Bafußgehen, eine Provokation - WARUM? (Hobby? Barfuß! 2)

Jay, Tuesday, 21.11.2006, 21:52 (vor 6580 Tagen)

Hi!
Soeben fiel mir in 2 Antwortrepliken (Manfred beantwortete meine Frage, ob er mich als Grundschüler hätte BF gehen lassen mit "unter bestimmten Umständen oft" detailliert und da kam auch drin vor: sofern ich damit nicht Lehrer PROVOZIERE und Lothar ergänzte seinen Bericht über die ärgerlichen Vorkommnisse in Florida mit der Erwähnung seines Freundes, der sich über seine "BARFÜSSIGEN PROVOKATIONEN" befremdet zeigte) wieder dieses Detail auf, das jeder erfahrene BF als eine Art Psycho-Flair der an "hierfür ungewöhnlichen Orten" mit dem Anblick der Füße konfrontierten Menschen kennt: Sie fühlen sich provoziert, und zwar allein durch die optische Dimension. Wohl kaum jemals wird sich ein BF-Geher anders als mit geruchs-, pilz- etc. -freien Pranken präsentieren, aber man wird sie doch stets quasi optimiert (leicht bis mittel gebräunt, ist natürlich auch Geschmacksfrage, Zehennägel im Pflegezustand gleichrangig mit Fingernägeln, kurz, Füße sollten nicht schlechter, aber auch nicht besser als Hände aussehen) der Wahrnehmung anderer Zeitgenossen aussetzen.
Obwohl ja eigentlich nichts anderes, wie wenn man im Kopfstand auf den Händen durch den Raum "gehen" würde - warum ist BF insbesondere an bestimmten Orten eine Provokation? Eine ganz bestimmte Freiheit, die man sich an ganz bestimmten Locations "nicht herauszunehmen hat"? Warum ist für einen Herrn dann Anzug mit Krawatte und Beschuhung "unterwürfiger" oder was auch immer?
Diesmal schreibe ich (derzeit beruflich völlig überlastet, geistig woanders) leer, nihilistisch, weil inhaltslos und bitte darum, es nicht als Frechheit aufzufassen, wenn ich diesmal mit NICHTS eine Diskussion anzufachen versuche. Ich tat es deswegen, weil die Idee mit der Frage "warum Provokation" morgen schon wieder weggewesen wäre.
Gewiß, besonders souveräne BF-Geher werden sagen: Ich gehe für mich BF, andere könne mich letztendlich kreuzweise (bin genauso drauf). Natürlich kann ich ebenfalls nicht begründen, weshalb ich so irrwitzig gerne BF gehe. Es ist aber besser, wenn man zwecks begrenzter Vorausberechenbarkeit von "Publikumsreaktionen" über philosophisches Backgroundwissen verfügt. In diesem Fall kann dieses aber nur von vielen verschiedenen Insidern erzeugt werden.
Erst wieder am Wochenende available, mfBFG, Jay.

Normalerweise nicht

Lorenz ⌂, Stammposter, Tuesday, 21.11.2006, 23:45 (vor 6580 Tagen) @ Jay

Hallo Jay,

ich habe eigentlich so gut wie nie den Eindruck, dass sich Leute durch meine Barfüßigekeit provoziert gefühlt haben. Ich denke, dass mein Auftreten und meine Körpersprache ganz generell nicht provozierend sind, und ich verhalte mich auch sonst nicht auffällig. Erstaunlich oft erlebe ich auch, dass Leute gar nicht bemerken, wenn ich barfuß bin und es erst zur Kenntnis nehmen, wenn sie von anderen aufmerksam gemacht werden. Wenn ich in langen Hosen gehe, bleibt es oftmals unbemerkt, mit kurzen Hosen fällt es allerdings auf.

Wenn jemand mit seinem Auftreten und seiner ganzen Körpersprache provozierend wirkt, sind dann die nackten Füße vielleicht das Tüpfelchen auf dem i. Wer häufig aneckt, muss sich fragen, ob er da vielleicht etwas ändern sollte.

Wer ganz einfach und ohne Aufhebens barfuß läuft, eckt dagegen kaum an. Mir ist das so am liebsten, weil mir das Barfußgehen Entspannung, aber keinen Stress bringen soll!!!

Mach's gut und unbeschuht, Lorenz

[image] www.barfusspark.info

Normalerweise auch bei mir nicht

Jay, Friday, 24.11.2006, 09:05 (vor 6578 Tagen) @ Lorenz

ich habe eigentlich so gut wie nie den Eindruck, dass sich Leute durch meine Barfüßigekeit provoziert gefühlt haben. Ich denke, dass mein Auftreten und meine Körpersprache ganz generell nicht provozierend sind, und ich verhalte mich auch sonst nicht auffällig.

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Hi Lorenz,
weil sich das bei dir so ein wenig zwischen den Zeilen liest, darf ich zunächst einmal sagen, daß auch ich mich, wenn ich BF in der Öffentlichkeit gehe, eines absolut unauffälligen Verhaltens befleißige. Clowneske Darbietungen, auffällige Mimik, Gestik & Körpersprache wird man bei mir vergeblich suchen.
Ich hab' mir deine Page und dein Foto angesehen. Nun, du bist ja äußerlich ein Gentleman und wirkst auf jeden Fall wie ein Vorstands- oder Aufsichtsratvorsitzender im Freizeitdress, auf jeden Fall seriös, finanziell wohlsituiert und gebildet. Dagegen bin ich halt ein schlabbriger Hippie (stell' dir einfach den einstigen Tenniscrack Björn Borg in jungen Jahren, ohne Stirnband mit frei herunterhängender Mähne, in Jeans u. T-Shirt, ggf. Lederjacke und halt eben einfach BF vor, dann hast du praktisch mich). Nach dieser Replik glaube ich fast, daß wir uns einmal persönlich treffen sollten (Penzberg ist ja nicht allzu weit weg, ich bin sehr oft im Raum Starnberger See). Du würdest Zweifel bekommen, daß ich tatsächlich die Person bin, die diese Schreibe hier verbricht. Ich gebe allerdings zu: in meinen Jugendjahren war ich schon der Typ, der auf meine Repliken zur Kritik an meinem BF etc. oft ein "Ach, unverschämt werden Sie wohl auch noch?" erntete.
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Erstaunlich oft erlebe ich auch, dass Leute gar nicht bemerken, wenn ich barfuß bin und es erst zur Kenntnis nehmen, wenn sie von anderen aufmerksam gemacht werden. Wenn ich in langen Hosen gehe, bleibt es oftmals unbemerkt, mit kurzen Hosen fällt es allerdings auf.

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Tut mir leid, aber das kaufe ich dir nicht so ohne weiteres ab. Über kurze Hosen kann ich nicht sprechen (gibt´s bei mir nicht).
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Wer ganz einfach und ohne Aufhebens barfuß läuft, eckt dagegen kaum an. Mir ist das so am liebsten, weil mir das Barfußgehen Entspannung, aber keinen Stress bringen soll!!!

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Kannst sicher sein, daß auch ich ganz einfach und ohne Aufhebens barfuß laufe und stresse weder mich selbst noch andere damit. Allerdings, in 1 Beziehung wäre Anecken schon möglich: Nicht nur, daß ich am liebsten nur noch BF laufen würde, ich habe ein Faible dafür, es an ungewöhnlichen "gesellschaftlichen" Orten zu tun, so wie Michael aus Zofingen vielleicht einmal über einen BF-Trip (+ Badehose u. sonst nichts) von Rußland nach Alaska über die zugefronene Beringstraße berichtet oder Descalzar möglicherweise irgendwo Spaß daran hat, wie Phönix aus der Asche aus einem Meer von Scherben, nichtentgrateten Metallresten etc. barfüßig unversehrt hervorzugehen.
Mit meinem nihilistischen Post wollte ich eigentlich auf etwas anderes hinaus.
Erkläre mir doch einmal expressis verbis, weshalb ein Toter "entehrt" wird, wenn man an seinem Requiem BF teilnimmt (da verstehe ich Alan nicht). Was ist das Besondere an der Feature "BF", weshalb fällt das überhaupt unter die Emotionen-Kategorie "Provokation" und das quantitativ weit mehr als z. B. kurze Hosen, sei´s in der Kirche, in Meetings höherer industrieeller Führungsebenen etc., - selbst (ich glaube sogar insbesondere) wenn die Dimension "Gestank/unhygienisch" aus "gesellschaftlicher Sicht" nicht gegeben wäre?
Mach's besser und immer barfuß, sobald du Lust hast.
MfBFG, Jay

Das "Provokante" am Barfußlaufen

Markus U., Stammposter, Friday, 24.11.2006, 12:00 (vor 6578 Tagen) @ Jay

Hi Jay,

auch wenn ich nicht Lorenz bin, antworte ich mal.

Hi Lorenz,
weil sich das bei dir so ein wenig zwischen den Zeilen liest, darf ich zunächst einmal sagen, daß auch ich mich, wenn ich BF in der Öffentlichkeit gehe, eines absolut unauffälligen Verhaltens befleißige. Clowneske Darbietungen, auffällige Mimik, Gestik & Körpersprache wird man bei mir vergeblich suchen.
Ich hab' mir deine Page und dein Foto angesehen. Nun, du bist ja äußerlich ein Gentleman und wirkst auf jeden Fall wie ein Vorstands- oder Aufsichtsratvorsitzender im Freizeitdress, auf jeden Fall seriös, finanziell wohlsituiert und gebildet. Dagegen bin ich halt ein schlabbriger Hippie (stell' dir einfach den einstigen Tenniscrack Björn Borg in jungen Jahren, ohne Stirnband mit frei herunterhängender Mähne, in Jeans u. T-Shirt, ggf. Lederjacke und halt eben einfach BF vor, dann hast du praktisch mich).

Viele Menschen sind leider oberflächlich, urteilen nach dem ersten (visuellen) Eindruck und stekken das, was sie sehen, in eine ighnen bekannte Kategorie. Lorenz provoziert duch seine Barfüßigkeit wirklich nicht, weil er eben ansonsten so seriös wirkt, einen sehr ordentlichen Beruf hat und wohl auch sonst aktiv am Leben der Gemeinde (kommunal & kirchlich) teilnimmt (hoffentlich hab ich jetzt nix Falsches behauptet). So jemandem sieht man die Vorliebe fürs Barfußlaufen als "persönliche Makke" nach, so daß er zumindest in seiner gewöhnlichen Umgebung keine Schwierigkeiten damit hat (daher wohl auch Eure diametral entgegengesetzten Ansichten zu "entspanntem Barfußlaufen in Oberbayern"). Mit einem hippiehaftem Äußeren kann man gewisse Spießer dagegen immer noch aufregen ("Wenn es nur die langen Haare wären, aber..."), und dann ist die Barfüßigkeit nur das i- Tüpfelchen bzw. der Auslöser einer Reaktion (gewissermaßen "die Provokation der Provokation"). Eines besonders provokanten Verhaltens bedarf es da gar nicht erst.
Möglicherweise hängt es auch damit zusammen, daß etliche Menschen mit so einem im Alltage nix zu tun haben und, weil ihnen eine inhaltliche Auseinandersetzung zu mühsam ist, auch nix zu tun haben wollen. Rumzugiften und sich provoziert zu fühlen ist nämlich alleweil leichter.

Wer ganz einfach und ohne Aufhebens barfuß läuft, eckt dagegen kaum an. Mir ist das so am liebsten, weil mir das Barfußgehen Entspannung, aber keinen Stress bringen soll!!!

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Kannst sicher sein, daß auch ich ganz einfach und ohne Aufhebens barfuß laufe und stresse weder mich selbst noch andere damit. Allerdings, in 1 Beziehung wäre Anecken schon möglich: Nicht nur, daß ich am liebsten nur noch BF laufen würde, ich habe ein Faible dafür, es an ungewöhnlichen "gesellschaftlichen" Orten zu tun, so wie Michael aus Zofingen vielleicht einmal über einen BF-Trip (+ Badehose u. sonst nichts) von Rußland nach Alaska über die zugefronene Beringstraße berichtet oder Descalzar möglicherweise irgendwo Spaß daran hat, wie Phönix aus der Asche aus einem Meer von Scherben, nichtentgrateten Metallresten etc. barfüßig unversehrt hervorzugehen.
Mit meinem nihilistischen Post wollte ich eigentlich auf etwas anderes hinaus.
Erkläre mir doch einmal expressis verbis, weshalb ein Toter "entehrt" wird, wenn man an seinem Requiem BF teilnimmt (da verstehe ich Alan nicht). Was ist das Besondere an der Feature "BF", weshalb fällt das überhaupt unter die Emotionen-Kategorie "Provokation" und das quantitativ weit mehr als z. B. kurze Hosen, sei´s in der Kirche, in Meetings höherer industrieeller Führungsebenen etc., - selbst (ich glaube sogar insbesondere) wenn die Dimension "Gestank/unhygienisch" aus "gesellschaftlicher Sicht" nicht gegeben wäre?

