Zweimal Lothar (Hobby? Barfuß! 2)
"Ob "John K." (Johannes) auch schon mit in den Medien war, weiß ich nicht, aber ich gehe davon aus, also hättest Du ihn vergessen und vor allen Dingen ist mir diesbezüglich auch Michael aus Zofingen in Erinnerung geblieben!
Von ihm wurde ja auch schon berichtet, er schickte mir mal einen Link davon in einer Email, es war auch ein Bild (das Gesicht) von ihm zu sehen und ich glaube, Georg (?) war es, der eine Verlinkung dazu gerade noch kürzlich ins Forum setzte.
Der Titel hieß "Des Schusters Sohn geht barfuß" oder "Des Schusters Rappen" oder so in diese Richtung, soweit ich mich erinnere.
Ich vergesse auch nie die Sache mit dem Weihnachtsmarkt in Düsseldorf, nach welchem Michael von Zofingen bis Düsseldorf in den Zeitungen stand und von sich reden machte.
Es waren, soweit ich mich erinnere, leider nur drei Teilnehmer anwesend (man möge mich verbessern, wenn ich mich irre): Michael aus Zofingen, Markus U. und Lorenz."
Hallo Andi,
es war "zweimal Lothar", nämlich einmal der "Dritte im Bund" in Düsseldorf, wie Markus bereits geschrieben hat (nicht Lorenz). Und Lothar war es auch, der den Artikel über mich kürzlich wieder erwähnte (nicht Georg):
index.php?id=994263215
Die Reporterin hat übrigens den Ausdruck "Schuhmacherssohn" verwendet, da ich gesagt hatte, mein Vater sei gelernter "Schuhmacher". Den Ausdruck "Schuster" mag mein Vater überhaupt nicht hören, weil es soviel wie "Pfuscher" bedeutet (sagt er). Die meisten Leute, die "Schuster" sagen, meinen es jedoch nicht abschätzig. Sagt man im Saarland häufiger Schuster statt Schuhmacher?
Der Ausdruck "Schusters Rappen" hat, wie Du sicher selber weißt, nichts mit der Schweizer Währung zu tun, sondern ist von schwarzen Pferden abgeleitet. Der Ausdruck war schon gebräuchlich, als es noch keine Autos und Straßenbahnen gab. Die wohlhabenderen Leute bewegten sich zu Pferde (Rappen, Schimmel usw.), die weniger wohlhabenden (oder gesundheitsbewußten?) dagegen benutzten die "Pferde", die der Schuhmacher angefertigt hat, sie bewegten sich auf Schuhmachers (oder Schusters) Rappen.
Im Gedicht "Fingerhütchen" von Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898) kommt diese Redewendung auch vor:
"Liebe Kinder, wißt ihr, wo
Fingerhut zu Hause?
Tief im Tal von Acherloo
Hat er Herd und Klause;
Aber schon in jungen Tagen
Muß er einen Höcker tragen,
Geht er, wunderlicher nie
Wallte man auf Erden!
Sitzt er, staunen Kinn und Knie,
Daß sie Nachbarn werden.
Körbe flicht aus Binsen er,
Früh und spät sich regend,
Trägt sie zum Verkauf umher
In der ganzen Gegend,
Und er gäbe sich zufrieden,
Wär er nicht im Volk gemieden;
Denn man zischelt mancherlei:
Daß ein Hexenmeister,
Daß er kräuterkundig sei
Und im Bund der Geister.
Solches ist die Wahrheit nicht,
Ist ein leeres Meinen,
Doch das Volk im Dämmerlicht
Schaudert vor dem Kleinen.
So die Jungen wie die Alten
Weichen aus dem Ungestalten -
Doch vorüber wohlgemut
Auf des SCHUSTERS RÄPPCHEN
Trabt er. Blauer Fingerhut
Nickt von seinem Käppchen.
Einmal geht er heim bei Nacht
Nach des Tages Lasten,
Hat den halben Weg gemacht,
Darf ein bißchen rasten,
Setzt sich und den Korb daneben,
Schimmernd hebt der Mond sich eben:
Fingerhut ist gar nicht bang,
Ihm ist gar nicht schaurig,
Nur daß noch der Weg so lang,
Macht den Kleinen traurig.
Etwas hört er klingen fein -
Nicht mit rechten Dingen,
Mitten aus dem grünen Rain
Ein melodisch Singen:
»Silberfähre, gleitest leise« -
Schon verstummt die kurze Weise.
