Barfüßer sind Individualisten UND Herdenmenschen (Hobby? Barfuß! 2)

JohnK, Stammposter, Friday, 09.02.2007, 15:08 (vor 6435 Tagen) @ Kathrin

Hallo Kathrin,

Nun zum Titel. Ich frage mich, ob die Streitigkeiten der letzten Tage auch damit zu tun haben, daß Barfüßer überwiegend Individualisten sind.

Barfußläufer sind in jedem Fall individualistisch genug, sich der(noch) geltenden Gesellschaftsnorm, Schuhe zu tragen, entgegen zu stellen. Und: Jede/r hat ihre/seine ganz eigene Motivation, barfuß zu sein und die eigene Meinung hier im Forum zu vertreten. Das reale Leben sollte aber nicht mit dem in einem Internet-Forum verwechselt werden. Hier ist es viel einfacher, andere zu kritisieren, weil dem anderen dabei nicht in die Augen gesehen werden muß. Die Streithähne, die sich im Forum die konträren Meinungen an den "Kopf" werfen, sind bei Barfußwanderungen friedlich vereint.

Vielleicht wäre es uns überhaupt nicht recht, wenn Barfußlaufen plötzlich der Trend würde und die Welt voll von nackten Füßen wäre. Wir würden uns dann doch nicht mehr von der Masse unterscheiden.

Dem stelle ich entgegen, daß die Barfuß-Initiative-Berlin sich im Herbst 2005 mit dem Ziel gegründet hat, den Gedanken des Barfußlaufens zu verbreiten, möglichst viele Menschen vom Barfußlauufen zu überzeugen und mit ihnen barfuß zu wandern. Aufgrund unserer Arbeit wurde seitdem in mehreren regionalen und überregionalen Radiosendern und Zeitungen über das Barfußwandern und unsere Initiative berichtet (RBB-Fernsehen, Deutsche Welle, Deutschlandfunk, Manager Magazin, Berliner Tagesspiegel uva.)

Der Gedanke kam mir, als ich von einer Aktion der Pfadfinder Dortmund-Scharnhorst erfuhr. Die Rückfahrt von einem Sommerlager an der Mecklenburger Seenplatte mit Zwischenstopp in Berlin bestritten alle barfuß. Wer mehr darüber wissen will: www.dpsg-scharnhorst.de und dann links oben auf die grüne Fahne klicken.
Als ich die Bilder sah, fühlte ich mich gar nicht wohl. Es kam mir vor wie eine Aktion, die beschlossen wurde und bei der alle mitmachen müssen, und wer nicht will, ist der Buhmann.

Eine Vermutung, mehr nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei irgendeiner Fahrt mit Kinderin und Jugendlichen eine generelle Barfußdirektive ausgesprochcen wird. (Das würden die nie und nimmer geschlossen auf Befehl mitmachen.) Noch dazu wenn diese Minderjährigen auf Autobahnen, Rastplätzen und in der Hauptstadt unterwegs sind. Wer sollte denn für etwaige Verletzungen die Verantwortung übernehmen? Die Leiter dieser Pfadfindergrupe würden dies niemals tun. Ich gehe eher her davon aus, dass es eine Spontanaktion der Teilnehmer war - und das würde ich in jedem Falle überaus begrüßen.

Wer barfuß läuft, unterscheidet sich von der großen Mehrheit. Wenn er damit auffallen will, sowieso, und wenn er es aus Naturverbundenheit tut, handelt er auch gegen den allgemeinen Trend.

Der allgemeine Trend geht ganz entgegen Deiner Auffassung in genau die entgegengesetzte Richtung. Wenn Du aufmerksam durch unser Land gehst, wird es Dir auffallen. Denk doch nur an die immer weiter steigende Zahl der Barfußpfade. Viele, oft kleine, Gemeinden überlegen z.Zt., eine Kneipp-Anlage oder Barfußpfad mit dem Ziel der Steigerung von Attraktivität und Bekantheitsgard anzulegen und um ihren Besuchern eine weitere Attraktion zu bieten. Die Barfuß-Initiative-Berlin hat bereits mehrere Anfragen von Verwaltungen Brandenburger Naturschutzgebiete mit der Bitte um Planung und Durchführung von öffentlichen Barfußwanderungen erhalten. Es besteht also mittlerweile sogar ein öffentliches Interesse am touristischecn Gewinn von Barfußwanderungen.

Lorenz tut alles dafür, mehr Menschen zum Barfußlaufen zu bewegen. Ihm wäre es sicherlich willkommen, wenn Barfußlaufen nun plötzlich der Trend würde, weil er Spaß daran, dies mit anderen zu tun.

Lorenz Kerscher ist ein anerkannter Fachmann auf dem Gebiet der Konzipierung von Barfußpfaden. Jedem, der sich in Deutschland mit der Förderung des Barfußlaufens befasst, sind seine vielfältigen Bemühungen bekannt. Seine Erfolge sprechen für ihn. Das mußt Du nicht tun. Im Gegensatz erscheint mir Deine Ausführung wie eine Anbiederung.

Vielleicht ist das aber etwas, was viele nicht möchten, weil sie dann nichts Besonderes mehr wären. Sie möchten, natürlich, daß ihr Verhalten von anderen akzeptiert wird, aber nicht, daß alle es plötzlich mitmachen.

Dem steht ja eine ganze Berliner Initiative entgegen ;-)

Ich habe den Eindruck, daß die Männer, die jeder barfüßigen Frau hinterher glotzen, sehr angepasste Menschen sind, die sich nach Individualität sehnen.

Diese Ausgrabung aus der feministischen Mottenkiste hättest Du Dir sparen können: Männerfeindlich, unreflektiert, pauschaliert! Ich wehre mich persönlich dagegen!

Einer wie Lorenz, der die breite Masse für das Barfußlaufen begeistern möchte, passt deshalb vielen nicht in den Kram.

Dem muß von meiner Seite aus nichts mehr hinzugefügt werden.

Liebe Grüße
Kathrin

Grüße aus Berlin,
Johannes


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