Warnung vor bestimmten Operationen (Hobby? Barfuß! 2)

Jay, Wednesday, 13.12.2006, 17:11 (vor 6493 Tagen)

Hi!
Zur Zeit ist das Thema Zehennägel recht "in". Es ist zwar zu erwarten, daß das Unguis incarnatus-Syndrom mit Paronychie (eitrige Nagelbettentzündung) bei BFs ausgesprochen selten auftritt, sollte sich aber jemand oder jemand in dessen Bekanntenkreis mit dem Gedanken tragen, sich einen seitlich verkümmten Nagel entfernen u. über den Winter neu wachsen zu lassen, ist größte Vorsicht angezeigt.
Vorab darf ich erklären, daß ich hier nicht eine etablierte Maßnahme der klassischen Schulmedizin oder deren Erfinder angreifen möchte - kann sein, daß es sich bei den beschriebenen Vorkommnissen um Einzelausrutscher handelt und die Sache sonst überwiegend funktioniert.

Vor ca. 15 Jahren machte ich einmal einen privaten Hochsommer-Kurzbesuch bei einem abteilungsmäßig entfernteren Arbeitskollegen, um dringende Akten zu überbringen oder irgendwas für die kommende Woche zu besprechen. Frau, Kinder und ich waren BF, er lief in dünnen Strümpfen 'rum. Dann kamen auch noch die Nachbarn kurz 'rüber, alle natürlich BF, und es entwickelte sich eine spontane, nette Party. Dabei fiel mir auf, daß er interessiert und gleichzeitig auch deprimiert zusah, wenn die Kinder auch fußmäßig besonders toll herumturnten. Wahrscheinlich ein BF-Schüchterner. "Hau doch deine Socken runter", sagte ich. "Sowas hätt' ich heute keine Sekunde an." Er behielt sie an, und ich erfuhr dann (zuerst wollte er gar nichts sagen), daß er einen langen Leidensweg wg. eingewachsenem Großzehennagel hinter sich hatte. Zuerst war dieser einfach gerissen worden, und man ließ ihn wieder normal wachsen. Dabei machte er den Fehler (obwohl´s in unserer Fa. sehr leger zuging), normal Schuhe (ich weiß nicht, ob schlechte) zu tragen. Das waren natürlich schon absolut nicht die "Entwicklungsbedingungen" wie einst im Mutterleib. Der neue Nagel war noch schlechter als der alte, also wieder 'raus. Diesmal geriet er an einen Chirurgen, der sagte: "Der Nagel ist zu breit. Wenn wir ihn schon herunten haben, machen wir außerdem eine KEILEXZISION DER MATRIX. Sie haben dann einen schmäleren Nagel und haben keine Probleme mehr." Man schnitt also aus der Außenseite von dem weißen "Ding", das den Nagel erzeugt, mit dem Skalpell einen Teil heraus und ließ einen Stumpf stehen. Nicht nur, daß nach Ende der lokalen Totalanästhesie unerträgliche Schmerzen vorhanden waren, was dann nachwuchs, war zwar wirklich schmäler, aber komisch: nach vorn hin schräg, und zwar in Richtung Zehenmitte spitz zulaufend, gleichzeitig war der ganze Nagel schief und zeigte nicht mehr nach vorn, sondern etwa 10° oder so zur Fußmitte.
Gleichzeitig war das Ding stärker gewölbt (so wie ein Eisenbahntunnel um die Schiene) und die Reste wuchsen wieder ein, diesmal auch auf der anderen Seite. OK. Ist halt eben auch da zu breit. Wieder wurde operiert. Das ließ der Patient mit sich machen, weil er sich dadurch erhoffte, daß der Nagel dadurch insgesamt wieder kompensierend gerade werden würde. Besser wurde es, und mit ein paar weiteren Maßnahmen war er dann 'beschwerdefrei' - bloß, das Ding, für das sich auch schon der Pilz interessierte, konnte er (an höheren BF-Dimensionen uninteressiert) in kein Schwimmbad mehr mitnehmen.
Es war bleistiftdünn und vorne immer noch spitz zulaufend. Er sah aus, als ob man das einem Nagel entsprechende Pendant von einem großen Vogel oder Reptil grüngelb gefärbt und ihm verpflanzt hätte.