Weil der heutige "zivilisierte Mensch" von kleinauf aufs Schuhetragen konditioniert ist, kann er allermeist nicht mehr barfuß über Stock und Stein hupfen und ist daher neidisch auf jene, sie es (wieder) könnn. Und weil kaum jeman die Notwendigkeit eines entsprechenden Trainings sieht, sind Barfüßer in der Stadt ein seltener Anblick und erregen bei jenen, die es sehen, insbesondere an ungewöhnlichen Orten zu ungewöhnlicher Zeit (z. B. auf dem Weihnachtmarkt) starke emotionelle Reaktionen, auch wenn diese vielleicht gar nicht gezeigt werden. Die ungewöhnlichste Reaktion habe ich einmal bei einem Winterbarfußtreffen in einer Karlsruher Straßenbahn erlebt: Als eine ältere Italienerin plötzlich mehrere nackte Fußpaare um sich herum bemerkte, bekreuzigte sie sich spontan...

Barfüßige Herbstgrüße,
Markus U.

Ergänzung (wg. Beerdigung)

Markus U., Stammposter, Friday, 24.11.2006, 12:19 (vor 6578 Tagen) @ Markus U.

Hi Jay,

hab noch einen Aspekt bei meiner Replik übersehen.

Erkläre mir doch einmal expressis verbis, weshalb ein Toter "entehrt" wird, wenn man an seinem Requiem BF teilnimmt (da verstehe ich Alan nicht).

Auch ich würde auf keinen Fall brfuß zu einer Beerdigung gehen.
Ich stimme Dir zwar zu, daß Barfüßigkeit bei einer Beerdigung grundsätzlich nix mit mangelndem Respekt gegenüber dem Verstorbenen zu tun hat, aber erstens würde es da extrem provokant wirken (zu einer Beerdigung legt man eben besondere, nämlich schwarze Kleidung an,; auch ein noch so "elegantes" rotes Abendkleid wäre völlig fehl am Platze), und zweitens ist eine Beerdigung ein betrüblicher oder sogar sehr trauriger Anlaß (je nachdem, wie nahe man dem Verstorbenen zudessen Lebzeiten gestanden hat), so daß ich hier Barfüßigkeit als grundsätzlichen Ausdruck von Lebensfreude verfehlt fände (zu meiner eigenen Beerdigung darfste aber gerne barfuß kommen, hab ich nix gegen). Um eben der eigenen Betrübnis oder Trauer auch äußerlich Ausdruck zu verleihen, trage ich zu einer Beerdigung immer Schuhe und Sokken. Und wenn die Trauer echt ist, WILL ich sogar Schuhe und Sokken tragen, weil ich dann emotionell ganz, ganz tief unten bin...

Barfüßige Herbstgrüße,
Markus U.

Das "Provokante" am Barfußlaufen

Jay, Friday, 24.11.2006, 21:32 (vor 6577 Tagen) @ Markus U.

Die ungewöhnlichste Reaktion habe ich einmal bei einem Winterbarfußtreffen in einer Karlsruher Straßenbahn erlebt: Als eine ältere Italienerin plötzlich mehrere nackte Fußpaare um sich herum bemerkte, bekreuzigte sie sich spontan...
Barfüßige Herbstgrüße,
Markus U.

--
Hi Markus,
diese Reaktion ist mir dahingehend indirekt bekannt, als sie mir ein alter US-Freund berichtete, der einmal einen kritischen Flug mitgemacht hatte, bei der der Pilot ankündigte, daß evtl. eine Notlandung bevorsteht. Sie sei allgemein als Panikreaktion bei Südländern, insbesondere auch bei Mittel- u. Südamerikanern zu finden.
Was mag im Kopf dieser alten Dame vorgegangen sein? Hielt sie es für eine teuflische Katastrophe oder traute sie ihren Augen nicht?
Freundliche BF-Grüße, Jay

Rücksicht auf Trauernde

Alan Turing, Friday, 24.11.2006, 12:39 (vor 6577 Tagen) @ Jay

Erkläre mir doch einmal expressis verbis, weshalb ein Toter "entehrt" wird, wenn man an seinem Requiem BF teilnimmt (da verstehe ich Alan nicht).

Das muß dir niemand erklären, denn deine Prämisse ist völlig daneben:

Es geht nicht um den Toten - dem ist es eh wurscht.
Und was meine Haltung ihm gegenüber angeht, so ist das eine innere.
Da hätte ich auch keine Probleme, ihm splitterfasernackt die letzte Ehre zu erweisen.

Nein, es geht (und das weißt du sehr wohl!) überhaupt nicht um den Toten, sondern um die Trauernden.
Man kann und muß annehmen, daß sich viele von ihnen durch ein barfüßiges Auftreten vor den Kopf gestoßen fühlten.
Und da interessiert es NICHT, ob sie für eine mögliche Empörung einen sachlichen Grund haben. Der Anlaß ist nicht geeignet, von ihnen eine Reflektion über die Angemessenheit nackter Füße zu erwarten.

Und ich habe wahrlich nicht vor, am Grab eines Verstorbenen eine Aufklärungsaktion über das Barfußlaufen zu starten.

Mit freundlichen Füßen

Alan

Ein weiteres Mißverständnis

Jay, Friday, 24.11.2006, 19:42 (vor 6577 Tagen) @ Alan Turing

Hi Alan,
als ich - hauptsächlich @ Lorenz - schrieb:

Erkläre mir doch einmal expressis verbis, weshalb ein Toter "entehrt" wird, wenn man an seinem Requiem BF teilnimmt (da verstehe ich Alan nicht)

war das als Frage von der Dimension her gemeint: Weshalb ist es im gesellschaftlichen Konsens so eingeführt, daß die übrigen Trauergäste das so betrachten? Genausogut könnte eine Pflicht zum Tragen schwarzer Handschuhe eingeführt sein (so wie in wirklich feinen Häusern der Butler sogar seine Hände stets mit weißen Handschuhen zu verhüllen hat).
Zum einen weiß ich, was menschlicher Schmerz ist, zum anderen bin ich aus taktischen Gründen bei meinen BF-Ausnahmen schon wieder derart angepaßt, daß es harten Forumsteilnehmern (zu denen ja auch du gehörst: wie du schriebst, gehst du ja nicht nur bei Kälte stets BF, sondern hast offenbar nur sehr wenig Ausnahmen wie z. B. Beerdigungen) schlecht werden würde. Ich bin nicht daran interessiert, in einem solchen Fall nach den Trauerfeierlichkeiten beim bayerischen Wirtshausbrauch [Zufressen + Besäufnis] Gesprächsstoff abzugeben und deshalb stets entsprechend gekleidet, auch beschuht.
Ferner bin ich zu jedem Menschen freundlich, positiv und hilfsbereit, solange er nicht bereits beim ersten Verbalkontakt a priori negativ agiert. Es sei nicht verschwiegen, daß ich bei Trivialanlässen bereits von Haus aus psychisch äußerst brutal bin, wenn einem BF-"Anmeckerer" (übrigens in ganz ruhigem, sachlichen Ton) klargemacht werden muß, daß seine Outfit-Ansichten ein untaugliches Imponiermittel sind. Tags darauf sieht man ihn dann meist schreckensbleich (tatsäch 1mal passiert, eine wunderschöne Barfußgeschichte) die Preisschilder in den Mercedes/BMW-Händlerschaufenstern lesen...
Übrigens habe ich von dir bisher nur Sachen gelesen, die mir zusagten. Ich möchte daher unbedingt, daß Frieden zwischen uns herrscht (übrigens gilt das auch für alle anderen Forumsteilnehmer). Desweiteren wäre ich natürlich durchaus an einer Aufstellung deiner BF-Ausnahmen (andere als Nicht-Inkaufnahme vernichtender Folgen bei Fehlschlagen von kritischen BF-Bewerbungen, Gerichtsverhandlungen als BFiger Angeklagter u. dgl.) interessiert.
Nichts für ungut, sondern laß mich bitte ggf. weitere Fragen und Kritik unverblümt wissen.
Mit freundlichen Füßen, Jay

PS: Kann es sein, daß wir entfernte Berufskollegen sind? Dein Pseudonym-Namensgeber (in der Allgemeinbildung nicht sehr bekannt) hat ja 1937 mit seiner berühmten Präzisierung des Algorithmenbegriffes u. des sog. Entscheidungsproblems, die zur (theoretischen) Turing-Maschine führte, Wesentliches zur Computerentwicklung beigetragen. Dies als - wenn auch o.t. als Allgemeininfo - an die Leser, auch der Name Descalzar hat meines Wissens einen wesentlich komplexeren Hintergrund als nur das spanische Pauschalwort für BF.

