Endlich Schnee oder so wird man zum Tanzbären (Hobby? Barfuß! 2)

LOTHAR, Wednesday, 24.01.2007, 15:03 (vor 6451 Tagen)

Auch im tiefliegenden Frankenland hat es heute endlich mal geschneit.
Und da es weiter geschneit hat waren die morgendlichen Räumkommandos nicht so effektiv und unsere Straße wird schon lange nicht mehr von der Gemeinde geräumt. Also wanderten die Trekkingsandalen in den Rucksack (ich weiß damit ist man kein echter Barfüsser mehr, aber
da ich mit dem Bus ins Berggebiet musste, musste ich lange Wartezeiten einkalkulieren und geräumte und mit Split gestreute oder
gesalzene Wege mag ich barfuss auch nicht) und dann ging es zum Bus,
brauchte nur eine Minute länger als sonst üblich, musste dann aber
7 Minuten warten und lief dann immer vor der Apotheke hin und her im Schnee. Leider war da gerade das Räumkommando unterwegs und als der Bus kam war der Schnee komplett beseitigt.

lOTHAR
Wenn das meine Apothekerin gesehen hätte, die mir schon bei schönem
warmem Wetter diverse Krankheiten wegen Barfuss prophezeit hat.
Dann stieg ich eine Station vor dem ZOB aus, wo ich umsteigen musste um durch den Schnee dorthin zu laufen. Glücklicherweise hatte man auf
der Brücke einen ca. 20 Zentimer breiten Streifen nicht geräumt und
nicht gesplittet. Dann traf ich den Ehemann meiner Chefin, der mich fragte, wohin ich wolle und ich nur antwortete: Kaffee trinken.
Dort hoffte ich Leute von meinem Stammtisch anzutreffen aber die waren heute bedauerlicherweise nicht da. Ich trank die erste Tasse Kaffee und bis jetzt schienen meine nackten Füsse niemanden aufgefallen zu sein. Keiner hat mich angesprochen und BLICKE habe ich auch nicht registriert. Und dann entdeckte mich ein Mann, der dort auch immer anzutreffen ist. Zunächst wollte er testen, ob meine Füsse
auch echt seien und trat sanft drauf. Dann versprach er mir eine Tasse Kaffee und eine Kirschtasche, wenn ich mit ihm vor die Türe gehen würde. Nach und nach wurde ich seinem gesamten Bekanntenkreis
vorgeführt - ES FEHLTE NUR NOCH DIE KETTE UM MEINEM HALS - inklusive der Frau, die den ganzen Tag im Freien steht und
Fischbrötchen verkauft und die überhaupt nicht erstaunt war, weil sie ja selbst durch das Stehen bei jedem Wetter sehr abgehärtet ist und deshalb auch schon in der Zeitung war. Lediglich eine Frau fragte völlig entsetzt: "Was soll das?
Ich bekam noch einen Kaffee und meine Kirschtasche und der Mensch meinte, dass ich in die Bildzeitung müsse, worauf ich nur begegnete, dass die Wichtigeres zu Schreiben hätten.
Als dieser Mensch dann mal seine Aufmerksamkeit von mir abließ nutzte ich die Gelegenheit zur Flucht. Ich musste ohnehin den Bus kriegen, weil ich einen Arzttermin hatte. Die Busfahrt war hoch interessant bei diesem Schnee bergauf und bergab durch enge Straßen und Gassen. Aber dank der modernen TEchnik eines Neoplanbusses ging das ganz gut. Ich erschien beim Arzt und hörte: Trotz des Schnees barfuss. Bei diesem Arzt war ich schon öfter so. Ich entgegnete: "Wegen des Schnees barfuss"
Und dann kam das, was ich befürchtet hatte. Ich musste an der Bushaltestelle warten. ZUnächst freute ich mich, dass der Bus, der
fünf Minuten vorher abfahren sollte, noch nicht weg war, was mir eine Wartende mitteilte. Aber dieser Bus war auch noch nicht da, als eigentlich der NÄchste schon kommen sollte. Während dieser Zeit
wanderte ich in einer Grünanlage immer hin und her und nach 25 Minuten gab ich auf und zog die Sandalen an.
Lieber Markus U. Wie hast du es eigentlich geschafft so was
2 Stunden durchzuhalten und das nach einer ausgiebigen Barfussschneewanderung? Ich war vorher ja immerhin eine dreiviertel
Stunde in einem GEbäude. Ich hätte nur noch 5 Minuten durchhalten müssen, dann kam der Bus. Der ältste der noch in Betrieb ist, ein
ater Daimler ohne moderne TEchnik und völlig ungeeignet für Berg- und Talfahrt bei diesem Wetter. Die Stadt verfügt über drei Neoplan
und hat noch zwei dieser alten Daimler in Betrieb. Warum man dann nicht die drei Neoplan auf die Bergstrecke schickt ist mir ein Rätsel. Zwei Haltestellen später überholte uns dann der nachfolgende Bus, der nur 10 Minuten Verspätung hatte. Hätte ich diesen genommen, hätte ich meinen Anschlussbus noch bekommen. So musste ich wieder eine halbe Stunde warten, die ich aber in einem Kaffee verbrachte.
Die Trekkingsandalen zog ich allerdings erst wieder aus, als ich an meiner Zielhaltestelle angekommen war und die sechs Minuten nach Hause laufen musste. Die Straße war glücklicherweise immer noch nicht geräumt, der Gehwehg beim ersten Haus auch nicht und der
heute früh geräumte Parkplatz womit mich die Hausmeisterin um
6,30 h aus dem Wett geworfen hat war wieder zugeschneit.
Schade, dass solche Schneetage mit schönem weichen Pulverschnee bei uns so selten sind und die Pracht fast immer schnell weggeräumt und dann Split verteilt wird.