"Ich hab´s", sagte ich. "Hau´s ganz weg. Wenn mir das passieren würde, wäre für mich Anonychie eine tragbare Lösung." Tatsächlich hatte ich schon Menschen gesehen, denen wohl aufgrund von Arbeitsunfällen meist der Daumennagel fehlte. Sie hatten an der Stelle glatte, evtl. etwas gerötete Haut. So schlimm würde die Sache möglicherweise gar nicht sein, die Stelle würde im WorstCase-Fall einfach mit einer Narbe abheilen. Die Idee baute ihn sichtlich auf.
Nur erwies sich das leichter gesagt als getan. Man sagte ihm: Pilzbehandlung ja, Nageltotalentfernung nein. Man entferne kein intaktes, noch lebendes Gewebe. In Italien fand er dann jemand, der es machte. Zahlen mußte er es allerdings aus der Privatschatulle (spielte keine Rolle, hatte Geld ohne Ende.) Komisch, wie schnell bei uns vergleichsweise Weisheitszähne fliegen. Mit meinen hatte ich nie Probleme.
Aus der Sache leitet sich folgendes ab:
Wenn bei jemand eine Kralle 'runtermuß, sollte mit dem behandelnden Arzt und unmittelbar vorher mit dem Chirurgen, der das macht, gesprochen werden (könnte u. U. auch ohne Vorankündigung in die Nagelwurzel 'reinschneiden). Es sollte ausdrücklich darauf bestanden werden, daß KEINE KEILEXZISION DER MATRIX (LUNULA) und keine Nagelmodifikation gewünscht wird (die Kralle dürfte wohl doch geraume Zeit seit der Geburt funktioniert haben). Gibt´s Gerangel ("sonst kein Therapieerfolg möglich"): Vom OP-Tisch 'runtersteigen, Arzt wechseln.
Desweiteren sollte eine Kralle nur 'raus, wenn absolut keine andere Wahl bleibt, um innerhalb eines vernünftigen Zeitrahmens Einwuchs, Entzündungen etc. zu beseitigen. Es scheint so zu sein, daß jedesmal, wenn der Nagel von dem "weißen Ding" getrennt wird, die Lunula zumindest geringfügig beschädigt wird. Eine Bekannte von mir bekam ihre beiden "Großen" wg. Pilz herunter, vernachlässigte dann die Auftragung der entsprechenden Antimykotika und war schnell wieder gelbgrünbraun. Da sie außerdem Darmprobleme hatte, die pilzverdächtig waren, riß man wieder und bekam das Problem mit Brachialchemikalien in den Griff. Tatsächlich bekam sie wieder ihre ursprünglichen schönen Daumennägel an den Füßen, aber weinte furchtbar, weil diese von Mal zu Mal deutlich zerklüfteter und zerknitterter waren, wenn man sie gegen das Licht hielt (ging nie wieder weg).
Eine wenig bekannte Alternative zum Nagelrausreißen ist das Dünnschleifen der Nagelplatte, um sie elastisch zu machen, damit sie aus der Einwachs-Kollisionszone mit der Haut wieder herausgedrückt wird (gerüchtehalber soll es auch zusätzlich chemische Nagelweichmacher geben). Das geht jedoch im rosa Bereich nicht bis auf die darunterliegende Hautschicht, weil jeder Nagel in der Verwachsungszone ein komplexes Verbundsystem mit den darunterliegenden Hautschichten ist, wenn man immer weiter fräst, spürt man dann schnell gewaltig was, obwohl die (lt. anatomischer Literatur angeblich nervenlose Nagelplatte noch gar nicht ganz abgeschliffen ist. Der Übergang zwischen Nagelplatte in der rosa Zone und darunterliegender Spezialhaut scheint offenbar gleitend zu sein (weiß ich jedoch nicht sicher). Das, was unter einem großen Zehennagel sitzt, scheint in seiner Nervendichte nur noch vom Gehirn übertroffen zu werden.
Erinnerungsmäßig weiß ich nicht mehr woher, aber diese Behandlungsmethode wurde bisher als lückenlos erfolgreich beschrieben (Voraussetzung ist natürlich neben der Behandlung der Entzündung, daß jeglicher seitlicher Druck auf die Nägel entfällt, dies gilt natürlich auch fürs Neuwachsenlassen). Hat man im Job als Chef ein Stil & Etikette-Axxxxxxxx oder sind Fußverpackungen sonstwie unvermeidbar, ist das Geld für den Kauf extra weiter u. zu großer Schuhe (Socken nicht straff anziehen) gut angelegt.
Freundliche BF-Grüße, Jay

Warnung vor bestimmten Operationen

Dominik (Bern), Stammposter, Saturday, 16.12.2006, 13:00 (vor 6490 Tagen) @ Jay

Hallo Jay,

Tja, wenn ich vor einigen Jahren schon gewusst hätte, dass man statt "Keilexzision" (oder wie das auch heissen mag) auch den Nagel dünnschleifen kann... davon hab ich kürzlich auch gehört, und auch, dass der Erfolg bei den Nägeln der kleineren Zehen noch eher funktioniert als bei der grossen Zehe... weisst Du darüber etwas?

Ich hatte vor ca. 6 Jahren immer mal wieder Probleme mit eingewachsenen Nägeln an den beiden grossen Zehen. Es fing dann an der inneren Nagelkante auch an zu eitern. Erst liess ich mir einige Male beim Hausarzt das eingewachsene Stück Nagel wegschnippeln (nur der Nagel, nicht die Matrix). Diese Prozedur war höllisch schmerzhaft, wahrscheinlich, weil die Lokalbetäubung mit Spritze wegen der Entzündung nicht so doll gewirkt hat :-O. Der Nagel ist aber kurz darauf immer wieder auf dieselbe Weise eingewachsen. Aufgrund der Schmerzen wurde mir das dann irgendwann zu blöd, und ich liess an meiner rechten grossen Zehe von einem Chirurgen den Eingriff vornehmen, den Du beschreibt hast.

Das Ergebnis: der Nagel meiner rechten grossen Zehe hat noch etwa 2/3 seiner ursprünglichen Breite. Sieht schon etwas speziell aus, ehrlichgesagt. Insgesamt ist er allerdings kaum gewölbt oder verfärbt, und sieht abgesehen von der Breite doch noch relativ normal aus. Die ersten Monate nach dem Eingriff hatte ich oft noch leichte pulsierende Schmerzen um den Nagel, was sehr unangenehm war, aber bald abgeklungen ist. Anfangs waren auch die Stellen neben dem Nagel taub/gefühllos, das hat sich aber inzwischen auch weitestgehend gelegt. Beide Symptome hingen wohl irgendwie zusammen.
Nicht so hübsch sind vor allem zwei Dinge: (1) am hinteren Nagelende (bei der "Wurzel") hat's Narben, die recht gut sichtbar sind. (2) Der Nagel zeigt tatsächlich etwas in Richtung Fussmitte. Ich muss zugeben, das mir das so noch gar nie aufgefallen ist, da mein rechter Zeh insgesamt ein klein bisschen nach innen gerichtet ist (kein Hallux valgus :), das scheint bei mir "normal" zu sein).

Fazit: Bei mir hat dieser Eingriff offenbar nicht sooo schlecht funktioniert, gemessen an dem, was Du berichtet hast... aber ich hatte auch kein Pilz- oder Darminfekt. Zugegeben, in seiner ursprünglichen Form würde mir der rechte Zeh & sein Nagel schon besser gefallen, aber ich kann gut damit leben. Nächstes Mal bzw. an meiner anderen Zehe werde ich das "Abschleifen" ausprobieren, sollte ich je wieder Probleme mit dem Nagel bekommen!

-- Dominik

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