Neu im Forum (Hobby? Barfuß! 2)
Nachdem ich jetzt lange Zeit von aussen das Innenleben des Forums beobachtet habe, denke ich, dass ich auch mein Scherflein beitragen will. Ich wohne in der Schweiz, und habe letzten Frühsommer in Frankreich in den Ferien damit angefangen, Schuhe zu meiden. Ich ging jeden Morgen drei Kilometer weit auf übelstem rauen Asphalt Brot und Croissants holen und kriegte derart krasse Blasen, dass ich tagelang nicht mehr richtig laufen konnte. Ich ging davon aus, dass das der Eintrittspreis wäre und wurde nicht enttäuscht. Seither kriegte ich nie mehr Blasen an den Füssen, obschon ich im Herbst barfuss auf den Baou de St-Jeannet wanderte, einen Aussichtsberg hinter Cagnes-sur-Mer mit einem Wanderweg der übelsten Sorte (grobes, spitzes Kalkgestein). Ein solcher Weg wünsche ich nicht einmal meinem ärgsten Feind. Schön wars trotzdem. Schlimm sind die Wanderwege in unserer Gemeinde. Alles neu hergerichtet, aber mit einer groben Schotterkörnung aus spitzen Kalksteinen, die einem das Gehen darauf definitiv vermiest. Sonst habe ich nicht viel zu berichten. Ich mache dieselben Erfahrungen, wie man sie schon öfters hier lesen konnte: Zaghaftes und schüchternes Beginnen; weil nichts passiert, mutigeres und häufigeres Barfussgehen, die Feststellung, dass der Boden im Winter wärmer ist als man glaubt, schliesslich die Schuhe als Fremdkörper erlebend. Ich bin nun schon so weit, dass ich auch winters barfuss im Supermarkt und beim Bäcker einkaufen gehe, bislang keine direkten Ansprechungen, nur wenig Getuschel hinter einem, das ich getrost wegstecke. Ich bin heute überzeugt, dass mir das BF-Gehen gesundheitlich viel bringt und das Risiko, sich zu erkälten, mindert. Allerdings habe ich mir schon etwa drei Mal eine Scherbe in die Fusssohle getreten, stets bei Dunkelheit, und hier bin ich nun doch etwas vorsichtiger geworden. Stellen, von denen ich weiss, dass Glasscherben herumliegen können, meide ich nachts. Von der Ankleidung her bin ich nicht freakig, ich kleide mich mit Jeans und Hemd. Jeans und Barfüssigkeit passen meiner Ansicht nach am besten zusammen. Im Smoking oder festlich gewandet würde ich mich barfuss nicht zeigen. Die Frauen haben hier einen natürlichen Vorteil: Eine barfüssige Frau in einer wunderbaren Abendrobe sieht hinreissend aus, ein Mann barfuss daneben im Smoking deppert. Meine Frau hat nichts dagegen, meine Kinder sehen es hingegen nicht gerne, ihnen ist es bald einmal peinlich. Darauf nehme ich Rücksicht. Sie müssen ihre Position im Leben noch finden, ich hingegen habe meinen Baum gepflanzt, meine Kinder gezeugt und mein Haus gebaut. Wie hier schon sehr treffend gesagt wurde, wenn man einmal 50 gewesen ist, dann kann man seine Vorlieben ausleben, es kann einem eigentlich keiner mehr. Mit dieser Einsicht präpariere ich auch sachte meinen Arbeitsort, stets etwas mehr, man muss die Leute an meine Barfüssigkeit gewöhnen. Übrigens: Habt ihr auch beobachtet, dass die Fusssohlen am Fussballen, wenn es sehr kalt ist, eine Art Gelschicht aufbauen, die verhindert, dass die Kälte voll auf den Fuss durchschlägt? Mich dünkt, ich hätte an meinen Füssen etwas in dieser Art beobachtet. Wenn ich dann wieder an der Wärme war, ging dieses Gefühl weg. Nächste Woche fliege ich mit Easyjet nach Nizza, um dort zu wandern und Pétanque zu spielen. Skischuhe an den Füssen zu haben, widert mich an. Vielleicht wag ich die Reise barfuss. Mal sehen, Lust hätte ich dazu.