Endlich Schnee oder so wird man zum Tanzbären

Markus U., Stammposter, Wednesday, 24.01.2007, 19:42 (vor 6451 Tagen) @ LOTHAR

Hi Lothar,

das war ein sehr interessanter, spannender und toll geschriebener Bericht!

Und dann kam das, was ich befürchtet hatte. Ich musste an der Bushaltestelle warten. ZUnächst freute ich mich, dass der Bus, der
fünf Minuten vorher abfahren sollte, noch nicht weg war, was mir eine Wartende mitteilte. Aber dieser Bus war auch noch nicht da, als eigentlich der NÄchste schon kommen sollte. Während dieser Zeit
wanderte ich in einer Grünanlage immer hin und her und nach 25 Minuten gab ich auf und zog die Sandalen an.
Lieber Markus U. Wie hast du es eigentlich geschafft so was
2 Stunden durchzuhalten und das nach einer ausgiebigen Barfussschneewanderung? Ich war vorher ja immerhin eine dreiviertel
Stunde in einem GEbäude. Ich hätte nur noch 5 Minuten durchhalten müssen, dann kam der Bus.

Wenn man keine andere Wahl hat, hält man alles aus. Aber im Ernst:
Ich hatte jämmerlich gefroren undd Frostblasen an allen Zehen davongetragen, welche ich beim Arzt behandeln lassen mußte. Ich konnte kaum laufen, trug draußen Birkenstock- Latschen und dikke schwarze Sokken darüber; meine Zehen waren mit Salbe eingeschmiert und verbunden. Jeden Morgen und Abend wurden Salbe und Verband erneuert, so daß ich auch des Nachts im Bette die schwarzen Sokken trug. Barfuß war ich während dieser Zeit nur in der Badewanne. Erst nach vier Wochen waren die Blasen soweit abgeheilt, daß ich wieder meinen ersten barfüßigen Gang zum Müllkasten probieren konnte...

Wäre ich in Deiner Situation gewesen, dann wäre ich gelaufen, zumindst bis ich zu einer Bushaltestelle mit einem Café in der Nähe oder so gekommen wäre. Bamberg ist schließlich keine "Wildnis" wie der Feldberg im Schwarzwald, so daß die Busse dort sicher öfter fahren und auch der Abstand zwischen den einzelnen Haltestellen nicht zu groß sein dürfte. In der Stadt ist das "Barfüßige Überleben" auch im Schnee nicht so schwer. Am Feldberg habe ich jedenfalls geölernt, daß man sich nicht nur auf den Fahrplan der Busse nicht verlassen kann, sondern daß in strukturschwachen ländlichen Gebieten auch keine zusätzlichen Busse eingesetzt werden, wenn die vorhandenen den Andrang der Fahrgäste nicht bewäl

Endlich Schnee oder so wird man zum Tanzbären

Surfer, Thursday, 25.01.2007, 10:18 (vor 6450 Tagen) @ Markus U.

Surf ich rum und besuch dieses Forum. War ja mal ne zeitlang ziemlich "ätzend", Streitereien und so, is ja gottseidank vorbei.
Nur mal ne Frage: Im Winter barfuß gehen, wenn es Spaß macht, klar, ich geh auch manchmal je nach Temperatur kürzer oder länger ohne Schuh vor allem Naturwege, und kurze Zeit Schnee is toll.
Aber bei Minusgraden keine "Notfallschuhe" mitnehmen und Erfrierungen riskieren - warum macht man das? Pinguinfüße können das, aber Menschen...

Beitrag unvollendet - der Abschluß

Markus U., Stammposter, Thursday, 25.01.2007, 12:12 (vor 6450 Tagen) @ Markus U.

Da ich es gestern nicht geschafft hatte, den Beitrag fertig zu schreiben, bringe ich ihn hier nochmal in vervollständigter Form:

Wenn man keine andere Wahl hat, hält man alles aus. Aber im Ernst:
Ich hatte jämmerlich gefroren undd Frostblasen an allen Zehen davongetragen, welche ich beim Arzt behandeln lassen mußte. Ich konnte kaum laufen, trug draußen Birkenstock- Latschen und dikke schwarze Sokken darüber; meine Zehen waren mit Salbe eingeschmiert und verbunden. Jeden Morgen und Abend wurden Salbe und Verband erneuert, so daß ich auch des Nachts im Bette die schwarzen Sokken trug. Barfuß war ich während dieser Zeit nur in der Badewanne. Erst nach vier Wochen waren die Blasen soweit abgeheilt, daß ich wieder meinen ersten barfüßigen Gang zum Müllkasten probieren konnte...
Wäre ich in Deiner Situation gewesen, dann wäre ich gelaufen, zumindst bis ich zu einer Bushaltestelle mit einem Café in der Nähe oder so gekommen wäre. Bamberg ist schließlich keine "Wildnis" wie der Feldberg im Schwarzwald, so daß die Busse dort sicher öfter fahren und auch der Abstand zwischen den einzelnen Haltestellen nicht zu groß sein dürfte. In der Stadt ist das "Barfüßige Überleben" auch im Schnee nicht so schwer. Am Feldberg habe ich jedenfalls gelernt, daß man sich nicht nur auf den Fahrplan der Busse nicht verlassen kann, sondern daß in strukturschwachen ländlichen Gebieten auch keine zusätzlichen Busse eingesetzt werden, wenn die vorhandenen den Andrang der Fahrgäste nicht bewältigen können. In der Stadt ist das "barfüßige Überleben" im Winter viel einfacher.

Barfüßige Wintergrüße,
Markus U.

Barfüssiges Überleben in der Stadt

Lothar, Stammposter, Thursday, 25.01.2007, 19:36 (vor 6450 Tagen) @ Markus U.

Hallo Markus,
deine gutgemeinten Ratschläge waren leider nicht einfach umzusetzen.
Ich wäre gerne gelaufen aber das Räum- und Streukommando hatte an dieser Stelle bereits auf den Gehwegen und der Straße ganze Arbeit geleistet und großzügig Split verteilt. Es ist eine abschüssige Straße und ringsum sind drei Ärzte, zwei Kirchen, ein Krankenhaus und zwei Altenheime zu finden.
Flüchten hätte ich auch können, ins Krankenhaus, zurück zum Arzt oder in eine nahegelegene Gaststätte. Von überall aus hätte ich aber den Bus nicht mehr erreichen können, wenn er in Sichtweite gekommen wäre.
Normalerweise fährt der Bus alle 20 Minuten und es sind drei Fahrzeuge auf der Strecke eingesetzt. Da aber der vorherige Bus noch nicht da war als eigentlich schon der nächste fahren sollte, war nicht klar was passiert ist. Straße gesperrt, Bus verunfallt, Busverkehr eingestellt oder Bus wegen der Straßenverhältnisse über Stadtring umgeleitet und somit Haltestelle nicht mehr angefahren.

Mittlerweile ist übrigens die gesamte Stadt zugesplittet, da ist jetzt für längere Zeit nichts mehr mit barfüssern.
Selbst der Bus sah heute im Innenraum aus, als ob jemand mit einem Eimer großzügig Split gestreut hätte.

Lothar

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