Landesgartenschau 2012 Bamberg (Hobby? Barfuß! 2)

Lothar, Stammposter, Tuesday, 16.01.2007, 00:31 (vor 6460 Tagen)

Ich war heute auf einer öffentlichen Veranstaltung zur Planung der Landesgartenschau 2012 in Bamberg. Man konnte dort im Vorfeld Ideen zur Gestaltung der Landesgartenschau einbringen und auch auf der Veranstaltung vorbringen. Lorenz und ich wollten eine barfussfreundliche Gestaltung der Gartenschau haben und haben beide unsere Wünsche schriftlich eingereicht.
Mit dem neuen Oberbürgermeister, erstmals von der SPD, haben die Bamberger nach meinem Eindruck eine sehr gute Wahl getroffen (Da ich im Landkreis wohne, bin ich da nicht wahlberechtigt) Zum einen ist das eine ganz neuer Stil in Bamberg, Bürgerversammlungen einzuberufen und Ideenvorschläge einzuholen und zu diskutieren. Das war vorher anders. Beim Vorgänger wurden unter Fachleuten Wettbewerbe ausgeschrieben und das ganze dann ohne Beteiligung der
Bevölkerung durchgezogen und hinterher war das Geschrei groß, wie der Stadtrat so was abwinken konnte wie z. B. das neue Betonmauerwerk an der neu gebauten Innenstadtbrücke über die Regnitz.

Zum anderen hat er in seiner Rede eine ganze Reihe von Visionen entwickelt und dabei viele viele Ideen und Vorschläge der Bevölkerung eingebaut,was mir sagt, dass er sehr genau hingehört hat, was sich die Leute wünschen, aber auch gesagt, dass man sehr zufrieden sein könne, wenn man davon vielleicht 70 % erreichen würde. Aber die Rede war so toll, dass man sich mit geschlossenen Augen das bildlich ganz genau vorstellen konnte, wie das mal aussehen könnte - ist lange her, dass mir sowas mal passiert ist.

So kam in der Rede auch der Abenteuerpfad der Sinne zur Sprache.
Leider wurde er auf Kinder beschränkt, die durch so einen Pfad auf
einen Abenteuerspielplatz geführt werden, wo sie ihre Eltern dann
wieder abholen können, während die Eltern mit anderem Gartenschaun
beschäftigt sein sollten. Ich denke auch wir Erwachsene haben ein
Recht auf so was, oder nicht?

Ich durfte dann als Vorletzter auch noch ans Mikrofon. Was zuletzt kommt prägt sich am besten ein, habe ich mal gelernt.
Ich habe ein barfussfreundliches Gartenschaugelände gefordert und
kritisiert, dass nahezu alle Wanderwege geschottert sind und habe
auf die Barfusswege in Mittenwald und in Bad Sobernheim verwiesen, die Lorenz so schön ins Netz gestellt hat und hatte das ausgedruckt und die Ausdrucke den Verantwortlichen übergeben.
Ich habe nicht sehr viel gesagt, aber, überraschenderweise ziemlich viel Applaus bekommen.
Ach so, ich hatte mich ziemlich weit hinten niedergelassen und musste
dann bis nach vorne ans Mikrofon laufen - barfuss. Ich hätte auch das Mikrofon eine Reihe hinter mir nehmen können aber so war der Effekt besser.

Ich habe lange gezögert, ob ich barfuss da hingehe. Viele wichtige Leute in teuren Anzügen. Spiegelsaal im Theatergebäude. Aber irgendwie habe ich mich dann an einen Satz hier erinnert, dass man in die Offensive gehen muss und bin dann vom Parkplatz meiner Bank
zum Theater gelaufen, nicht sehr weit. Es herrschte dichter Nebel und die Temperatur lag um den Gefrierpunkt - ziemlich die unterste Grenze für meine Füsse. Kein Mensch hat mich angesprochen. Nicht mal
TV Oberfranken, die da gefilmt haben, hat sich für mich und meine Füsse interessiert - irgendwie war ich da schon etwas enttäuscht - als ich dran war war kein TV Oberfranken mehr da. Angesprochen hatte mich vorher nur der oberste Bamberger Bauherr, der sich genau hinter mich gesetzt hatte und den ich persönlich auch kenne, aber nicht auf meine Füsse, aber an seiner Tonlage merkte ich, dass er es etwas unpassend fand, dass ich barfuss zu dieser Veranstaltung gekommen bin.

Ich fing dann den Satz an: Wer mir auf die Füsse geschaut hat, hat gesehen, dass ich keine Schuhe anhabe = Offensive und Aufmerksamkeit
gewinnen. Erst daraufhin kam dann eine einzelne Frau und fotografierte mich. Ich sagte dann, dass ich einer Initiative, die im gesamten deutschsprachigen Raum tätig ist, angehöre, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Barfusslaufen zu fördern und dass dies sehr schwierig sei, weil nahezu alle Wanderwege geschottert wären. Ich hoffe, damit könnt ihr leben

Als ich dann wieder auf meinem Platz saß, fragte mich ein Herr der drei Stühle weiter links saß ob ich denn immer barfuss liefe was ich aber verneinen musste.
Da ich erst noch meine Visitenkarte abgegeben habe und dazu warten musste, bis der Gegenstrom abgebrochen war und dann noch die Toilette aufsuchte, hatte man bereits die beiden Ausgangstüren
zugemacht - das sind Doppelflügelfenster, die bis zum Boden gingen.
Also fand ich keinen Ausgang mehr und suchte danach, da er für mich nciht mehr erkennbar war. Ich hätte sonst durchs Restaurant gehen müssen. Als ich den Ausgang suchte war dann ein freundlicher Herr der
Meinung, ich würde meine Schuhe suchen und sprach mich an und fragte mich, ob man mir meine Schuhe von der Garderobe geklaut habe und was ich jetzt machen wolle. Ich sagte ihm dann, dass ich lediglich den Ausgang suchen würde und keine Schuhe dabei hätte, die man mir hätte klauen können. Mit seiner Erlaubnis entriegelte ich dann nochmals das Doppelfenster und gelangte ins Freie.
Und dann wurde ich, nachdem ich schon die halbe Strecke zum Auto bewältigt hatte, wobei ich aber einen Umweg ging, weil das Plaster durch die Theatergassen und in der Langen Straße angenehmer ist als das kleine Kopfsteinplaster am Theaterhaupteingang vorbei,
von einem Mann angesprochen, der mich fragte, ob mir das nicht zu kalt sei. Ich sagte ihm dann, dass das für mich die unterste Grenze sei, es aber durchaus Leute gäbe, denen die Temperatur egal wäre und die das ganze Jahr barfuss liefen. Er entgegnete mir, dass er im Sommer auch gerne barfuss liefe und zuhause immer, aber dass ihm das
jetzt zu kalt sei, dann überquerte er die Straße und steuerte auf Frau und Kind im Kinderwagen an der Bushaltestelle zu - es gibt also
Hoffnung für eine barfüssige Kindheit seiner Tochter, oder?

Dann gab es noch eine Videoshow, wo die Visionen an die Wand geworfen waren. Lorenz und mein Name war zu lesen und darunter ein
schönes Bild von Lorenzs Seite und es wurde auch noch gesagt, dass
der Vorschlag auch persönlich vorgestellt wurde.
Danach gab es dann noch ein Kneipp-Becken zu sehen, was ja auch wunderbar dazu passt.
Was mich sehr gewundert hat war, dass niemand vom örtlichen KneippVerein anwesend war und seine Forderungen vortrug, denn der
KneippVerein fordert seit Jahren eine neue KneippAnlage entweder im Luisenhain oder auf dem Gartenschaugelände.
Dazu passt auch dass das Kind zwar noch keinen Namen hat aber
es gibt ein Projekt "Flussparadies Franken" dass seit Jahren mangels Geld nicht
voran kommt und an dem auch meine Wohnortgemeinde beteiligt ist.
Und als Motto "Flussparadies Franken" für die Gartenschau wäre eigentlich schön, wo doch Bamberg sehr viel mit Wasser zu tun hat.

Schleuse 100, alte Hafenschleuse, Inselstadt, drei neue Brücken bis
zur Gartenschau, zwei Regnitzarme, RheinMainDonauKanal, Alter Ludwig-
Donau-Kanal etc.

Lorenz, du hättest unsere Interessenlage viel besser vertreten können, aber du hättest noch eine Chance.
Es können jetzt noch bis zum 09.02.2007 Ideen eingereicht werden,
dann gibt es nochmals eine Bürgerversammlung und Diskussion über
die Vorschläge. Wenn ich es mitkriege sage ich dir rechtzeitig Bescheid - vielleicht führt dich ja dann dein Weg mal wieder nach Bamberg. Leider kann ich dir hier aufGrund meiner Wohnsituation kein Quartier anbieten.

Ach so, etwas Negatives gab es doch noch. Eine Dame entschloss sich,
nach mir noch etwas zu sagen, anscheinend ermutigt dadurch, dass ich die Schotterwege kritisiert hatte. Und sie forderte, dass die Wege
dunkel gestaltet werden müssten weil sie auf den Gartenschauen immer durch die hellen Wege geblendet worden sei. Dunkle Wege, die durch die Sonne kochend heiß werden, liegen nicht in meinem Interesse.

So und jetzt könnt ihr mich hier steinigen.

Lothar


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