Barfuß auf dem Zofinger Weihnachtsmarkt (Hobby? Barfuß! 2)
Samstag, 2.12.2006: Tagsüber war es neblig gewesen, so daß ich nicht nach Bern geradelt war, was ich ursprünglich für diesen Tag vorgenommen hatte. Dafür war ich zum Einkaufen gefahren und ich wollte auch noch zum Zofinger Weihnachtsmarkt, selbstverständlich barfuß. Ich stellte mein Fahrrad vor der Altstadt ab und ging in die Menschenmenge. Viele Leute mit Kindern waren dort, die meisten Kinder waren hochwinterlich mit Wintermänteln, Handschuhen und Mützen vermummt. Dabei war es mit +5°C nun wirklich nicht hochwinterlich kalt. Was ziehen die Kinder an, wenn es wirklich kalt ist? Kein Wunder, daß die Menschen von heute so schnell sich erkälten und die Krankenkassenprämien ins Unermeßliche steigen! Und schuld sind die Eltern! Und Leute wie ich, die dank Barfußlaufen nur selten erkranken, müssen "aus Solidarität zu den Kranken" auch höhere Prämien bezahlen. So eine Ungerechtigkeit!
Erwachsene reagierten nur dann auf meine Barfüßigkeit, wenn sie "freie Sicht" hatten. Im Gedränge fiel das nicht auf: Immerhin trug ich eine Jacke, und das Nichttragen einer Mütze oder eines Hutes ist bei erwachsen Personen nicht gerade ein Grund zur Besorgnis. Die Kinder, deren Köpfe tieferliegen, bemerkten meine nackten Füße und meine alles andere als übermäßig lange Hose dagegen eher. Entweder starrten sie mich nur an, oder aber sie machten ihre Eltern darauf aufmerksam. Wobei meistens nur die Füße angesprochen wurden, in einigen Fällen wurden meine nackten Füße und meine kurze Hose erwähnt, wobei letztere wieder zum Teil als "Badehose" oder "Unterhose" bezeichnet wurden.
Einige der Eltern schien es zu nerven, daß sie von ihren Kindern mit solchen trivialen Dingen belästigt wurden. Manche Kinder wollten von den Eltern auch wissen, warum ich barfuß war. Woher sollten die Eltern es wissen? Die kennen mich doch nicht. Auch einige erwachsene Frauen, die sich in einer Fremdsprache unterhielten, schienen empört zu sein.
Auch einigen Arbeitskollegen begegnete ich auf dem Zofinger Weihnachtsmarkt, niemand aber von denen sagte etwas. Der Zofinger Weihnachtsmarkt war nur klein. Sehr schnell ist man durch. Daher benutzte ich auch noch andere Straßen der Zofinger Altstadt und ging auch zur Vogelvoliere am Trottenweiher. Außerhalb des Marktes konnte ich mangels Gedränge deutlich schneller gehen, was meinen Füßen gut tat.
Negative Erlebnisse hatte ich nur eines. In einer Seitengasse am Rande des Marktes war zwar kein roter Teppich, aber immerhin ein grüner Teppichboden vor den Geschäften ausgelegt. Daß ich auch darüber ging, braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden. Da hörte ich, wie sich im ersten Stock eines Altstadthauses ein Fenster öffnete und eine alte Frau aus dem Fenster rief: "He, Sie!" Ich blickte nach oben. Die nächsten Worte konnte ich nicht verstehen, dann: "Ziehen Sie Schuhe an, sonst muß ich das melden!" Mir fehlten die Worte. "Wird es nun bald!" Erst jetzt rief ich nach oben: "Sie sind eine erbärmliche, hässige und prüde Zwetschge. Leute wie Sie sind es nicht wert es nicht, daß man sie beachtet." Langsam verließ ich die Gasse. Ich befand mich sowieso auf dem Weg zu meinem Fahrrad. Ich fand es unbeschädigt vor und radelte nach Hause.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen