Freiheit des Alters (@ Dominik) (Hobby? Barfuß! 2)

Lorenz ⌂, Stammposter, Wednesday, 20.12.2006, 01:11 (vor 6487 Tagen)

Ich muss noch mal neu ansetzen zu einem Thema, zu dem ich mit meinen 56 Lenzen aus dem Nähkästchen plaudern kann;-)

(2) Gerade von älteren Menschen hört man doch oft, dass einer der grossen Vorzüge des Alters eine gewisse Portion "Narrenfreiheit" ist, sprich dass man sich offenbar im Alter nicht mehr soo sehr darum schert, was junge Leute über einen denken, wie zu früheren Zeiten. Und man/frau dann einfach macht, was einem halt gefällt. (Ob das tatsächlich so stimmt...?

Ja das stimmt! Vor einigen Jahren hatten wir Klassentreffen -- 30 Jahre nach dem Abitur. Das war an einem Septembertag mit durchmischtem Wetter. Wir haben zunächst eine kleine Wanderung gemacht und ich hatte da schon gar keine Schuhe dabei. Die meisten von uns haben es zu etwas gebracht, aber ansonsten auch ganz originelle Hobbys entwickelt. Irgendwann meinte einer: "mit fortschreitendem Alter kann man immer mehr seine Eigenarten ausleben."

Die Angst, wie man sich in dieser Gesellschaft etablieren kann, ist irgendwann weg, weil man seinen Platz gefunden hat. Vielleicht hat man Frau und Kinder, die den barfüßigen Papa ganz besonders mögen, vielleicht einen vernünftigen Beruf. Vielleicht gehört man eher nicht zum Establishment, lebt unangepasst, aber man hat sein Leben im Griff. Man findet Partner und Freunde, kann sich sein soziales Umfeld wählen und entscheidet selbst, wie man lebt.

Ehrlich gesagt keine Ahnung, bin ja selbst erst 24 Jahre alt. ;) Und bin BF obwohl mich deswegen die halbe Welt für etwas "gestört" hält.. macht mich das jetzt alt? AAAAAAH NEIIIN! :-D)

"Etwas gestört" muss man doch glatt als Kompliment auffassen, die halbe Welt scheint eher massiv gestört zu sein. Jedenfalls drängt sich mir bei täglicher Zeitungslektüre dieser Schluss auf. Schlimm ist, dass Menschen aus bildungsfernen Schichten, die von der großen Politik im Stich gelassen werden, Feindbilder suchen, damit ihr eigenes Ego nicht ins Bodenlose absackt. Doch auf solche Meinungen sollten wir nichts geben -- sind wir denn die Psychiater unserer Nationen???

Wir leben in liberalen Gesellschaften, wir nehmen deren Nachteil in Kauf, dass uns niemand hindert, wenn wir ins bodenlose Chaos absinken wollen. Doch viel besser nutzen wir den Vorteil, unser Leben selbst zu gestalten und uns frei zu entfalten. Und wenn Barfußlaufen zu unserem Leben gehört, dann laufen wir barfuß! Wir dürfen das!!!

Barfüßige Grüße von Lorenz

[image] Gesundes Leben auf freiem Fuß

Gracias a la vida.

Puma, Stammposter, Wednesday, 20.12.2006, 22:40 (vor 6486 Tagen) @ Lorenz

Hallo Lorenz und Dominik!

Ich gehöre zu denen, die meist älter geschätzt werden, als sie sind. Das liegt sicher daren, dass ich fast komplett weißhaarig bin, was für einen Endvierziger eher ungewöhnlich ist. Aber das liegt bei mir mütterlicherseits in der Familie. Wenn mich mal jemand jünger schätzt, dann liegt das meist an meinem Verhalten nach dem Motto: Dieser barfüßige Typ kann doch wohl kaum so alt sein, wie er aussieht.

Bei mir war es so: Wie Du, Dominik, habe ich das Barfußlaufen als Student angefangen. Erlebnisse mit Putzkräften hatte ich nicht. Und das "Kritischste", was ich von Profs je zu hören bekam, war: "Oh, bei Ihnen ist wohl der Sommer ausgebrochen." War eine schöne Zeit.

Dann kam die Berufstätigkeit, und ich habe das Barfußlaufen auf meine karge Freizeit beschränkt. Ich dachte halt, in meinem Job könne man nicht barfuß laufen.

Inzwischen bin ich aber beruflich ziemlich gut etabliert. Vorletzten Sommer habe ich dann auch im Beruf das Barfußlaufen angefangen. Das ist dann doch nochmals eine andere Lebensqualität, wenn das Barfußsein nicht ständig unterbrochen werden muss. Rückschauend betrachtet hätte es meiner Karriere nicht allzu sehr geschadet, wenn ich schon früher im Job barfuß gewesen wäre. Aber als junger Berufstätiger war ich halt dazu nicht frei genug. Nun nehme ich mir diese Narrenfreiheit einfach - und nichts passiert.

Ich kann das nur bestätigen, was Lorenz geschrieben hat: "Die Angst, wie man sich in dieser Gesellschaft etablieren kann, ist irgendwann weg, weil man seinen Platz gefunden hat." Und dafür, dass diese Angst weg ist, dass ich zufrieden mein Leben lebe, allseits akzeptiert, gebe ich gerne mein jugendliches Outfit preis! Die jungen Mädchen schauen mir schon lange nicht mehr nach. Aber ich ihnen auch nicht.

Man bezeichnet die Fünfzigjährigen, zu denen ich nun bald gehören werde, gerne als die Männer in den besten Jahren. Früher fand ich dies lächerlich und dachte, dass man doch mit 20 oder 30 in den besten Jahren sei. Aber nun meine ich, dass an dieser Formulierung doch was dran ist. Einerseits hat sich schon eine gute Menge von Gelassenheit und Narrenfreiheit des Alters eingestellt. Andererseits ist noch viel jugendliches Feuer da. Wenn es um Frieden und Menschenrechte geht, bin ich immer noch nicht zu bremsen. Das ist eine gute Mischung. Und das Barfußlaufen aufhören? Nein, kommt nicht in Frage!

Beste Grüße
Puma
(dies ist mein neues Pseudonym, eigentlich heiße ich Pedro)

Barfuß am Arbeitsplatz

Barfuß-Initiative-Berlin JohnK ⌂ @, Stammposter, Wednesday, 20.12.2006, 23:33 (vor 6486 Tagen) @ Puma

Hallo Puma / Pedro,

danke für die wertvolle Schilderung Deiner Barfüigkeit am Arbeitsplatz. Aus ihr läßt sich entnehmen, dass die weitverbreitete Angst, durch größere Freiheit, Bequemlichkeit und Kontaktaufnahme mit dem Boden berufliche Nachteile in Kauf nehmen zu müssen, oft unbegründet ist. Das wichtigste im Job sind mitnichten die Füße - sondern die persönliche Erfahrung, Autorität und Ausstrahlung. Mit diesen 'Zutaten' kann man/frau sich nackte Füße in jedem Falle leisten und sollte das dann auch tun!!

Manchmal muß man/frau aber erst einmal drauf gebracht werden, müssen der Selbsterkenntnis gute Argumente und Anstöße vorausgehen. Für diesen Zweck hält die BIB auf ihrer Homepage eine Aufstellung mit mit barfüßigen Vorreitern im Job bereit. Ich lade Dich ein, Dir die Seite einmal anzusehen und Dich dort als Beispiel für Nachahmer einzutragen.

Dann kam die Berufstätigkeit, und ich habe das Barfußlaufen auf meine karge Freizeit beschränkt ... Vorletzten Sommer habe ich dann auch im Beruf das Barfußlaufen angefangen ... Rückschauend betrachtet hätte es meiner Karriere nicht allzu sehr geschadet, wenn ich schon früher im Job barfuß gewesen wäre ... Nun nehme ich mir diese Narrenfreiheit einfach - und nichts passiert.

Das kann ich wirklich nur bestätigen - ich bin bereits barfüßig zum Vorstellungsgespräch gekommen und hatte kurze Zeit später den Arbeitsvertrag in der Tasche.

Viele Grüße,
Johanes

[image] Hier kannst Du Dich eintragen

Barfuß am Arbeitsplatz

Puma, Stammposter, Thursday, 21.12.2006, 08:34 (vor 6485 Tagen) @ Barfuß-Initiative-Berlin JohnK

Hallo John,

danke, Du hattest hier ja auch schon früher auf diese Seite hingewiesen. Aber so weit mag ich nicht an die Öffentlichkeit gehen.

Ich habe aber im letzten Sommer doch schon den ein oder anderen Kollegen mal barfuß am Arbeitsplatz erwischt, zwar keinen regelmäßig, aber immerhin scheine ich auch vor Ort eine gewisse Wirkung zu entfalten.

Barfuß-Gruß
Puma

Barfuß am Arbeitsplatz

Dieter H., Stammposter, Thursday, 21.12.2006, 10:57 (vor 6485 Tagen) @ Barfuß-Initiative-Berlin JohnK

Das kann ich wirklich nur bestätigen - ich bin bereits barfüßig zum Vorstellungsgespräch gekommen und hatte kurze Zeit später den Arbeitsvertrag in der Tasche.
Viele Grüße,
Johanes

Was habt ihr, du und Puma, denn für einen Beruf? Toll, wenn man schon zur Vorstellung barfuß kommen kann und genommen wird.

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