Eine Geschichte zum Nachdenken (Hobby? Barfuß! 2)

Lorenz ⌂, Stammposter, Sunday, 21.01.2007, 15:35 (vor 6454 Tagen)

Ein Kollege hat mich auf einen tollen Text aufmerksam gemacht, den ich unbedingt vorstellen möchte. Damit er nicht off-topic ist, musste ich ihn so umschreiben, dass das Wort barfuß darin vorkommt. (Und die Plastikschlappen, die ich dabei als Requisite einsetze, sind nicht real existent :-))

Du Trampeltier

Wenn Menschen zu Unrecht eingesperrt, ihrer Freiheit beraubt werden, dann müsste ich sie unter Aufgebot meines Lebens befreien, aus ihren Kerkern und Gefängnissen wieder herausholen. Das weiß ich, und ich halte mich immer fern von solchen Orten, die mir Heldentum abverlangen würden. Aber wenn die Freiheit des Geistes von törichten Vorurteilen gefangengesetzt wird - kann ich dazu schweigen?

Es geschah an der Fußdusche des Barfußparks.
Ein Elternpaar wusch die Erde von den Füßen seines Kindes. Kaum waren sie damit fertig, rannte das Kind los auf die grüne Wiese. "Komm sofort zurück, du hast keine Schuhe an!" rief die Mutter, doch das Kind lief weiter. Die Füße flogen förmlich, die Augen leuchteten. "Deine Füße werden wieder schmutzig, komm auf der Stelle zurück!" Die Füße flogen noch schneller. "So geht es nicht, du warst letzte Woche erkältet!!!" Das Kind stolperte, rappelte sich hoch, wollte weiterrennen.
Es geschah an der Fußdusche.
Der Vater hechtete hinterher, fing die Kleine ein, packte sie, um sie zurückzutragen. Da sah ich die Seele des Kindes sterben, diesen kleinen Moment, in dem die Züge entgleisen, bevor der Schmerz über den Stich ins Herz aus dem kleinen Menschenkind herausschreit. Dieser schneidende Schmerz! "Sei ruhig und zieh deine Schuhe an, sonst setzt es was!" Andere Leute, die gerade ihre Füße wuschen und noch die letzte Erdkrume unter den Fußnägeln herauspuhlten, nickten zustimmend. Es waren brave, eingegrenzte Deutsche, die nur auf dem Bettvorleger barfuß gehen, und, seitdem es modern ist, auch im Barfußpark. Aber nur, weil sie wissen, dass am Ende die Fußdusche zuverlässig funktioniert. Der Vater hielt das Kind im Klammergriff und die Mutter schnallte ihm klobige Teile an die Füße. Alle waren erleichtert, als das Kind resignierte und zu schreien aufhörte.
Es geschah an der Fußdusche.
Ich war ganz überwältigt vor Zorn und Scham über die Schändung einer Seele. Ich überlegte, ob ich laut und vor allen Leuten diesen Gewaltakt gegen die Freiheit und Unversehrtheit einer Person anprangern sollte. Ich schaute an mir herunter und sah die Plastikschlappen an meinen Füßen, wie sie sonst alte Männer in der Sauna tragen. Nein, ein Trampeltier wie ich hält keine flammenden Reden. Barfuß müsste ich dastehen, den ganzen Sommer nur barfuß gelaufen sein, Sand, Erde, Moos, Wald und Wiese mit den Sohlen gefühlt haben, mit allen Sinnen gelebt haben, dann könnte ich die Rechte eines Kindes verteidigen, das gerade zu einem Trampeltier gemacht wird. Aber es wehrt sich noch und schreit wie am Spieß. Was soll ich tun? Müssen wir nicht alle erwachsen werden und unseren Platz im Kreislauf von Produktion und Konsum einnehmen? Was soll es bringen, mit allen Sinnen zu leben und zu fühlen, wer lobt uns dafür, wer bezahlt uns dafür?

[image]Ich war soeben im Barfußpark. Ich habe die Kinder gesehen mit leuchtenden Augen und mit flinken Füßen, die über Gras, Erde, Sand, Kies, Lehm und Mulch liefen, mit Wasser spritzten und über Stämme und Steinbrocken balancierten. Ich habe sie mit himmlischer Eleganz wie Engel schweben sehen und staunen über Blumen und Schmetterlinge am Wegrand. Vor dem Grün des Waldrands, dem Blau des Himmels und im Licht der Sonne erschienen sie mir wie Märchenwesen und ich selbst fühlte mich in eine bessere Welt versetzt. Doch nun müssen wir wieder zurück ins normale Leben mit klobigen Dingern an den Füßen. Mit unseren Fußfesseln spüren wir nichts mehr von der Vielfalt der Natur und vom Reiz des Lebens. Wir trampeln weiter im Kreislauf von Konsum und Produktion. Wir trampeln immer mehr Löcher in die schöne Welt, zerstören immer mehr Flächen, die wir in Betonwüsten umwandeln. Wir wissen nur nicht, wohin das führen soll.....

Ein paarmal habe ich junge Leute gesehen, die unverhofft ihre Schuhe ausgezogen haben und barfuß weitergegangen sind. Doch weil andere komisch geschaut haben, waren die Füße bald wieder gut verpackt. Den Boden zu fühlen, hat keinen Wert im Kreislauf von Konsum und Produktion. Wichtig ist, dass man sich alles leisten kann und gut aussieht! Doch kennen wir die Grundlage unseres Wohlbefindens noch? Haben wir noch Sinne, um zu erfahren, was die natürlichen Voraussetzungen unseres Lebens sind? Und sind wir noch fähig, diese zu erhalten?

Eher vermeiden wir, all dies zu fühlen. Und uns Trampeltieren steht es nicht zu, am überkommenen Wirtschaftskreislauf zu rütteln. Neulich sah ich im Stadtpark zwei Mädchen barfuß Nachlauf spielen. Aufrecht, voller Spannkraft, voller Leben, mit lachenden Gesichtern. Leute, die das sahen, schienen mir einen Kopf größer zu werden. Gleich, so dachte ich, würden auch sie sich die Schuhe von den Füßen reißen und das Leben mit allen Sinnen spüren. Doch in einem solchen Augenblick zischt es in uns: "Lass es! Nicht vor den anderen! Es sieht doch komisch aus! Halt dich zurück, du Trampeltier! Du Durchschnittstyp, es steht dir nicht an, die Grundlagen der Wohlstandgesellschaft in Frage zu stellen!" Eine Sekunde sind wir aufrecht gestanden wie Engel, nun stehen wir wieder als bucklige Trampeltiere da und schleppen unsere Last.

Eine Sekunde lang darf in uns die innere Stimme rufen, doch sie dringt schon lange nicht mehr nach außen. Es geschah an der Fußdusche.

Das Leben auf freiem Fuß ist für die Engel da, nicht für mich und die anderen Trampeltiere.

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Der Autor Gunter Dueck hat mir erlaubt, seinen ursprünglichen Text Du Ziegelstein in meiner Fassung zu verbreiten.

In seiner Mail hat er mir auch folgendes geschrieben:

ach ja, ich komme vom Bauernhof und wir trugen im Sommer nie Schuhe, das
mache ich heute auch nicht und werde unausgesetzt angequakt, von Nachbarn
und meiner Frau. "Ist das nicht kalt?" Mir gibt es so etwas wie Freiheit
oder Kindheit zurück, weiter nichts. Aber sie lassen nicht locker!

Danke für die Geschichte, es gibt leider so viele davon!

Herzliche Grüße, Gunter Dueck

Und schöne Füße von Lorenz!

[image] www.barfusspark.info

Eine Geschichte zum Nachdenken

Hippie, Stammposter, Sunday, 21.01.2007, 21:32 (vor 6454 Tagen) @ Lorenz

Hallo, Lorenz!

Ja, es ist schlimm wie dumm manche Leute sind und so einen Barfußpark nur als Attraktion sehen, nicht begreifen, was er eigentlich zu sagen hat: Befreit eure Füße! Befreit eure Köpfe!

Der Hippie

Eine Geschichte zum Nachdenken

Lorenz ⌂, Stammposter, Monday, 22.01.2007, 19:56 (vor 6453 Tagen) @ Hippie

hallo Hippie,

Ja, es ist schlimm wie dumm manche Leute sind und so einen Barfußpark nur als Attraktion sehen, nicht begreifen, was er eigentlich zu sagen hat: Befreit eure Füße! Befreit eure Köpfe!

Es braucht wahrscheinlich mehrere Anläufe, um sich von dem zu trennen, was jahrzehntelang in die Köpfe gehämmert wurde. Jedenfalls sieht man auch manchmal Leute, die barfuß weitergehen, wenn sie z.B. für den Barfußparcours auf dem Münchner Streetlife-Festival die Schuhe ausgezogen haben.

Mach's gut und unbschuht, Lorenz

P.S.: meine Variation der Geschichte von Gunter Dueck gibt es jetzt illustriert:

[image] Du Trampeltier

Eine Geschichte zum Nachdenken

Lasse, Monday, 22.01.2007, 21:47 (vor 6453 Tagen) @ Lorenz

Lieber Lorenz,

ganz bestimmt ist ein wahrer Kern in Deiner Geschichte. Trotzdem provoziert mich die Wortwahl etwas:

"Da sah ich die Seele des Kindes sterben, diesen kleinen Moment, in dem die Züge entgleisen, bevor der Schmerz über den Stich ins Herz aus dem kleinen Menschlein herausschreit. Dieser schneidende Schmerz! [...] Ich war ganz überwältigt vor Zorn und Scham über die Schändung einer Seele."

Die Eltern, die in Deiner und in der Original-Geschichte beschrieben werden, sind nicht konsequent - das ist ärgerlich und nicht nur für das Kind, sondern auch für den Betrachter schmerzhaft. Aber so lange die Welt besteht, werden Eltern törichte Entscheidungen treffen - und in einer zivilisierten Gesellschaft allemal. Man muss das, wenn es passiert, nicht gut finden. Ich finde auch Deinen Zorn absolut nachvollziehbar. Aber von der "Schändung einer Seele" zu sprechen, geht mir zu weit; das würde ich mich für schwerer Fälle aufbewahren.

Eine Geschichte zum Nachdenken

Lorenz, Stammposter, Monday, 22.01.2007, 22:59 (vor 6453 Tagen) @ Lasse

Hallo Lasse,

....Aber so lange die Welt besteht, werden Eltern törichte Entscheidungen treffen - und in einer zivilisierten Gesellschaft allemal. Man muss das, wenn es passiert, nicht gut finden. Ich finde auch Deinen Zorn absolut nachvollziehbar. Aber von der "Schändung einer Seele" zu sprechen, geht mir zu weit; das würde ich mich für schwerere Fälle aufbewahren.

Der Autor der Originalgeschichte will darauf hinaus, dass Erziehung oftmals sehr einschränkend in die Entwicklung der Persönlichkeit eingreift. Und dazu trifft er diese drastische Wortwahl, die ich übernommen habe. Natürlich ist das eine Übertreibung, wer so schreibt, der polarisiert. Alleine auf meinem Mist gewachsene Sachen sind eher trocken, ohne solche Pointen, aber jetzt habe ich mich da mal angehängt, um eine scharfe Feder zu testen ;-)

Eines glaube ich aber schon: dass die Erziehung zum zuverlässigen Schuhträger meist gegen den Willen der Kinder geht. "Schändung der Seele" muss man das natürlich nicht unbedingt nennen.

Barfüßige Grüße von Lorenz

Die Erziehung zum zuverlässigen Schuhträger ...

JohnK, Stammposter, Tuesday, 23.01.2007, 09:00 (vor 6452 Tagen) @ Lorenz

erfolgt nicht nur durch Eltern und Lehrer (im Falle meiner Tochter von seiten ihrer Klassenlehrerin), sondern auch durch die sozialen Gruppen in der Schule, aus denen die Kinder nicht herausfallen können und wollen. Meine drei Kinder würden niemals barfuß aus dem Haus gehen, obwohl ich sie niemals dazu angehalten habe, Schuhe zu tragen!!

Johannes

Hallo Lasse,

....Aber so lange die Welt besteht, werden Eltern törichte Entscheidungen treffen - und in einer zivilisierten Gesellschaft allemal. Man muss das, wenn es passiert, nicht gut finden. Ich finde auch Deinen Zorn absolut nachvollziehbar. Aber von der "Schändung einer Seele" zu sprechen, geht mir zu weit; das würde ich mich für schwerere Fälle aufbewahren.

Der Autor der Originalgeschichte will darauf hinaus, dass Erziehung oftmals sehr einschränkend in die Entwicklung der Persönlichkeit eingreift. Und dazu trifft er diese drastische Wortwahl, die ich übernommen habe. Natürlich ist das eine Übertreibung, wer so schreibt, der polarisiert. Alleine auf meinem Mist gewachsene Sachen sind eher trocken, ohne solche Pointen, aber jetzt habe ich mich da mal angehängt, um eine scharfe Feder zu testen ;-)
Eines glaube ich aber schon: dass die Erziehung zum zuverlässigen Schuhträger meist gegen den Willen der Kinder geht. "Schändung der Seele" muss man das natürlich nicht unbedingt nennen.
Barfüßige Grüße von Lorenz

Die Erziehung zum zuverlässigen Schuhträger ...

Manfred (Ten), Stammposter, Tuesday, 23.01.2007, 11:30 (vor 6452 Tagen) @ JohnK

erfolgt nicht nur durch Eltern und Lehrer (im Falle meiner Tochter von seiten ihrer Klassenlehrerin), sondern auch durch die sozialen Gruppen in der Schule, aus denen die Kinder nicht herausfallen können und wollen. Meine drei Kinder würden niemals barfuß aus dem Haus gehen, obwohl ich sie niemals dazu angehalten habe, Schuhe zu tragen!!
Johannes

Barfüßige Grüße von Lorenz

Wenn es doch nur mal gelingen würde diesen in ihren Gruppenzwängen gefangenen Kids klarzumachen, dass die wahre "Coolness" im "zu sich selbst stehen" besteht ("Ich mache mir meine Trends selbst!")und dass es die "Weicheier" sind, die ihr Leben unreflektiert an anderen "Meinungsbildnern" ausrichten (welche dann aber kurioserweise als "cool" gelten...

Neulich im Supermarkt: Hinter mir die gereizte Stimme eines Vaters
"ICH WEISS NICHT warum dieser Mann barfuss ist aber DU BEHÄLST DEINE SCHUHE AN!"

fast schon resigniert
Manfred

Eine Geschichte zum Nachdenken

Jay, Stammposter, Tuesday, 23.01.2007, 04:20 (vor 6452 Tagen) @ Lasse

Lieber Lorenz,
ganz bestimmt ist ein wahrer Kern in Deiner Geschichte. Trotzdem provoziert mich die Wortwahl etwas:
"Da sah ich die Seele des Kindes sterben, diesen kleinen Moment, in dem die Züge entgleisen, bevor der Schmerz über den Stich ins Herz aus dem kleinen Menschlein herausschreit. Dieser schneidende Schmerz! [...] Ich war ganz überwältigt vor Zorn und Scham über die Schändung einer Seele."
Die Eltern, die in Deiner und in der Original-Geschichte beschrieben werden, sind nicht konsequent - das ist ärgerlich und nicht nur für das Kind, sondern auch für den Betrachter schmerzhaft. Aber so lange die Welt besteht, werden Eltern törichte Entscheidungen treffen - und in einer zivilisierten Gesellschaft allemal. Man muss das, wenn es passiert, nicht gut finden. Ich finde auch Deinen Zorn absolut nachvollziehbar. Aber von der "Schändung einer Seele" zu sprechen, geht mir zu weit; das würde ich mich für schwerer Fälle aufbewahren.

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Hi Lasse,
ich würde im Falle meiner Frühkindheit, in der dergleichen auch zu Genüge vorkom, zwar ebenfalls nicht von einer "Schändung der Seele" sprechen, aber ich habe das jedenfalls als sehr schweren Eingriff empfunden. Jetzt, da ich gerade deine Zeilen las, steigt in mir gerade besonders intensiv folgende Tatsache "hoch": Ich fühle mich beim BF-Gehen in der Öffentlichkeit stark und vor allem MÄCHTIG (obwohl das ja nun wirklich hinten & vorn nicht berechtigt ist), vor allem in Kombination mit der bei mir ins Wahnwitzige übersteigerten Psychodimension "Bedeutung des Automobils". Zu einem beträchtlichen Teil oder sogar 100%ig kommt mein extrem aggressiver Fahrstil genau von diesen Kindheitserlebnissen (er ist heute aufgrund einiger Beinahe-Schwerstunfälle, die ich niemals überlebt hätte und seit ich nicht mehr bei den Eltern wohne, wesentlich mehr calm geworden) her.
Groteske Szenen spielten sich immer dann ab, wenn je nach Termin und Anlaß meine Mam als Beifahrerin derartigen Psychoterror machte, daß ich in Sachen Shoes & Socks nachgab. Dafür hab' ich sie dann mit den scheußlichsten Fahrten, die mir vom fahrerischen Können her möglich waren, regelrecht "bestraft" und auch erzogen. Kommentar von ihr, nach beschuhten Fahrten (starr vor Phobos & Deimos & trotdem lautstark): "Zu dir steig' ich nie wieder ins Auto!" (der damalige Staatssekretär Gauweiler, der 1987 das Unwort "Raser" prägte, hätte mich dafür mit den [nackten] Füßen nach oben öffentlich am Münchner Marienplatz aufgehängt). Später hat sie dann den Kontrast bekommen, wenn sie BF chauffieren durfte.
Letzter, aber wesentlichster Satz: Nicht nur, daß man BF am besten 4radfahren kann wg. exakterer und präziserer Betätigung der Pedalerie, es macht wohl auch jeden ruhiger, gelassener und in Bezug auf Fehler anderer Verkehrsteilnehmer toleranter.
Danke für diese Inspiration, die mich über die Frage "Einschnitte in Kinderseelen" und die Folgen nachdenken ließ.
In der Hoffnung, daß dir in dieser von Lorenz beschriebenen Angelegenheit vieles erspart geblieben ist & mit freundlichen BF-Grüßen, Jay

Ich fürchte, das ist eine realistische Geschichte

Jay, Stammposter, Tuesday, 23.01.2007, 06:19 (vor 6452 Tagen) @ Lorenz

Hi Lorenz, hi allgemein,
unterschwellig habe ich auch schon in der Realität erlebt, was Eltern heute alles tun, um ihre Kids - schon in immer früherem Alter - teils per trickreichem Psychoconditioning, teils durch Anwendung direkter 'elterlicher Gewalt' (die ihnen 'von Rechts wegen' "zusteht") vom BF-Laufen abzubringen.
Das beschriebene Szenario dürfte sich in jeweils situativ-individuell variierenden Formen pro Jahr (soweit ich die Besucherzahl eines BF-Parks überschlägig vermuten kann) vielleicht 10-, 20-, 30mal abspielen (bitte korrigieren, falls ich deinen Realerfahrungen nach falsch liege).
Es geht unter die Haut, wenn man das liest. Diese wahnwitzige Anpassungsangst a 'la (wurde an anderer Stelle, ich weiß nicht mehr von wem, geschrieben) 'im BF-Park MUSS man barfußgehen, außerhalb MUSS man S & S tragen'. Die Geschichte mit dem Zangen- & Würgegriff, um dem Kid die Drecks-Schuhe überhaupt "verpassen" zu können würde im Worst-Case-Fall wohl so aussehen:
"Weißt du, das macht man nicht. Das machen nur arme Leute und Asoziale."
"Aber Pappi, der Mann läuft ja auch barfuß und fährt ein größeres Auto als du!"
Dann gibt´s wahrscheinlich zusätzlich zum Zangen- & Würgegriff und besonders vehementer Schuhverpassung Prügel, flankiert von folgender Story:
"Weißt du, der hat das Auto gestohlen. Dann kommt der Onkel Polizist und nimmt ihm das Auto wieder weg und gibt es dem zurück, dem es gehört. Der Mann, der dir jetzt so gut gefällt, kommt ins Gefängnis."
Das ist (mir) so natürlich in der Realität noch nie passiert und ich habe auch (in früherer Unkenntnis der Existenz diese Forums) nie genau aufgepaßt, aber einige wenige Fälle mit "Aber Pappi, der Mann läuft ja auch barfuß!" sind mir schon vorgekommen. Meiner unterschwelligen Erinnerung nach wurde dem in etwa wie folgt begegnet: Mam' oder Dad schaut zuerst kurz zu mir, schüttelt nur ganz leicht, aber für das Kid wahrnehmbar den Kopf, schaut dann (immer noch, vielleicht noch etwas schwächer kopfschüttelnd) zu ihm, evtl. mit "Ts ts ts..." begleitet [soll dem Kind sinngemäß suggerieren: Der Mann macht Unfug. Der Mann macht Schmarn]. Auch wird dann liebevoll zum Kopf des Kindes gegriffen, dieser evtl. gestreichelt und sein auf den BF-Mann gerichteter Blick weggedreht...
Das Kind BOHRT NICHT NACH. Es kümmert sich nicht mehr um die Frage, warum es das nicht tun darf oder tun soll.
Barfüßige Grüße, Jay

