Barfuß am Totensonntag in Basel (Hobby? Barfuß! 2)
Totensonntag, 26.11.2006: Von Föhn und Temperaturen über 20°C, wie es im St. Galler Rheintal und offensichtlich auch im Raum Penzberg der Fall war, konnte man in Zofingen nur träumen. Aber immerhin sorgte die Wetterlage dafür, daß sich auch hier praktisch kein Nebel bildete und in der Nacht auch kein Bodenfrost vorlag. Bei Temperaturen um +5°C radelte ich kurz nach 8 Uhr los, selbstverständlich barfuß (und ohne Mütze). So viele Kilometer wie am Vortag wollte ich nicht zurücklegen. Im Raum Basel erhoffte ich auch höhere Temperaturen als in Zofingen, also radelte ich Richtung Norden.
In Aarburg wurde es neblig, ich spürte die Kälte an den Füßen. Autofahrer, die mich überholten, starrten mich an. Hinter Trimbach, beim Hotel Eisenbahn, wurde die Luft deutlich wärmer. Aber nicht für lange, der Hauernsteinpaß war wieder neblig. Erst im Raum Sissach wich das Grau endlich einem Blau, aber es wurde wieder kühler. Die "lausige Zeit" war überstanden. Erst im Raum Basel wurde es so warm, daß ich die Jacke ausziehen konnte. Ein elektronisches Thermometer nahe der Schifflände zeigte 13°C, aber mir kam es kälter vor.
Über Riehen radelte ich nach Lörrach, wo ich am dortigen Bahnhof durch eine Unterführung die Gleise unterquerte. An einer Ampel mußte ich ziemlich lange warten, bis grün war, obwohl wenig Autoverkehr herrschte. Ich kann nicht begreifen, daß man als Fußgänger so lange Rotphasen in Kauf nehmen muß, wenn man vom Zug zum Bus will oder umgekehrt. Ich aber wartete geduldig. War vielleicht besser, denn auch ein Polizeifahrzeug fuhr vorbei. Erst als die Beamten vorbei waren, schauten sie erstaunt in meine Richtung. Aber sie hielten nicht an (was sie wohl getan hätten, wenn ich bei Rot die Ampel überquert hätte).
In der Lörracher Fußgängerzone war nicht viel Betrieb. Ich radelte in Richtung Wiese, um dann in Richtung Rhein zu radeln. hier fiel meine Barfüßigkeit weniger auf. Kurz vor dem Tramendhalt in Kleinhüningen kam mir ein Arbeitskollege, der in Basel wohnt, entgegen geradelt. Auch er schien nicht erstaunt gewesen zu sein. Ich radelte zur Mittleren Brücke, wo ich mich an Rheinufer setzte, um was zu verzehren. Wer sich dort unten barfuß aufhält in der Sonne, fällt kaum auf. Diesmal war ich der einzige Barfüßer, die minimalste Fußbekleidung anderer Personen waren Turn- oder Halbschuhe und Minisocken.
Sicher eine Stunde hielt ich mich dort auf. Danach schob ich noch das Rad durch die Gassen der Altstadt. Auch hier war keiner barfuß, gerade eine ältere Frau in Sandalen ohne Strümpfe, ein paar Radfahrer und Jogger in kurzen Hosen, einige Leute ohne Jacke, aber nur selten im kurzärmeliger Oberbekleidung. Sehr winterlich eingemummt waren etliche kleine Kinder, und das bei 16°C. Kein Wunder, daß die Krankenkassenprämien ins Unermeßliche steigen!
Recht viel Betrieb war auf dem Weihnachtsmarkt rund um die Barfüßerkirche. Hier hatte ich Mühe, das Fahrrad durchzuschieben. Speziell Kinder starrten mich an, wenn sie mein nackten Füße und meine nicht dem Kalender, sondern der Temperatur angepaßten Kleidungstücke sahen. Ab und zu fiel das Wort "Barfuß" oder "Nein". Auch Esel und Lamas wurden über den Markt geführt.
Auf dem Münsterbalkon schienen einige japanische Touristen erstaunt zu sein. Der Münsterfährmann trug auch Schuhe, war wohl ein anderer. Als ich mein Velo über die Mittlere Brücke schob, überholte mich gerade eine Straßenbahn. Die Fahrgäste drehten ihre Köpfe in meine Richtung, wie es sonst in Düsseldorf üblich ist. An diesem Tag verkehrten übrigens auch historische Trams durch Basel.
Gegen 15.30 Uhr radelte ich wieder in Richtung Zofingen. Die Sonne verschwand hinter Wolken, es kühlte langsam ab. Hinter Sissach war es derart abgekühlt, daß ich wieder eine Jacke überziehen mußte. Aber ein Verlangen nach Schuhen hatte ich nicht. In Olten waren praktisch alle Leute winterlich gekleidet, hier war es tagsüber vermutlich deutlich kälter gewesen zu sein als in Basel. Als ich zu Hause war, war es noch ca. 8°C. Nachdem ich vielleicht 15 Minuten in der Wohnung gewesen war, wurden meine Füße angenehm warm. Das war sicher der letzte Novembersonntag 2006, den ich ganztags barfuß verbringen durfte.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen