Der Boden ist kalt! (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Tuesday, 06.02.2007, 12:57 (vor 6503 Tagen)

Sonntag, 4.2.2007: Ausnahmsweise kein Nebel, daher war es über Nacht abgekühlt. Gegen 9 Uhr morgens verließ ich meine Wohnung, es war strahlender Sonnenschein. Der Asphalt war aber unter oder gleich Null Grad, das benachbarte Gras war mit Rauhreif überzogen und einige Pfützen waren mit Eis bedeckt. So merkte ich bald die berühmt-berüchtigten "lausigen 10-20 Minuten" (ich habe nicht auf die Uhr geschaut). Auch überholte mich eine "Bullenschleuder" der Zofinger REGIONALPOLIZEI (seit 1.1.2007 gibt es keine Stadtpolizei mehr, sie wurde mit umliegenden Ortspolizeien zur Regionalpolizei vereinigt, während sie die Aargauer Kantonspolizei auf ihre Kernkompetenzen wie Kriminalität beschränkt). Der Fahrer sah zwar auf meine Füße, fuhr aber weiter. Kurze Zeit später wieder ein Polizeifahrzeug, auch dieses fuhr weiter. Vermutlich war bald Schichtwechsel und sie fuhren in Richtung Polizeiwache. Und wer möchte schon wegen eines "blöden Barfüßers" später Feierabend haben? Niemand, nicht einmal ein Polizist.

Als ich an der Stadtkirche vorbeikam (es war kurz vor Beginn des Gottesdienstes), hörte ich ein paar ältere Leute etwas tuscheln, was ich jedoch nicht verstand. Über Oftringen und Aarburg wanderte ich nach Olten. Kurz vor der Altstadt fragte mich eine Frau, ob ich aus gesundheitlichen Gründen ohne Schuhe unterwegs sei, was ich bejahte. Während ich durch die Altstadt schlenderte (Die Planken der Holzbrücke
[http://www.visodex-treuhand.ch/index-Dateien/olten.jpg
]und das Kopfsteinpflaster waren eine angenehme Abwechselung zum teilweise rauhen Asphalt), hörte ich Kinderstimmen: "Der Mann!", wobei ich natürlich nicht sagen kann, ob ich damit gemeint war.

Ich wanderte weiter in Richtung Trimbach, dort verließ ich die Kantonsstraße, um einen bergauf führenden Wanderweg zu benutzen. Zwar lag dort Schotter, jedoch lag auch Laub darauf, was es angenehmer machte. Aber nicht lange, denn bald verlief der Weg im Schatten. Hier war es deutlich kälter, das Laub vereist, anstelle von Matsch gefrorener Boden und außerdem noch diese ekligen Bucheckern. Das muß ich nicht haben, also benutzte ich den nächsten Weg wieder zur Kantonsstraße und genoß den warmen Asphalt unter den nackten Füßen. Ich ging bis zu einem Parkplatz, wo ich mich auf eine Bank setzte und etwas verzehrte. Hier war ich in der Sonne, aber leider nicht im Windschatten. Über mir erhob sich der Jura, an dessen Hang sich das Trassee des "Läufelfingerlis"
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schmiegte. Ein Zug rollte während dieser Zeit über den Bahndamm (der Rümlinger Viadukt auf dem Bild befindet sich jenseits des Juras an derselben Bahnstrecke).

So ging ich bald weiter, zurück in Richtung Olten. Ein Fahrzeug der Solothurner Kantonspolizei hielt an, in diesem Kanton ist anders als im Aargau noch die Kantonspolizei für "Kleinigkeiten" zuständig. Oder gilt Barfußlaufen in Kombination mit kurzen Hosen an einem sonnigen Wintersonntag in überwiegend katholischen Gegenden als kriminell? Die Polizisten waren höflich, eher neugierig. Einer sagte, er hätte mich schon häufiger auf dem Fahrrad gesehen. Er entschuldigte sich fast, daß er aufgrund von Anrufen besorgter Anwohner (den Ausdruck "Spießer" benutzte er nicht) den Ausweis kontrollieren muß.

Hinter Olten wanderte ich einen asphaltierten Wanderweg parallel zur Aare. Hier war ich vor Wind geschützt, so daß ich ENDLICH die Jacke im Rucksack verstauen konnte. Mir kam auch "Eule zwei" entgegen, ein mittlerweile pensionierter Arbeitskollege. Er hat seinen Namen daher, weil er häufiger zusammen mit seinem (und meinem) damaligen Chef (Spitzname: "Eule") in den Skiferien war. Immer wenn man die beiden sah, sprach man von "Eule und Eule zwei". "Eule zwei" schien nicht sonderlich überrascht zu sein, mich in der nicht übermäßig winterlichen Aufmachung zu sehen. "Michael, willst du wieder einmal die Polizei ärgern?" Ich sagte ihm, daß ich bereits kontrolliert wurde. Er selber mag die Polizei nicht sonderlich, er mußte mal Buße bezahlen, aber nicht wegen barfuß, sondern weil er einen Polizisten geduzt hatte (dabei hatte er nur einen Polizisten geduzt, der früher in derselben Firma gearbeitet hatte. Dort hatten sie sich zwar geduzt, jedoch nicht sonderlich verstanden). Die Frau von "Eule zwei" (auch sie hatte mal in derselben Firma gearbeitet) schien auch nicht überrascht zu sein, als sie mich sah.

Hinter Aarburg führte der Weg erst über ein recht splittreiches Trottoir, dann über einen geschotterten Weg. Ich war froh, als ich einen sonnigen Sandstrand an der Aare erreichte. Ich kühlte kurz meine Füße im Wasser, dann begrub ich sie mit Sand, damit sie trockneten. Eine Familie mit zwei Kindern kam. Als der Junge begann, an den Schnürbändern seiner Wanderschuhe zu hantieren, sagte die Mutter: "NEIN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!"

Nach einer halben Stunde ging ich weiter und überquerte die Aare beim Stauwehr. Der Übergang bestand aus Eisenrosten. Ich überquerte die Aare ziemlich zügig, wobei der Grund jedoch nicht das Gitter war, sondern die Tatsache, daß ich dort den Wind spürte und ich keine Lust hatte, nur fürs Überqueren der Aare die Jacke anzuziehen. Eine Frau fragte mich: "Ist das die modernste Sportart?" "Ja", war meine Antwort, und fort war ich.

Über Rothrist wanderte ich zurück nach Zofingen. Als die Sonne sich senkte, mußte ich wieder eine Jacke überziehen. Wieder einmal überholte mich eine "mit Regiobullen besetzte Schleuder", auch diesmal ohne Folgen. Es war gegen 17.30 Uhr, als ich mein Wohnquartier erreichte. Ein Mädchen, das mich schon oft gefragt hatte, fragte auch diesmal: "Ist es nicht zu kalt?" "Nein, es ist nicht zu kalt!" "Doch!" "Nein" "Der Boden ist kalt", schrie es hinterher. Ich antwortete: "Nein, jetzt nicht mehr. Aber dreckig ist er!", wobei ich einen Fuß anhob. "Iiiiiiiiiiiiiiiiiiihhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!", schrie die alberne Göre. Dabei waren meine Füße gar nicht mal dreckig. Obwohl die Straßen Zofingens weniger oft und intensiv gewienert werden als manche Theaterbühne.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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