"So wie etwa 1/3 der Amerikaner glaubt, daß Gott das Fernsehen erfunden hat, glaubt locker ein noch höherer Prozentsatz, daß BF in der Öffentlichkeit gesetzlich verboten sei (übrigens berichtete auch Michael aus Zofingen von einem entsprechenden Vorkommnis am Züricher Airport). Besonders nach jenem 9.11. halten die Amerikaner Law & Order genauestens ein (und das, was sie dafür halten). Seid drüben vorsichtig mit BF, ihr bekommt schon in den Malls [Einkaufszentren] nichts als Ärger. Beißt in den sauren Apfel und tragt Minimalschuhe, z. B. Flipflops."
Hallo Jay,
Ich was bisher erst einmal in den USA, und das in erster Linie geschäftlich, blieb jedoch noch 2 Wochen privat dort. Damals (1991) lief ich noch nicht barfuß, aber die "No shoes - no shirt - no service-Schilder" habe ich gesehen. In Boston war ich allerdings kurze Zeit barfuß in einem Park, während die Schuhe neben mir standen (den nicht ganz unumstrittenen Fachausdruck kannte ich damals noch nicht und ich erwähne ihn hier auch nicht). Ich besaß doch die Unverfrorenheit, die Füße ins Wasser eines Teiches zu tauchen. Obwohl kein Verbotschild vorhanden war, wurde ich von einem "Parkbullen" zusammengeschissen. Ich mußte allerdings nur die Füße aus dem Wasser nehmen. Er befahl mir nicht, die Schuhe anzuziehen.
In New York war ich im Central Park bei deutlich über 30°C und sehr feuchter Luft. Ich hatte dabei mein T-Shirt ausgezogen. Als ich wegging und mit einer U-Bahn weiterfahren wollte, wurde ich von einem "Bahnbullen" genötigt, meine Oberbekleidung anzuziehen. Dabei war es gar nicht mal böse Absicht, ohne T-Shirt Bahn zu fahren, ich hatte wegen der feuchten Hitze einfach nicht bemerkt, daß ich keines an hatte.
Anders als in Deutschland oder der Schweiz ist mir kein Fall bekannt, daß Menschen in den USA Ärger mit der Polizei bekamen, weil sie auf der Straße kurze Hosen trugen. Ich habe sogar gehört, daß es für kaum einen Amerikaner ein Grund ist, wegen Krampfadern, Schmärbauch usw. auf das Tragen von kurzen Hosen zu verzichten. Dabei sollte man doch annehmen, daß ein barfußfeindlicher US-Bürger auch wegen der Behosung intolerant sind. Oder liegt es in erster Linie an der Klagefreudigkeit der Amis? Ein Barfüßer kann sich in einem Laden an einer Scherbe schneiden und verklagt dann den Ladenbesitzer auf Schadenersatz - oft mit Erfolg. Was kann aber einem in kurzen Hosen im Laden passieren, daß er den Ladenbesitzer verklagen kann?
Grundsätzlich kann man natürlich nicht alle Amis über einen Kamm scheren. Längst nicht jeder Ami ist so böse wie deren gegenwärtiger Präsident. Ob die leute, die ich am Zürcher Flughafen sah, wirklich Amis waren, kann ich nicht sagen, es war nur meine Vermutung. Und diese Leute glaubten, daß barfuß in der Öffentlichkeit verboten sei. Genauso wie es immer noch Leute gibt, die glauben, daß in Deutschland barfuß Auto fahren verboten sei.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen