Hallo Michael,
dieses Skript wird wahrscheinlich das längste, welches ich hier je schrieb. Ich darf jedoch die Leserschaft in diesem speziellen Fall um Verständnis bitten, hoffe, daß die Sache einen allgemeinen Informationswert hat und ich glaube trotzdem nicht, einen neuen Längenrekord aufzustellen.
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irgendwie habe ich Mühe damit, wenn Leute irgendwelche Vorurteile haben, welcher Autotyp, welche Kleidung und welche Schuhe zum Beruf, Einkommen und zur Herkunft anderer Leute haben, oder anders ausgedrückt: was standesgerecht ist. Ich finde es nicht gut, wenn ein allein stehender Mensch, der finanziell eher schlecht dasteht, sich einen dicken Mercedes oder Jaguar kauft, jedoch nicht mehr in der Lage ist, das Geld für die nötige Verkehrssicherheit aufzubringen. Damit gefährdet er sich und andere Verkehrsteilnehmer.
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Wie bereits in meiner vorl. Re. erwähnt, fahre ich keine Kfz, die ich mir nicht leisten kann. Das betrifft auch die Servicekosten für Bremsen, Lenkung u. and. sicherheitsrelevante Komponenten.
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Moralisch verwerflich wäre es auch, wenn ein Mann mit Frau und Kindern finanziell eher schlecht dasteht, er selber aber immer mit einem teuren Auto, teuren Markenklamotten und teuren Markenschuhen prahlt, während die Frau und vor allem die Kinder in ihrer schäbigen Behausung hungern und frieren und die Kinder barfuß laufen MÜSSEN...
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Ich bin sehr froh, nicht die Verantwortung für Familie tragen zu müssen und würde ferner aus BF-Idealismus niemand sonst, auch indirekt-situativ, zwingen, BF laufen zu müssen.
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...Die Hausherrin verlangte, daß die Putzfrau ihren Wagen nicht direkt vor dem Haus abstellen sollte, weil die Nachbarn es nicht mitkriegen durften, daß die Putzfrau einen besseren Wagen fährt als die Hausherrin. Als meine Eltern mal meinen Bruder besuchten und sie unweigerlich auch die Hausbesitzer kennen lernten, erzählte die Pharma-Referentin auch von dem BMW der Putzfrau, wobei meine Mutter sagte: "Putzfrau und BMW, das paßt nicht zusammen!"
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Von Autos & diesbezüglichen Hackordnungen in Industrieunternehmen kann ich als kleiner barfußgehender Ressortchef mit meinem letzten sehr Stil- & etikettebewußten Gesamt-Forschungs&Entwicklungschef und Rausschmeißer eines global aktiven größeren Elektronik-Mittelständlers ein Lied singen (seinen Amtsvorgängern, die weitaus mehr zustandebrachten als er mit seinen Kostensenkungs-, Effizienzsteigerungs- u. Stil- etc. -Programmen) war das (+ BF) wurscht (strengste Geheimhaltungsabteilung), vor allem meinem langjährigen ersten Chef, weil er über derartige fachliche + Führungskompetenz verfügte, daß er das nicht brauchte. Mein letzter und schließlicher Rausschmeißer sah gerne aus dem Fenster auf die 4räder seiner Untergebenen und weil vieles seiner Meinung nach nicht stimmte, "seufzte" er oft: "Die verdienen alle zuviel" (während er selbst immer viel zu wenig verdiente) und ich habe mit ihm wunderschöne Barfußgeschichten erlebt. Tatsächlich erließ er ein Rundschreiben an alle F&E-Mitarbeiter (O-Text ungefähr: "Das Befahren des Zentralbereichs Forschung & Entwicklung...[Ort, Str.]... mit Fahrzeugen der sog. automobilen Oberklasse [Typennennungen] ist wegen Raumnot (Haha, das gleiche wie BF & 'Unfallgefahr') nur leitenden Angestellten ab Hauptabteilungsleiterebene gestattet"). Für ihn war ich mit Outfit, Barfuß & 4rad der GAU und dachte gar nicht daran, ihm zuliebe meinen Schlitten zu verkaufen und mir einen neuen, kleineren zu kaufen und war nicht der Einzelfall.
Tatsächlich ist das Auto schon ungleich mehr als Klamotten. Komisch, die durften bei Herrn Kern (so hieß jener Chef) beliebig "gut" und teuer sein, aber keinesfalls das 4rad. Genauso reagierte meine Mam, wenn wir mal irgendwo sommers zum Lunch gingen und ich complaints über mein BF etc. begegnete: "Was hast du denn? Dafür hab ich doch mein Auto" und ich erntete als Replik meist etwas Angstvolles wie "Das kannst du dir doch nicht erlauben".
Und wie ich kann! Schließlich ist die Karre ja bezahlt!
Ein paar Markenanmerkugen auch aus der Sicht BFigen Autofahrens. Die sog. Proletenmarken Opel u. Ford haben ihren Ruf völlig zu Unrecht. Ich fuhr sie gelegentlich als Leihfahrzeuge mit zwar etwas lautem, aber angenehmen Ergebnis. Trotzdem fahre ich das, was man in Amerika "Sedans" nennt, ganz wesentlich weil sie so sanft sind und ich das spezifische Fahrfeeling u. -handling dieser Limousinen mag, nichts fährt sich BF besser.
Ein Sportwagentyp bin ich überhaupt nicht. Auch habe ich als Barfußfahrer schlimmes über den klassischen Porsche 911er gehört, es gab z. B. in den Lokalzeitungen im Silicon Valley immer wieder Karikaturen des typischen S.-V.-Managers mit dem großen Loch im linken Schuh (eigentlich CAMEL-Tabakwerbung) wg. dessen gemein schwerer Kupplung.
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...Die Autokarosse schützt den Menschen wie der Schuh den Fuß...nicht mehr als nötig einengt...
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Anders als jedwede Fußbekleidung und Krawattenstrangulier-Outfit empfinde ich ein 4rad, vor allem ein großes, niemals als einengend.
Zum Allgemeinen. Mit Autos der genannten Kategorie habe ich nicht nur etwas, was viel angenehmer ist als diese Schickimicki-Klamotten (gleichzeitig befördert es mich ja an den Zielort) sondern im Fall des Falles auch etwas, wenn´s um Gradmessung finanzieller Performance geht, mich von bestimmten Zwängen im wahrsten Sinne des Wortes freikaufen zu können.
Wer nicht erkennen kann oder will, daß ich mich als Barfüßer von bestimmten Zwängen und Zurschaustellung von Ranginsignien SCHEINBARER (wer, außer wirklich Ärmsten, kann sich denn nicht die Klamotten des erwähnten, völlig verblödeten Türken leisten?) finanzieller Wohlsituiertheit freistelle (weil Ranginsignien unterer Kategorie, was deren Entstehungskosten anbelangt, ist in einer Diskussion mit mir sehr schlecht beraten.
Übringes bekommt jeder Outfit & BF-Anmeckerer von mir noch eine Chance, die Unergiebigkeit dieser Diskussion zu erkennen und sich mit Anstand zurückzuziehen. Desweiteren muß ich sagen, daß ich von (nicht nur akademisch) sondern auch sonst gebildeten Menschen zwar angesprochen, aber noch nie wirklich kritisiert oder beschimpft wurde (Ausnahme: Elternhaus & Schule).
Diesem Personenkreis muß ich nicht explizit mitteilen, daß ich in meinem Werdegang eine Universität ausgiebig von innen gesehen habe, er merkt das auch so.
Im nichtphysischen Bereich ist ein BF-Freak, speziell wenn er sich Kleidungsgewohnheiten wie ich bedient, nur über die Dimension Geld angreifbar.
Mit "hyperkapitalistischem Gebahren" wird die ganz bewußte Zurschaustellung finanzieller Rangklassen insbesondere auch gegenüber Dritten im Falle einer Kontaktaufnahme (und sei es auch ausschließlich nichtverbal durch Mimik, Gestik & Körpersprache) durch Gegner bezeichnet, in die sie sich, wenn allein kleidungsfixiert, niemals begeben können. Normalerweise werden solche Personen ignoriert, sollten sie jedoch hartnäckig irgendwelche Gespräche immer wieder fortsetzen wollen, muß man aus ihnen eine biologisch zwar lebende, aber psychisch-geistige Leiche produzieren. Wichtig ist in Debatten
* die Festsetzung des Gegners auf die alleinige Sphäre Geld, Geld und nochmals Geld;
* der Verweis auf das Unvermögen, zu erkennen, daß zwischen Klamotten und einem entsprechenden 4rad 2 Zehnerpotenzen liegen sowie auf die deswegen (zumindest momentan-situativ, da nur Kleidung vorhanden) völlig fehlende Imponierwirkung;
* die Verwunderung darüber, sich für so etwas wie dieses Gespräch überhaupt Zeit nehmen zu wollen bzw. zu können (Gegner hat nichts besseres zu tun)
* Sie langweilen mich!
Die Technik wirklich vernichtender Psycho-K.O.-Schläge wird meistens über Generationen von Schwergewichts-Weltmeistervätern an die Söhne weitergegeben. Sie ist so kompliziert, daß sie von einer Einzelperson nur erweitert, aber niemals autonom entwickelt werden kann (Beispiel: Sohn kommt mit Ehrenrunden-Schulzeugnis nach Hause, Vater: "Dich gezeugt zu haben war der größte Fehler meines Lebens", da ist der Sohn schon ziemlich platt). Sie muß von einem BF-Geher unbedingt beherrscht werden und kann hier unmöglich (wg. Umfang) auch nur in den Grundzügen dargestellt werden.
Natürlich müsssen Accessoires auch wirklich nach Geld aussehen. Bei Armbanduhren und Feuerzeugen (Schmuck gibt´s bei mir nicht) bluffe ich zugegebenermaßen mit (fallen nur durch Leichtgewicht auf) perfekten Imitaten, Autos sind aber besser, weil es von ihnen keine Imitate gibt und sie sich nicht so einfach herstellen lassen.
Allerdings macht Descalzar einen sehr schweren Fehler, wenn er einen womöglich auch noch rosafarbigen betont UNGEPFLEGTEN Cadillac (Modell würde mich sehr interessieren) fährt, es sei denn, es käme ihm nur allein auf das (absolut großartige) BF-Fahrfeeling und -handling an. Der typische BF-Gegner ist auf Optisches fixiert und kommt gar nicht
darauf (auch mir fiel erst nach ca. 1 Minute ein), daß da durchaus Geld dahintersteckt: 7 Liter V8-Maschine ist nicht oder wenig schadstoffarm und bei gleichem Fahrstil wie bei mir kennt D. etwas, was wunderschön ist: oft an einer gut sichtbaren BF-Stammtankstelle zu sein und von tankenden "Nachbarn" angesprochen zu werden, wie lange es dauert, bis der Tank voll ist!
Sofern vom optischen Erscheinungsbild her von Gefallen, sollte es für Fußschmuckanwender unbedingt interessant sein (schreibst du evtl. einmal ein klein wenig etwas?) zu welchen Kosten sich per galvanischer Oberflächenvergoldung von Metallketten ein 24Karat-Look (Problem evtl. Kratzfestigkeit) evtl. mit Diamantenimitaten besetzt, herstellen ließe. Die Reaktion jenes Türken darauf wäre hochinteressant, damit er endlich einmal lernt, was Kapitalismus ist. Schließlich unternimmt er ja mit seinen Klamotten selbst einen psychologischen Manipulationsversuch (leider bei zu vielen Zeitgenossen erfolgreich), nur ohne finanzielle Substanz, das was er kann, kann jeder. Es erfordert lediglich den Willen, es zu tun. Strenggenommen ist er moralisch nicht mal Massivgold und Echtdiamanten wert.
Es steht elektrochemisches Cyanidkomplex-Know How gegen Borniertheit.
Als wirksamste Waffe gegen BF- & Outfit-Lästerer bedarf das Automobil allerdings noch zusätzlich eines ausgeklügelten Strategiesystems. So sind z. B. meine BF-Stammrestaurants stets so gewählt, daß genau und permanent sichtbar ist, WER mit WAS zu- und abfährt, weitere Details würden hier zu weit führen. Sogar vorteilhaft: Blaulichtgewitter auf Restaurantparkplätzen, penibelste Kontrollen, ob Kfz mein rechtmäßiges Eigentum, Drogenschnüffelköter und die seelsorglichen Worte der Beamten (weil falscher Alarm) an den Barfußgegner-"Zeugen", der die Obrigkeit übers Handy zu Hilfe rief (stand danach als Gast besser da als je zuvor, eine meiner schönsten BF-Erinnerungen.
Was POTENTIELLE Barfuß- & Leger-Outfit-Gegner anbelangt, so darf man niemals den Fehler machen, sie geistig zu unterschätzen. Sie sind manchmal sogar richtig gut 'drauf. Die folgende bizarre BF-Geschichte (ich darf versichern, daß sie wahr ist) belegt das.
Mein 2. Schwarm war eine BWL-Studentin namens Alexandra. Zur Vorstellung bei ihren Eltern tafelten wir an einem wolkigen Sommertag in einem piekfeinen, meinerseits als BF-Territorium noch unerschlossenen Restaurant. Ihr Vater, ein Investmentbanker und ein sehr würdiger Herr, saß bereits drinnen. Alexandra & ich kamen etwas zu spät und wir wollten einfach wg. des angenehmen Wetters draußen tafeln (andere Gründe nannten wir nicth). Ich nahm meinen Platz ein, Alexandra ging kurz 'rein um irgendwas zu besprechen.
Ihr Vater nahm die goldgeränderte Brille ab, hielt sie in etwas Entfernung und sah blinzelnd in meine Richtung. Später berichtete Alexandra, daß ihr Vater folgendes gesagt habe:
"Ich habe nichts gegen den jungen Mann. Friseur und´n paar andere Klamotten würden ihm guttun. ABER - [er hob die Stimme] - um mein Schwiegersohn zu werden, muß er EINE Bedingung erfüllen [mir stockte der Atem, das hieß wahrscheinlich: nix mehr barfuß]: Er muß sich den jetzt gerade neu herausgekommenen 600 SEL [Mercedes] kaufen!"
Mir fiel die Kinnlade 'runter.
Schöne Grüße, Jay