Der Amtsschimmel wiehert... (Arbeitsschutz) (Hobby? Barfuß! 2)

Andreas (BarefootAndy) @, Tuesday, 30.01.2007, 09:48 (vor 6445 Tagen)

Guten Morgen,

den obigen Satz in Bezug auf den Amtsschimmel gebrauchte gestern mein Teamleiter, als er mich kurz vor Arbeitsbeginn im Call Center, in dem ich arbeite, zur Seite nahm und mir mitteilte, dass ein Vertreter des Amts für Arbeitsschutz wohl mitbekommen habe, dass ich Barfussläufer bin. Nun ja, das mag wohl sein, aber ich trage ja während der Arbeit (an Werktagen, also montags bis freitags) Schuhe, bzw. eine Art von Schuhen, die meine Füße und Zehen bedeckt, aber ansonsten ein eher barfüssiges Gefühl beim Laufen hinterlässt: Bundschuhe. Aus einem Stück Leder gefertigt, ca. 3 mm Dicke.

Und genau diese Bundschuhe sind dem Arbeitsschutz ein Dorn nicht im Fuss aber im Auge, da nach deren Auffassung diese zu dünn sind, um im Büroalltag den Füssen genug Schutz zu bieten (Stichworte in diesem Zusammenhang waren "Büroklammern" - hier ging eine meiner Augenbrauen sehr weit nach oben!! -, "Heftklammern" - dito - und "Heftzwecken" - die in unserem Büroalltag garnicht verwendet werden). Darüber hinaus wurde die mangelnde Traktion bemängelt, da diese Schuhe eben keine Profilsohle aufweisen, Stichworte: Rutsch- und Stolpergefahr.

Mein Teamleiter unterbreitete mir das in einem bedauernden Ton, und auch mit dem Unterton, dass er dies für ein überlautes Wiehern des Amtsschimmels hält, da er (richtigerweise) vermutet, dass ich barfuss oder in den Bundschuen beim Laufen besseren Halt hätte, als mit normalen Strassenschuhen mit dicker Profilsohle.

Na, das ist zumindest positiv, dass ich seine Solidarität geniesse, aber leider heisst es eben auch, dass meine Tasche (ein Bike Messenger Bag), die ich zur Arbeit mitnehme (mit Unterlagen, Getränk, etc.) nun auch mit einem klobigeren Paar Schuhe gefüllt sein wird.
Eins ist sicher: wenn die Temperaturen (wie seit gestern wieder) es erlauben, werde ich auf dem Weg zur Arbeit und nach Feierabend nach Hause nach wie vor barfuss sein. :o)

Ich frage mich, was wohl bei Samstagsdienst ist... Bislang habe ich bei dem Job das "normale" Outfit und die Schuhe dazu eher repräsentativen als arbeitssicherheitlichen Gründen zugeschrieben (da unsere Firma ein auf Outsourcing-Interessenten spezialisiertes Service-Center ist, kommen da schon mal Schlipsträger zu Besuch).

Man wird sehen... wenn sich was Neues ergibt, werd ichs hier posten, wenn ich darf *grins*.

Gruss,

Andreas (BarefootAndy)

Der Amtsschimmel wiehert... (Arbeitsschutz)

Kai (VS), Tuesday, 30.01.2007, 20:39 (vor 6445 Tagen) @ Andreas (BarefootAndy)

Hallo, Andreas,

Und genau diese Bundschuhe sind dem Arbeitsschutz ein Dorn nicht im >Fuss aber im Auge, da nach deren Auffassung diese zu dünn sind, um im

auch der "Arbeitsschutz" ist nicht der liebe Gott. Er ist vermutlich ein frei schaffender Ingenieur, der deinem Chef (!) Tipps gibt, wie er seinen Betrieb sicherer gestalten kann. Nur dein Chef kann dich anweisen, was du bei der Arbeit zu tun hast. Habt Ihr einen Betriebsrat, kann der auch noch seine Meinung zu den Ratschlägen des Sicherheitsingenieurs dazu tun.

Und auch ein Sicherheitsmann kann irren. Nachdem meiner mir verboten hat, bei Glatteis neben dem glatten Weg durchs Gras zu gehen ("das auf geräumtem, aber glattem Weg gebrochene Bein ist versichert, der Gang durchs Gras nicht") habe ich schon mit dem Schlimmsten gerechnet und mir die Vorschriften der Berufsgenossenschaft besorgt. Bei der BG Feinmechanik und Elektrotechnik ist das die BGR 191 "Benutzung von Fuß- und Beinschutz". Diese sieht vor, für kritische Zonen eine "Gefährdungsermittlung" durchzuführen, und danach die Sicherheitsklasse des Sicherheits-Schuhs auszuwählen. Gefahr durch Tacker-Nadeln kommt in der Gefährdungsanalyse nicht vor, und die Gefahrenklassen sind auf so was auch nicht ausgelegt, da geht's um schwere Lasten, Elektrizität, Säure etc.