Ein weiteres Mißverständnis

Ralf RSK, Stammposter, Friday, 24.11.2006, 20:06 (vor 6577 Tagen) @ Jay

PS: Kann es sein, daß wir entfernte Berufskollegen sind? Dein Pseudonym-Namensgeber ...

und ich dachte immer, Alan Turing (der Enigma-Entschlüsseler) hätte sich in den 50ern mit einem vergifteten Apfel (à la Schneewittchen) ins Jenseits befördert - ungeklärt, ob beabsichtigt oder unfallmäßig.

Angeblich hat das die Gründer der Computerfrma Apple zu dem Namen und dem Firmenlogo inspiriert.

Grüße, Ralf

Alan Turing und Apple

Jay, Friday, 24.11.2006, 21:06 (vor 6577 Tagen) @ Ralf RSK

PS: Kann es sein, daß wir entfernte Berufskollegen sind? Dein Pseudonym-Namensgeber ...

und ich dachte immer, Alan Turing (der Enigma-Entschlüsseler) hätte sich in den 50ern mit einem vergifteten Apfel (à la Schneewittchen) ins Jenseits befördert - ungeklärt, ob beabsichtigt oder unfallmäßig.
Angeblich hat das die Gründer der Computerfrma Apple zu dem Namen und dem Firmenlogo inspiriert.
Grüße, Ralf

--
Hi Ralf,
schon möglich, daß das ca. 20 Jahre später nach dem berühmten Turing-Algorithmus passiert ist. Ich bin ein reiner Hardwaremann (auch in der Grundlagenforschung) und habe nur wiedergegeben, was in den akademischen Lehrbüchern in Sachen allgemeine Computerarchitekturen drinsteht, ferner (weil o.t. und Georg schmeißt uns raus) hast du Glück: Es gibt nur einen wirklichen Apple-Gründer, und der heißt Steve Jobs. Was findet man in Geschichtsbüchern über das Silicon Valley in seinen jungen Jahren?
Er war BF-Freak, bekam deswegen von Investmentbankern kein Risikokapital, wurde aggressiv und machte mit seinen "Kleinen" Computern Big Blue (IBM) fertig. Ich beabsichtigte, an diesem Weekend ein Posting "USA heute und vor 25 Jahren" zu setzen und auf die einst reiche amerikanische BF-Kultur, deretwegen die extreme BF-Verbotslage heute entstanden ist, zu verweisen, komme aber wg. völliger beruflicher Überlastung (bin heute nur da, weil ein Abt.leiter eines Kd. wg. Erkrankung ausfiel) wahrscheinlich nicht dazu.
Freundliche BF-Grüße, Jay

Bafußgehen, eine Provokation - WARUM?

Michael aus Zofingen, Stammposter, Wednesday, 22.11.2006, 08:23 (vor 6580 Tagen) @ Jay

Hallo Jay,

man muß unterscheiden zwischen "geplantem Provozieren" und dem Verhalten, durch das sich andere "provoziert fühlen". Und die Lücke dazwischen ist gewaltig. Wenn etwa nach einem Fußballspiel HSV gegen Werder Bremen (Wahl der Vereine rein zufällig) ein HSV-Fan mit HSV-T-Shirt in ein Lokal geht, das als Stammlokal der Werder-Fans bekannt und womöglich sagt: "Jetzt habt ihr aber ein Arschvoll bekommen!", dann ist es aktive Provokation. Auch das bloße Schwenken der HSV-Fahne reicht aus. Mit großer Wahrscheinlichkeit würden die Werder-Fans den HSV-Provokateur verprügeln.

Wenn aber derselbe HSV-Fan in derselben Kleidung in der Londoner U-Bahn fährt und noch dazu zu einem Zeitpunkt, wo keine deutsche Mannschaft in England gespielt hat, und zufällig befindet sich ein Werder-Fan im Zivil in der U-Bahn, dann fühlt sich der Werder-Fan durch den HSV-Fan provoziert. Der HSV-Fan wird sich wohl kaum die Londoner U-Bahn aussuchen, um allfällige Werder-Fans zu provozieren.

Hier steht die Wikipedia-Definition:

http://209.85.135.104/search?q=cache:9OsfABf3WR0J:de.wikipedia.org/wiki/Provokation+wikipedia+provokation&hl=de&gl=ch&ct=clnk&cd=1

Zweifellos fühlen sich militante Barfußgegner provoziert, wenn jemand die Unverfrorenheit besitzt, sich ohne Schuhe in deren Nähe aufzuhalten. Es gibt Leute (z.B. Jugendliche), die fühlen bei jeder kleinsten Abweichung bereits provoziert, etwa die Mütze "falsch rum" auf, die Schuhe nicht vom "richtigen" Hersteller, das Handy nicht der neuesten Technik entsprechend. Denen kann man nichts recht machen, die suchen nur einen Grund, um einen anpöbeln zu "dürfen".

Aktive Provokation liegt in der Regel bei Barfüßern nicht vor genausowenig wie bei den Leuten, die ein entstelltes Gesicht haben und mit der Bahn fahren. Ich bin kein Jurist, ich glaube aber nicht, daß Provokation an sich strafbar oder eine Ordnungswidrigkeit ist, solange die Tat an sich nicht verboten ist. Wenn ein Chaot auf einer bewilligten friedlichen Demonstration plötzlich mit einem Stein ein Fenster einwirft mit dem Ziel, daß die Polizisten dann zum Wasserwerfer greifen, dann ist es was anderes, Fenster einwerfen ist an sich verboten (Noch verwerflicher finde ich, daß es auch schon Fälle gegeben hat, daß sich fremde Polizisten in Zivil unter die Demonstranten gemischt haben und auf ihre uniformierten Kollegen Steine geworfen haben einzig mit dem Ziel, der Allgemeinheit zu "beweisen", daß die Demonstranten gar nicht so friedlich sind - das ganze war geplant von der Polizeiführung, die einfachen Beamten vor Ort waren nicht informiert).

Kaum jemand wird barfuß laufen mit dem einzigen Ziel, andere zu ärgern. Kaum jemand mit entstelltem Gesicht wird extra Bahn fahren, um kleine Kinder zu erschrecken. Und selbst wenn dieses der Fall wäre, dann müßten DIE ANDEREN den Beweis erbringen, daß der Barfüßer provozieren will, nicht der Barfüßer, daß er nicht provozieren will. Und wie wollen die anderen es anstellen? Den anderen beobachten (lassen). Zum Beispiel durch unerwarteten Besuch in der Wohnung. Wenn einer, der in der Öffentlichkeit an den "unmöglichsten" Orten zu "unmöglichen" Zeiten barfuß gesichtet wurde, dann mit Schuhen und Socken an die Tür geht, ist das schon "verdächtig". Oder wenn einer an belebten Stellen barfuß ist, jedoch dann, wenn er sich unbeobachtet fühlt, schnell die Schuhe anziehen (quasi der umgekehrte Fall von denjenigen, die gerne barfuß laufen würden, sich aber nicht trauen).

Lorenz sprach an, daß man sein Verhalten ändern könnte, damit sich nicht andere provoziert fühlen. Das geht teilweise, aber nicht immer. Auch ich weiß, daß barfuß in Kombination mit langen Hosen weniger auffällt als mit kurzen. Aber soll ich deswegen auf das Tragen von kurzen Hosen (die genauso wenig verboten sind wie barfuß und in denen ich mich ab einer gewissen (zweifellos nicht gerade hohen) Temperatur einfach wohler fühle) verzichten? Das wäre für mich halber Kram.

Andere Dinge lassen sich zweifellos nicht ändern: Wer etwa ein steifes Bein hat oder ein entstelltes Gesicht, wer stottert oder eine Fistelstimme hat, der fällt schon auf, auch wenn er nach der neuesten Mode gekleidet ist, andere fühlen sich auch dadurch provoziert. Soll man solchen Leuten das Barfußlaufen (oder überhaupt das Erscheinen in der Öffentlichkeit verbieten?
N E I N !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Ich selber will nicht provozieren, weder durch meine Barfüßigkeit, noch durch das Tragen von Kleidung, die nicht selten weniger winterlich ist als die der anderen. Ich suche nicht gezielt Gebiete auf, in denen Menschen sind, noch Gebiete, in denen ich kaum eine Menschenseele treffe. Bei meinen Wanderungen und Velotouren komme ich manchmal durch die unterschiedlichsten Gegenden, die speziell in der Schweiz manchmal recht dicht beieinander liegen. Und ich möchte nicht jedes Mal die Kleidung wechseln, wenn ich in eine andere Zone komme (und ich möchte um keine öffentlich zugängliche Zone einen Bogen machen, nur weil die Kleidung dort weniger passend ist). Sehr wahrscheinlich ist auch das der Grund, weshalb ich öfter als andere Ärger mit der Polizei bekomme, etwa in Mülhausen. Vermutlich würde ich auch Ärger bekommen, wenn ich mit Schuhen und in langen Hosen das gleiche täte wie sonst (vor Jahrzehnten wurde ich in Hamburg mal von der Polizei kontrolliert, als ich in normaler Winterkleidung in eine Sackgasse ging, die durch ein Schrebergartengebiet führte. Die ersten Worte der Beamten waren: "Dieses ist eine Sackgasse, haben Sie nicht gesehen, daß diese nicht weiterführt?" Mein Grund, weshalb ich dort ging, war der Bau der Harburger S-Bahn, was die Beamten für merkwürdig hielten).

Mit nicht provokativen Grüßen

Michael aus Zofingen

Bafußgehen, eine Provokation - WARUM?

Jay, Friday, 24.11.2006, 12:43 (vor 6577 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hi Michael,
danke für diese umfassende und informative Replik, zu der mir tatsächlich auf die Schnelle gar nichts einfällt. Allen Lesern empfehle ich, dein Skript aufmerksam zu lesen, wenn es bis jetzt nur überflogen wurde.
Ein schönes kommendes BF-Wochenende, Jay.

So eben nicht

Alan Turing, Wednesday, 22.11.2006, 15:36 (vor 6579 Tagen) @ Jay

Gewiß, besonders souveräne BF-Geher werden sagen: Ich gehe für mich BF, andere könne mich letztendlich kreuzweise (bin genauso drauf).

Falsch. "Leck mich!" hat nichts mit Souveränität zu tun.
Der Umstand, daß ich mich im Allag (!) nicht an meinem Umfeld orientiere, hängt damit zusammen, daß ich nicht sehe, wer wie und warum von mit provoziert sein könnte.
Das heißt doch aber nicht, daß es nicht immer wieder Situationen gibt, in denen ich mir klar machen muß, daß ich mit meinem "Anderssein" einen Bogen spanne, dessen Wirkung ich dann abschätzen muß und mein Verhalten gegebenenfalls darauf abstellen.
Und ich würde es mir beispielsweise dreimal überlegen, ob ich auf eine Beerdigung barfuß gehe.
Wahrscheinlich eher nicht.
Denn hier könnte man mein Verhalten durchaus als Provokation auffassen.

Provokation kann ja auch durchaus ein legitimes und probates Mittel sein, um etwas zu erreichen und zu bewegen. Aber gerade dann heißt es ganz besonders zu überlegen und bedachtsam mögliche Folgen und Reaktionen zu überdenken.

Nein, das "Leckt mich!" ist allemal fehl am Platze.

Mit freundlichen Füßen

Alan

So eben nicht

Mark, Wednesday, 22.11.2006, 17:07 (vor 6579 Tagen) @ Alan Turing

Hi Alan

Stimmt. Ab und zu muss man sich schon bewusst sein, dass man barfuss nicht immer auf Gegenliebe stösst.
Da muss man, wie Du sagst, sich halt überlegen, zu welchen Anlässen man sich wie anzieht oder eben nicht anzieht.

Wenn Michael aus Z. in seinem leichten Tenü durch die Schweiz radelt, ist das in Ordnung. Allerdings muss man sich nicht wundern, wenn man in einer französischen Grossstadt in solchem Tenü Probleme kriegen kann. Vor allem in ärmeren Gegenden.

In dieser Beziehung sind Schweizer eher zurückhaltend. Es wird vielleicht komisch geschaut oder hinter dem Rücken getuschelt. Aber das war's dann auch schon. Natürlich kann es auch in der Schweiz Ausnahmen geben (andere Kulturen). Im grossen und ganzen sehe ich die Schweiz aber als Barfussfreundlich an.

Mark

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