulen und Kindergärten zu Barfußaktionen zu bewegen. Mit vernünftigen Angeboten wie Fühlpfaden, Fußgymnastik und Ausflügen zu Barfußpfaden läuft man da offene Türen ein und hilft, Defizite der familiären Erziehung auszugleichen.

Mach's gut und unbeschuht, Lorenz

[image] Sensomotorische Sportstunden

Über Generationen hinweg

Michael K. (BO), Stammposter, Monday, 12.02.2007, 08:26 (vor 6432 Tagen) @ Barfußpogo

"Bleib hier und setz dich!"
"Lass das. Nicht die Blumen kaputtmachen!"
"Schau mal, was du da gemacht hast. Ganz Toll!"
"JA, sehr schlimm."
"Jetzt nicht, ich lese!"

Hm, das ist doch alles lustig! Echte Realsatire. Zivilisation live. Du hättest dann eine Clownnase aufsetzen und die Situation auflockern können, indem Du erst demonstrativ über die Wiese rennst, dann drei Gänseblümchen pflückst und sie betont freundlich der Kontrollfamilie reichst. Die bösen Blicke müsstest Du dann allerdings schon aushalten. Und es ist ja nicht so, dass eine Kontrollfamilie im eigenen Garten Gänseblümchen tolerieren würde -- alles Unkraut™! Weg damit!

Klar, so etwas fällt einem erst hinterher ein, wenn man sicher vom heimischen Herd aus ins Netz predigen kann. Geht mir jedenfalls so.

Was nimmt das Kind aus solchen Erfahrungen mit, in dieser prägenden Lebensphase?

Das gleiche, was die Eltern auch schon mitgenommen hatten und nun unreflektiert nachahmen, auch wenn es sie total auslaugt, jede Regung eines Menschen kontrollieren zu müssen. Lorenz' Kommentar bezüglich der Hundesteuer schickt da schon.

Natur ist bäh und außerdem gefährlich, man darf nichts machen, was Spaß macht, und alles, was man unternimmt, ist falsch. Bleibt nur zu hoffen, dass das Kind sich spätestens in der Pubertät von den Eltern emanzipiert, und aus Protest barfuß läuft, oder?

Ich finde, dass es nach der Wahl zwischen Pest, Pocken und Cholera riecht. Im Grunde spielen alle Beteiligten ihre Rollen in einem Spiel, und wenn sie nicht irgendwann zwischendurch aufwachen oder ihren Text vergessen, dürfte die nächste kaputte Restfamilie dabei herauskommen, die in ihrer erlernten Hilflosigkeit vom großen Bruder abhängig ist. Das freut natürlich den großen Bruder, der selber das Prinzip Kontrolle über alles schätzt. Irgendwer gewinnt also immer.

Es ist ja fraglich, ob die Kleine sich in zehn Jahren ausgerechnet an die Wiesenepisode erinnert und deshalb zielgerichtet barfuß zur Heilung läuft. Das kann zum Glück sein. Allerdings müsste ich dann hier aufhören zu tippen, weil alles gut wird und es keine Moral zu verbreiten gibt, was Prediger aber gar nicht mögen ;-).

Es wäre also auch möglich, dass das Kind einfach irgendwann abschaltet und alle Verletzungen und Missachtungen ihres Selbst klaglos über sich ergehen lässt. Das sind dann die überall anzutreffenden Menschen, die ohne Selbstvertrauen stereotyp denken müssen und sich mangels erlebter Lebensfreude kalt und zombiehaft verhalten. Lebende Tote mit auf Kosten von neunzig Prozent des Planeten erlangter guter körperlicher Lebenserwartung, klingt höllisch.

Im schlimmsten Fall landet es dann als eine der jungen Mütter in der Zeitung, die ihre eigenen Kinder so extrem gequält haben, dass sich sogar das Prinzip Kontrolle ertappt fühlt und einen Schauprozess anleiert, um sich von sich selbst abzulenken: "Schaut mal, diese böse/kranke Frau! Gut, dass bei uns braven Bürgern alles unter Kontrolle ist."

Und selbst wenn das Mädchen rebelliert, gewinnt die Kontrolle noch, weil man nur gegen existierende und ernst zu nehmende Gegner rebellieren kann. Was man angreift, stärkt man -- das nutzen unsere bösen Feinde etwa in ihren an fossilen Rohstoffen reichen Gegenden gerade aus, welche unsere schwerfälligen, ängstlichen und kopflastigen westlichen Freunde so lange piesacken können, bis die sich so in Selbstschutzmaßnahmen aller Art eingebuddelt haben, dass sie wie der gefesselte Goliath am Boden liegen. Wenn man starke Stammesstrukturen besitzt, kann man durchaus in Zeiträumen von Generationen denken und heute Opfer bringen, um übermorgen besser leben zu können.

Vielleicht hilft tatsächlich nur der Clown. Man kann lachen, verzweifeln, oder Pfade aufzeigen.

Regnerische Füße,
Michael

Schrecklich

Sabrina, Monday, 12.02.2007, 11:23 (vor 6432 Tagen) @ Barfußpogo

Ich finde diese Geschichte schrecklich, denn hier wird dem Kinde nicht nur jegliche Freiheit genommen, sondrn auch das Gefühl vermittelt, daß es zu nichts taugt und seinen Eltern auch noch unnötige Arbeit aufbürdet (der "sehr schreckliche" Grasfleck").

Da kann ich nur froh sein, meine Kindheit noch im vorigen Jahrhundert verbracht zu haben (Jg. 1979) und überdies bei verständnisvollen Eltern aufgewachsen zu sein, die für meine Anliegen immer ein offenes Ohr hatten. Als Kind bin ich auch viel barfuß gelaufen; meine Eltern haben mich weder daran gehindert noch dazu gezwungen. Als ich dann ins "Teenager"- Alter kam, habe ich schlagartig aufgehört, draußen barfuß zu laufen, weil es "mega- out" war und wir es "doof" fanden (kann ich selber nicht mehr verstehen, daß ich mal so drauf war). Sahen wir mal jemanden barfuß laufen, haben meine Freundinnen und ich sogar darüber abgelästert ("der kann sich keine Schuhe leisten"), weil wir irgendwie meinten, nur Penner liefen barfuß (obwohl ich in Wirklichkeit nie einen Penner habe barfuß gehen sehen). Ich mußte 24 Jahre alt werden, um die Freuden des Barfußlaufens wieder zu entdecken und ganz langsam nach und nach lernen, auf verschiedenen Untergründen überhaupt gehen zu können. Auch heute finde ich manche Böden einfach zu krass, denn auf Bruchschotter kann ich nicht gehen, sondern nur unter Schmerzen herumeiern. Aber ich bin sowieso viel lieber in der Stadt unterwegs.

Liebe Grüße,
Sabrina

Schrecklich

Jay, Stammposter, Monday, 12.02.2007, 16:19 (vor 6432 Tagen) @ Sabrina

Hi Sabrina,
es gibt etwas, was am Schluß solcher Szenarien für einen BF-Idealisten noch schlimmer ist (ich vermute, daß es Lorenz nicht anders geht):
Solchen Szenen zuschauen zu müssen und nichts tun zu können. Keine Möglichkeit, die Eltern anzusprechen, weil man sich sonst einmischt, auch nicht, für das Kind Partei zu ergreifen a 'la "Lassen Sie das Kind doch barfußgehen. Was tut denn das? Wem schadet das?". So bleibt allenfalls, wenn man einem solchen Ereignis begegnet, per ganz dezentem verwunderten Gesichtsausdruck, Hochziehen der Augenbrauen, ggf. noch ganz leichtem Achselzucken dies auszudrücken. Nur müßte man sich auch das schon verkneifen, weil das Kid nämlich genau das sieht & dann der Zoff losgeht: "Aber Mum'/Dad, die/der Frau/Mann läuft ja auch barfuß!" etc. etc.
Alles bekannt & hier oft genug beschrieben.
Eines offenbarte dein kurzbiografischer Bericht aufs Neue und bringt mich 'grad auf die sehr grob plump-abstrakte Formulierung: Wie war es möglich bzw. wie wurde es bewerkstelligt, daß binnen ein paar Jahren in krassem Gegensatz zu vorher BF plötzlich mega-out war? Warum erscheint die Umkehrung hiervon (daß BF plötzlich wieder und stabil mega-in ist) so schwer, so unwahrscheinlich bis undurchführbar, trotz (im Vergleich zu den 1970ern) ungleich höherem Gesundheitsbewußtsein, Wellness-Welle + Ökobewußtsein? Lorenz hat mit seiner Idee, die sich an die 'Gutbürgerlichen' wendet, genau recht. Trotzdem nehmen die 'Gutbürgerlichen' aus dem BF-Park nichts mit.
Oft ist hier z. B. beschrieben worden, daß BFs so gut wie nie Haltungsschäden, Rückenschmerzen & dergleichen haben bzw. dies dadurch wieder beseitigt wurde (kann ich ebenfalls bestätigen). Man müßte irgendwie eine Zusatzstrategie* entwickeln, daß die Betroffenen ihrem bescheuerten AG sagen: Sorry, aber ich bin nicht mehr dazu bereit, bloß Ihrer Büro-Stil-& Etikettekultur zuliebe Rückenschmerzen in Kauf zu nehmen, wenn ich sie alternativ als BF nicht haben müßte.
Nur geht das eben nicht wg. der hohen Arbeitslosigkeit. In den 70ern und frühen 80ern waren Prozesse um "Kleiderordnungen aus anderen als Sicherheitsaspekten" für die Arbeitgeber ungewinnbar. Heute ist es genau invers.
Sabrina: Ich weiß, daß du in festen und besten Händen bist und ziele auf nichts in dieser Richtung ab. Ich habe aus Kai´s Gelber Karte spezielle Lehren gezogen: Falls du ein paar Tips in Sachen "Gelbe Karte-Risikominimierung unter bestimmten Ereigniskonstellationen" haben willst, kannst du mich gerne einmal unter 3061-154@online.de anmailen.
Liebe Grüße, Jay
--
*) @ Lorenz: Sobald man weiß, daß eine hinreichend große Zahl an Probanden mit BF ihre Wirbelsäulenbeschwerden & anderes Schmerzhaftes wegbekam, sollte man sich nicht scheuen, auf die eigene Page etc. unverblümt 'reinzuschreiben: Besuchen Sie öfters unseren BF-Park. Wir führen es Ihnen vor.
Wer will schon Schmerzen haben, wenn er irgendwo weiß, daß er sie nicht zwingend haben müßte? Nur deswegen wurden überhaupt Schmerzmittel erfunden.

Schrecklich

Sabrina, Tuesday, 13.02.2007, 14:17 (vor 6431 Tagen) @ Jay

Hi Sabrina,
es gibt etwas, was am Schluß solcher Szenarien für einen BF-Idealisten noch schlimmer ist (ich vermute, daß es Lorenz nicht anders geht):
Solchen Szenen zuschauen zu müssen und nichts tun zu können. Keine Möglichkeit, die Eltern anzusprechen, weil man sich sonst einmischt, auch nicht, für das Kind Partei zu ergreifen a 'la "Lassen Sie das Kind doch barfußgehen. Was tut denn das? Wem schadet das?". So bleibt allenfalls, wenn man einem solchen Ereignis begegnet, per ganz dezentem verwunderten Gesichtsausdruck, Hochziehen der Augenbrauen, ggf. noch ganz leichtem Achselzucken dies auszudrücken. Nur müßte man sich auch das schon verkneifen, weil das Kid nämlich genau das sieht & dann der Zoff losgeht: "Aber Mum'/Dad, die/der Frau/Mann läuft ja auch barfuß!" etc. etc.
Alles bekannt & hier oft genug beschrieben.

Hallo Jay,

ich hätte große Hemmungen, in einem solchen Falle einzuschreiten, da meine Eltern mich dazu erzogen haben, mich nicht in die Angelegenheiten fremder Leute, die mich nichts angehen, einzumischen.

Eines offenbarte dein kurzbiografischer Bericht aufs Neue und bringt mich 'grad auf die sehr grob plump-abstrakte Formulierung: Wie war es möglich bzw. wie wurde es bewerkstelligt, daß binnen ein paar Jahren in krassem Gegensatz zu vorher BF plötzlich mega-out war? Warum erscheint die Umkehrung hiervon (daß BF plötzlich wieder und stabil mega-in ist) so schwer, so unwahrscheinlich bis undurchführbar, trotz (im Vergleich zu den 1970ern) ungleich höherem Gesundheitsbewußtsein, Wellness-Welle + Ökobewußtsein? Lorenz hat mit seiner Idee, die sich an die 'Gutbürgerlichen' wendet, genau recht. Trotzdem nehmen die 'Gutbürgerlichen' aus dem BF-Park nichts mit.

Aus meiner Sicht sind "Barfußparks" so überflüssig wie nur irgendwas. Früher hätte ich über den Gedanken, eigens einen Ausflug zu machen, um irgendwo barfuß zu gehen, und dafür auch noch Eintritt zu bezahlen (barfuß war ich nur im Freibad, bin aber mit Schuhen hin und auch wieder zurück, kostete ebenfalls Eintrittsgeld) lauthals gelacht, und heute laufe ich überall barfuß, so daß ich eine solche Einrichtung gar nicht brauche. Somit gilt sowohl vom (früheren) schuhetragenden als auch vom (heutigen) barfüßigen Standpunkt hinsichtlich von "Barfußparks": kein Bedarf!

Was die 70er Jahre betrifft, habe ich (Bj.1979) sie eigentlich nicht mehr erlebt, und wie ich schon schilderte, war ich als Kind im Sommer oft barfuß, auch draußen und auf dem Spielplatz, aber nie im Kindergarten oder in der Schule, und als ich so etwa acht Jahre alt geworden war, war damit für die nächsten sechzehn Jahre Schluß. Über die Gründe habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht, und damals war es mir gar nicht aufgefallen. Ich hatte einfach aufgehört, draußen barfuß zu sein, ohne daß ich das regelrecht beschlossen hätte. Auch von meinen Freundinnen war keine barfuß, und von den Jungs erst recht keiner (den hätten wir auch ausgelacht).

Oft ist hier z. B. beschrieben worden, daß BFs so gut wie nie Haltungsschäden, Rückenschmerzen & dergleichen haben bzw. dies dadurch wieder beseitigt wurde (kann ich ebenfalls bestätigen). Man müßte irgendwie eine Zusatzstrategie* entwickeln, daß die Betroffenen ihrem bescheuerten AG sagen: Sorry, aber ich bin nicht mehr dazu bereit, bloß Ihrer Büro-Stil-& Etikettekultur zuliebe Rückenschmerzen in Kauf zu nehmen, wenn ich sie alternativ als BF nicht haben müßte.
Nur geht das eben nicht wg. der hohen Arbeitslosigkeit. In den 70ern und frühen 80ern waren Prozesse um "Kleiderordnungen aus anderen als Sicherheitsaspekten" für die Arbeitgeber ungewinnbar. Heute ist es genau invers.

Da kann ich ja nur froh sein, daß ich keine Arbeitnehmerin bin. Ich bin gelernte Schneiderin und nähe Kleider für einen kleinen Kreis von Stammkundinnen (hab' keinen Laden, ist nur Mundpropaganda und fast schon mehr Hobby als Lebensunterhalt), und mein Mann verdient ja ganz gut.

Ganz liebe Grüße,
Sabrina

Schrecklich

Descalzar, Monday, 12.02.2007, 18:30 (vor 6432 Tagen) @ Sabrina

Sahen wir mal jemanden barfuß laufen, haben meine Freundinnen und ich sogar darüber abgelästert ("der kann sich keine Schuhe leisten"), weil wir irgendwie meinten, nur Penner liefen barfuß (obwohl ich in Wirklichkeit nie einen Penner habe barfuß gehen sehen).

Hi Sabrina,
das Ablästern scheint normal für pubertierende Mädchen zu sein.
Habs eben wieder beim Gang durch die Stadt festgestellt. Auf dem Weg zur Post kam ich am Jugendzentrum vorbei, vor dem sich immer jugendliche aufhalten. Es lungerten nur Jungs herum. Keiner verlor auch nur ein Wort über meine Barfüßigkeit. Auf dem Rückweg verließ grad eine Gruppe Mädels das Jugendzentrum und schon fingen sie an zu kichern, als sie mich sahen.
Ich habs als pbertierendes Gehabe hingenommen, weil ich weiß, daß wenn mirt euins dieser Mädchen allein begegnet wäre, sie nicht gekichert hätte.

Gruß und Fuß,

Descalzar

Schrecklich

Sabrina, Tuesday, 13.02.2007, 14:24 (vor 6431 Tagen) @ Descalzar

Hi Sabrina,
das Ablästern scheint normal für pubertierende Mädchen zu sein.
Habs eben wieder beim Gang durch die Stadt festgestellt. Auf dem Weg zur Post kam ich am Jugendzentrum vorbei, vor dem sich immer jugendliche aufhalten. Es lungerten nur Jungs herum. Keiner verlor auch nur ein Wort über meine Barfüßigkeit. Auf dem Rückweg verließ grad eine Gruppe Mädels das Jugendzentrum und schon fingen sie an zu kichern, als sie mich sahen.
Ich habs als pbertierendes Gehabe hingenommen, weil ich weiß, daß wenn mirt euins dieser Mädchen allein begegnet wäre, sie nicht gekichert hätte.
Gruß und Fuß,
Descalzar

Hallo Descalzar,

das hast du ganz richtig beobachtet. Als junges Mädchen konnte ich, vor allem wenn ich mit meinen Freundinnen zusammen war, über alles mögliche kichern. Meinen Vater hat das manchmal auf die Palme gebracht, aber meine Mutter hat ihn immer besänftigt: "Laß sie doch; der Ernst des Lebens wird sie schon noch früh genug einholen." Recht hatte sie :-)

Ganz liebe Grüße,
Sabrina

Schrecklich

Descalzar, Tuesday, 13.02.2007, 19:43 (vor 6430 Tagen) @ Sabrina

Hallo Descalzar,
das hast du ganz richtig beobachtet. Als junges Mädchen konnte ich, vor allem wenn ich mit meinen Freundinnen zusammen war, über alles mögliche kichern. Meinen Vater hat das manchmal auf die Palme gebracht, aber meine Mutter hat ihn immer besänftigt: "Laß sie doch; der Ernst des Lebens wird sie schon noch früh genug einholen." Recht hatte sie :-)
Ganz liebe Grüße,
Sabrina

Hi Sabrina,
heute habe ich diese Tatsacher wieder geballt feststellen müssen. War ein paar Stunden in Oldenburg in der Fußgängerzone einkaufen und die heftigsten (von mir nebenher wahrgenommenen= Reaktionen kamen wieder einmal von den Mädchen. Aber das kennt man ja und steht über den Dingen

Gruß und Fuß,

Descalzar

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