Ein idealer Tag zum Barfußlaufen! (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Monday, 29.01.2007, 13:10 (vor 6511 Tagen)

Sonntag, 28.1.2007: Gegen 9.30 Uhr verließ ich meine Wohnung. Es war strahlend blauer Himmel, und die Temperatur war gemäß meinem Thermometer gerade Null Grad Celsius. Also ideale Bedingungen, um "gefängnisähnliche Einrichtungen" wie Schuhe, langen Hosen und vor allem Mützen gleich zu Hause zu lassen. Wiederum spürte ich die berühmt-berüchtigten "lausigen 5-10 Minuten". Ich benutzte asphaltierte Feldwege entlang der Wigger in Richtung Dagmersellen. Wenn es ging, bevorzugte ich zuerst die trocknen Asphaltteile. Dort, wo feiner Sand vom Regen- oder Schmelzwasser auf den teils recht rauhen Asphalt gespült war, war das Gehen besonders angenehm. Wo der Wind hingelangte, war es recht kalt, aber meistens ging ich im Windschatten.

In Dagmersellen änderte sich das Bild: Hier kam ich auf einen Weg, der sich oft im Schatten befindet, so auch jetzt. Es war hier deutlich kälter, Teile des Weges waren vereist, überall lag fieser Splitt. Hier ging ich bewußt auf dem Eis und nicht auf dem trocknen Asphalt, weil auf dem Eis der Splitt weniger stört. Auf einem Schattenhang waren 3 Kinder am rodeln. Als sie meine für die Jahreszeit nicht allzu alltägliche Aufmachung bemerkten, starrten sie in meine Richtung. Ein Junge übersah einen hohen Grasbüschel (oder was immer es auch war) und fiel vom Schlitten. "Auch beim Rodeln muß man aufpassen und nicht woanders hinschauen!" ermahnte der Vater, wobei auch er mitbekam, daß meine Kleidung geringfügig weniger winterlich ausgefallen war als die der anderen.

Auf einem Feldweg parallel zur Autobahn ging ich Richtung Osten in der Sonne. Ich wurde ich gleich von 2 Autofahrern gefragt, ob ich Hilfe benötigte. Dick vermummte Fußgänger dagegen grinsten nur, als sie mich sahen. Vor Uffikon führte der Weg über eine Autobahnbrücke. Diese Brücke war mit einem Eispanzer überzogen. Mit dem Fahrrad wären ich dort nicht hinübergefahren, aber barfuß hinübergehen brachte Spaß. Ich war ja schon lange genug in Bewegung, so daß ich die Kälte nicht spürte.

Ich ging einen steilen Weg hoch in Uffikon und bog in einen Seitenweg parallel zur Kantonsstraße ein. Ich hoffte, auch diesem ungesplitteten Asphaltweg auf am Sonnenhang nach Dagmersellen zu gelangen. Der Plan schlug fehl, der Weg endete, ich mußte umkehren und die Kantonsstraße benutzen. Leider hat sie kein Trottoir, auch ist sie durch Mauern und Leitplanken etwas eingeengt. Auch wenn sie nicht gesplittet war und der Autoverkehr auch schon mal stärker war, so benutzte ich sie ohne Fahrzeug nicht gerne. Die Wahrscheinlichkeit, dort einem Spießer zu begegnen, der Spaß daran hat, andere Leute anzuschwärzen (oder auch nur einem Autofahrer, der mich für hilfsbedürftig hält), ist nicht vernachlässigbar.

So dauerte es nicht lange, bis die Polizei kam und mich kontrollierte. Kurze Zeit später kam noch ein weiteres Polizeifahrzeug, das jedoch danach weiterfuhr. Die Beamten blieben höflich. Sie schienen ziemlich erstaunt zu sein, als ich sagte, es wäre "ideales Wetter zum Barfußlaufen". Nach etwa 10 Minuten durfte ich weiter gehen. In Dagmersellen war wieder ein Trottoir an der Kantonsstraße, aber dieses war fies gesplittet. So ging ich durch den Ortskern über weniger gesplittete Straßen und teilweise auch über vereiste Fußwege (große Glotzaugen bei kleinen Kindern).

Zwischen Dagmersellen und Reiden benutzt ich einen asphaltierten Feldweg, der ebenfalls gesplittet war, jedoch hatten die Autoreifen dafür gesorgt, daß der Splitt mehr zur Mitte und an den Rand geschleudert wurde. Eine Frau, die Nordic Walking betrieb, sagte: "Da tun Sie aber etwas für Ihre Gesundheit!" Und ein älteres Ehepaar fragte mich, ob ich das für die Gesundheit mache. Als ich erzählte, daß das Wandern mit Rucksack und schweren Wanderstiefeln enorm auf die Bandscheiben ginge, fragte die Frau, ob Sandalen es nicht auch täten, meinte ich, daß Sandalen besser wären als Wanderschuhe, jedoch nichts über barfuß ginge.

Vor Reiden benutzte ich einen fies geschotterten Wanderweg, der jedoch nun dank Eispanzer ideal befuß begehbar war. Nur dort, wo die Sonne das Eis weggetaut hatte, mußte ich aufs Gras mit etwas Schnee ausweichen, wobei ich es genoß, die weichen (nicht gefrorenen) Maulwurfshügel platt zu treten. Hinter Reiden benutzte ich den "inoffiziellen Barfußpfad", normalerweise ein zum Matschigwerden tendierender Grasweg, aber auch in Kombination mit Schnee hatte er seine Reize. Vor Wikon kam mir ein Junge auf dem Kindervelo entgegen. Er rollte die leicht abschüssige Straße hinunter und bog dann auf einen Hof, wobei er fassungslos auf meine Füße starrte. Dabei übersah er, daß die Teile des Hofes, die sich im Schatten des Hauses befanden, Glatteis war. Und prompt stürzte er und rief laut: "Wääääähhhhhhhh!" Ich ging weiter, als ich das Geräusch vernahm, daß ein Fenster geöffnet wurde.

Da ich nicht mehr weit von Zofingen entfernt war, konnte ich es riskieren, einen Weg durch den Wald zu benutzen. Teilweise vereist, teilweise trocknes Laub auf feuchtem Boden, teilweise Flotsch, teilweise Matsch, alles, was das Barfüßerherz begehrt. Dabei merkte ich, daß meine Füße weniger empfindlich wurden gegen Unebenheiten, aber ein taubes Gefühl hatte ich nicht. Es folgte nämlich ein Schotterweg, den ich diesmal nicht als unangenehm empfand. Zu guter Letzt ging ich noch durch die Zofinger Altstadt unterquerte beim Bahnhof die Gleise und ging nach Hause bei einbrechender Dunkelheit.

Etwa 8,5 Stunden war ich unterwegs, gut 25 km gewandert, und das bei bestem Winterwetter knapp über 0°C. Wirklich ein idealer Tag zum Barfußlaufen!

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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