Im Schuhgeschäft (Hobby? Barfuß! 2)

Alan Turing, Friday, 15.12.2006, 19:07 (vor 6491 Tagen)

In den letzten Tagen war ich mit meiner 15-jährigen Tochter in einer Menge Schuhgeschäfte.
Nun sollte man ja meinen, daß gerade dort die Verkäufer(innen) und die Kundschaft ganz besonders deutlich auf meine nackten Füße reagieren sollten.

Weit gefehlt! Nicht eine einzige Bemerkung, nicht ein einziger schräger Blick. Ich wurde mit der größten Selbstverständlichkeit der Welt behandelt und bedient.

Na ja, gerade fällt mir ein, daß da noch eine türkische Familie war: Die dicke Mama hockte auf einem Schemel inmitten ihrer großen Familie, und das Unverständnis blitzte aus aller Augen. Was sie noch dazu zwitscherten und quiekten, konnte ich nicht verstehen, wollte es aber auch nicht. Wenn mich schon die Meinung anderer Leute kaum interessiert, dann tangiert mich das Gekreische eines anderen Kulturkreises nicht einmal peripher. Ich hatte es auch gleich wieder vergessen; jetzt beim Schreiben fiel es mir wieder ein.

Dafür hat sich gestern auf dem Rathaus unser stellvertetender Bürgermeister umso intensiver für meine Barfüßigkeit und meine dazu führenden Motive interessiert. Da ließ er mal eben die Leute ein Viertelstündchen im Vorzimmer warten, um sich schlau zu machen. Es war ein höchst angenehmes Gespräch, an dessen Ende er von sich aus zusagte, künftig seine Kinder nicht mehr nur in der Wohnung barfuß durchs Leben laufen zu lassen.

Na also...

Mit freundlichen Füßen

Alan

Kulturkreisübergreifend barfuß

Lorenz ⌂, Stammposter, Friday, 15.12.2006, 20:59 (vor 6491 Tagen) @ Alan Turing

Hallo Alan,

....Wenn mich schon die Meinung anderer Leute kaum interessiert, dann tangiert mich das Gekreische eines anderen Kulturkreises nicht einmal peripher.

Ganz belanglos ist der islamische Kulturkreis mit 1,4 Milliarden Gläubigen nicht. Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass man sich mit ihm auseinandersetzt. Es gibt in dieser Religion Elemente, die meinem Rechtsempfinden zutiefst zuwiderlaufen. Und doch können die nackten Füße auch hier Barrieren überwinden. Von einer sehr positiven Erfahrung will ich hier berichten.

Eine gute Freundin von uns, die schon an einigen von mir organisierten Barfußwanderungen teilgenommen hatte, nahm ihre Nachbarin samt Kindern zu einer meiner Naturführungen auf dem Penzberger Barfußpfad mit. Es war eine Türkin, die mit Kopfbedeckung ging und ihre vier Söhne zwischen 2 und 11 Jahren sowie einen (deutschen) Freund eines ihrer Jungen dabei hatte. Die Frau hatte hellwache Augen, sprach einwandfrei deutsch und strahlte eine angenehme Ruhe aus. Auf dem Rundgang über den Pfad fiel mir auf, dass der älteste türkische Junge alle deutschen Bäume erkannte -- das ist mir bei deutschen Kindern noch nie vorgekommen. Ich würde sagen, er war genau auf einem Gebiet fit, wo uns die eigene Kultur erbärmlich verloren geht, da die Kinder den deutschen Wald nicht mehr kennen!

Die Führung fand so guten Anklang, dass bei einer bald darauf angesetzten Wanderführung auf einem barfußtechnisch durchaus anspruchsvollen Wanderweg diese Frau mit dreien ihrer Kinder und außerdem mit ihrer Schwester mit weiteren zwei Buben mitmachte. Am Treffpunkt fuhr sie flott mit dem Van vor und das Grüppchen stieg aus. Ich sagte, dass der Weg ein paar steinige und wurzelige Stellen hat, aber sie ließen allesamt ihre Schuhe im Auto und los ging die Wanderung (Dominik R. aus unserem Kreis war, soweit ich mich erinnere, auch mit dabei).

Und ich muss sagen, dass ich mir keine angenehmeren Mitwanderer hätte wünschen können. Die Kinder waren gleichermaßen lebhaft und diszipliniert, ohne dass die Mütter ein lautes Wort sagen mussten. Und die ca. 9 km Weg wurden in aller Ruhe und mit Genuss gegangen, ohne dass nur irgendjemand über Wurzeln oder Bucheckern auf dem Weg meckerte. Noch nie hatte ich so wenig Stress mit einer Barfußwanderführung wie an diesem schönen Septembertag!

Die eine der Türkinnen, die wie gesagt einwandfrei deutsch sprach, sagte uns, dass sie im Alter von zwei Jahren nach Deutschland gekommen ist und dass sie ihre türkische Heimat als eine fremde Welt empfindet, wenn sie dorthin auf Verwandtenbesuch fährt. Das sind Wanderer zwischen den Welten, die in diesem Falle auch gut als Barfußwanderer zu gebrauchen sind!

Integration ist, wie dieses Beispiel zeigt, durchaus möglich, nur ist sie von unseren beschränkten Politikern jahrzehntelang verhindert worden. Die gute Nachricht ist nun: wir brauchen nicht auf diese Versager zu warten (das ist sinnlos), sondern können selbst die Chancen ergreifen, die sich in unserem Umfeld ergeben. Und wenn wir mit den nackten Zehen zugreifen!!!

Barfüßige Grüße von Lorenz

[image] Natur und Fortschritt

Mir reicht erst mal mein Kulturkreis

Alan Turing, Saturday, 16.12.2006, 13:06 (vor 6490 Tagen) @ Lorenz

....Wenn mich schon die Meinung anderer Leute kaum interessiert, dann tangiert mich das Gekreische eines anderen Kulturkreises nicht einmal peripher.

Ganz belanglos ist der islamische Kulturkreis mit 1,4 Milliarden Gläubigen nicht.

Ganz im Gegenteil.

Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass man sich mit ihm auseinandersetzt.

Völlig richtig.
Aber in einem deutschen Schuhgeschäft?

Es gibt in dieser Religion Elemente, die meinem Rechtsempfinden zutiefst zuwiderlaufen.

O ja! Meinem auch! Und nicht nur meinem Rechtsempfinden, sondern meinem Wohlbefinden allgemein.
Dazu gehört z.B., daß ich mich in meiner eigenen Heimat nicht schräg anlabern lassen möchte von Leuten, deren eigene Sitten und Gebräuche hier in unserem Land bei mir doch hin und wieder strenges Stirnrunzeln auslösen.

Und doch können die nackten Füße auch hier Barrieren überwinden.

Fein, wenn dem so ist. Und ich würde das nur zu sehr begrüßen und meinen Beitrag dazu leisten.
Was man aber von mir nicht erwarten darf, ist, daß ich jedem orientalisch wirkenden Menschen hinterherschleiche, um ihm eine "Integration" nachzutragen, die von ihm als Zumutung betrachtet wird.
Wenn ich mich schon sorgen muß, in meinem eigenen Land von Ausländern akzeptiert zu werden, dann hört schlagartig meine soziopathologische Warmherzigkeit auf.

Ich sage es ganz einfach:
Es steht diesen Leuten nicht zu, mich zum Gegenstand ihrer "kuturellen" Entrüstung zu machen.
Warum?
Ganz einfach: Wir waren zuerst hier.

Ach ja, Lorenz: Deine positive Erfahrung ist schön. Aber eben nicht die Regel.
Ich glaube kaum, daß dir eine Wiederholung in Bad Godesberg oder in der Kreuzberger Oranienstraße gelingen könnte.
Vergiß nicht: Michael aus Zofingen hat von dunkel gelockten Pöbel einen Tritt in den Arsch bekommen.
Man stelle sich vor, man täte gleiches mit einem Türken....

Ich habe schon mit einem Messer am Hals dagestanden, weil ich den Vater eines Lümmel aufgefordert hatte, sein Auto wegzufahren, weil er meins blockiert hatte.
Selbst meine damals dreijährige Tochter ist von so einem Miststückchen mit einem Messer bedroht worden.

Auch das mag man nicht verallgemeinern. Aber es prägt. Es prägt sogar ungemein.

Mit freundlichen Füßen

Alan

Mir reicht erst mal mein Kulturkreis

Descalzar, Saturday, 16.12.2006, 15:35 (vor 6490 Tagen) @ Alan Turing

...dem ist nichts hinzuzufügen...

Seh ich ganz genauso

Jay, Monday, 18.12.2006, 10:09 (vor 6488 Tagen) @ Descalzar

Hi!
Die sollen ihren islamischen Gottesstaat (mit Shoes Off-Pflicht in den Moscheen und Quasi BF-Verbot in Nicht-Moscheen-Gelände [meiner Kenntnis nach dürfen Frauen in Scharia-Staaten definitiv nicht BF gehen u. ich vermute, daß BF bei Männern auch aus anderen als 'Armuts-Bezeugungsgründen' gelinde gesagt "nicht gerne gesehen wird"]) bei sich zuhause veranstalten, damit auf ihre Facon selig werden und uns damit in Ruhe lassen. Die Welt ist schon ein Kreuz (SEUFZ!), zum einen bin ich Vertreter der amerikanischen Clash Of Civilizations-Fraktion, zum anderen wird es wohl dem US-Establishment gelingen, ganz Amerika barfußfrei zu machen (damit scheint es ja gründlich beschäftigt), während es ihm nicht gelingen wird, den islamischen Kulturkreis kernwafffenfrei zu halten.
Jesus lief oft barfuß umher und sprach in Gleichnissen (während Mohammed, da einige Jahrhunderte später, biografisch-zeitanteilig mehr Schuhe getragen haben dürfte. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben). Man könnte gewisse politische Gruppierungen, die im Osten bereits "national befreite Zonen" errichtet haben (sie haben übrigens ein Faible für außerordentlich massive Fußverpackungen) in ihrer Aggressivität mit konzentrierter Schwefelsäure gleichsetzen.
Um wieder im Gleichnis zu sprechen, wären Messer an Kehlen ansetzende Türken sozusagen hochkonzentrierter Salmiakgeist.
Nun hat man das Problem, beide Flüssigkeiten in großen Mengen herumstehen zu haben und loswerden zu wollen. Die Lösung ist: man bringt sie zusammen, und heraus kommt Harmloses*.
@ Lorenz: Gehe ich nicht so recht konform. Du hast offenbar in Penzberg eine paradiesische multikulturelle BF-Idylle geschaffen, in der Wolf u. Schaf pazifistische Nachbarn sind, was ich natürlich ausdrücklich anerkenne (plane, mir in absehbarer Zeit einmal Penzberg anzusehen, pers. Treffen bei Interesse gerne möglich), aber die Welt außerhalb sieht anders aus!
Friedvolle Barfußgrüße, Jay
--
* Um etwas aufzulockern: Das ist natürlich mit etwas GRÜBEL GRÜBEL (wie & wo man das Zusammentreffen in welchem ausgewogenen Verhältnis arrangiert und welche Entfernung man wg. des darauffolgenden SPRUDEL SPRUDEL BRODEL BRODEL ZISCH ZISCH SPRITZ SPRITZ wählt) verbunden.
Hab' in meinen (lange zurückliegenden) LSD-Trips die Welt oft in Comics gesehen.

Wir, die besten?

Federico, Monday, 18.12.2006, 16:06 (vor 6488 Tagen) @ Jay

Wenn ich auf solche Äußerungen vonseiten europäischer Mitbürger stoße, zucke ich vor Erschrecken.

während es ihm nicht gelingen wird, den islamischen Kulturkreis kernwafffenfrei zu halten.
bei sich zuhause veranstalten, damit auf ihre Facon selig werden und uns damit in Ruhe lassen.

Hast du dich je gefragt, warum sie uns nicht "in Ruhe lassen"?
Und vielleicht, wer zuerst den anderen "nicht in Ruhe gelassen" hat?
Und wer produziert und wer wem die allermeisten Waffen der Welt verkauft?
Und welch kleiner Teil der Weltbevölkerung 80% des Weltreichtums besitzt?
Ist dir nicht eine gewisse Vorherrschaft der amerikanischen Politik und Interessen in der ganzen Welt seit Ende des zweiten Weltkrieges aufgefallen?
Seither für wieviele angestiftete (Zivil-)Kriege und Aufruhre, Staatsputsche, militärische Diktaturen, Unterentwicklung in der dritten Welt und den Entwicklungsländern (von Pinochet über die Elfenbeinküste bis zum Irak) trägt der "zivilisierte" Westen eine entscheidende Mitverantwortung?
Warum und aus welcher Not heraus versuchen Tausende illegale Einwanderer pro Woche des Nachts an italienische und spanische Küsten zu gelangen? Warum wimmelt es in unseren reichen Städten von verzweifelten Menschenseelen aus den ärmsten Lädern der Welt? Glaubst du nicht, dass diese Emigranten lieber bei ihnen zu Hause in ihrem Umfeld und ihren Sitten bleiben möchten, wenn sie dort über eine anständige politische und ökonomische Lage verfügen würden?
Ich bin mit Alan Turing völlig einverstanden, wenn er schreibt: in meinem eigenen Land brauch ich mich nicht darum kümmern, von Ausländern akzeptiert zu werden. Ich bin geboren und lebe in der westlichen Gesellschaft und Kultur und fühle mich glücklich darüber, alleine dafür, dass mein Kühlschrank immer voll ist und ich keinen Hungersnot erleiden muss und dass ich z.B. studieren durfte und freien Zugang zum Internet habe. Ich möchte auch keine Minute in einem muslimischen Land wohnen, so fremd mir ihr Lebensstil und ihre Mentalität sind. Aber Arroganz und Überlegenheitsgefühle ihnen gegenüber sind für mich fehl am Platz, zumal ich selbst mein Gesellschaftsmodell überhaupt nicht für das beste halte und sich mein Reichtum auf dem Armut anderer stützt.
Nur hat unser scheinbar so sehr offene Westen meines Erachtens das "Faible" nocht nicht abgelegt, sich wie der Klassenbeste zu fühlen und den Zeigefinger gegen den "anderen" zu erheben. Dass sich die unterentwickelten, rückständigen Muslimen über "demokratische" Mohammed-Karikaturen empören, sorgt in unseren Ländern nur für Verhöhung, Gelächter und Diskussionen über die muslimische Gefahr. Dass so schrecklich ähnliche Zeichnungen von Stereotypen noch vor einem Dreivierteljahrhundert aus unseren Ländern verbreitet wurden, um Hass gegen den "inneren Feind" zu schüren und einen ganzen Menschentyp zu brandmarken, daran erinnern sich die wenigen.

Jesus lief oft barfuß umher und sprach in Gleichnissen (während Mohammed, da einige Jahrhunderte später, biografisch-zeitanteilig mehr Schuhe getragen haben dürfte. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben).

Eben. Aus dieser Denkweise werden nur immer stärkere Kulturkämpfe entstehen.

Friedvolle Barfußgrüße, Jay

"Gott sei Dank" friedvolle!! (Welchen Gott auch immer...)
Das wollen wir hoffen!

Servus und Verzeihung für das Off-Topic!

Federico

Einigen wir uns darauf...

Jay, Monday, 18.12.2006, 19:29 (vor 6488 Tagen) @ Federico

...daß beide Seiten sagen (die christliche bzw. "westliche" über die islamische und die islamische über die "Ungläubigen"): Wir sind die Größten, wir sind die Gescheitesten, wir sind die Besten und uns kann keiner.
Um wieder etwas On-Topic zu werden: Mein (chronologischer) Vergleich zwischen Christentum und Islam sollte signalisieren, daß ich als auch an peripheren Umständen interessierter Barfußgeher Gründe zu der Annahme habe, daß das Christentum BF-freundlicher ist als der Islam. Diese sind natürlich komplexerer Natur als bloß Chronologisches. Die jüngsten Postings über BF-feindliches Gebahren, berichtet von Alan Turing und Descalzar, belegen eindeutig, daß das von Angehörigen des islamischen Kulturkreises ausging.
Da hört man von Flüchtlingen, die an die italienisch-spanische Grenze drängen: In den Höllen, denen sie entfliehen wollen, ist der Islam Staatsreligion.
Und noch ein praktischer Unterschied: Versuch doch einmal, in einem mehr westlich orientierten Land wie Ägypten eine kleine christliche Kirche zu bauen. Die dortigen koptischen Christen haben es sehr schwer, während bei uns einem Moscheebau relativ wenig Steine in den Weg gelegt werden. Toleranz ist eine Sache, die für BFs wesentlich ist, auch in der Praxis.
Mich interessieren nur real existierende Tatsachen. Ich bin barfußgehender Menschenfreund, Anarchist und (in seinem Atheismus etwas verunsicherter) Atheist und orientiere mich an Mahatma Gandhi, Dr. Martin Luther King, Michail Bakunin und Che Guevara.

Dir friedliches Verständnis entgegenbringend & umgekehrt um freundschaftliches Verständnis bittend, Gruß & Fuß, Jay (dem die katalytische Rolle der USA bei der Installation von Pinochet in Chile nicht verborgen geblieben ist)

Es gibt solche und solche...

Tiziana, Stammposter, Monday, 18.12.2006, 23:23 (vor 6488 Tagen) @ Jay

Um wieder etwas On-Topic zu werden: Mein (chronologischer) Vergleich zwischen Christentum und Islam sollte signalisieren, daß ich als auch an peripheren Umständen interessierter Barfußgeher Gründe zu der Annahme habe, daß das Christentum BF-freundlicher ist als der Islam.

Das glaube ich wenig.
Die Reaktionen auf meine Barfüssigkeit waren in der Türkei und Syrien gleich wie in Italien, Deutschland oder anderen christlichen Ländern.
Die Südländer fragten nur öfter nach den Gründen dafür. Das liegt aber nicht an deren Religion, sondern an der typischen Spontaneität, mit der sie mit ihren Mitmenschen umgehen. Je weiter man nach Süden kommt, umso kleiner wird der körperliche Abstand zwischen den Menschen. Stell dir vor: Hier in Norditalien verabschieden sich gute Freunde einfach mit dem netten Grußwort "Ciao", in Sizilien werden auch die unbekannten Freunde der eigenen Freunde mit einem Wangenkuss empfangen, und in der Türkei haben oft wildfremde Wirtinnen als Zeichen ihrer Gastfreundschaft meine Hände mit Zitronenduft massiert. Also immer näher.
Bräuche und Sitten anderer Kulturen kann man zwar auch als lästig wahrnehmen, vor allem wenn manche Verhaltensweisen gewöhnungsbedürftig bzw. im eigenen Kulturkreis verpönt sind, aber man kann sie trotzdem nicht pauschal als "schlecht" stempeln. Sie sind einfach nur anders. Da bleibt es selbstverständlich, dass man sich stets den Bräuchen und Sitten des Landes, wo man sich befindet anpassen soll.
Im Libanon wurde ich auf meine Barfüssigkeit gleichermaßen von Christen und Moslems angesprochen, und in keinem Fall mit Geringschätzung. Sie waren einfach neugierig und haben es auch nicht verborgen.

Stichwort Religion:

Kirchen darf man barfuß betreten,
Moscheen muss man barfuß betreten.
(ich war da die einzige, die ihre Schuhe vor dem Moscheeneingang nicht extra auszuziehen brauchte ;-))))).

Fazit: Grundsätzlich haben Muslims nichts gegen nackte Füße.
Diese sind in den Moscheen sogar selbstverständlich, nicht aber auf der Straße, weshalb Barfußläufer auffallen - im Nahen Osten wie auch in Europa.

In einer katholischen Kirche in Italien haben einmal einige Kinder den Pfarrer - nicht mich! - gefragt, warum ich barfuß war. Ich habe die Antwort "Sie ist wohl orthodox" mitbekommen.
Ich war ganz baff über diese Antwort.
Zugegeben, ich wollte mir Holzstatuen und Fresken ansehen und nicht beten, aber die Schlussfolgerung, ich sei nicht katholisch, nur weil ich nicht betete und barfuß war, war m.E. ja zu blöd.
In den orthodoxen Kirchen in Griechenland habe ich übrigens alle Gläubigen mit Schuhen gesehen, und so viel ich weiß, gehen die Leute in Russland oder Bulgarien auch beschuht in die Kirche. Das beweist, dass selbst der besagte Priester keine Ahnung von Bräuchen und Sitten anderer Konfessionen hatte.

Und noch was: An meinem dritten Lebenstag bin ich römisch-katholisch getauft worden, wie jedes Kind, das Anfang der Sechziger in Italien zur Welt kam.
Meine Oma erzählte mir immer wieder, ich hätte an dem Tag so laut geschrieen, dass man hätte fast denken können, es wurde ein Menschenopfer verübt.
(Meine Taufe ähnele wohl der von Oskar Mazerath ;-).

Eine Alternative wurde mir damals nicht angeboten.
Ich könnte mir jetzt hier in Europa eine suchen, wenn ich wollte, aber ich glaube nicht, dass das in den islamischen Ländern möglich ist.

Ich bin auch nicht besonders fromm: Ich muss zugeben, dass mich das Kulturelle an Religionen und Kultusstätten interessiert. Ich lese gerne heilige Schriften als literarische Texte und besichtige Kultusstätten wegen deren Kunst und Musik, also vielmehr als Kunstliebhaberin als als Gläubige. Als "Wessi" kann ich das aber ruhig zugeben, aber wie ist es im Nahen Osten oder Nordafrika? Ich schließe nicht aus, dass dort viele nicht umhinkönnen, die Kultusstätte zu besuchen, obwohl sie lieber was Anderes tun würden.
Schließlich war es früher in Europa genauso.

Fazit: Es gibt keine barfußfreundlichere Religion, es gibt barfußfreundliche Menschen.

Ciao
Tiziana

Es gibt solche und solche...

Markus U., Stammposter, Tuesday, 19.12.2006, 00:00 (vor 6488 Tagen) @ Tiziana

Hi Tiziana!

In einer katholischen Kirche in Italien haben einmal einige Kinder den Pfarrer - nicht mich! - gefragt, warum ich barfuß war. Ich habe die Antwort "Sie ist wohl orthodox" mitbekommen.
Ich war ganz baff über diese Antwort.
Zugegeben, ich wollte mir Holzstatuen und Fresken ansehen und nicht beten, aber die Schlussfolgerung, ich sei nicht katholisch, nur weil ich nicht betete und barfuß war, war m.E. ja zu blöd.
In den orthodoxen Kirchen in Griechenland habe ich übrigens alle Gläubigen mit Schuhen gesehen, und so viel ich weiß, gehen die Leute in Russland oder Bulgarien auch beschuht in die Kirche. Das beweist, dass selbst der besagte Priester keine Ahnung von Bräuchen und Sitten anderer Konfessionen hatte.

Ich bin orthodox, und ich kann Dir bestätigen, daß Barfüßigkeit in orthodoxen Kirchen und Gottesdiensten sehr unüblich ist. Ich habe noch nie eine barfüßige Person in einer orthodoxen Kirche gesehen (was nicht heißen muß, daß es das gar nicht gäbe). Wenn ich im Altar (so heißt bei uns der ganze Raum hinter der Ikonostase, von dem Laien bestimmte Bereiche nur mit besonderer Erlaubnis und andere [zwischen Hochtisch und Königstür] gar nicht betreten werden dürfen) diene, dann velangt unser Pfarrer, daß ich zumindest Sabots trage, so daß meine Zehen nicht zu sehen sind - warum, weiß ich nicht.

Und noch was: An meinem dritten Lebenstag bin ich römisch-katholisch getauft worden, wie jedes Kind, das Anfang der Sechziger in Italien zur Welt kam.

Ich bin am siebten Lebenstage römisch- katholisch getauft worden. Dreißig Jahre, elf Monate und einen Tag später habe ich die Konfession gewechslt und bin orthodox geworden.

Eine Alternative wurde mir damals nicht angeboten.

Mir auch nicht, und ich kann auch nicht sagen, daß ich sie gesucht hätte; daß ich sie gleichwohl gefunden habe, ist für mich göttliche Fügung und Führung.

Fazit: Es gibt keine barfußfreundlichere Religion, es gibt barfußfreundliche Menschen.

Da stimme ich Dir zu.

Ich wünsche Dir ein frohes barfüßiges Weihnachtsfest,
Markus U.

Es gibt solche und solche...

Tiziana, Stammposter, Tuesday, 19.12.2006, 01:08 (vor 6488 Tagen) @ Markus U.

Hallo Markus,

Ich bin orthodox, und ich kann Dir bestätigen, daß Barfüßigkeit in orthodoxen Kirchen und Gottesdiensten sehr unüblich ist. Ich habe noch nie eine barfüßige Person in einer orthodoxen Kirche gesehen (was nicht heißen muß, daß es das gar nicht gäbe).

Letztes Jahr gab’s mich in der kleinen russisch-orthodoxen Kirche in Weimar.
Das war kein Problem. Der Pfarrer hat auch ganz spontan und freundlich etwas zur Ikonostase gesagt und andere Kultusgegenstände gezeigt. Er war sehr positiv beeindruckt, dass ich mich nach orthodoxer Art bekreuzigt habe, was ich als Respektzeichen immer tue, wenn ich eine orthodoxe Kirche betrete.
Wenn ich eine Moschee betrete, ziehe ich mir meistens die Schuhe nicht aus, zwar nicht als Respektlosigkeit, sondern weil ich keine anhabe ;-)
Der Pfarrer sagte sehr viel über Musik, Ikonen und Kultusriten, aber gar nichts über meine bloßen Füße.

dann velangt unser Pfarrer, daß ich zumindest Sabots trage, so daß meine Zehen nicht zu sehen sind - warum, weiß ich nicht.

Warum fragst du ihn nicht?
Seine Begründung würde mich auch sehr interessieren.

ich Dir zu.
Ich wünsche Dir ein frohes barfüßiges Weihnachtsfest,

Danke gleichfalls, an dich und an alle anderen auch!
Tiziana

Es gibt solche und solche...

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Tuesday, 19.12.2006, 00:18 (vor 6488 Tagen) @ Tiziana

Hallo Tiziana

... An meinem dritten Lebenstag bin ich römisch-katholisch getauft worden...
Eine Alternative wurde mir damals nicht angeboten.
Ich könnte mir jetzt hier in Europa eine suchen, wenn ich wollte, aber ich glaube nicht, dass das in den islamischen Ländern möglich ist.

Das ist es wirklich nicht. Zumindest im Iran droht jedem, der vom Islam abkommt, die Todesstrafe!

Als "Wessi" kann ich ...

Ich bin immer wieder von deinen perfekten Deutschkenntnisse fasziniert. Das Du dich aber selbst als "Wessi", wenn auch nur in Anführungsstrichen, bezeichnest, und diesen Begriff damit wohl auf alle Westeuropäer ausdehnst, überrascht mich dann doch. Ich möchte jetzt keinesfalls eine Fehler anprangern, da dieser Fehler aber inzwischen auch von den allermeisten Deutschen begangen wird, möchte ich das bei dieser Gelegenheit einmal richtig stellen:
Der Begriff "Wessi" wurde zu Zeiten der deutschen Teilung in West-Berlin erfunden, und ist damit deutlich älter, als der Begriff "Ossi". Der Begriff "Wessi" war eine abfällige Bezeichnung für diejenigen Westdeutschen, die keine Ahnung von der besonderen Situation Berlins hatten und dadurch für West-Berliner Verständniss dumme Fragen stellten. So wurde ich mal auf einer Reise in Oberbayern in den 80er Jahren gefragt, ob ich wohl aus West- oder Ost-Berlin sei. Ein Ost-Berliner hätte dort damals überhaupt nicht hinkommen können, wenn er nicht das Rentenalter überschritten hätte. Das war so eine typische Wessifrage.
Ich lasse mich daher auch nur ungern als Wessi bezeichnen, obwohl ich West-Berliner bin.
Der Begriff "Ossi" kam dann erst nach der Wiedervereinigung auf, als der Begriff "Wessi" plötzlich auf alle westlichen Bürger Deutschlands bezogen wurde und ein Gegenstück für ehemalige DDR-Bürger benötigt wurde. Vor der Wiedervereinigung sprach man statt dessen aber stets von Westlern oder Ostlern. Komisch, das diese Begriffe inzwischen so völlig vergessen wurden.

Oje, das war Of-Topic. Ich hoffe, ich habe nicht all zu sehr gelangweilt.

Viele Grüße

Ulrich

Es gibt solche und solche...

Tiziana, Stammposter, Tuesday, 19.12.2006, 01:16 (vor 6488 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo Ulrich

Ich möchte jetzt keinesfalls eine Fehler anprangern,

Tu das ruhig. Ich bin alles andere als böse, wenn man meine Fehler korrigiert.
Diesen Fehler fand ich da aber sehr praktisch, um den gemeinten Begriff kurz und bündig auszudrücken.
Deshalb auch die Gänsefüßchen.

Oje, das war Of-Topic. Ich hoffe, ich habe nicht all zu sehr gelangweilt.

Mich bestimmt nicht!

Ciao
Tiziana

Äpfel mit Birnen vergleichen?

Michael aus Zofingen, Stammposter, Tuesday, 19.12.2006, 10:00 (vor 6487 Tagen) @ Jay

Hallo Jay,

wenn man versucht, bestimmte Religionen als barfußfreundlicher oder barfußfeindlicher zu eruieren, besteht leider allzu leicht die Gefahr, daß man Äpfel mit Birnen vergleicht. Wie schon Pedro geschrieben hat, ist es von Land zu Land verschieden. Meistens ist man auf das Verhalten der Leute verschiedener Religionen im eigenen Land fixiert oder gar auf die Umgebung, in der man aufgewachsen ist. Wenn aus meinen bisherigen Erlebnissen der Eindruck entstehen könnte, Muslime wären gegenüber Barfüßern intoleranter und sogar gewalttätiger als "Christen", dann stimmt es nicht. Nicht alle Leute, die "europäisch" aussehen, sind Christen (manche fühlen sich als Christen, obwohl sie es "steuermäßig" nicht sind, andere zahlen Kirchensteuer, haben aber mit der Kirche nicht allzu viel am Hut).

Wenn man die Leute bzl. Barfußfeindlichkeit/freundlichkeit vergleicht, muß man noch mehr Dinge ins Kalkül ziehen. Erst wenn man Leute mit gleichem Bildungsstand und vergleichbarem Lohn usw., jedoch unterschiedlicher Religion miteinander vergleicht, könnte irgendwelche Rückschlüsse ziehen. Aber das ist meist nicht möglich. Leider ist es so, daß in Deutschland oder der Schweiz der Durchschnitt aller Ausländer mit muslimischer Religion eine tiefere berufliche Qualifikation hat als einheimische und auch stärker von Arbeitslosigkeit betroffen ist. Das macht unzufrieden, der Hang zur Gewalt wird höher. Und auch der das Verlangen, sich gegen Leute, die sie in der "Hierarchie" für noch tiefer halten, abzugrenzen. Die Religion an sich ist da Nebensache. Andere "verkrachte Existenzen", reagieren ähnlich, so etwa der "Hausammann" an der Uni, Bern, der es auf Dominik abgesehen hat oder der Türsteher vor einer Lidl-Filiale in Berlin oder auch eine Klofrau oder ein Penner. Und meistens ist es auch nicht speziell Barfüßigkeit, es kann auch ein anderes auffälliges Merkmal sein, z.B. Invalidität.

Hier in der Schweiz regen sich viele "Christen" darüber auf, wenn eine Stadt einer muslimischen Glaubensgemeinde erlaubt, ihre Moschee mit einem Minarett zu versehen. Mich persönlich stören Minarette überhaupt nicht. Ansonsten müßte ich mich auch daran stören, wenn in einem überwiegend katholischem Gebiet die evangelischen Kirchen einen Turm haben (und umgekehrt). In einem demokratischen Rechtsstaat hat nicht nur die "Hauptreligion" das Recht, ihre Gotteshäuser mit Türmen, Orgeln, Glocken oder was auch immer so auszustatten, wie es üblich ist, sondern jede, soweit dieses nicht auf Kosten der Allgemeinheit geht. Und wenn ich beim Betreten eines Gotteshaus egal welcher Religion von irgendeinem Menschen wegen barfuß gehindert werden sollte, dann bedeutet es noch lange nicht, daß die gesamte Glaubensgemeinschaft barfußfeindlich eingestellt ist, sondern in erster Linie dieser eine Mensch.

Offensichtlich spielt sich im Gehirn folgendes ab: Wenn ein Mensch irgendetwas macht (egal ob etwas schlechtes oder etwas gutes) und dieser Mensch fällt durch etwas bestimmtes auf, was eher ungewöhnlich ist, dann wird beides sehr leicht miteinander in Verbindung gebracht. Wenn in einem Kaufhaus an einem Wintertag etwa Schuhe und warme Kleidung gestohlen wurden und zufällig im oder vor dem Kaufhaus ein Mensch gesichtet wurde, der barfuß und in eher leichter Kleidung unterwegs war, dann wird dieser als erster verdächtigt. Aber nicht nur im Gehirn "der anderen", sondern auch (und manchmal sogar stärker) im Gehirn des Vertreters einer Minderheit gibt es derartige Gedanken. Ein Beispiel:

Ein großes Schweizer Unternehmen will zwei gut bezahlte Stellen besetzen. Total bewerben sich 30 Personen, alle sind von der Qualifikation her gleich. Alle Bewerber sind Schweizer Staatsbürger, nur einer ist Türke, jedoch in der Schweiz aufgewachsen und christlichen Glaubens (ja, das gibt es). Alles sind Christen, nur einer ist Jude. Unter den Bewerbern ist gerade eine Frau. Ein Mann hat eine schwarze Hautfarbe. Ein Mann steht politisch einer kommunistischen Partei nahe. Und einer läuft ganz zufällig in der Freizeit (und nur dann) barfuß. Wer wird eingestellt? Mit großer Wahrscheinlichkeit zwei Männer mit Schweizer Staatsbürgerschaft christlichen Glaubens. Beide sind hellhäutig, nicht kommunistisch angehaucht und tragen sogar in der Freizeit Schuhe.

Das ist Statistik. Aber aus Sicht der abgeblitzten "Minderheitenvertreter" sieht es ganz aus:

"Das Unternehmen ist frauenfeindlich!" sagt die Frau.
"Das Unternehmen ist ausländerfeindlich!" sagt der Türke.
"Das Unternehmen hat was gegen Juden!" sagt der Jude.
"Die Leute in dem Unternehmen sind Rassisten!" sagt der "Neger".
"Die Leute im Unternehmen sind Faschisten!" sagt der Kommunist.
"In diesem Unternehmen wimmelt es nur so von militanten Barfußhassern!" sagt der Freizeitbarfüßer.
Diese Leute bilden sich ein, daß ihre "Auffälligkeit" der Grund für die Nichteinstellung ist. Was meistens aber nicht der Fall ist.

Und was sagen die 22 Leute, die keiner Minderheit angehören und trotzdem die angestrebte Stelle nicht bekamen? Nichts!

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

Äpfel mit Birnen vergleichen?

Guenther, Tuesday, 19.12.2006, 11:45 (vor 6487 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hi Michael!

Nach meinen Erfahrungen auf dem Stellenmarkt spielen solche negativen "Ausschlußkriterien", welche einzelne Bewerber zu disqualifizieren scheinen, faktisch eine viel kleinere Rolle als der positive Faktor "Beziehungen", der den schließlich erfolgreichen Bewerber von den abgewiesenen abhebt ...

Gruß Guenther

Auch das hier ist zu gutem Teil off topic!

Georg, Stammposter, Tuesday, 19.12.2006, 15:11 (vor 6487 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Liebe Leute,
haltet Euch bitte auch im Winter an die Forumsregeln und bleibt beim Thema - und das ist weder Politik, noch der Umgang von Religionsgemeinschaften miteinander, noch ... sondern BARFUSS.
Einzelheiten dazu stehen oben auf der Startseite.
Es füßt
Georg

Seh ich ganz genauso

Pedro, Monday, 18.12.2006, 21:53 (vor 6488 Tagen) @ Jay

Hi!

zum einen bin ich Vertreter der amerikanischen Clash Of Civilizations-Fraktion

Wollt ihr den totalen Clash? Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt noch vorstellen können?

Mensch, Jay, das ist doch wohl nicht Dein Ernst. Ein Clash kann zur Auslöschung der Menschheit führen. Es gibt nur Verlierer. Und lass Dir ja nicht einreden, der Clash sei unvermeidlich. Die Geschichte ist voll von Beispielen eines erträglichen Zusammenlebens unterschiedlicher Kulturen. Haben nicht moslemische Baumeister großartige christliche Kirchen im einstigen normannischen Königreich Sizilien gebaut? Haben nicht die Kalifen von Córdoba den Christen und Juden viel mehr Freiheit gelassen als später die Könige von Kastilien den Juden und Moslems?

Ein erträgliches Zusammenleben ist möglich, wenn es BEIDE Seiten WOLLEN. Gewiss hat jemand, der jemanden mit dem Messer bedroht, null Toleranz verdient, und gewiss haben die Moslems eine Bringschuld. Aber wir Abendländer eben auch. Der Islam ist 1384 Jahre alt. Der internationale islamische Terrorismus ist 39 Jahre alt, entstanden nach der Besetzung der Al-Aksa-Moschee durch Israel. Das rechtfertigt den Terrorismus nicht, aber das zeigt, wo die Lösungswege liegen. Mich interessieren auch nur die real existierenden Tatsachen. Warum konnte man im islamischen Ägypten jahrhundertelang ohne Probleme Kirchen bauen (habe sie selbst gesehen) und kann es heute nur noch eingeschränkt? Warum konnte nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken das Priesterseminar des Orthodoxen Patriarchats über 500 Jahre weiterexistieren und wurde nun vor ca. 30 Jahren geschlossen? Warum haben die Buddha-Statuen in Afghanistan 1300 Jahre islamische Herrschaft unangetastet überstanden und sind vor ca. 10 Jahren zerstört worden? Der militante Islam ist neu, eine Reaktion auf den abendländischen Kolonialismus. Der militante Islam hat die Chance, wieder zu einem toleranten Islam zu werden. Hilf ihm dabei! Der Islam schafft das nur, wenn er geachtet wird. Wer in die Enge getrieben und mit ständigem Misstrauen beäugt wird, baut eine Wagenburg auf und hat nicht die Chance, sich zur Toleranz zu entwickeln.

Ich will Dir noch zwei Erlebnisse aus Nairobi erzählen, einer Stadt, in der es wesentlich mehr Christen als Moslems gibt. Ein Passant sprach mich voller Begeisterung an und meinte, ich würde barfuß gehen aus Solidarität mit den Armen, die sich keine Schuhe leisten können. Ein anderer wurde regelrecht wütend und beschuldigte mich, ich würde mit meiner Barfüßigkeit die Armen verhöhnen, die sich keine Schuhe leisten können. Das war überhaupt das einzige Mal in meinem Leben, dass meine Barfüßigkeit eine wütende Reaktion ausgelöst hat. Und die Ausfälligkeit der verschleierten Dame gegenüber Alan sehe ich genau in diesem Kontext. Nicht ihre Religion hat sie ausfällig reagieren lassen, sondern weil sie aus einem armen Land stammt und sie mit dem Gedanken einfach nicht fertig wurde, dass jemand aus purer Lust und Lebensfreude barfuß geht. Ihr Verhalten ist nicht zu entschuldigen, Fehlinterpretationen aber sind gefährlich.

Barfußgehen hat auch viel mit dem Klima zu tun. In den trocken-heißen Ländern der Dritten Welt (wozu viele islamische Länder gehören) gehen die Leute wenig barfuß, aber in feuchtheißen (wie z.B. in Bangladesch oder den kleinen Malediven, beide islamisch) ist das häufig.

Barfuß-Gruß
Pedro

Schlage vor, Thread zu beenden, sonst macht das Georg zwangsweise

Jay, Tuesday, 19.12.2006, 13:08 (vor 6487 Tagen) @ Pedro

Hi!

zum einen bin ich Vertreter der amerikanischen Clash Of Civilizations-Fraktion

Wollt ihr den totalen Clash? Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt noch vorstellen können?
Mensch, Jay, das ist doch wohl nicht Dein Ernst. Ein Clash kann zur Auslöschung der Menschheit führen. Es gibt nur Verlierer. Und lass Dir ja nicht einreden, der Clash sei unvermeidlich. Die Geschichte ist voll von Beispielen eines erträglichen Zusammenlebens unterschiedlicher Kulturen. Haben nicht moslemische Baumeister großartige christliche Kirchen im einstigen normannischen Königreich Sizilien gebaut? Haben nicht die Kalifen von Córdoba den Christen und Juden viel mehr Freiheit gelassen als später die Könige von Kastilien den Juden und Moslems?
Ein erträgliches Zusammenleben ist möglich, wenn es BEIDE Seiten WOLLEN. Gewiss hat jemand, der jemanden mit dem Messer bedroht, null Toleranz verdient, und gewiss haben die Moslems eine Bringschuld. Aber wir Abendländer eben auch. Der Islam ist 1384 Jahre alt. Der internationale islamische Terrorismus ist 39 Jahre alt, entstanden nach der Besetzung der Al-Aksa-Moschee durch Israel. Das rechtfertigt den Terrorismus nicht, aber das zeigt, wo die Lösungswege liegen. Mich interessieren auch nur die real existierenden Tatsachen. Warum konnte man im islamischen Ägypten jahrhundertelang ohne Probleme Kirchen bauen (habe sie selbst gesehen) und kann es heute nur noch eingeschränkt? Warum konnte nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken das Priesterseminar des Orthodoxen Patriarchats über 500 Jahre weiterexistieren und wurde nun vor ca. 30 Jahren geschlossen? Warum haben die Buddha-Statuen in Afghanistan 1300 Jahre islamische Herrschaft unangetastet überstanden und sind vor ca. 10 Jahren zerstört worden? Der militante Islam ist neu, eine Reaktion auf den abendländischen Kolonialismus. Der militante Islam hat die Chance, wieder zu einem toleranten Islam zu werden. Hilf ihm dabei! Der Islam schafft das nur, wenn er geachtet wird. Wer in die Enge getrieben und mit ständigem Misstrauen beäugt wird, baut eine Wagenburg auf und hat nicht die Chance, sich zur Toleranz zu entwickeln.
Ich will Dir noch zwei Erlebnisse aus Nairobi erzählen, einer Stadt, in der es wesentlich mehr Christen als Moslems gibt. Ein Passant sprach mich voller Begeisterung an und meinte, ich würde barfuß gehen aus Solidarität mit den Armen, die sich keine Schuhe leisten können. Ein anderer wurde regelrecht wütend und beschuldigte mich, ich würde mit meiner Barfüßigkeit die Armen verhöhnen, die sich keine Schuhe leisten können. Das war überhaupt das einzige Mal in meinem Leben, dass meine Barfüßigkeit eine wütende Reaktion ausgelöst hat. Und die Ausfälligkeit der verschleierten Dame gegenüber Alan sehe ich genau in diesem Kontext. Nicht ihre Religion hat sie ausfällig reagieren lassen, sondern weil sie aus einem armen Land stammt und sie mit dem Gedanken einfach nicht fertig wurde, dass jemand aus purer Lust und Lebensfreude barfuß geht. Ihr Verhalten ist nicht zu entschuldigen, Fehlinterpretationen aber sind gefährlich.
Barfußgehen hat auch viel mit dem Klima zu tun. In den trocken-heißen Ländern der Dritten Welt (wozu viele islamische Länder gehören) gehen die Leute wenig barfuß, aber in feuchtheißen (wie z.B. in Bangladesch oder den kleinen Malediven, beide islamisch) ist das häufig.
Barfuß-Gruß
Pedro

--
Hi Pedro,
das Original (Goebbels-Rede im Berliner Sportpalast mit frenetisch ob des "totalen Kriegs" jubelnden Massen) ist mir bekannt. Nur stelle ich fest, daß die gleichen Jubelschreie heute vor allem von Menschenmassen in Moscheen kommen, wenn zum Dschihad aufgerufen wird.
Vielleicht ist das wirklich eine inoffizielle Sondervariante des Islam. Nur stelle ich die heutige Praxis im Umgang mit Menschen fest, wie sie heute in Staaten mit der islamischen Rechtsprechung (Scharia) besteht. Wir BFs in der westlichen Zivilisation, vor allem in D, leben vergleichsweise im Paradies auf Erden. Fehlte nur noch, daß D dasselbe Klima hätte wie Southern CA, z. B. San Diego, und alles wäre perfekt.
Ich hab' dich schon verstanden (oder glaube wenigstens, dich verstanden zu haben). In tiefer Historischem, Gesellschafts- u. Geisteswissenschaftlichem bin ich wg. Bildungslücken kein großes Licht...
Für barfüßige Toleranz eintretend & um barfüßiges Verständnis bittend, Jay

Schlage vor, Thread zu beenden, sonst macht das Georg zwangsweise

Georg, Stammposter, Tuesday, 19.12.2006, 15:03 (vor 6487 Tagen) @ Jay

Hallo zusammen,
Super Idee ...
Dann kann ich mir das Schließen des Threads sicher auch schenken, weil jeder es einsieht und respektiert!?
Serfuß
Georg

aber in einem Punkt wollte ich Dir noch zustimmen

Pedro, Tuesday, 19.12.2006, 15:14 (vor 6487 Tagen) @ Jay

in diesem nämlich:

Wir BFs in der westlichen Zivilisation, vor allem in D, leben vergleichsweise im Paradies auf Erden. Fehlte nur noch, daß D dasselbe Klima hätte wie Southern CA, z. B. San Diego, und alles wäre perfekt.

Grüße vom winterleidenden Sommerbarfüßer Pedro

Seh ich ganz anders!

Markus U., Stammposter, Monday, 18.12.2006, 22:54 (vor 6488 Tagen) @ Jay

Hi Jay!

Meine Meinung dazu ist eine gänzlich andere!

Die sollen ihren islamischen Gottesstaat (mit Shoes Off-Pflicht in den Moscheen und Quasi BF-Verbot in Nicht-Moscheen-Gelände [meiner Kenntnis nach dürfen Frauen in Scharia-Staaten definitiv nicht BF gehen u. ich vermute, daß BF bei Männern auch aus anderen als 'Armuts-Bezeugungsgründen' gelinde gesagt "nicht gerne gesehen wird"]) bei sich zuhause veranstalten, damit auf ihre Facon selig werden und uns damit in Ruhe lassen.

Die islamische Welt ist überaus vielfältig, und sehr viele Moslems gehen auch außerhalb der Moschee ständig barfuß (z. B. in Indien und Indonesien, wo zahlenmäßig die meisten Moslems leben, sowie in Nigeria und den meisten afrikanischen Ländern. Dagegen gehen hier lebende Moslems so gut wie nie barfuß (und behalten auch in der Moschee zumeist die Sokken an), weil sie Barfüßigkeit mit Armut assoziieren. Die Konnotation "barfuß = arm" ist jedoch keineswegs spezifisch islamisch. Es gibt auch nur in wenigen Ländern einen Zwang für Frauen, ihre Beine mit blickdichten Strümpfen zu verhüllen (bekannt ist mir ein solcher nur für Iran und Saudi- Arabien, weas jedoch nicht ausschließt, daß sehr viele Frauen in anderen islamischen Ländern ebenfalls blickdichte Strümpfe tragen.
Die meisten Musliminnen in Indien, Bangla Desh, Indonesien und weiten Teilen Afrikas dürften jedoch meistenteils barfuß sein, und die muslimischen Männer ebenfalls. Im Vorderen Orient ist Barfüßigkeit dagegen unüblich, Sokkenlosigkeit jedoch zumindest bei Männern weit verbreitet, in Afghanistan sogar im Winter, der wegen des dort herrschenden kontinentalen Gebirgsklimas sehr kalt sein kann.

Die Welt ist schon ein Kreuz (SEUFZ!), zum einen bin ich Vertreter der amerikanischen Clash Of Civilizations-Fraktion, zum anderen wird es wohl dem US-Establishment gelingen, ganz Amerika barfußfrei zu machen (damit scheint es ja gründlich beschäftigt), während es ihm nicht gelingen wird, den islamischen Kulturkreis kernwaffenfrei zu halten.

Vergiß nicht, daß die USA als erster Staat Kernwaffen eingesetzt haben (Hiroshima und Nagasaki), und daß die Täter bis an ihr Lebensende davon überzeugt waren, richtig gehandelt zu haben. Die USA sind das Land mit dem größten Sündenregister der Erde (Sklaverei, Ausrottung der Indianer, aggressve Kolonial- und Hegemonialpolitik, verschwenderischer Umgang mit Energie, Wasser und sonstigen Ressourcen).
Religöser Fanatismus (zumeist evangelikaler und pfinstlerischer Prägung), Heuchelei und Prüderie sind dort direkt neben Ausschweifungen aller Art zu finden, und Barfüßigkeit ist gerade in den USA besonders verpönt. Deine Beteuerungen, daß es vor 25 Jahren anders gewesen sei, helfen da auch nix, da es insoweit auf die Gegenwart ankommt.

Jesus lief oft barfuß umher und sprach in Gleichnissen (während Mohammed, da einige Jahrhunderte später, biografisch-zeitanteilig mehr Schuhe getragen haben dürfte. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben).

Mohammed dürfte allermeist offene Sandalen ohne Sokken getragen haben, wie es auf der Arabischen Halbinsel heute noch Brauch ist; in Halbschuhen oder gar fetten Stiefeln kann ich ihn mir schwerlich vorstellen.

Man könnte gewisse politische Gruppierungen, die im Osten bereits "national befreite Zonen" errichtet haben (sie haben übrigens ein Faible für außerordentlich massive Fußverpackungen) in ihrer Aggressivität mit konzentrierter Schwefelsäure gleichsetzen.
Um wieder im Gleichnis zu sprechen, wären Messer an Kehlen ansetzende Türken sozusagen hochkonzentrierter Salmiakgeist.
Nun hat man das Problem, beide Flüssigkeiten in großen Mengen herumstehen zu haben und loswerden zu wollen. Die Lösung ist: man bringt sie zusammen, und heraus kommt Harmloses*.

Wenn Du Dich da man bloß nicht täuschst; etwas "Harmloses" wird in keinem Falle dabei herauskommen; vielmehr wird es heftige Reaktionen geben, weil beide Gruppierungen entweder heftig aufeinander einschlagen werden (und da möchte ich nicht gerade in der Nähe sein) oder möglicherweise auch ein temporäres Bündnis gegen gemeinsame Feinde, die es durchaus gibt, eingehen.

@ Lorenz: Gehe ich nicht so recht konform. Du hast offenbar in Penzberg eine paradiesische multikulturelle BF-Idylle geschaffen, in der Wolf u. Schaf pazifistische Nachbarn sind, was ich natürlich ausdrücklich anerkenne (plane, mir in absehbarer Zeit einmal Penzberg anzusehen, pers. Treffen bei Interesse gerne möglich), aber die Welt außerhalb sieht anders aus!

Die muttikulturelle Gesellschaft ist eine Illusion und auch gar nicht erstrebenswert, aber religiöse Tolernaz ist wichtig nd sollte lebbar sein. Ich persönlich komme mit Moslems in der Regel gut aus und habe auch schon interessante Gespräche religiösen Inhalts mit ihnen geführt, wobei ich mich zu meinem eigenen christlichen Glauben ohne Abstriche oder irgendeinen falschen Relativismus bekannt habe. Sofern der Gesprächspartner nicht total fanatisch war (keine islamische Spezialität, kommt leider in allen Religionen vor und läßt einen echten Dialog gar nicht zu), habe ich viel aus solchen Gesprächen gelernt.
Man darf auch nicht vergessen, daß die islamische Zivilisation der abendländischen jahrhundertelang weit überlegen war (habe noch keine gescheite Abhandlung darüber gefunden, wann und vor allem warum sich das geändert hat; in der Literatur ist meist nur diffus von "Erstarrung" der islamischen Kultur die Rede; vielleicht kann mir da ein Historiker weiterhelfen?), im 19. und bis weit ins 20. Jh. hinein der größte Teil der islamischen Welt in koloniale oder halbkoloniale Abhängigkeit von den europäischen Großmächten, vor allem England und Frankreich, gezwungen wurden.

Friedvolle Barfußgrüße, Jay

Auch Dir friedvolle Barfußgrüße,

Markus U.

Seh ich ganz anders!

Jay, Tuesday, 19.12.2006, 12:25 (vor 6487 Tagen) @ Markus U.

Hi Markus,
ein paar erläuternde Begründungen für meine Ansichten als jemand, der vor rd. 20 Jahren fast Vollamerikaner geworden wäre (und heute bin ich immer noch ein verkappter US-Zu spät-Hippie):
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Vergiß nicht, daß die USA als erster Staat Kernwaffen eingesetzt haben (Hiroshima und Nagasaki), und daß die Täter bis an ihr Lebensende davon überzeugt waren, richtig gehandelt zu haben.

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Die Entscheidung zum Kernwaffenangriff wurde aus folgenden Gründen von Präsident Harry S. Truman getroffen:
* Er stand unter Druck vom Volk, den Krieg schnellstmöglichst zu beenden. Auch wenn die Atombombe geheim war, ging es doch darum, das Leben von 100 000en GI´s zu retten. Deswegen wurde auch gemeinsam mit GB entschieden, die "Drecksarbeit" in D, nämlich die Eroberung Berlins in verlustreichsten und blutigsten Straßenkämpfen, der Sowjetunion zu überlassen. Die amerikanische Öffentlichkeit war über die Greueltaten der Japaner in dem VON JAPAN ANGEZETTELTEN KRIEG empört. Die US-Verluste, bis man sich von Insel zu Insel bis Okinawa "vorgearbeitet" hatte, waren ungeheuer. Außerdem: Die Entwicklung bis zum 1. Testversuch am 16.07.45 in Alamogordo, NMEX, hat über 3 Milliarden $ gekostet! Sowas läßt man wg. der zu rettenden GI´s nicht brachliegen...
--

Religöser Fanatismus (zumeist evangelikaler und pfinstlerischer Prägung), Heuchelei und Prüderie sind dort direkt neben Ausschweifungen aller Art zu finden, und Barfüßigkeit ist gerade in den USA besonders verpönt. Deine Beteuerungen, daß es vor 25 Jahren anders gewesen sei, helfen da auch nix, da es insoweit auf die Gegenwart ankommt.

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Stimme ich voll zu. Die USA sind heute restlos religiös verblödet, genauso wie sie mit ihrer Anzug- & Krawattenhysterie und ideologischen Anti-BF-Neurose restlos verblödet sind.
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Jesus lief oft barfuß umher und sprach in Gleichnissen (während Mohammed, da einige Jahrhunderte später, biografisch-zeitanteilig mehr Schuhe getragen haben dürfte. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben).

Mohammed dürfte allermeist offene Sandalen ohne Sokken getragen haben, wie es auf der Arabischen Halbinsel heute noch Brauch ist; in Halbschuhen oder gar fetten Stiefeln kann ich ihn mir schwerlich vorstellen.

--
Also war er doch beschuht. Mir gefällt hat Jesus als wohl überwiegender Barfußgeher besser. Ich weiß, wie primitiv das ist.
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Man könnte gewisse politische Gruppierungen, die im Osten bereits "national befreite Zonen" errichtet haben (sie haben übrigens ein Faible für außerordentlich massive Fußverpackungen) in ihrer Aggressivität mit konzentrierter Schwefelsäure gleichsetzen.
Um wieder im Gleichnis zu sprechen, wären Messer an Kehlen ansetzende Türken sozusagen hochkonzentrierter Salmiakgeist.
Nun hat man das Problem, beide Flüssigkeiten in großen Mengen herumstehen zu haben und loswerden zu wollen. Die Lösung ist: man bringt sie zusammen, und heraus kommt Harmloses*.

Wenn Du Dich da man bloß nicht täuschst; etwas "Harmloses" wird in keinem Falle dabei herauskommen; vielmehr wird es heftige Reaktionen geben, weil beide Gruppierungen entweder heftig aufeinander einschlagen werden (und da möchte ich nicht gerade in der Nähe sein)...

--
Daher auch meine verulkende Fußnote mit der Comicsprache. Konzentrierte H2SO4 und NH4OH schlagartig zusammengebracht, reagieren äußerst heftig unter wildem Kochen mit Dampfblasenexplosion. Sie neutralisieren sich, wie eben auch Volksdeutsche und messerschwingende Türken...
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...oder möglicherweise auch ein temporäres Bündnis gegen gemeinsame Feinde, die es durchaus gibt, eingehen.

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...oder auch nicht, die Gefahr besteht natürlich. In der Chemie würde natürlich immer dasselbe passieren, insofern hinkt das Gleichnis.
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Man darf auch nicht vergessen, daß die islamische Zivilisation der abendländischen jahrhundertelang weit überlegen war...

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Darüber hätte ich gerne weitere Details gewußt. In meinem althistorischen Spatzenhirn (ausgenommen US- u. neuere Geschichte) ist das Gegenteil gespeichert. Die arabische Kultur mit einzigartigen Weiterentwicklungen (siehe schon die Wörter Algeba, Algorithmus etc.), man baute auf Bewährtes aus dem antiken Griechenland und Indien auf, verfiel schlagartig (jedenfalls mit dem Aufkommen des Islam).
Folksänger Cat Stevens konvertierte zum Islam. Er verblödete total (was nicht heißen soll, daß das damit in kausalem Zusammenhang stand).
Keine einzige LP brachte er mehr 'raus (könnte sein, daß vor kurzem wieder was kam. Die Pause war allerdings lang).
Erneut friedvolle Barfußgrüße von jemand, der in alter Geschichts- u. Geisteswissenschaft noch was zu lernen hat, Jay

Mittelalter

Don Primo, Stammposter, Tuesday, 19.12.2006, 14:53 (vor 6487 Tagen) @ Jay

--

Man darf auch nicht vergessen, daß die islamische Zivilisation der abendländischen jahrhundertelang weit überlegen war...

--

Nicht umsonst rechnen wir mir arabischen Zahlen. Während Europa im Mittelalter religiös verblödete, waren es in dieser Zeit die arabischen Wissenschaftler, die die Welt weiterbrachten. Der hochgebildete Kaiser Friedrich II (1194-1250)beschäftigte an seinem Hof in Sizilien jüdische und arabische Wissenschaftler. Während sich ganz Europa noch mit dem völlig unbrauchbaren römischen Zahlensystem herumplagte, rechneten die Araber schon mit einem modernen Stellenwertsystem. Arabische Astronomen, Mediziner, Nautiker etc. waren ihren europäischen Kollegen weit überlegen, weil sie nicht durch völlig blödsinnige religiöse Dogmen am denken gehindert wurden. Heute ist es merkwürdigerweise umgekehrt. Tempora mutantur...

Mittelalter

Markus U., Stammposter, Wednesday, 20.12.2006, 11:45 (vor 6486 Tagen) @ Don Primo

Man darf auch nicht vergessen, daß die islamische Zivilisation der abendländischen jahrhundertelang weit überlegen war...


Nicht umsonst rechnen wir mir arabischen Zahlen. Während Europa im Mittelalter religiös verblödete, waren es in dieser Zeit die arabischen Wissenschaftler, die die Welt weiterbrachten. Der hochgebildete Kaiser Friedrich II (1194-1250)beschäftigte an seinem Hof in Sizilien jüdische und arabische Wissenschaftler. Während sich ganz Europa noch mit dem völlig unbrauchbaren römischen Zahlensystem herumplagte, rechneten die Araber schon mit einem modernen Stellenwertsystem. Arabische Astronomen, Mediziner, Nautiker etc. waren ihren europäischen Kollegen weit überlegen, weil sie nicht durch völlig blödsinnige religiöse Dogmen am denken gehindert wurden. Heute ist es merkwürdigerweise umgekehrt. Tempora mutantur...

Europa war im Mittelalter keineswegs "religiös verblödet", sondern es war einfach so, daß die germanischen Völker, die das (West)römische Reich zugrunde gerichtet hatten, kuturell auf einem sehr niedrigen Niveau standen und das Abendland lange Zeit brauchte, um sich von diesem kulturellen Rückschlage zu erholen. In dieser schweren Zeit wurde das überlieferte Wissen in den Klöstern bewahrt, und die Mönche waren im frühen Mittelalter die einzigen, die lesen und schreiben konnten. Auch die Baukunst entfaltete sich im Zusammenhange mit der Religion, da im Mittelalter zahlreiche herrliche Dome errichtet wurden.

Das ändert natürlich nichts an der Überlegenheit der arabischen Kultur in jener Zeit. Und auch meine Frage, warum die arabische bzw. islamische Kultur jenen Vorsprung nicht halten konnte, ist nicht beantwortet.

Barfüßige Wintergrüße,
Markus U.

Mittelalter

Don Primo, Stammposter, Wednesday, 20.12.2006, 13:53 (vor 6486 Tagen) @ Markus U.

Europa war im Mittelalter keineswegs "religiös verblödet", sondern es war einfach so, daß die germanischen Völker, die das (West)römische Reich zugrunde gerichtet hatten, kuturell auf einem sehr niedrigen Niveau standen und das Abendland lange Zeit brauchte, um sich von diesem kulturellen Rückschlage zu erholen. In dieser schweren Zeit wurde das überlieferte Wissen in den Klöstern bewahrt, und die Mönche waren im frühen Mittelalter die einzigen, die lesen und schreiben konnten. Auch die Baukunst entfaltete sich im Zusammenhange mit der Religion, da im Mittelalter zahlreiche herrliche Dome errichtet wurden.

Das ist schon richtig, richtig ist aber auch, daß die Kirche die wissenschaftliche Forschung massiv behindert hat. Ich sag' nur Keppler und Galilei, Verbot der Sektionen etc. Und in den USA versuchen sie es bis zum heutigen Tage, man denke nur an die unsägliche Diskussion zum Biologieunterricht, in der die Schöpfungsgeschichte der Bibel als wissenschaftliche Wahrheit verbreitet werden soll. Ohne Worte!

off topic - bitte Ende!

Georg, Stammposter, Wednesday, 20.12.2006, 14:04 (vor 6486 Tagen) @ Don Primo

Alles, was wichtig ist, steht schon im Betreff ...
Georg

Mittelalter

Puma, Stammposter, Thursday, 21.12.2006, 08:26 (vor 6485 Tagen) @ Markus U.

Und auch meine Frage, warum die arabische bzw. islamische Kultur jenen Vorsprung nicht halten konnte, ist nicht beantwortet.

Hallo Markus,
weil es off-topic ist, will ich es ganz kurz machen: wegen der Wasserknappheit! Astronomie und Mathematik sind trockene Disziplinen. Aber wenn es um Landwirtschaft, Buchdruck, Dampfmaschine usw. geht, braucht man riesige Wassermengen.
Gruß
Puma

Mir reicht erst mal mein Kulturkreis

Rolf (F), Stammposter, Saturday, 16.12.2006, 17:08 (vor 6490 Tagen) @ Alan Turing

... Auch das mag man nicht verallgemeinern. Aber es prägt. Es prägt sogar ungemein...

Irgendwann kommt halt der Zeitpunkt, an dem sich die "Vorurteile" als wahr bestätigen und Urteile werden!

Gruß aus Frankfurt,

Rolf (F)

Mir reicht erst mal mein Kulturkreis

Lorenz ⌂, Stammposter, Saturday, 16.12.2006, 17:24 (vor 6490 Tagen) @ Alan Turing

Hallo Alan,

ich will das jetzt nicht zu sehr vertiefen, weil es

a) off-topic ist.

b) weil ich keinerlei Verpflichtung in mir spüre, unseren beschränkten Politikern (und den mit ihnen befreundeten wirtschaftskriminellen Managern) aus dem selbst angerichteten Schlamassel zu helfen,

c) weil drei Finger auf einen selbst weisen, wenn man auf andere deutet.

Wirkliche Wut habe ich auf zahlreiche Landsleute von mir und andere Europäer, die die eigene Kultur dem Verfall anheimgegeben haben. Für unsere Blödheit (auf die die drei Finger deuten) können aber die Muslime nichts. Sie tun mir sogar leid, weil sie nichts von dem bekommen, was sie von uns lernen könnten, wenn es nur bei uns noch präsent wäre! Etwa ein körperbejahendes Menschenbild oder einen naturbejahenden Lebensentwurf. Oder Gesetze, vor denen Mann und Frau gleich sind.

Für mich ist es wesentlich und unverzichtbar, in einer fortschrittliche abendländische Kultur zu leben. Da kann es kein Zurückweichen geben. Wenn ich von Mensch zu Mensch friedfertig bin, geschieht das aus einem Gefühl der Stärke und in der Absicht, andere mitzuziehen. Aber ich krieche niemandem hinterher: wer etwas von mir haben will, muss schon ein Stückchen mit mir barfuß gehen oder sich sonst in meiner Richtung bewegen, die ich für alles in der Welt nicht aufgeben werde.

Und so werden wir wieder on-topic. Meine Barfußpfadaktivitäten (oder auch meinen mit schönen Aktgemälden verzierten Webauftritt zum Naturismus) sehe ich als ein kleines Mosaiksteinchen, das ich zur Kultur des Abendlandes beitragen kann. Das ist mein Steinchen zur notwendigen Weiterentwicklung der Beziehung von Mensch und Natur. Und solange ich meine eigenen Kulturziele aktiv verfolge, kann es nicht passieren, dass ich unter die Räder des Kulturkampfes komme. Niemals!!!

Barfüßige Grüße von Lorenz

[image] Naturismus, ein Lebensstil zum Wohlfühlen

Kulturkreisübergreifend barfuß

Markus U., Stammposter, Saturday, 16.12.2006, 13:12 (vor 6490 Tagen) @ Lorenz

Hi Lorenz,

ich kann mich an die beiden türkischen Schwestern noch gut erinnern, weil ich bei jener schönen Wanderung dabei war.
Auch möchte ich Dir für Deinen Beitrag danken, denn ich hatte mich über den verächtlichen Ton des Ausgangsbeitrags bezogen auf Menschen, die einer anderen Kultur angehören, geärgert, und meine Raktion wäre daher wohl nicht so freundlich ausgefallen wie die Deinige.

Barfüßige Wintergrüße,
Markus U.

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