Fingerhütchen spähet scharf
Und kann nichts entdecken,
Aber was er hören darf,
Ist nicht zum Erschrecken.
Wieder hebt das Liedchen an
Unter Busch und Hecken,
Doch es bleibt der Reimgespan
Stets im Hügel stecken.
»Silberfähre gleitest leise« -
Wiederum verstummt die Weise.
Lieblich ist, doch einerlei
Der Gesang der Elfen,
Fingerhütchen fällt es bei,
Ihnen einzuhelfen.
Fingerhütchen lauert still
Auf der Töne Leiter,
Wie das Liedchen enden will,
Führt er leicht es weiter:
»Silberfähre gleitest leise«
- »Ohne Ruder, ohne Gleise. «
Aus dem Hügel ruft's empor:
»Das ist dir gelungen!«
Unterm Boden kommt hervor
Kleines Volk gesprungen.
»Fingerhütchen, Fingerhut«,
Lärmt die tolle Runde,
»Faß dir einen frischen Mut!
Günstig ist die Stunde!
Silberfähre, gleitest leise
Ohne Ruder, ohne Gleise!
Dieses hast du brav gemacht,
Lernet es, ihr Sänger!
Wie du es zustand gebracht,
Hübscher ist's und länger!
Zeig dich einmal, schöner Mann!
Laß dich einmal sehen:
Vorn zuerst und hinten dann!
Laß dich einmal drehen!
Weh! Was müssen wir erblicken!
Fingerhütchen, welch ein Rücken!
Auf der Schulter, liebe Zeit,
Trägst du grause Bürde!
Ohne hübsche Leiblichkeit
Was ist Geisteswürde?
Eine ganze Stirne voll
Glücklicher Gedanken,
Unter einem Höcker soll
Länger nicht sie schwanken!
Strecket euch, verkrümmte Glieder!
Garst'ger Buckel, purzle nieder!
Fingerhut, nun bist du grad,
Deines Fehls genesen!
Heil zum schlanken Rückengrat!
Heil zum neuen Wesen!«
Plötzlich steckt der Elfenchor
Wieder tief im Raine,
Aus dem Hügelrund empor
Tönt's im Mondenscheine:
»Silberfähre gleitest leise
Ohne Ruder, ohne Gleise. «
Fingerhütchen wird es satt,
Wäre gern daheime,
Er entschlummert laß und matt
An dem eignen Reime.
Schlummert eine ganze Nacht
Auf derselben Stelle,
Wie er endlich aufgewacht,
Scheint die Sonne helle:
Kühe weiden, Schafe grasen
Auf des Elfenhügels Rasen.
Fingerhut ist bald bekannt,
Läßt die Blicke schweifen,
Sachte dreht er dann die Hand,
Hinter sich zu greifen.
Ist ihm Heil im Traum geschehn?
Ist das Heil die Wahrheit?
Wird das Elfenwort bestehn
Vor des Tages Klarheit?
Und er tastet, tastet, tastet:
Unbebürdet! Unbelastet!
»Jetzt bin ich ein grader Mann!«
Jauchzt er ohne Ende,
Wie ein Hirschlein jagt er dann
Übers Feld behende.
Fingerhut steht plötzlich still,
Tastet leicht und leise,
Ob er wieder wachsen will?
Nein, in keiner Weise!
Selig preist er Nacht und Stunde,
Da er sang im Geisterbunde -
Fingerhütchen wandelt schlank,
Gleich als hätt er Flügel,
Seit er schlummernd niedersank
Nachts am Elfenhügel."
Hoffentlich liest jetzt keiner mit, der gegenüber Barfüßigkeit skeptisch eingestellt. Da bekommt doch einer, der auf "Schusters Räppchen" unterwegs ist, einen geraden Rücken. Wozu da noch barfuß laufen? Aber gibt es Elfen? Ich habe noch keine gesehen, aber das soll nichts heißen. Ich gehe einmal davon aus, daß Elfen per Definition barfuß sind, auch wenn es in diesem Gedicht nicht erwähnt ist. Und die Elfen haben den Korbflechter für seine Dichtkunst mit einem geraden Rücken belohnt, nicht für das Laufen mit "Schusters Räppchen."
Einer, der barfuß wandert, bewegt sich somit auf "Schusters (oder Schuhmachers) nicht vorhandenen Rappen".
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen