Ein Arbeitskollege und Kenner des Elbsandsteingebirges (Hobby? Barfuß! 2)
Letzten Donnerstag fand auch in unserer Firma eine Weihnachtsfeier statt. Ich war wie auch sonst in geschäftlichen Angelegenheiten fett beschuht, lang behost usw. Auf dieser Feier lernte ich einen Mitarbeiter aus einer ganz anderen Abteilung kennen. Er ist erst seit kurzem in der Firma beschäftigt, daher kannten wir uns noch nicht.
Als er sagte, er sei in Dresden aufgewachsen, erwähnte ich so nebenbei, daß ich um die Osterzeit im Raum Dresden gewesen war und an einer Wanderung im Elbsandsteingebirge teilgenommen habe. Darauf er: "Das ist eine sehr schöne Gegend! Und das tollste: Man benötigt dort beim Wandern keine schweren Bergstiefel. Am besten geht es barfuß!" Als Realist blieb mir keine andere Antwort möglich: "Um das beurteilen zu können, müßte man es sowohl mit als auch ohne Schuhe einmal ausprobiert haben. Und die Erfahrung, dort mit Schuhen gewandert zu sein, fehlt mir einfach!"
Somit war das weitere Thema klar. Seine Mutter war nach dem 2. Weltkrieg immer barfuß gelaufen, weil es keine Schuhe gab. Also barfuß aus Armut.
Als ich noch erzählte, daß die Unterkunft in Lohmen war, meinte er: "Dort gibt es viele Leute, die politisch rechts sind. Die passen auf, daß nichts fremdes in den Ort kommt. Manche Leute rufen sogar schon die Polizei, wenn jemand aussieht wie ein Türke oder Italiener." Als ich erzählte, daß ich tatsächlich von der Polizei kontrolliert wurde, nachdem ich dort am vergammelten Bahnhof einige Zeit barfuß auf Bekannte gewartet hatte, meinte er: "Das überrascht mich nicht. Da genügt allein das Warten, egal welche Kleidung man trägt. Auf so einem unattraktiven Bahnhof hält man sich nur auf, kurz bevor ein Zug kommt. Und wer mit dem Zug kommt, verläßt sofort den Bahnhof. Wenn du Schuhe getragen hättest und ähnlich winterliche Kleidung wie die anderen, wäre die Polizei höchstens 5 Minuten später gekommen".
Es ist doch interessant, was man so alles erfährt. Zum Glück haben sich ja unsere Vermieter in Lohmen anständig verhalten. Sie hatten nichts gegen unsere Barfüßigkeit, nichts gegen meine geringfügig weniger winterliche Kleidung und nichts gegen das konsequente Tragen von Mützen bei ... lassen wir das!
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen