Presse Schweiz (Hobby? Barfuß! 2)
Erzählcafé Liliane Rohner aus Mühlethal gewährte einen spannenden Einblick in ihr Leben
Liliane Rohner ist in Mühlethal aufgewachsen und lebt mittlerweile auch wieder dort. Im Zofinger Erzählcafé gewährte sie Einblick in ihr Leben.
emiliana gutzwiller
«Meine Eltern haben mir all ihre Liebe geschenkt und ich durfte im wunderschönen Mühlethäli aufwachsen», sagt Liliane Rohner, hält kurz inne und meint schliesslich: «Ich bin einfach ein Glückskind.» Ihre Grossmutter habe im Haus das Regiment geführt. «Morgens um 7 Uhr gab es für alle Zmorge, um 11 Uhr Zmittag und um 17 Uhr richtete sie die Rösti.» Dank ihrer Grossmutter, deren zweiter Mann ein Katholik war, habe sie sowohl den reformierten wie auch den katholischen Glauben näher kennengelernt.
Auf Bäume klettern verboten
Statt mit ihren Puppen zu spielen, verbrachte Liliane Rohner viel lieber ihre Zeit in der Natur, wo sie am liebsten auf Bäume kletterte. «Da Mädchen damals keine Hosen tragen durften, musste meine Mutter viele Löcher in meinen Strümpfen flicken.» Schliesslich gab es ein Kletterverbot, an das sie sich jedoch nicht hielt. Einmal sei sie der mütterlichen Standpauke entkommen, weil ihr der Vater das Loch gestopft hatte.
Als Kind wurde Liliane Rohner ein einziges Mal zur Strafe in den Keller gesperrt. «Ich hatte keine Angst, denn die Mäuse haben mir nichts getan. Ich war aber so von den roten Äpfeln angetan, dass ich einen um den anderen angebissen habe.»
Gerne erinnert sich Liliane Rohner auch an das Schwein Grunzi. Da sie lieber ein geflecktes Säuli gehabt hätte, griff sie eines Tages zur Schuhcreme und malte ihm damit schwarze Flecken auf. Die unbeschwert-fröhlichen Tage mit «Grunzi» hatten aber leider irgendwann einmal ein Ende. Dies, als Otti Graber, seines Zeichens Bauer, Gemeindeschreiber, Coiffeur, Dirigent, Musiklehrer, Stellvertretender Posthalter und Metzger, mit seinem Rucksack zur Metzgete aufkreuzte. «Meine Mutter und ich haben im Wald gewartet, bis alles vorbei war.»
Mit leuchtenden Augen erzählt sie vom ungeheizten Schlafzimmer, den wunderschönen Eisblumen, die sich am Fenster bildeten, und wie sie mit ihrem Bruder barfuss in den Pfützen rumhüpfen konnte. Unvergessen bleiben ihr auch die biblischen Geschichten, die die Riedtaler Fräuleins Hofer und Baltisberger erzählten. «Sie verstanden die Herzen der Kinder zu berühren und ihnen vor allem Vertrauen zu geben. Das ist sehr wichtig», ist Liliane Rohner überzeugt, die dieses Rezept auch in ihren Bibelstunden befolgte.
Freude und Zuversicht
In lebhafter Erinnerung ist Liliane Rohner auch der Konfirmationssonntag geblieben. Die Mühlethaler Mädchen hätten ihre Uhren bewundert, bis die Zofingerinnen kamen und zu ihnen sagten: «Ach, ihr Mühlethalerinnen, das ist sowieso alles Blech.» Das habe schon wehgetan. «Als ich dann in der Kirche sass und dem Glockengeläut und Orgelspiel zugehört habe, ist mir klar geworden, dass es Jesus egal ist, wo man aufgewachsen ist. Das erfüllte mich mit Freude und Zuversicht.»
Eine weniger glückliche Zeit erlebte Liliane Rohner während ihrer Lehre zur Herrekonfektionsschneiderin. «Wieso ich das lernen wollte, weiss ich nicht.» Nach der Lehre bei der Zofinger Ritex fand sie in Walter Mächler einen guten Chef. Das Zofinger Geschäft von Felber an der Bahnhofstrasse bot alles von Kosmetika und Schreibwaren über Haushaltsartikel bis zu Stoffen, Vorhängen und Kleidern.
Zurück nach Mühlethal
Nicht einfach sei für sie der Umzug und das Fussfassen in Winterthur gewesen. «Wir mussten das geliebte Mühlethäli verlassen, weil mein Mann eine Anstellung als Geschäftsleiter einer Textilfabrik bekam.» Das neue Haus war schön und der Garten gross - doch Liliane Rohner fühlte sich anfänglich verloren. «Zum Glück hatten wir eine liebe Nachbarin, die sich um mich kümmerte. Frau Gut gehörte bald zu unserer Familie und ist heute noch in unseren Herzen», sagt Liliane Rohner.
Nach 30 Jahren in Winterthur wollte schliesslich ihr Mann wieder zurück nach Mühlethal. «Ich war ganz erstaunt und erfreut, dass es ihn als Appenzeller wieder zurückzog.» Auf dem Grundstück ihrer Eltern errichteten sie ein Doppelhaus, das sie mit ihrer jüngsten Tochter, deren Mann und Sohn teilen.
Familie bedeutet ihr sehr viel
Ihre mittlerweile erwachsenen Kinder, zwei Töchter und zwei Söhne, sowie die fünf Enkelkinder bedeuten Liliane Rohner sehr viel. So hütet sie mit Begeisterung zwei Mal in der Woche ihren Enkel David und fährt mindestens ein Mal im Monat nach Winterthur, um dort ihre andern Enkelkinder zu sehen. Eine starke Verbindung hat sie aber auch zu ihrem «Mühlethäli», dem sie auch ein Gedicht gewidmet hat.
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Geschnappt Polizei fasste 27-jährigen Türken nach fünfstündiger Flucht
Der Serieneinbrecher entwischte der Polizei kurz vor 14.30 Uhr während einer Befragung in einem Polizeibüro in Unterkulm. Barfuss[100] rannte er davon. Fünf Stunden später war die tollkühne Flucht in Oberkulm zu Ende.
michael spillmann
Kurz vor 15 Uhr ging gestern dieser Fahndungsaufruf der Aargauer Kantonspolizei über das Radio: «In Unterkulm ist um 14.30 Uhr einem 27-jährigen Untersuchungshäftling die Flucht aus dem Bezirksgefängnis gelungen. Er trägt eine dunkle Hose, ein dunkles T-Shirt und ist barfuss[100] unterwegs.»
Zu diesem Zeitpunkt lief die Grossfahndung nach dem geflohenen Serieneinbrecher Atila Dündar bereits auf Hochtouren. Nach Angaben der Kantonspolizei hat der Mann ein «gewisses Gewaltpotenzial».
Sofort wurden die Ausfahrtswege besetzt. Fahrzeuge, die den Raum Unterkulm verlassen wollten, wurden kontrolliert. Im Dorf machten sich Polizis ten auf die Verfolgung und suchten um das Bezirksgebäude herum jedes mögliche Versteck ab. Auch mit Spürhunden versuchten sie die Spur des Flüchtenden aufzunehmen. Ein Helikopter stand ebenfalls im Einsatz und überflog die angrenzenden Wälder. Trotzdem fehlte vom Flüchtende vorerst jede Spur. Als es langsam eindunkelte, musste die Suche mit dem Helikopter eingestellt werden.
Beim Kleiderwechsel ertappt
Kurz nach 19 Uhr wendete sich das Blatt jedoch zugunsten der Verfolger: An der Rigistrasse, nur unweit des Bezirksgebäudes, bemerkte ein aufmerksamer Anwohner den Mann hinter einem Schuppen. «Er stand oben ohne, immer noch barfuss[100] da und war gerade dabei, sich umzuziehen», sagte Kapo-Sprecher Bernhard Graser. Der Anwohner habe den Mann angesprochen, worauf dieser entgegnet habe, er sei im naheliegenden Altersheim tätig. «Der Anwohner hat uns danach sofort benachrichtigt, und wir konnten die Fahndung in dieses Gebiet verlegen», so Graser weiter. Ein anderer Anwohner sah den Flüchtenden kurz danach in der Nähe über eine Wiese rennen. Kurz vor 19.30 Uhr schnappten die Polizisten den Türken schliesslich nur wenige Strassen weiter in Oberkulm. Der Mann liess sich widerstandslos festnehmen.
Doch wie gelang dem Serieneinbrecher überhaupt die Flucht aus dem Gefängnis? Ob es Sicherheitsmängel gegeben hat, will die Polizei nun prüfen. Von der Flucht ist gemäss Bernhard Graser so viel bekannt: Während einer Befragung in einem Büro im Erdgeschoss schoss der 27-Jährige plötzlich auf, stürzte aus dem Zimmer - dabei verlor er seine Schlarpen - und rannte durch den Hinterausgang ins Freie. Diese Türe war nur von aussen nicht zu öffnen, von innen her jedoch nicht verschlossen.
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Tourismus Zeitung
Yucatans grosse Wassermusik
Mexiko Die Halbinsel Yucatan bietet neben atemberaubenden Pyramiden auch mythische unterirdische Seen und Luxushotels in alten umgebauten Fabriken.
Silvia Schütz
Die nachmittägliche Hitze liegt so drückend über der Landschaft, dass bereits das Buchstabieren von «Hängematte» schwer fällt. Der weiss gekleidete Mexikaner vor der roten Fassade der Hacienda Sotuta de Peon schiebt sich seinen Strohhut mit einer trägen Bewegung in den Nacken, als wöge er 20 Kilogramm. Gemächlich schlurft sein Kollege über die staubige Strasse und bleibt nach hundert Schritten stehen wie in einem Sergio-Leone-Western. Er wird doch nicht . . .?
Langsam bückt er sich, ergreift einen Gegenstand auf der trockenen Erde und hebt ihn bis auf Hüfthöhe an. Es ist kein Schuss, der ihn mit seinem Gegenüber verbindet, sondern aschblonde Faserschnüre. Sein Amigo übernimmt das Kommando, dreht in Zeitlupe ein gelbes Eisenrad wie ein Schiffskapitän das Steuer. Vor den Augen einer Handvoll schwitzender Gringos entsteht aus den Sisal-Faserschnüren ein Seil, das stark genug ist, um Bud Spencer zu erhängen.
Einst war die Hacienda Sotuta de Peon eine Viehfarm, bevor sie auf die Produktion von Fasern umgesattelt hat, einst bekannt als das «grüne Gold». Gewonnen wird die einst wertvolle Faser von der Agave Sisalana, die ihren Namen der Hafenstadt Sisal auf der Halbinsel Yucatan am Golf von Mexiko verdankt. Von hier wurde sie im 19. Jahrhundert in die weite Welt verschifft. Das Geschäft blühte. «Ende des 19. Jahrhunderts gab es hier mehr Millionäre als sonst irgendwo auf der Welt», erzählt Luis, während er gedankenverloren nickt. Der 70-Jährige lebt seit seiner Kindheit im Dorf bei der Hacienda und schnitt als Junge noch die fleischigen Agave-Blätter in den grossen Agave-Feldern. An den Lohn will oder kann er sich nicht mehr erinnern. Hautnah erlebte er den Niedergang der Naturfaser mit, der in der Zwischenkriegszeit begann, als Nylon aufkam. In den 60er- und 70er-Jahren wurde ein Grossteil der Fabriken in Yucatan geschlossen, darunter auch die heutige Hacienda Sotuta de Peon.
Vor einem Jahr ist sie als Museum wieder auferstanden. Sinnlich und anschaulich wird hier vorgeführt, wie die mehr als zwei Meter langen AgaveBlätter zu Fasern verarbeitet werden. In einem offenen Waggon mit Sonnendach, gezogen von einem Pferd wie einst früher zur Erntezeit, werden Besucher durch die zahllosen Reihen der Pflanzen gezogen. In der Fabrik wird mit Originalmaschinen vorgeführt, wie die Blätter zerlegt werden. Die Maschinen stammen nicht von der Hacienda, sondern wurden weltweit zusammengekauft, um die Verarbeitung möglichst originaltreu nachzustellen. Ein undefinierbarer, leicht stechender Geruch liegt bei der Trocknungsfarm in der Luft. Über Stangen und Drahtseile gelegt, verlieren die Fasern ihren Lebenssaft, werden gelb und buschig wie Pferdeschwänze.
«Seit 10 Jahren bin ich wieder hier und bewache die Hacienda», erzählt Luis, der barfuss[100] im Schatten steht, weil die heisse Erde seine Füsse verbrennen würde. Der Besitzer wollte verhindern, dass das unbewohnte Anwesen leer geräumt wird. Wie früher die Gutsherren wohnt auch der heutige Besitzer im 35 Kilometer entfernten Merida und steigt nur selten im luxuriösen Mansion ab, um auf der breiten Marmor-Terrasse im Rattan-Schaukelstuhl zu schlummern.
Seit den 1990er-Jahren sind zahlreiche der ehemaligen Sisal-Fabriken zu verschwenderisch grossen, luxuriösen Hotels mit Pool umgebaut worden. Die meisten haben ausserdem eine natürliche «Cenote», einen unterirdischen See. Was in Konkurrenz zu den Maya-Pyramidenstätten wie Chichen Itza, Ek Balam oder Uxmal beinahe vergessen geht, ist Yucatans faszinierende Unterwelt. Die Halbinsel hat keine oberirdischen Flüsse, dafür ein grandioses unterirdisches Seen- und Flusssystem mit 10 000 Gewässern, die zum grossen Teil miteinander verbunden sind. Im Rahmen von Projekten, mit denen man in Yucatan einen nachhaltigen Tourismus fördern will, werden die «Cenotes» nun auch touristisch genutzt. Das Dorf Dos Palmas bei der Riviera Maya etwa bietet alte, magische Rituale in Schwitzhütten an und im kleinen Pac-Chén können sich Besucher in eine 15 Meter-«Cenote» abseilen lassen. Unten liegt das dunkle Wasser unergründlich in der Höhle, deren Kalkdach längst eingestürzt ist. Nur zwei hell leuchtende Punkte scheinen wie Augen vom Grund des Sees auf. Gespeist werden sie von der Sonne, die ihre Bahnen in den Bauch der Grotte senkt. Kein Wunder, heisst die Höhle «Cenote del Jaguar».
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Wohlgefühl 2
Schuhe an und los
Barfuss[100] walken? Nicht ganz, aber so gut wie: Asics lanciert mit «Gel-Cardio» einen Walking-Schuh für hochempfindliche Füsse, wie sie etwa Diabetiker haben können. Er ist so konstruiert, dass keine Irritationen hervorgerufen werden: Kaum Nähte, die auf der Haut kratzen könnten, dafür antibakterielle Materialien, welche die Infektionsgefahr reduzieren. Ein Komfortschuh für Problemfüssler.
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Knatternde Fussballer und flötelnde Kinder
Poesiealbum des Lebens
Von Oliver Kraaz poesie@goetterfunken.ch
Heute Samstagabend steigt die grosse Wahl des Schweizer Sportlers des Jahres. Live im Schweizer Fernsehen, vor einem Millionenpublikum und mit Matthias Hüppi in einem frischen Hemd, das ihm seine Frau schon am Donnerstag mit etwas Stärke gebügelt und auf den Balkon gehängt hat. Noch ist nicht klar, ob der Sieger Roger Federer, Roger Federer oder doch Roger Federer heisst.
Er wird aber sicher nicht Christian Okpala heissen. Herr Okpala ist zwar, wie der Name unschwer erkennen lässt, Sportler mit einem roten Pass. Zwar nur Fussballer, aber im weitesten Sinn so doch auch Sportler. In dieser Funktion ist Okpala allerdings seit kurzer Zeit ausser Dienst. Denn der Ex-Thuner und Ex-Aarauer hatte einem Teamkollegen bei den Stuttgarter Kickers heftig eine gelangt. Und zwar weil er den Achtung! «Furzterror» eines Teamkollegen namens Sascha Benda nicht mehr ausgehalten hat.
Ähnliches geschah bereits in Augsburg, der letzten Arbeitsstätte der beiden Herren. Benda wurde dort wegen seiner willfährigen Art gar mit 250 Euro Busse bestraft. Genutzt hat es nichts. Erst als Benda den Verein verliess, soll eine ganze Mannschaft im wahrsten Sinn des Wortes aufgeatmet haben.
Doch nun führte das Schicksal den Luftibus Benda und den darob genervten Okpala in Stuttgart erneut zusammen, und schon herrschte wieder dicke Luft. Okpala schlug drein und muss gehen, während Benda fast reuemütig zugibt: «Ja, ich habe gefurzt.»
Im Poesialbum des Lebens widerlegt diese Episode wunderbar die Behauptung, dass sich in jeder Sportlerhose auch Sportsgeist befindet. Da kann Adolf Ogi reden, wie er will. Sportsgeist, meine Damen und Herren, wächst aus dem Geiste. Nicht aus den Muskeln..
«Die Zeit» hat in der aktuellen Ausgabe übrigens keck behauptet: «Wer ein Instrument lernt, kommt besser durchs Leben.» Mag sein. Schade nur, dass der MP3-Player die Blockflöte aus den Kinderzimmern verdrängt hat. Der Musikunterricht ist damit so hinfällig geworden wie der Religionsunterricht (natürlich nur in grossen Städten wie Zürich, aber nicht in Luzern, wo die gesunden Kinder noch zu Fuss mit roten Backen flötelnd durch die saftigen Wiesen hüpfend barfuss[100] in der Schule eintreffen). Manch eine Pianistenkarriere ist schon im Kindesalter auf dem Rücksitz eines Touaregs mit acht Türen erstickt, bevor sie überhaupt beginnen konnte.
In diesem Zusammenhang kommt mir in den Sinn, wie Ex-Naticoach Paul Wolfisberg im Radio erzählte, er sei als Lehrling mit Kollegen an ein Louis- Armstrong-Konzert gefahren. Nach der Arbeit. Nach Zürich. Mit dem Velo. Und wieder zurück. Das waren noch Zeiten! Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, damals hatte man noch Hartgummipneus, eine Velolampe mit Kerze, und wenn man unterwegs müde wurde, legte man kurz ein paar Rumpfbeugen auf dem Trottoir hin, nahm einen Bissen vom dürren Birnenweggen und weiter gings! Begleitet von fröhlichen Blockflötenklängen, die der beste Freund auf dem Gepäckträger seiner Blockflöte entlockte.
Ob Herr Benda in seiner Freizeit auch ein Instrument spielt? Er sollte es versuchen. Es entspannt Geist und Körper, und vielleicht liegt gerade darin der Schlüssel zum Weg zurück zu einer konfliktfreien Tätigkeit als Fussballer. Dass Benda kein Schweizer ist, lässt einen allerdings reuig darüber spekulieren, wie sich Matthias Hüppi in seinem weiss gestärkten Hemd bei einem Interview mit Sascha «Knatterton» wohl verhalten hätte.
Ich wünsche Ihnen und mir trotzdem ein schönes Wochenende.
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Der Richter will es richten
Der Gossauer Walter Pfister hat als «Grossratspräsident» der Katholiken ein würdevolles Amt angetreten
Walter Pfister steht zwei Organisationen vor, einer weltlichen und einer kirchlichen: Er ist seit vielen Jahren Präsident des Kreisgerichts Untertoggenburg-Gossau und seit kurzem Präsident des Katholischen Kollegiums St. Gallen.
rita bolt
Seit 24 Jahren ist der gebürtige Basler Walter Pfister Gerichtspräsident. Und seit kurzem auch Präsident des Katholischen Kollegiums. Er darf sich jetzt Präsident des St. Galler Parlaments der Katholiken nennen. «Das ist ein würdevolles Amt», sagt Pfister. Es sei aber von der Arbeit her nicht zu vergleichen mit dem Präsidium eine Kantonsparlaments. «Wir beschliessen vor allem über Budget und Rechnung. Der wichtigste Teil ist die Prüfung der Verteilung der Steuergelder.» Ansonsten könne dieses Parlament nicht allzu viel bewegen. Es sei wohl das Kontrollorgan der Exekutive, habe aber wenig Einblick in die Verwaltung. Auch er als Präsident könne wenig bewegen. Nicht weil er nicht wolle: «Der Präsident ist nur für ein Jahr gewählt und steht lediglich zwei Sitzungen vor», erklärt Walter Pfister. Das würde er gerne ändern: An der Sitzung im Juni 2007 wird er dem Kollegium berichten, wie die Kirchenparlamente in anderen Kantonen arbeiten.
Beide Seiten anhören
Spannender als seine Aufgabe als Ratspräsident sei seine tägliche Arbeit als Gerichtspräsident. Seit 24 Jahren versucht Walter Pfister gerecht zu urteilen. «Ich sage den Angeklagten immer, dass ich nichts Persönliches gegen sie habe», sagt der 60-Jährige. Dennoch seien seine Urteile für die einen zu hart und für die anderen zu milde. Was braucht ein guter Gerichtspräsident? Pfister antwortet: «Ein gutes Gehör, um beide Seite anzuhören.» Er müsse auch ein Detektiv sein, um die Wahrheit zu finden, und, was ebenso wichtig sei, ein guter Chef zu sein. Denn oft wirkten im Gericht Laienrichter mit und juristische Mitarbeitende, die noch über wenig Erfahrung verfügten.
Nerven zu behalten
Als Gerichtspräsident hat Walter Pfister schon viel erlebt, Erfreuliches und weniger Erfreuliches. Er erzählt, dass er sogar einmal eine Todesdrohung erhalten habe. «Ein Mann, der seiner Frau zu viel Unterhalt bezahlen musste, wollte einen Killer engagieren, der mich töten sollte.» Der gut betuchte Mann habe seine Killer-Pläne eingestellt, als ihm ein Privatdetektiv auf die Schliche gekommen sei und Pfister Meldung gemacht habe. Noch vor Jahren sei es auch mehrere Male zu Krawallen vor seinem Haus gekommen. Auch im Gossauer Gerichtssaal sei es schon zu Ausschreitungen gekommen. Gut erinnern kann sich Pfister an die Verhandlungen der Gegner des Waffenplatzes Neuchlen-Anschwilen. «Der Eingang zum Gerichtssaal war beispielsweise mit Stacheldraht zu.» Die Gegner seien teilweise barfuss[100] gekommen. «In solchen Situationen ist es wichtig, die Nerven zu behalten und sich nicht provozieren zu lassen.» Solche spannende Gerichtsfälle seien eher selten. Zur Hälfte seiner Arbeit beschäftige er sich nämlich mit Familienrecht und Scheidungen. Diese Arbeit sei für ihn vielfach belastend, vor allem dann, wenn Kinder im Spiel seien und diese einem Elternteil zugeteilt werden müssten. Weniger belastend für Pfister sind Nachbarstreite. «Sie sind oft erheiternd.» Ebenfalls zu seiner Tätigkeit gehören Konkurseröffnungen und viel Recherchierarbeit. Noch heute freue er sich auf die morgendliche Post, die immer Überraschungen bringe.
Sofort Anschluss gefunden
Wie kam Walter Pfister aber nach Gossau? Er erzählt, dass er neun Jahre lang am Bundesgericht in Lausanne als Gerichtsschreiber tätig gewesen sei. «Beim Theaterspielen habe ich meine Frau, sie ist eine gebürtige Arneggerin, kennen gelernt.» Und da in Basel keine Stelle als Gerichtspräsident frei gewesen sei - «ich wollte nicht mein Leben lang Gerichtsschreiber bleiben» -, habe er sich nach der Wahl von Urs Cavelti ins Kantonsgericht um dessen Nachfolge im damaligen Bezirksgericht Gossau beworben. Es klappte. 1982 trat er die Stelle als Gerichtspräsident an und fand gleich Anschluss in Gossau. 1983 wurde er in den katholischen Pfarreirat gewählt, 1987 in den Kollegienrat. Und nun ist der Präsident.
Walter Pfister ist auch Mitglied und Revisor bei Kolping Gossau und war bis vor kurzem Elternrat in der Pfadi St. Georg Gossau-Niederwil. Nicht nur Revisor, sondern auch Sänger ist er im Fürstenlandchor. «Als Jurist wird man zum Präsidenten, Aktuar oder Revisor gewählt», sagt Pfister lachend. Er fühle sich in Gossau sehr wohl, sagt der Vater von drei erwachsenen Söhnen. Seinen Basler-Dialekt habe und werde er aber beibehalten.
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Oberrieden Musikalisches Theater in der Pünthalle
Tourneeleben mit einer Diva
Das musikalische Theater «Pianomorte» begeistert sein Publikum mit live gespielter Klaviermusik und einer Portion schwarzem Humor.
Am Samstag, 2. Dezember, findet in der Pünthalle das Theater «Pianomorte» statt. Menschlich, musikalisch, makaber: Lisa Gretler taucht das Publikum in diesem Solostück in ein Wechselbad der Gefühle. «Pianomorte» ist spannend, skurril und anrührend. Angekündigt ist ein Liederabend mit der berühmten Sängerin Isabella von Wartburg, doch diese erscheint nicht - sie liegt tot in der Garderobe.
Ihre Begleiterin, die russische Pianistin Natalia, muss alleine auftreten und versucht, den Abend zu retten, indem Sie in die Tasten greift und Geschichten aus dem Tourneeleben mit der Sängerin erzählt: wie sie das Konzert in der Royal Albert Hall barfuss[100] beenden muss, weil die Diva nicht aushält, dass der ganze Saal auf die goldenen Schuhe der Pianistin starrt anstatt auf sie; wie Natalias Kanarienvogel Mozart sein Leben lassen muss, weil er zu schön singt; wie die Sängerin mitten auf dem Frühstücksbuffet des Kreuzfahrtschiffes die Todesarie der Tosca singt.
Ein aberwitziges Geständnis
Die Ausführungen der Pianistin werden durch Auftritte der Sängerin unterbrochen und ergänzt. Auch deren Geist macht sich an diesem Abend immer wieder bemerkbar und treibt die Pianistin dazu, mehr zu erzählen, als ihr lieb ist. So wird der angekündigte Liederabend zu einem aberwitzigen Geständnis. Berauschende Bilder in Verbindung mit überraschenden magischen Effekten, live gespielter Klaviermusik und einer Portion schwarzem Humor sind die Zutaten, mit denen das Publikum in den Sog dieser packenden und berührenden Geschichte gerät. (e)
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Zu Besuch auf einem Bauernhof nahe der Stadt
Lömmenschwil.
Nur wenige Meter abseits der rege befahrenen Strasse nach Amriswil beginnt eine andere Welt. Auf dem Bauerngut von Nelly und Hans Alder ist es still wie am Ende der Welt. Herbstliche Nebelschwaden liegen zwischen den Obstbäumen wie Wattefetzen.
MéLANIE Knüsel-Rietmann
So sah im Erstklass-Lesebuch ein Muster-Bauernhof aus - Bäume, deren Äste sich unter der Last der Früchte bogen, ein Garten mit Dahlien, Sonnenblumen und Gemüse, eine Scheune mit einem kleinen Brückenübergang und ein Bless. Nur etwas fehlt in diesem Idyll: die Kuhherde. Noch etwas stimmt nicht: «Doody» ist kein Wadenbeisser. Er begleitet Spaziergänger sogar gerne ein Stück weit. «Am liebsten Mütter mit Kindern», erzählt Nelly Alder, die gerade im Garten ist und sofort die Türe zum Wintergarten öffnet. An allen Wänden ranken sich Pflanzen hoch, und wer die Fenster öffnet, kann sogar vom Stuhl aus Trauben pflücken. Wo man auch hinschaut - überall leuchten Sonnenblumen durch den Dunst. «Ich mag sie besonders», sagt die Hausfrau.
Reiche Obsternte
Seit vier Jahren haben die Alders keine Kühe mehr, aber den Obst- und Gemüsebetrieb wollten sie nicht aufgeben. «Der liegt uns zu sehr am Herzen», sagen sie. Die Ernte muss gewaltig sein. Bäume, so weit das Auge reicht. Der Vers, der unter dem eingangs erwähnten Lesebuch-Bild stand, stimmt ebenfalls. «D'Öpfel- und Bierebäum, diä sind ganz griglät-graglät voll». Seit Tagen sind Nelly und Hans Alder am Ernten. Ein Teil davon geht an Private und Geschäfte, der andere in die eigene Dörrerei. Auch diese Anlage weckt Erinnerungen an die Kindheit. In einem grossen Ofen, den schon Alders Vater benützte, wird dem Obst die Feuchtigkeit entzogen. Äpfel, Birnen und Zwetschgen sind vor Tagen schon von flinken Händen auf Roste verteilt worden. Sie verlieren während dieser Prozedur drei Viertel ihres Gewichts. Im Raum ist es dunkel und angenehm warm. Vor der Türe stapeln sich Harasse mit Früchten. Früher, als sie noch Kühe hatten, erzielten die Alders 40 Prozent des Einkommens mit dem Verkauf von Obst. «Heute ist das noch mein Hobby», sagt Alder, der barfuss[100] durch den Tau stapft.
Dann die grosse Überraschung: Im Stall gibt es doch noch Kühe. «Das ist jetzt mein Atelier», sagt Alder, fast etwas verlegen. An den Wänden hängen grossflächige Bilder: Kühe, Tänzerinnen und Berge. «Art brut» nennt sich das im Jargon der Galeristen. Alder hat ein sicheres Gespür für gewagte Farbkombinationen und Formen. Das fröhliche Bild vom Senn mit einer Kuh ist leider unverkäuflich. Das gilt auch für die übergrossen Holzskulpturen, die vor dem Stall aufgestellt sind. Eine Frau mit Nordic-Walking-Stöcken sieht aus, als wolle sie gerade abmarschieren.
Bauernhof - Büro - Bauernhof
Zurück im Wintergarten erzählt Nelly Alder, dass sie als junge Frau in einem Büro tätig war - bis sie ihren späteren Mann kennen lernte. Der Entschluss, Bäuerin zu werden, sei ihr nicht schwer gefallen: «Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen.» Sie hat ihrem Mann bei allen Arbeiten immer geholfen. Und noch heute pflücken sie das Obst gemeinsam und dörren es. Einzig der Vertrieb ist Sache von Hans Alder. Er bedient private Kunden in der Stadt, die schon sein Vater besuchte. Und wie er bringt er Früchte, Gemüse und Dörrobst nach St. Gallen. «Das ist jeweilen eine willkommene Abwechslung», sagt er. Zur grossen Stammkundschaft gehört auch das Künstlerehepaar Alfred und Ida Kobler. Mit ihnen sind die Alders herzlich verbunden. Im gemütlichen Wohnzimmer hängt ein Bild von Alfred Kobler - ebenfalls mit Kühen als Sujet.
Mittlerweile dampft der Kaffee auf dem Tisch. Die Fruchtschale überquillt. Theoretisch wären die Alders fast Selbstversorger. «Aber seit wir keine Kühe mehr haben, muss ich die Milch kaufen. Das war zu Beginn recht ungewohnt. Wenn ich den Laden verliess, fragte die Verkäuferin ‹keine Milch?›, weil ich gar nicht daran gedacht hatte, welche zu kaufen», sagt Nelly Alder. Wie ihr Mann liebt sie Griechenland und seine Bewohner. Seit die beiden nicht mehr so sehr an den Hof gebunden sind, können sie öfters mal dorthin reisen. Um auch in Lömmenschwil einen Hauch Ägäis zu geniessen, haben sie die Wand zum Haus im Wintergarten weiss und die Fensterrahmen blau bemalt - genau so wie in ihren Ferienerinnerungen.
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«Wenn niemand einen erwartet»
Suzanne Deriex: «Das Kind und der Tod» - Buchvernissage in Hauptwil
«L'Enfant et la Mort» ist 1968 erschienen und hat den Prix Veillon gewonnen. Trotzdem ist die Autorin bis heute in der Deutschschweiz kaum bekannt. Nun liegt erstmals eine Übersetzung vor, sie wird in Hauptwil
präsentiert.
Eva Bachmann
Auf der literarischen Landkarte ist Hauptwil mit Hölderlin fest assoziiert. Und wenn nun die Buchvernissage des Romans «Das Kind und der Tod» der Waadtländerin Suzanne Deriex in Hauptwil stattfindet, so ist man mit Hölderlin gar nicht auf der falschen Fährte. Elisabeth Gonzenbach ist eine Vorfahrin Deriex', für Elisabeths Kinder wurde einst Hölderlin als Hauslehrer nach Hauptwil bestellt. Damals war der Mutter allerdings längst die Aufsicht über ihre Kinder entzogen worden, ihr Genfer Ehemann bezichtigte sie des Ehebruchs und der versuchten Vergiftung, Elisabeth hatte bei ihrer Schwester in Speicher Zuflucht gesucht.
Das Schicksal von Elisabeth Gonzenbach am Ausgang des 18. Jahrhunderts, in einer Zeit der sozialen Unruhe, in der Adel und Bourgeoisie um Vormacht rangen, hat Suzanne Deriex fasziniert, sie verarbeitet es zu einer gross angelegten Familiensaga «Un arbre de vie», von der bisher drei Teile erschienen sind, am vierten arbeitet sie zurzeit.
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Kinder leben auf breitem Fuss
Die Knochen von Kinderfüs sen sind weich und verform bar. Die Wahl der richtigen Schuhe ist deshalb von gros ser Bedeutung. Eine weltweit erste repräsentative Messung von Kinderfüssen in Deutsch land hat gezeigt: Die meisten Kinder haben breite Füsse.
POTSDAM - Weil das Nervensystem im Kinderfuss noch nicht so weit entwickelt ist wie beim Erwachsenen, spüren Kinder oft nicht, ob ein Schuh drückt und wenn ja wo. Ausserdem sind die Knochen noch relativ weich und anpassungsfähig. Zwar kommen 98 Prozent aller Kinder mit gesunden Füssen zur Welt, doch über 60 Prozent der Erwachsenen leiden an Fussschäden. Grund für die Entwicklung: Falsches Kinderschuhwerk.
Sportmediziner der Universitätsklinik Tübingen hatten erst letztes Jahr bestätigt, dass die von Herstellern für die Produktion benutzten Kinderschuhmodelle zwar Länge und Weite berücksichtigen, aber andere wichtige Faktoren wie Spannhöhe und Fersenbreite ausser Acht liessen. So komme es vor, dass Schuhe drücken, obwohl die angegebene Grösse vielleicht stimmen mag. Die Betonung liegt auf «vielleicht», denn eine weitere Untersuchung des Arztes Wieland Kunz im Auftrag des österreichischen Gesundheitsministerium stellte ebenfalls letztes Jahr fest, dass die auf Kinderschuhen angegebenen Grössen meist nicht der tatsächlichen Innengrösse entsprächen. Insgesamt würde jedes dritte Kind falsches Schuhwerk tragen.
Dynamik beim Gehen
Viele deutsche Fachgeschäfte bieten inzwischen die Messung von Kinderfüssen nach dem WMS-System an. W steht für weit, M für mittel, S für schmal. Das System berücksichtigt das Wachstumstempo (zwei bis drei Grössen pro Jahr) und Zugaben für das Abfangen beim Gehen entstehender Schubkräfte. Allerdings finden diese Messungen im Stehen und nicht in der Bewegung statt. Dabei ist die Dynamik des Gehens enorm wichtig, denn nur in der realistischen Bewegungssituation kann ein Fuss annähernd objektiv analysiert werden. Wichtig ist die Bewegungsmessung, weil sich ein Fuss nicht immer erwartungsgemäss verhält: Eine Fussfehlstellung im Stand kann in der Bewegung durch Muskelarbeit völlig kompensiert werden und umgekehrt. Vor diesem Hintergrund hat ein zehnköpfiges Team um den Sportwissenschaftler Steffen Müller an der Universität Potsdam mit der Aktion Kinderfuss 2006 die weltweit erste repräsentative Messung von insgesamt 4900 bewegten Kinderfüssen durchgeführt. Müller: «Wir haben Alter, Gewicht und Grösse der Kinder festgehalten, die Füsse vermessen und zusätzlich das Gangbild der Kinder per Druckmessplatte ermittelt.» Zwar liegen die endgültigen Ergebnisse erst Ende des Jahres vor, doch die ersten Zwischenresultate räumen bereits mit einigen Glaubenssätzen auf. So mit der Annahme, dass die meisten Kinderfüsse mittelbreit seien. Die aktuellen Daten zeigen dagegen, dass zwei Drittel breite bis extra breite Füsse haben. «Die extreme Breite entspricht im WMS-System dem Schuh «Doppel W», den es aber nicht zu kaufen gibt», sagt Müller.
Die verbreitete Meinung, dass die meisten Kinder zu kleine Schuhe tragen, konnten die Potsdamer Sportmediziner dagegen nicht belegen. Gerade mal bei acht Prozent sei dies der Fall gewesen. Allerdings räumt Müller ein: «Man muss natürlich berücksichtigen, dass wir im Fachhandel gemessen haben. Bei Kindern, die ihre Schuhe aus Discountern beziehen, mag das Bild anders aussehen», weshalb er Eltern zum regelmässigen Nachmessen rät.
Verschieden grosse Füsse
Bestätigt hat die Aktion Kinderfuss 2006 indes das, was Fussexperten längst wissen, in der breiten Öffentlichkeit aber immer noch zu wenig berücksichtigt wird: Kinderfüsse sind selten gleich gross. «Zwischen dem rechten und linken Fuss besteht mindestens eine Schuhgrösse Unterschied, gelegentlich sogar zwei», bestätigt Müller frühere Messergebnisse. Der Unterschied sei wachstumsbedingt: Kinder wachsen in Schüben, und das tun auch die Kinderfüsse. Der grössere Fuss sollte beim Schuhkauf die Auswahl bestimmen.
15 Minuten Zeit hatten sich die Sportmediziner im Schnitt Zeit für die Messung pro Kind nehmen können. Drei bis vier Stunden Auswertungszeit stehen dem gegenüber. Deshalb werden Detailergebnisse erst Ende des Jahres vorliegen. Der Kinderschuhhersteller Ricosta, der die Messtour organisierte, reagiert aber bereits schon jetzt auf die Zwischenergebnisse. Ab kommendem Frühjahr wird er breite und extra breite Kinderschuhe anbieten, versichert Firmenchef Ralph Rieker.
ROSEMARIE KAPPLER
TIPPS ZUM KAUF VON KINDERSCHUHEN
Barfuss[100] laufen ist für die gesunde Entwicklung von Kinderfüssen das Beste. Leider aber ist es Kindern nicht möglich, jederzeit barfuss[100] herumzutollen. Umso wichtiger ist es, dass die Schuhe passen. Hier ein paar nützliche Tipps zum Kauf von Kinderschuhen:
Kinderfüsse wachsen schubweise. Deshalb sollten Sie die Füsse regelmässig messen.
Kaufen Sie die Schuhe mit dem Kind ein, so dass seine Füsse vermessen werden können und es die Schuhe anprobieren kann. Die beste Zeit für den Schuhkauf ist der Nachmittag, da sich die Füsse im Verlaufe des Tages etwas vergrössern.
Eine Kontrolle mit dem Daumen an der Spitze, um festzustellen, ob die Schuhe passen, reicht nicht. Kinder ziehen oft die Zehen zurück. Lassen Sie auch die Breite messen.
Um ganz sicher zu sein, dass ein Schuh sitzt, können Sie einen Fuss auf einem Karton nachzeichnen. Geben Sie beim längsten Zeh zwölf Millimeter dazu und schneiden Sie den Kartonfuss aus. Diese Schablone muss ohne Quetschen und Schieben in den neuen Schuh passen.
Ein guter Schuh sollte die Beweglichkeit des Fusses so wenig wie möglich einschränken.
Wählen Sie eher eckige als spitze Schuhe, damit die Zehen genügend Platz haben.
Bevorzugen Sie weiches Oberleder und biegsame sowie rutschfeste Sohlen.
Achten Sie darauf, dass das Obermaterial atmungsaktiv ist. Gummistiefel und Sportschuhe fördern bei ständigem Gebrauch Schweissfüsse.
Wählen Sie leichte Schuhe. Schwere Klötze an den Füssen belasten Gelenke und Wirbelsäule unnötig.
Kaufen Sie auch für zu Hause keine billigen Pantoffeln, die schlecht passen. Wählen Sie lieber rutschfeste Socken, die sind kostengünstig und gut für Kinderfüsse!
Jugendliche legen sehr häufig Wert auf modisches Schuhwerk. Achten Sie als Eltern jedoch da-rauf, dass bequeme Schuhe zum Wechseln bereitstehen und Ihre Sprösslinge zu Hause barfuss[100] oder in rutschfesten Socken he-rumlaufen.
Gesunde Kinderfüsse brauchen keine Polster und Fussbetten. Im Gegenteil: Die Fussmuskeln sollen trainiert und nicht gestützt werden.
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Hemberg hat ein neues Tourismuskonzept erhalten - vorgestellt wurde es der Bevölkerung am vergangenen Freitag
Jugendherberge bis Hochseilgarten
Hemberg.
Welche An-gebote könnten die Gemeinde Hemberg für Touristen attraktiver machen? Studenten der Technischen Universität Kaiserslautern erarbeiteten ein Tourismus-Konzept mit einigen interessanten Vorschlägen.
Sandra Egli
Im vergangenen Mai nahmen verschiedene Grüppchen junger Frauen und Männer während einer Woche lang die Gemeinde Hemberg unter die Lupe - fuhren mit Bikes über die «Toggenburger Routen» oder auch mal eine Wiese ab, erwanderten sämtliche lokalen Rundwege, schauten sich Panorama, Plätze und Gebäude an. Sechzehn 24- bis 26-jährige Studentinnen und Studenten der Technischen Universität Kaiserslautern, die im Auftrag der Gemeinde Hemberg eine Bestandesaufnahme für ein neues Tourismuskonzept durchführten.
Was dabei alles herauskam, stellten sie am Freitag einer Gruppe interessierter Hembergerinnen und Hembergern vor.
Potenzial vorhanden
Um Möglichkeiten einer kontinuierlichen aber sanften Weiterentwicklung des örtlichen Tourismus zu erarbeiten, bildeten die Studenten Gruppen zu den Themengebieten «Ortsbild», «Wandern», «Mountainbiking», «Hochseilgarten» und «Haus Heidi».
Dass die Gemeinde Hemberg in vielen Bereichen durchaus Weiterentwicklungspotenzial habe, bemerkten die jeweiligen Sprecher der Gruppe.
Bezüglich «Ortsbild» beispielsweise lobten sie den neu gestalteten Dorfplatz und schlagen vor, beispielsweise durch gezieltes Einsetzen von «Grün» (Bäumchen oder Rabatten), oder ortstypischer Tafeln auch die Ortseingänge attraktiver zu gestalten. Ebenso wäre eine Neugestaltung des Postplatzes, zum Beispiel mit Sitzbänken in Richtung Churfirsten und Säntis, denkbar.
«Heidi» als Herberge?
Weiter sehen sie eine Möglichkeit, im rund 400 Jahre alten Haus «Heidi» eine Jugendherberge für etwa 25 bis 30 Personen unterzubringen. Wobei dies mit relativ geringem Aufwand machbar wäre, meinte die Projektgruppe. Kinder und Jugendliche würden weniger Probleme mit der geringen Raumhöhe des alten Hauses haben als Erwachsene, was einen vollständigen Umbau des Gebäudes erübrige. Eine zweite, aufwendigere Variante wäre der Umbau des «Heidi» zu einem Haus mit mehreren Ferienwohnungen. Wobei hierfür starke Grundrissänderungen notwendig wären - dieses Projekt auch kostenmässig wesentlich aufwendiger sei.
Bezüglich Wanderwege haben die Studenten an die Erstellung von neuen Attraktionen, zum Beispiel an eine «Kneippanlage» im Rohrbach, eines Barfuss[100]-Erlebnispfads (eventuell in Ergänzung des bestehenden Knobelwegs), an den Verkauf von Picknickkörben an einzelnen Destinationen, natürlich auch über ein verbessertes Angebot an Bewirtung (an sieben Tagen im Jahr) oder eines Hochseilgartens gedacht. Letzteres ist ein Kletter-Parcours aus künstlich geschaffenen Hindernissen aus Seil- oder Stahlkabeln in Verbindung mit Reifen oder Holzbalken und sehr variabel in der Gestaltung.
Welche Ideen tatsächlich an die Hand genommen werden - wird sich weisen, hängt dann wohl auch stark von der Eigeninitiative der Bevölkerung ab.
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Die Schlepper
Die Nachfahren afrikanischer Sklaven gehören in Kolumbien zu den Ärmsten unter den Armen. In ihren entlegenen Dörfern im ewigfeuchten Dschungel an der Pazifikküste finden sie oft nur eine einzige Verdienstmöglichkeit - als menschliche Lastesel
Text FERNANDO CARDENAS | Fotos LUCA ZANETTI / LookatOnline
M it 47 Jahren ist Adelino Hinostroza der dienstälteste Lastenträger von Ciudad Baudó. Die Arbeit als «pasero» hat er von Vater und Grossvater geerbt. «Mein Vater lud sich zwei Säcke Reis auf den Rücken, zündete sich eine Zigarre an, trank eine halbe Flasche Schnaps und lief barfuss[100] über den Berg», erinnert er sich stolz. Mag er auch bettelarm sein, in diesem Teil des Gebirges ist Adelino der Star unter den Trägern, obwohl er in letzter Zeit wegen Knieschmerzen nicht so viel arbeiten konnte. Und ausgerechnet in diesen mageren Zeiten haben ihm die Jüngeren die Aufträge weggeschnappt, für die man besonders viel Erfahrung braucht. Möglicherweise hat der Dorfpfarrer deswegen eine Kollekte für ihn veranstaltet, damit er sich Spritzen gegen die Schmerzen leisten konnte. Jetzt, mit schmerzfreien Knien, wird der alte «pasero» wieder bevorzugt als Krankenträger engagiert.
Diese Woche hat Adelino mehrere Patienten vom Krankenhaus über den «Weg der Armen», wie Pater Argiro de Jesús Castaño den Gebirgspfad getauft hat, nach Hause gebracht. Um sechs Uhr morgens steht Adelino jeweils auf, nimmt seinen Holzsitz und holt den Patienten im Krankenhaus ab. Vorsichtig hebt er ihn vor den Augen des Arztes auf seinen Rücken, legt sich den Tragriemen um die Stirn, holt tief Luft und zieht los. Mit geübten, sicheren Schritten klettert er den Berg hinauf, Stein für Stein, als steige er über Treppenstufen. Vor einer Woche hat er eine schwangere Frau mit Geburtskomplikationen in die Stadt gebracht, gestern einen älteren Mann mit Brustschmerzen. Heute ist eine Frau an der Reihe, deren Magenentzündung dringend behandelt werden muss, was in der Krankenstation von Ciudad Baudó nicht möglich ist. Dort stehen gerade mal vier Infusionsbeutel für Notfälle und ein paar Betten ohne Moskitonetz zur Verfügung, ausserdem ein Labor ohne Strom und mit Trinkwasser, in dem sich viele tropischen Krankheiten nachweisen lassen. Im Kreisssaal kommen die Kinder bei Kerzenlicht zur Welt.
Für die Berwohner der rauen, undurchdringlichen Bergwelt des Chocó, einer tropischen Urwaldregion Nordwest-Kolumbiens, ist der Transport von Kranken und Alltagsgütern in die nächste Stadt fast die einzige Einnahmequelle. Ein Transport, der, wenn die Regenzeit es zulässt, acht Stunden dauert. Nur das mühselige Erklimmen der für Maultiere und Pferde unbegehbaren Berghänge hilft ihnen, dem Hunger in Ciudad Baudó zu entfliehen.
Wenn auf der anderen Seite der 400 Meter hohen Bergkette ein Kanu mit Reis, Zigarren, Bier, Medikamenten oder einem Fernseher für das Dorf ankommt, kehren eine Handvoll Jungen dem Spanisch- und Mathematikunterricht bei Lehrerin Carmen den Rücken und eilen über den Berg, um nachzusehen, ob sie sich einen Transportauftrag ergattern können. José Luis, einer der jugendlichen Träger, drückt Carmen einen Zettel in die Hand, auf dem steht: «Frau Lehrerin, bitte entschuldigen Sie mein Fehlen, ich muss dringend fort.» Sie versteht das Problem. Nur mit vollem Magen lernt man gut - nicht immer haben die Jungen Glück.
Sklavenarbeit? - Und wenn schon, die jungen Männer sind stark und haben die Chance, pro Tag um die 10000 Pesos (drei Euro) nach Hause zu bringen. Keiner beschwert sich über die acht Kilometer bergauf und bergab, durch ein Gebirge mit hundertjährigen Bäumen, Wasserfällen, fossilienüberkrusteten Steinen und Dauerregen. Die jungen Männer wirken robust und athletisch, aber wenn die Last besonders schwer ist, etwa aus drei Bierkästen oder einem Kühlschrank besteht, tut ihnen alles weh. Der 26-jährige Dorfarzt erzählt uns, die Männer hätten oft Blut im Urin oder erlitten einen Nabelbruch von der schweren Arbeit.
Der Einzige, der die Arbeit der Träger offen ablehnt, ist der Bürgermeister des Dorfes, Emilio Romaña, ein wuchtiger, dunkelhäutiger Mann, der zur Krönung seiner Amtszeit den Bau einer Landebahn für Kleinflugzeuge plant und eine 14 Kilometer lange Urwaldstrasse, die Ciudad Baudó mit der Zivilisation verbinden soll - eine Art zweiten Fluss. Nebenbei will er auch die Arbeit der «paseros» abschaffen....
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Yvonne Catterfeld«Mein Freund und ich sehen uns oft»
Obwohl sie vielbeschäftigt ist, schafft es die gefragte Sängerin und Schauspielerin, Beruf und Liebe unter einen Hut zu bringen.
Von H. Elias Fröhlich
Die Haare sind mittlerweile dunkel gefärbt. Das Püppchengesicht unter den blonden Engelshaaren ist verschwunden. Yvonne Catterfeld (26) wirkt erwachsener. Ihre gute Laune kann auch ein abgebrochener Stiefelabsatz nicht trüben. Barfuss[100] wirkt sie noch zierlicher, mit positiver Ausstrahlung.
Ausstrahlung, «Aura», heisst auch ihr neues Album, das jetzt erscheint. Ein perfekter Titel. Denn Yvonne Catterfeld hat ihre eigene Aura in den 15 Songs eingefangen. Sie hat nämlich die meisten Stücke selbst komponiert und getextet. «Das bin ich», sagt sie. «Die meisten Texte sind autobiografisch.» Und Musik schreiben, kann man das einfach so lernen? «Ich habe schliesslich Musik studiert. Die Schauspielerei ist einem Zufall zu verdanken.»
Yvonne hatte ursprünglich eine Gesangskarriere geplant. Nach einem Auftritt als Sängerin wurde sie zu einem Casting eingeladen. Und bekam gleich die erste Rolle.
«Aber ich wollte nie ein singender "Soapie" sein», wehrt sie alle Vorurteile ab, als Sängerin vom Ruhm als Soap-Darstellerin zu profitieren. Sie weiss aber auch, dass ihre Gesangskarriere kaum dermassen fulminant gestartet wäre ohne den Erfolg, den sie mit «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» hatte.
Nach Fertigstellung der CD dachte sie zuerst an den Titel «Hier bin ich». «Um zu zeigen, dass jetzt eine neue Yvonne Catterfeld mit eigenen Songs kommt.» Geeinigt hat man sich auf «Aura». Damit geht es im Frühjahr 2007 auf Tournee. Yvonnes nächstes Ziel als Schauspielerin ist die Neuverfilmung des Hitchcock-Thrillers «Rebecca». «Soaps möchte ich keine mehr drehen, obwohl ich Dutzende von Angeboten bekam. Ich will keinen Rückschritt machen.»
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Saubere Füsse, kräftige Muskeln
18 Kinder lernten beim Sulger Ferienspass Indonesian Karate kennen
SULGEN.
Der Zweck des Indonesian Karate ist nicht mehr in erster Linie die Selbstverteidigung. Das Hauptaugenmerk wird heute auf Körperbeherrschung
und Kraft gelegt.
RUDOLF KÄSER
Dass in dieser asiatischen Sportart barfuss[100] gekämpft wird, entspricht dem Naturell der Menschen in der Herkunftsregion. Dass dabei saubere Füsse nötig sind, ist selbstverständlich. Saubere Füsse brachten alle Kinder mit, doch das Rüstzeug, nämlich starke Muskeln von Fuss bis Kopf, müssen sich die meisten, wenn sie auf Indonesian Karate setzen wollen, erst noch aneignen.
Die beiden Karate-Lehrer Dario Schena und Barbara Holzer verstanden es, die Kinder sofort in ihren Bann zu ziehen. Schenas Frage, weshalb sie kommen würden, beantworteten viele damit, dass sie Selbstverteidigung erlernen möchten. Doch diesbezüglich musste der Lehrer die meisten enttäuschen. Indonesian Karate erfordere innere Stärke. «Der stärkste und beste Kämpfer ist derjenige, der einen Kampf vermeiden kann», erklärte Dario Schena den Kindern.
Allerdings würden für Mädchen Kurse in Selbstverteidigung angeboten, erklärte Barbara Holzer. Diese Kurse finden jeweils in Weinfelden statt. Die Grundlagen, um in diesem Sport stark zu werden, erfuhren die Kinder zuerst in Form von zahlreichen muskelkräftigenden Übungen. Diese begannen bei den Füssen und gingen weiter über die Beine, den Bauch, den Nacken und die Arme bis hin zum Kopf. Gar mancher Schüler geriet dabei gehörig in Atemnot. Erst nach diesen Übungen ging es langsam zum Wesentlichen: Abwehrtechnik mit Armen und Beinen, Falltechnik und anderes gehörten dazu.
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«Die Orgel gehasst»
Obwohl Kirchen in Japan Seltenheitswert haben, liebt es die in der Schweiz lebende Rie Takagi, Orgel zu spielen.
Schon als vierjähriges Mädchen nahm Rie Takagi Orgelunterricht. «Bei uns in Japan ist es üblich, dass die Kinder ein Instrument lernen». Am Anfang sei ihr die Orgel fremd gewesen, sie habe sie sogar gehasst. So lernte sie parallel dazu das Klarinettenspiel. Doch als 11-Jährige entdeckte sie die Vielseitigkeit des Instruments und begann es zu mögen. Jetzt, viele Jahre später, begleitet sie mit ihrem Orgelspiel den Gottesdienst in der Kirche Trub.
Wer ihr dabei zuhört, spürt, mit welcher Hingabe die Künstlerin die Tasten drückt. Schuhe trägt sie dabei keine. «Ich betätige die Pedale immer barfuss[100].» Ihr Repertoire umfasst auch klassische Stücke, und selbst komponierte Lieder gibt sie auf dem imposanten Instrument zum Besten. «Ich liebe es, in Gotteshäusern zu spielen», betont sie, obwohl in Japan Kirchen Seltenheitswert haben.
«Viele Leute gehören dem Buddhismus an und gehen in den Tempel», sagt Rie Takagi. Ihr selber ist die buddhistische- wie auch die reformierte und katholische Glaubensrichtung bekannt. «Ich lebe nach ökumenischer Offenheit», erklärt sie ihre religiöse Einstellung. Trotz aller Freude am Orgelspielen ein Wermutstropfen bleibt. «Ich bin auf der Empore ziemlich alleine», sagt die zweifache Mutter.
Geliebte Hochzeiten
Die heute 34-Jährige ist am Pazifik 200 Kilometer nördlich von Tokio aufgewachsen. Sie zog in die Hauptstadt, um Malerei an der Universität zu studieren. Kurz darauf lernte sie ihren Mann Art Bruggmann kennen. Gemeinsam haben die beiden beschlossen, in das Heimatland des Mannes zu ziehen. Dieser Entschluss brachte sie vorerst nach Gossau, später ins zürcherische Egg. Dort unterrichtete die gebürtige Japanerin Musikschüler in Klarinette, Orgel und Klavier.
Im letzten Oktober zog die vierköpfige Familie nach Trub. «Über Hochzeitsengagements freue ich mich besonders», verrät die Organistin. Gerne würde Rie Takagi auch im Emmental Musikunterricht erteilen. Schüler hätten sich aber noch keine gemeldet. Das Multitalent bietet noch andere Kurse an. Rie Takagi hat ein Diplom in Kalligrafie und Abakus.
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Von Beeren, Blüten, Sand und Wasser
Mitte November erscheint das Buch «Lebensraum gestalten». Die Idee zum Buch stammt von der schulischen Heilpädagogin Antoinette Romer aus Uznach. Texte und Fotos bilden einen Rückblick auf ein einjähriges, kunstvolles Naturschulprojekt.
Von Markus Timo Rüegg
Uznach. - Regen auf der Haut spüren, Steine blind ertasten, barfuss[100] auf Sand laufen oder eine Schnecke über die Hand kriechen lassen; all dies und noch viel mehr erlebten Uzner Primarschüler der Unterstufe und Kindergärtler während der Dauer eines Jahres und als Schlusspunkt mit einer Ausstellung, eingebettet in die Uznacher Kunsttage, welche vom 25. April bis 6. Mai dieses Jahres stattfanden. Von August 2005 bis Juli 2006 widmeten sich Schüler und Lehrkräfte dem Thema «Lebensraum gestalten» im Innen- wie im Aussenbereich.
Eine reichhaltige «Kreativ-Ernte»
Entstanden ist eine reiche Ernte mit Grundlagen aus der Natur. Kinder schufen mit ihrem Ideenreichtum vergängliche Skulpturen, Wege, Spuren, Augenblicke und Flüchtigkeiten mit Blättern, Gräsern, Blumen, Sand, Steinen, Früchten, Wasser, Schnee oder Eis, welche durch ein Fotografenteam um den Uzner Ueli Blöchliger und Lehrkräfte in Bildform festgehalten wurden.
«Ziel war es, isolierte Flächen und Räume wie die eines Zeichnungspapiers oder eines Schulzimmers zu verlassen und bewusst die nähere Umgebung mit gestaltenden Augen zu betrachten», blicken Antoinette Romer und Primarlehrerin Sabine Schwarzenbach zurück. Was die Kinder aus ihrem Schulhaus, dem Pausenplatz, den Spielwiesen, Bächen, Wäldern oder Feldern während den vier Jahreszeiten alles schafften, war an Kreativität kaum mehr zu überbieten, dafür vergänglich, weil naturalistisch.
«Enorm kraftvolle Dynamik»
«Das bewusst vergängliche Gestalten der eigenen Lebensräume entwickelte bei Schülern und Lehrkräften im Verlaufe der Monate eine kraftvolle Dynamik, aus der die Idee zum Buch entstand», erklärt Antoinette Romer im Gespräch. Ziel dieses Buches sei es, Schulen, Eltern und Jugendorganisationen zu motivieren, die Natur in ihre spielerische, schöpferische Arbeit mit einzubeziehen, Sensibilität zu schaffen, Umgebungen, Räume, Abläufe, immer im weitesten Sinn, mit Elementen der Natur zu gestalten oder auch umzugestalten, so Romer weiter. Mit dem Titel «Lebensraum gestalten» wendet sich das Buch im weitesten Sinn an Erziehungspersonen, denn anregende Ideen können dem Werk als inspirierendes Element zwar entnommen werden, aber die wundervollen Farbbilder der Schülerwerke dominieren zu Recht.
Zeit zum Innehalten und Verweilen
Kurze Texte von Lehrpersonen und Schülern ergänzen den Prachtsband. Der Arbeits-Untertitel «Ein St.Galler Impulspaket für Schulen und andere kreative Institutionen» passt gut dazu. Das Buch zeigt viele Bilder, die in den Schulhäusern während der Kunsttage nicht gezeigt werden konnten. Als Gesamtwerk betrachtet regt die Publikation zum Innehalten, Nachdenken und auch zum Träumen an. Nicht nur Kinder werden in unserer schnelllebigen Zeit vom rasanten Tempo überfordert, auch viele Erwachsene bekunden Mühe. Insofern ist «Lebensraum gestalten» auch ein Leitfaden, um für einige Zeit das Lebenstempo zu drosseln, der Pause eine Chance zu geben. Was Sabine Schwarzenbach-Böhm, Ueli Blöchliger, Antoinette Romer und alle anderen Beteiligten mit dem Buch geschaffen haben, ist in erster Linie aber auch eine gelungene Dokumentation über ein spannendes, einjähriges Schulprojekt, die zu betrachten sich lohnt.
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Ferienpass Zwölf Schmerkner Primarschüler durften beim Affenfrühstück im Kinderzoo mithelfen
«Ich möchte auch so ein Äffchen zu Hause»
Im Kinderzoo in Rapperswil konnten die Kinder vom «Schmerkner Ferien(s)pass» Totenkopfäffchen und Kattas hautnah erleben.
Sandra Kuhn
«Ihr müsst keine Angst haben, die machen euch nichts», beruhigt Affenpfleger Hans-Ruedi Brand die zwölf Schmerkner Primarschüler. Mit grossen Augen stehen die Kinder rund um das Gehege der Kattas. Die etwa 50 Zentimeter grossen Halbaffen sitzen mit ausgebreiteten Armen am Boden und strecken ihre Bäuche der Sonne entgegen. «Kattas werden deshalb auch Sonnenanbeter genannt», erklärt Hans-Ruedi Brand. Dann holt der Affenpfleger von Knies Kinderzoo eine grosse Schale mit Futter. Vollkornbrot, Kiwis, Trauben, Äpfel, Mais, gekochte Rüebli und Kartoffeln stehen auf dem vegetarischen Speiseplan der kleinen Affen.
Barfuss[100] oder mit Gummistiefeln ausgerüstet waten die Primarschüler durch den knöcheltiefen Wassergraben auf die kleine Insel, auf der die Tiere leben. «Sind die Kattas scheu?», wollen die Buben und Mädchen wissen. Die Antwort kriegen sie gleich selbst. Denn kaum haben sie einen Becher mit Futter in der Hand, stibitzen ihnen die hungrigen Affen schon die ersten Frucht- und Gemüsestückchen. Ein besonders dreistes Äffchen schnappt sich gleich einen ganzen Becher, flüchtet auf einen Ast und stülpt ihn sich über den Kopf.
Pippi Langstrumpfs Äffchen
Auch von Hand lassen sich die Tiere füttern und akzeptieren dabei sogar die eine oder andere Streicheleinheit, sehr zur Freude der Kinder. «Jöö, sind die herzig», tönt es von überall her. Irgendwann haben auch die hungrigsten Kattas genug und ziehen sich zurück. Doch ein paar Meter weiter wartet schon die nächste Attraktion auf die Schmerkner Primarschüler. Auch die wild herumturnenden Totenkopfaffen wollen gefüttert werden. «Pippi Langstrumpf hat auch so ein Äffchen», wissen die Kinder, «es heisst Herr Nilson.» 15 Totenkopfaffen, davon drei Jungtiere, leben im Kinderzoo. «Die solltet ihr besser nicht streicheln», warnt Hans-Ruedi Brand, «sonst könnten sie beissen.»
Mit viel Respekt strecken die Kinder den Saimiris, so ihr wissenschaftlicher Name, die Futterbecher entgegen. Darin finden sich nebst Gemüse und Früchten auch Mehlwürmer, die bei den kleinen Affen besonders beliebt sind und als Erstes herausgepickt werden. «Mir haben die Kattas besser gefallen, weil man die streicheln konnte», meint Shila (9) nach dem Affenfrühstück. Und obwohl Pfleger Hans-Ruedi Brand erklärt, dass man Wildtiere nicht als Haustiere halten sollte, wünscht sich so manches Kind: «Ich will auch so ein Äffchen haben.»
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Ein Stück Seegeschichte geht zu Ende
Das MS Glärnisch hat ausgedient und wird zu einem Restaurant im Wädenswiler Hafen. Die Passagiere genossen gestern die letzte Kursfahrt auf dem 50-jährigen Kahn.
VON VERENA VON HORSTEN
wädenswil. Unter den Schiffen auf dem Zürichsee galt einem gestern die spezielle Aufmerksamkeit: dem Motorschiff (MS) Glärnisch. 1955 erbaut, gehört es zur älteren Generation der Kursschiffe und geht Ende dieses Jahres in Pension. Ab nächstem Frühling lädt es als fest stationiertes Restaurant im Wädenswiler Hafen zum Besuch. Auf seiner letzten Kursfahrt zog es noch einmal ein bunt gemischtes Völklein an.
«Wir fahren öfters Schiff mit den Kindern», sagt Leo Lang, Betreuer des Zürcher Kinderheims Monika. Er fährt gerade mit Kindern nach Küsnacht. «Wir laufen dann immer barfuss[100] herum und geniessen so richtig die Fahrt.» «Ja, das kann ich bestätigen», meint Kassier Thomas Gubler schmunzelnd. «Die Kinder sind ganz angenehm», sagt er, «wie dieses Schiff übrigens auch. Alles liegt nahe beieinander, und es ist überschaubar.» Weniger angenehm ist der grosse Lärm beim Starten der Motoren. «Ach, das stört uns nicht», sagen die aus Malaysia stammenden Touristen Nicole Thong und Melvyn Yap. Eigenartig dünkt sie jedoch die Idee mit dem Restaurant: «Weshalb denn das?», fragt Thong. «Restaurants gibt es doch schon genug.»
Einen ähnlichen Standpunkt vertritt René Dietiker aus Zürich, der seine australische Kollegin Anna McCreem auf eine Fahrt einlud: «In Sydney dienen solche Schiffe lediglich den Touristen, und das Essen ist oft nur mittelmässig», erzählt McCreem. Ob das beim MS Glärnisch zutrifft, wird sich zeigen.
Holzruder versus Joystick
Konkreter wirds, wenn man einen Blick ins Steuerhaus wirft: Ein altes Holzruder, das aus einem Piratenfilm stammen könnte, offenbart sich dort als Manövriergerät. «Da, jetzt übernehmen Sie», heisst die Anweisung des Schiffführers Pascal Wieders. Das Holzruder lässt sich nur mit einem sehr grossen Kraftaufwand bedienen. «Das ist so, weil das Ruder mechanisch läuft, also keine Hydraulik besitzt», erklärt Wieders und fügt an: «Bei den neu gebauten Schiffen ersetzt ein kleiner Joystick das Ruder.»
«Eben deshalb finde ich es so schade, dass es dieses Schiff bald nicht mehr gibt», kommentiert die in Thalwil dazugestiegene Elisabeth Hauser aus Feuerthalen ZH die Zukunft des MS Glärnisch. «Solche alte Schiffe werden dann durch neue, modernere ersetzt. Dadurch geht immer ein Teil Geschichte verloren - das tut ein wenig weh.»
Als Trost bleibt immerhin, dass dieses Stück Zürichsee-Geschichte nach seinem halben Jahrhundert im Kurseinsatz einen sicheren Liegeplatz findet.
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Der Kräuter-Guru hat sich verabschiedet
Viele kannten seine Küche, schlemmeten aus seiner «Salatschüssel der Natur» oder schüttelten einfach den Kopf über den eigenwilligen Erdenbürger. Letzte Woche ist Paul Silas Pfyl 54-jährig gestorben.
Von Brigitte Tiefenauer
Solenberg. - «Wenn ich mir selbst das Wichtigste bin, kann nur das Beste gut genug sein für mich», pflegte Paul Silas Pfyl zu sagen und teilte dieses Beste mit seiner Umwelt.
Er, Naturarzt, Ernährungstherapeut und Gründer und Leiter des Instituts für Naturheilkunde und Gesundheit auf dem Solenberg ob Maseltrangen, war weitherum kein Unbekannter. Als ehemaliger Küchenchef des Kurhauses Bellevue in Amden und in diversen Hotels auf der halben Welt lernte er die Vielfalt verschiedener Küchen kennen. In der Zürcher Jacky's Gourmetstube erreichte er 16 Gault-Millau-Punkte und in Holland einen Michelin-Stern.
Kräuterbier und Löwenspucke
Paul Silas definierte sich wohl am treffendsten selber mit einer Aussage vor Jahresfrist: «Ich liebe es, barfuss[100] durch meinen Garten zu gehen und den Knoblauch zu streicheln.» Das obgenannte Beste suchte er sich im Kräutergarten der Natur, die er seine Salatschüssel nannte. Aus Kräutern, Beeren, Wurzeln und Gräsern bereitete er für sich und seine Freunde, für Seminarteilnehmer und zu Naturgartendiners geladene Gäste unvergessliche Gaumenerlebnisse. Ein Menü nach Silas bestand gut und gerne aus einem Gläschen Hexengalle zum Apéro, einer Probe aus der Wiesensalatschüssel, abgeschmeckt mit Schafgarbensauce, einem Schnittchen Strudel mit Bärlauchfetzchen oder Schinkenwurzeleintopf mit Brennnesselpesto. Zum Trinken gabs Quellwasser oder selbstgebrautes Kräuterbier und als Digestiv eine «Löwenspucke».
Regenbogen und Gewittersturm
«Wir lernen die Süsse der Natur zu schätzen und Bitteres zu akzeptieren», formulierte Pfyl das Ziel seiner Seminararbeit noch vor Jahresfrist, als er mit frischem Elan neue Lebenspläne schmiedete und im Naturfreundehaus auf Tscherwald eine eigene Wirkungsstätte gründete. Ein NaturStützpunkt sozusagen mit einem reichen Angebot an Kursen und kulinarischen Leckereien von der Bratwurst bis zu Highlights aus der ayurvedischen und keltischen Urküche.
Ein unglücklicher Zwischenfall stürzte ihn in diesem Frühjahr in ein gesundheitliches Tief, das ihn das «Bittere» im wahrsten Wortsinn schmecken liess. In einer endlosen Schlaufe gesundheitlicher Tiefpunkte versuchte er sein Schicksal stets zu akzeptieren, ohne dabei seinen Lebensmut und insbesondere seine Zukunftspläne zu begraben. Vergangene Woche, am Abend des 3. Oktober, waren seine Kräfte am Ende.
«Silas ist eingeschlafen», sagte seine Lebenspartnerin Claudia Reichle, «verabschiedet mit einem grossen Regenbogen und einem kraftvollen Sturm, im Frieden mit sich und mit der Welt.» Zusammen mit dem Haushaltmädchen Janis will Reichle die Arbeit auf Tscherwald weiterführen, in Silas' Sinn.
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Der Löwe gibt die Hoffnung nicht auf
Freitagsgespräch Karan Singh, Präsident der Sikh-Stiftung Schweiz, lebt in Schlieren
SULEIKA BAUMGARTNER
Als die Besucherin gut schweizerisch zwei Minuten vor der vereinbarten Zeit an der Haustüre klingelt, öffnet ihr ein Mann, der wie ein Sikh aus dem Bilderbuch aussieht: langer Bart, pludrige Hose, barfuss[100]. Mit der einen Hand hält er einen Stoffknäuel über dem Kopf zusammen. Er bittet den Gast herein und führt ihn ins Wohnzimmer, gleichzeitig bindet er sich seinen Turban.
Tragen Sie den Turban immer?
Karan Singh: Wenn ich jemanden treffe oder ausgehe, dann lege ich diesen grossen hier an. Ich habe aber noch eine ganze Reihe. Zum Schlafen beispielsweise nehme ich einen kleinen.
Zum Schlafen?
Singh: Ja, das ist praktischer. Sehen Sie, unter dem Turban habe ich ganz viele Haare. Sie sind zusammengebunden, sodass sie nicht stören. Wenn ich den Turban anbehalte, fallen sie mir nicht ins Gesicht.
Auch sonst folgt Karan Singh der Tradition. Er befolgt die fünf K des Sikhismus (siehe Text unten). Er schneidet seine Haare und seinen Bart nicht, trägt einen hölzernen Kamm im Haar, spezielle Hosen, Stahlreif und einen Dolch. Ja, einen Dolch. Es gehe um Symbole, sagt Karan Singh. Der Kamm beispielsweise stehe für Sauberkeit, der Dolch diene dazu, die Schwachen zu verteidigen.
Die Sikhs sind im ganzen Land verstreut. Meistens sieht und hört man sie nicht. Vor drei Wochen war das anders: Am 23. September wurde in Langenthal ein Sikh-Tempel, die Gurdwara, eröffnet. Treibende Kraft dahinter: Karan Singh aus Schlieren. Er ist der Präsident der Sikh-Stiftung Schweiz.
Wie war die Eröffnung?
Singh: Es war ein besonderer Tag für mich. Ich arbeitete zehn Jahre darauf hin. Sikhs aus der ganzen Schweiz, aus aller Welt, haben uns beehrt. Auch Nicht-Sikhs waren dabei, beispielsweise der Zürcher Obdachlosenpfarrer Ernst Sieber und der Schlieremer Stadtpräsident Peter Voser.
Sie leben seit elf Jahren in Schlieren.
Singh: Ich liebe Schlieren, es ist ein friedlicher Ort. Ich bin noch nie angepöbelt worden oder habe sonst Nachteile erfahren. Die Hügel im Limmattal und die Alpen erinnern mich an Kaschmir, wo ich herkomme. Deshalb habe ich auch mit dem Klima im Winter kein Problem. Ich spüre, dass sich die Stadt entwickelt.
Der 45-Jährige und seine Familie leben von der Sozialhilfe für Asylsuchende. Obwohl sein Asylgesuch abgelehnt wurde - er hat mittlerweile eine N-Bewilligung -, bleibt Singh hartnäckig. 14 Jahre sei er in Indien wegen politischer Aktivitäten im Gefängnis gewesen, danach habe er keine Chance auf ein Leben auf dem indischen Subkontinent mehr gesehen, sagt er.
1995 kam er in die Schweiz. Während er Jobs im Gastgewerbe hatte und sich so seinen Lebensunterhalt verdiente, suchten seine Eltern eine Frau für ihn aus. Seit 1999 ist er mit Tarvinder Kaur verheiratet. Alle männlichen Sikhs tragen den Nachnamen Singh, was so viel wie Löwe bedeutet. Die Frauen wiederum tragen den Nachnamen Kaur, was wörtlich übersetzt Prinz heisst. Die Kinder Kanthegh Singh und Keeratwaan Kaur besuchen die erste Klasse beziehungsweise den Kindergarten im «Kalktarren».
Zurzeit ist Karan Singh erwerbslos. Er erzählt von einem Restaurant, wo sich ein Traum zerschlagen hat. Er habe am Konzept für eine indische Küche mitgearbeitet, doch dann habe es sich der Wirt anders überlegt.
Wie sind Ihre Aussichten?
Singh: Nun suche ich angestrengt nach einer neuen Stelle. Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Geduld ist mein grösstes Kapital. Wir Sikhs kennen ein Sprichwort, das besagt, es ist besser, seine Hose zu zerreissen und wieder zu nähen, als nichts zu tun. So bin ich auch dazu gekommen, mich an der Aufbauarbeit für die Gurdwara zu engagieren.
Der Tempel hat 1,8 Millionen Franken gekostet. Wie sind Sie zu dem Geld gekommen?
Singh: In erster Linie durch Spenden. Wir hatten das Glück, einen Gönner zu finden, der einen namhaften Vorschuss leistete. Sonst wäre es noch länger gegangen