Die "weiße Sch." in Zofingen (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Monday, 29.01.2007, 10:39 (vor 6446 Tagen)

Samstag, 27.1.2007: Die "weiße Sch.", wie Jay sich auszudrücken pflegt, hatte auch Zofingen zugedeckt. Noch am Vormittag fielen ein paar Flocken, jedoch waren die Straßen schneefrei, allerdings etwas feucht. Da auch die Temperatur etwas über Null angestiegen war, ging ich am Nachmittag los, barfuß, mit Sommerjacke, kurzer Hose und ohne Mütze. Anders als an den "deutlich sommerlichen Wintertagen" spürte auch ich diesmal die berühmt-berüchtigten "lausigen 5-10 Minuten". Als die vorbei waren, war ich bereits im Zofinger Stadtzentrum angelangt, ein paar Schneeflocken fielen immer noch. Während ich am Postamt einen Einzahlungsschein in den Briefkasten steckte, kam ein kleiner Junge aus dem Kiosk und rief: "Papa, da!" Ich glaubte zu wissen, was er meinte. Und tatsächlich deutete er auf meine Füße.

Etliche Leute, darunter viele junge, verließen nun die Fußgängerunterführung, vermutlich war gerade ein Zug angekommen. Ich vermute, daß sie wegen eines Sportanlasses gekommen waren. Einige sagten einfach "Scheiße", als sie mich sahen. Kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Leute, die bei Einkaufen waren, registrieren meine Aufmachung aber nicht. Eine Arbeitskollegin in der Altstadt erkannte mir, aber sie sagte nichts zu meiner Barfüßigkeit.

Auf dem Weg von Zofingen nach Oftringen wurde ich gleich von 3 Autofahrern gefragt, ob ich Hilfe benötigte. Auch kam mir ein Polizist auf dem Fahrrad entgegen, vermutlich befand er sich auf dem Weg zur Wache, um seinen Dienst anzutreten. Und welche Beamte arbeitet schon vor Dienstantritt. Und zu spät zur Schicht kommen durfte er auch nicht, das war mein Glück. Einige Zeit später kam tatsächlich eine Bullenschleuder hinter mir her. War wohl Zufall, denn sie bog an einem Verkehrskreisel in eine andere Straße ein.

So gelangte ich nach Aarburg. Während ich bisher nur (meist nassen) Asphalt unter den Füßen zu spüren bekam, hatte ich im Aarburger Stadtpark erstmalig die Möglichkeit, verschneite Parkwege zu benutzen. Der Schnee war festgetreten, er fühlte sich nicht anders an als kalter Asphalt. Allmählich wurde es sonnig, die Straßen, die ich ging, wurden allmählich trocken. Dort, wo Schmelzwasser über die Straße floß, trat ich meist hinein. Und wenn ein Parkplatz neben der Straße eisbedeckt war, ging ich auch dort hinüber, man gönnt sich ja sonst nichts.

Ein Arbeitskollege kam mir auf dem Fahrrad entgegen. Er sagte: "Michael, dich frage ich gar nicht erst, ob es nicht zu kalt ist!" Nicht jeder stellt die "dümmste Frage der Welt"! Als ich wieder in Zofingen war, verließ gerade eine Bullenschleuder das Coop-Parkhaus, auch diesmal hatte ich Glück. Beim Kinderspielplatz an der Vogelvoliere starrten mich einige Kinder fassungslos an, ein Knabe rief: "Ohne Schuhe!" Worauf die Mutter sagte: "Ja, und mit blutten Beinen." Eine verspielte Katze, die sich oft in der Nähe der Voliere aufhält, kam auf mich zu und versuchte, mit ihrem Kopf mein Bein zu verschieben, was ihr nicht gelang.

Ich kam beim Schulhaus vorbei, wo Kinder einen Hügel hinunterrodelten. Dort ging ich über eine verschneite Rasenfläche. Die Kinder unterbrachen das Rodeln und starrten in meine Richtung. Da merkt man wieder einmal, wie fremdartig den heutigen Kindern die natürlichste Art, sich von einem Ort zum andern zu bewegen, geworden ist. Und schuld sind die Eltern. Verkehrte Welt!

In der Zofinger Altstadt schnüffelte ein Hund an meinen Füßen, Frauchen rief: "Pfui!", während ihr Mann sagte: "Das ist sicher neu für den Hund." In einer Wohlsiedlung öffnete sich plötzlich ein Fenster im Obergeschoß. Und dahinter stand diesmal nicht irgendeine alte Zwetschge, die wegen meiner "unmöglichen Aufmachung" mit der Polizei drohte, sondern ein früherer Arbeitskollege mit den Worten: "Michael, du bist ein Spezi!" Dann erkundigte er sich nach Dingen, die in meiner Firma nach seinem Ausscheiden passiert sind. Erst nach etwa 10 Minuten wurde er wieder "on-topic" und sagte: "Jetzt möchte ich dich nicht länger aufhalten, sonst frierst du noch am Boden fest." Er schloß das Fenster und ich bewegte mich weiter, ohne daß ich mir die Fußsohlen festgefroren waren. Kein einziger Hautfetzen blieb auf dem Asphalt zurück. Mein Bekannter hatte also übertrieben. Oder wurde es ihm am offenen Fenster nur selber zu kalt?

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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