Ich fürchte, das ist eine realistische Geschichte

Markus U., Stammposter, Tuesday, 23.01.2007, 07:10 (vor 6452 Tagen) @ Jay

Hi Jay!

unterschwellig habe ich auch schon in der Realität erlebt, was Eltern heute alles tun, um ihre Kids - schon in immer früherem Alter - teils per trickreichem Psychoconditioning, teils durch Anwendung direkter 'elterlicher Gewalt' (die ihnen 'von Rechts wegen' "zusteht") vom BF-Laufen abzubringen.

Das Bürgerliche Gesetzbuch kennt den Begriff der "elterlichen Gewalt" seit der Reform des Familienrechts in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts nicht mehr; es heißt "elterliche Sorge", was den Sachverhalt freilich leider nicht besser macht. Leider verhält es sich genau so wie von Dir beschrieben.

Das beschriebene Szenario dürfte sich in jeweils situativ-individuell variierenden Formen pro Jahr (soweit ich die Besucherzahl eines BF-Parks überschlägig vermuten kann) vielleicht 10-, 20-, 30mal abspielen (bitte korrigieren, falls ich deinen Realerfahrungen nach falsch liege).
Es geht unter die Haut, wenn man das liest. Diese wahnwitzige Anpassungsangst a 'la (wurde an anderer Stelle, ich weiß nicht mehr von wem, geschrieben) 'im BF-Park MUSS man barfußgehen, außerhalb MUSS man S & S tragen'. Die Geschichte mit dem Zangen- & Würgegriff, um dem Kid die Drecks-Schuhe überhaupt "verpassen" zu können würde im Worst-Case-Fall wohl so aussehen:
"Weißt du, das macht man nicht. Das machen nur arme Leute und Asoziale."
"Aber Pappi, der Mann läuft ja auch barfuß und fährt ein größeres Auto als du!"
Dann gibt´s wahrscheinlich zusätzlich zum Zangen- & Würgegriff und besonders vehementer Schuhverpassung Prügel, flankiert von folgender Story:
"Weißt du, der hat das Auto gestohlen. Dann kommt der Onkel Polizist und nimmt ihm das Auto wieder weg und gibt es dem zurück, dem es gehört. Der Mann, der dir jetzt so gut gefällt, kommt ins Gefängnis."
Das ist (mir) so natürlich in der Realität noch nie passiert und ich habe auch (in früherer Unkenntnis der Existenz diese Forums) nie genau aufgepaßt, aber einige wenige Fälle mit "Aber Pappi, der Mann läuft ja auch barfuß!" sind mir schon vorgekommen. Meiner unterschwelligen Erinnerung nach wurde dem in etwa wie folgt begegnet: Mam' oder Dad schaut zuerst kurz zu mir, schüttelt nur ganz leicht, aber für das Kid wahrnehmbar den Kopf, schaut dann (immer noch, vielleicht noch etwas schwächer kopfschüttelnd) zu ihm, evtl. mit "Ts ts ts..." begleitet [soll dem Kind sinngemäß suggerieren: Der Mann macht Unfug. Der Mann macht Schmarn]. Auch wird dann liebevoll zum Kopf des Kindes gegriffen, dieser evtl. gestreichelt und sein auf den BF-Mann gerichteter Blick weggedreht...
Das Kind BOHRT NICHT NACH. Es kümmert sich nicht mehr um die Frage, warum es das nicht tun darf oder tun soll.
Barfüßige Grüße, Jay

Das liegt einfach daran, daß kleine Kinder glauben, daß ihre Eltern allwissend seien. Wie oft habe ich schon Kinder ihre Eltern fragen hören: "Warum geht der Mann barfuß?"
Sie fragten ihre Eltern, nicht mich! Die Antworten waren manchmal erstaunlich vernünftig, bisweilen aber auch recht hanebüchen.
Manche Eltern scheinen ihren Kindern auch zu suggerieren, daß Barfußlaufen verboten sei, denn manche Kinder fragen auch: "Darf der das denn?"

Barfüßige Wintergrüße,
Markus U.

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