Tatsächlich ist der Sicherheitsmann nur ein Ratgeber des Chefs. Vorteil: Der kann selbst seinen Verstand walten lassen und dich anweisen oder nicht, eine bestimmte Sorte Schuhe zu tragen (die ggf. vom Chef zu stellen sind). Nachteil: Viele Chefs haben in der Beziehung wenig Rückgrat, und ihnen kommt's nur drauf an, für den Fall eines Falles (einer Tacker-Nadel) auf den Sicherheitsmenschen gehört zu haben und selbst aus dem Schneider zu sein. Dein Wohlbefinden steht auf einem anderen Blatt.

Vielleicht kannst du deinen Chef ja überzeugen, dass das Risiko so groß nicht ist, und vielleicht hat der Betriebsrat auch was dagegen, dass ein Externer mit sinnlosen Anordnungen das Arbeitsklima schädigt.

Viel Erfolg, Kai (VS)

Der Amtsschimmel wiehert... (Arbeitsschutz)

Andreas (BarefootAndy) @, Wednesday, 31.01.2007, 10:41 (vor 6444 Tagen) @ Kai (VS)

Guten Morgen Kai und alle anderen Barfüsser,

auch der "Arbeitsschutz" ist nicht der liebe Gott.

Fürwahr, das ist er nicht. :o)

Er ist vermutlich ein frei schaffender Ingenieur, der deinem Chef
(!) Tipps gibt, wie er seinen Betrieb sicherer gestalten kann. Nur
dein Chef kann dich anweisen, was du bei der Arbeit zu tun hast.

Das ist richtig. Der Chef der Firma hat allerdings für die
Arbeit verfügt, das die Beschäftigten von der Kleidung her
in einer unauffälligen Alltagskleidung (ggf. in etwas formeller,
oder business-artiger Aufmachung) zur Arbeit erscheinen, was
mit Repräsentationsgründen verbunden ist, da unsere Firma als
Service-Center für andere Firmen im Outsourcing arbeitet.

Wie ich schon schrieb, ist da der Besuch von sehr formellen
Schlipsträgern zuweilen damit verbunden.

Das bezieht sich dann auch auf das Schuhwerk. Bislang wurde
es geduldet, wenn ich bei Wochenenddiensten im Call Center-
Betrieb barfuss arbeite (und auch von meinen Kolleginnen
und Kollegen positiv aufgenommen und bewundert). Immerhin
wusste die Firma sehr wohl, was für einen bunten Vogel die
sich da an Land ziehen, als ich vor über 5 1/2 Jahren dort
anfing. Zu der Zeit lebte ich auch noch in einer anderen
Umgebung (auf einem Bauwagenplatz, was aber leider in
unserer Stadt nach Herbst 2001 nicht mehr funktionierte -
dazu steht auch einiges im Best Of :o) ).

Und auch ein Sicherheitsmann kann irren.

Auch das ist wahr. Ich glaube nicht, dass der Beauftragte (wer immer das ist, denn ich habe den selbst nie zu Gesicht bekommen - er hat sich auch mir persönlich nie wegen des Themas genähert) um die Vorteile und gesundheitlichen Aspekte des Barfüsserns weiss.

Vielleicht kannst du deinen Chef ja überzeugen, dass das Risiko so
groß nicht ist (...)

Ich glaube nicht, dass das nötig ist, da mein Chef um meine persönliche Vorliebe und die mir daraus entstehenden Vorteile bereits weiss. Ich glaube eher, dass er den "leichten Weg" gehen will, um sich hier nicht in "Gefahr" zu begeben (die von Dir schon genannten Absicherungsgründe). Leider gibt es in unserer Firma keinen Betriebsrat. Ich denke, ich werde hier mal das persönliche Gespräch suchen, denn schon bei verschiedenen Gelegenheiten hat unser Chef gemeint, dass uns seine Tür jederzeit offen steht.

Vielleicht wird es hier endlich mal Zeit, dieses Angebot anzunehmen.

:o)

Viel Erfolg, Kai (VS)

Vielen Dank, und barfüssige Grüsse an Dich und die anderen,

Andreas (BarefootAndy)

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