Zwischen Thyrow und Trebbin (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Thursday, 08.02.2007, 01:35 (vor 6436 Tagen)

Hallo

Da es dem Forum sicher gut tut, wenn statt ständiger Streitereien mal wieder ein Bericht vom Barfußlaufen zu lesen ist, möchte ich euch diesen nicht vorenthalten.
Da gestern strahlender Sonnenschein lockte und ich endlich mal wieder eine ausgedehnte Barfußwanderung brauchte, brach ich bereits früh morgens um halb zehn auf und fuhr nach Märkisch Wilmersdorf im Kreis Teltow-Fläming.
Eigentlich beabsichtigte ich eine Rundwanderung von etwa 20 km zu unternehmen, auf der ich den Bereich zwischen Ludwigsfelde und Trebbin östlich der Anhalter Bahn (Strecke Berlin - Leipzig) genauer erkunden wollte, um dort mögliche Barfußwanderrouten zu beschreiben.
Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, teilweise auch darunter, stellte sich allerdings heraus, dass ich leichte Probleme mit der Temperatur bekam. Der angetaute Boden war matschig nass, die Füße wurden daher ebenfalls nass und kühlten aus. Bei leichtem Frost hätte ich mich wahrscheinlich wohler gefühlt, da meine Füße trocken geblieben wären.
Der Weg führte mich zunächst von Märkisch Wilmersdorf in Richtung Süden auf Sand und uraltem versandetem Kopfsteinpflaster, später auf relativ unebenem Asphalt und Beton bis kurz vor Trebbin. Meine Füße hatten nach etwa einer Stunde gerade eine einigermaßen akzeptable Betriebstemperatur erreicht, als ich eine Stelle erreichte, an der die Fahrbahn etwa 5 cm tief unter Wasser stand! Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich konnte zwar auf einem etwas höher gelegenen Seitenstreifen einigermaßen daran vorbeikommen, jedoch an einer Stelle versank ich dann doch im Wasser, woraufhin meine Füße wieder richtig kalt wurden.
Ein Stück weiter ging es dann wieder etwas besser, da die Wege aber immer wieder matschig waren und ich mir keine Erfrierungen zuziehen wollte, beschloss ich dann von meinem Vorhaben Abstand zu nehmen, und wieder zum Auto zurückzukehren. Allerdings nicht wieder durch den überfluteten Bereich. Wie ich mir vorher schon bei Google-Maps angesehen hatte gab es dort eine kürzere Verbindung, die mich zurückführen sollte, die ich für den Hinweg nur deshalb nicht gewählt hatte, weil sie nicht auf der Karte verzeichnet ist und ich nicht wusste, ob da vielleicht irgendwelche Zäune den Weg versperren. Leider sind die Luftbilder von Google-Maps http://maps.google.de/maps?ie=UTF8&z=13&ll=52.231585,13.263245&spn=0.048048,0.11673&t=h&om=1 auch nur in Großstädten gut und aktuell, auf dem flachen Land sind sie dagegen uralt. Die Umgehungsstraße von Trebbin war dort noch nicht mal als Baustelle zu erahnen.
Ohne Zäune ging es dann tatsächlich nicht, ein paar Gatter waren zu überwinden und extrem matschige Wiesen zu überqueren. Schließlich erreichte ich Märkisch Wilmersdorf noch auf einem anderen Weg, als ich es wollte, erreichte mein Auto aber schließlich trotzdem auf einem angenehmen Weg entlang einer stillgelegten Bahnstrecke.
Da noch reichlich Zeit übrig war, erkundete ich den weiteren Weg mit dem Auto. In Trebbin überquerte der von mir ausgesuchte Weg die Bahn, aber nur inoffiziell. Einen richtigen Bahnübergang gibt es dort nicht, aber ein Trampelpfad führt unübersehbar über die Gleise. Ob man das Überqueren einer Bahnstrecke, auf der bis zu 200 km/h gefahren werden guten Gewissens empfehlen kann, bezweifle ich allerdings.
Hinter Trebbin fand ich dann sehr schöne teils sandige, teils rasenbewachsene Feldwege, die ich bis kurz vor einem Wehr abfuhr. Dort wurde der Weg so matschig, dass ich mich mit dem Auto nicht weiter wagte. Da sich mein linker Fuß aber immer noch nicht recht warm anfühlte, war mir auch nicht so recht nach Barfußlaufen, so dass ich zu meiner Schande gestehen muss, dass ich da meine Arbeitsschuhe (Tevas) anzog. Das fand ich auch durchaus angenehm. Ich entdeckte dann, dass das Betreten der Wehranlagen verboten ist, aber andererseits ein offizieller markierter Wanderweg genau dort hinüber führt. Was man davon nun halten soll?
Im warmen Auto entledigte ich mich wieder meiner "Dienstkleidung", und fuhr zu der Straße, die Thyrow mit Märkisch Wilmersdorf verbindet, um die alte Bahntrasse dort zu erkunden. Inzwischen waren meine Füße warm, da es draußen aber kaum wärmer geworden war, überlegte ich, ob ich jetzt wieder barfuß laufen sollte. Ich entschied mich es zu tun, nahm aber sicherheitshalber die Tevas mit, die ich auf der ersten Runde doch irgendwie vermisst hatte. Damit war ich zwar nach der Ratinger Definition nicht "echt barfuß", aber nach meiner Definition eben doch, da ich nichts an den Füßen hatte. Vermutlich stimmte ich so auch gerade noch mit der Freisinger Definition des Barfuß-Freaks überein, obwohl ich mir gar nicht sicher bin, ob ich überhaupt ein "Freak" sein möchte, nachdem ich mir die dazugehörige Definition in Wikipedia angesehen habe.
Wie auch immer, ich folgte der alten Bahntrasse bis Märkisch Wilmersdorf auf einem angenehmen teils recht weichen Sand-Kies-Gemisch. Der einst sicher vorhandene Schotter war komplett abgetragen worden. Hektometersteine säumten den Weg und alte Eisenbahnschwellen dienten als Zaunpfähle.
In Märkisch Wilmersdorf wollte ich nach Durchquerung des Schlossparks über einen anderen Weg wieder zurück wandern, was mir aber nicht möglich war, da der Schlosspark gesperrt ist und auch nicht umgangen werden kann. Also nahm ich auch wieder die Bahntrasse als Rückweg.
Auf dieser zweiten Wanderung blieben meine Füße übrigens deutlich wärmer. Hier kam ich in den bereits auf der ersten runde erhofften Genuss, der durch die Schuhe im Gepäck in keinster Weise beeinträchtigt wurde. Der Weg war aber auch trockener.

Viele Grüße, barfuß am PC sitzend

Ulrich


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