BF-Ausflug in den Wald nach Sonnenuntergang (Hobby? Barfuß! 2)

Dominik (Bern), Stammposter, Tuesday, 07.11.2006, 23:19 (vor 6594 Tagen)

Hallo zusammen,

Gestern um etwa halb fünf Uhr abends wagte ich noch einmal einen BF-Spaziergang durch den Wald bei mir zu Hause. Ich hatte schon den ganzen Tag barfuss verbracht, obschon die Füsse bei längerem Aufenthalt am Freien schon etwas taub wurden vor Kälte. Die hatten also an diesem Tag schon etliche Abkühl- und Aufwärmphasen hinter sich. Als ich also dann abends im Wald war, stellte ich plötzlich mit Erstaunen fest, dass die Kälte ja überhaupt kein Problem mehr war! Die Füsse waren zwar schon sehr kühl, was mich aber zu meinem Erstaunen gar nicht gestört hat. Im Gegenteil, ich empfand das kühle Gefühl an den Füssen als extrem wohltuend, sie waren auch überhaupt nicht taub oder klamm vor Kälte.

Dieses Gefühl war unheimlich gut. Ich habe dann kurz innegehalten um das zu geniessen: stark, nach Sonnenuntergang barfuss irgendwo mitten im Wald zu stehen und sich wohlzufühlen, während andere Leute mit dicken Socken und Pullovern drinnen sitzen und trotzdem frieren. (Das ist jetzt gar nicht abwertend gemeint denen gegenüber; ich fands nur superschön, dass ich meinen Körper der Kälte so sehr aussetzen kann und mir trotzdem wohl dabei ist! Ich habe mich, selbst barfuss, noch selten so im Einklang mit der Natur empfunden wie in diesem Moment.)

Heute wollte ich das ganze gleich nochmal ausprobieren, allerdings mit einer zusätzlichen Steigerung: Dunkelheit! Also ging ich erst um ca. 18 Uhr raus, als es draussen wirklich schon fast stockdunkel war. Ich hab mich auch dagegen entschieden, zur Not eine Taschenlampe oder ähnliches mitzunehmen. Ausser einer leichten Herbstjacke also keine Hilfsmittel dabei. Im Wald war es dann wirklich so stockfinster wie ich mir das erhofft hatte. Ich sah daher kaum noch was und war dadurch fast ausschliesslich auf meinen Fuss-Tastsinn angewiesen!

Leider fühlten sich meine Füsse zu meinem leichten Bedauern dann doch etwas kälter an als noch gestern (gut, es war auch schon etwas später), aber trotzdem hatte ich mit der Kälte keine wirklichen Probleme. Erst gegen Ende, als ich etwas höheres Gras durchquerte, das nass war, kühlten meine Füsse dann unangenehm schnell ab.

Aufregend war diesmal vor allem die Dunkelheit. Ich kenne diesen Wald inzwischen sehr gut und war daher sicher, dem im-Dunkeln-rumtapsen gewachsen zu sein, ohne mich zu verletzen. Trotzdem war es eine ganz neue Erfahrung, den Boden nicht zu sehen, bevor ich auftrete, sondern ganz meinen Schritten und Tritten zu vertrauen und dass die Füsse dann schon richtig reagieren... hat auch ganz gut geklappt! -- Abgesehen davon war ich noch nie bei völliger Dunkelheit allein mitten im Wald. Es war sehr schön, diese komplette Stille und Einsamkeit, faszinierend finde ich auch den Gedanken, dass Europa vor Tausenden von Jahren noch ein einziger gigantischer Wald war (grob gesagt) und unsere unbeschuhten Vorfahren wohl ganze Tage lang darin herumgestreift sind... auch nachts... aber ich schweife ab. :)

Eher gegen Ende meines Spaziergangs habe ich dann Laub-Raschelgeräusche in etwa 30 Meter Entfernung gehört -- das muss wohl ein Reh gewesen sein, das ich aufgeschreckt habe (sorry!). Erstaunlich, wie gut diese Tiere hören, da es mich schon weit im Voraus bemerkt zu haben scheint! Nebenbei gesagt war ich froh, dass in unseren Wäldern Wölfe nicht mehr so verbreitet sind... :-D Als krönender Abschluss bin ich dann noch unerwartet in Brennnesseln getreten (autsch) und auch in Brombeersträucher (kein autsch: daran bin ich gut gewöhnt; ich mache mir manchmal einen Spass daraus, in Brombersträuchern spazieren zu gehen ("because I can"); die wenigen feinen Dornen, die dabei stecken bleiben, sind dann jeweils schnell wieder raus).

Zum Schluss gings noch über eine Lichtung, wo stellenweise eben das vorher erwähnte höhere Gras wuchs und zuletzt einen etwas rutschigen kahlen Erdhang hinunter, wo ich glücklicherweise nicht ausgerutscht bin!

Hui, der Text wurde ganz schön lang. Ich hoffe ihr nehmts mir nicht übel. Ich wünsche Euch allen einen angenehmen Dienstagabend! -- Dominik

BF-Ausflug in den Wald nach Sonnenuntergang

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Tuesday, 07.11.2006, 23:51 (vor 6594 Tagen) @ Dominik (Bern)

Hallo Dominik

Vielen Dank, für deinen schönen Bericht. Zu lang war er mir ganz bestimmt nicht!
Aber sag mal, bist Du Dir sicher, dass das raschelnde Geräusch im Laub ein Reh war? Die rennen doch eher schnell weg, als noch im Laub zu rascheln, wenn sie einen bemerken. Für mich klingt das eher nach Wildschweinen. Die rascheln fleißig im Laub, während sie auf Futtersuche sind, denken aber nicht daran wegzulaufen. Die können auch aggressiv werden. Man sollte da nicht zu nah ran gehen.

Ansonsten gefällt mir Dein Bericht wunderbar. Da bekommt man direkt Lust auch mal nachts in den Wald zu gehen, vielleicht nach Sternen Ausschau zu halten und den Boden zu ertasten.

Viele Grüße

Ulrich

BF-Ausflug in den Wald nach Sonnenuntergang

Dominik (Bern), Stammposter, Wednesday, 08.11.2006, 10:57 (vor 6594 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Ciao Ulrich,

>Aber sag mal, bist Du Dir sicher, dass das raschelnde Geräusch im Laub ein Reh war? Die rennen doch eher schnell weg, als noch im Laub zu rascheln, wenn sie einen bemerken. Für mich klingt das eher nach Wildschweinen. Die rascheln fleißig im Laub, während sie auf Futtersuche sind, denken aber nicht daran wegzulaufen. Die können auch aggressiv werden. Man sollte da nicht zu nah ran gehen.

*ohren-zu-halt* LALALALA, ich-höre-nichts! :-)

Spass beiseite: vielleicht ist es mir lieber, gar nicht zu genau zu wissen, was da im Laub rumgehuscht ist. Das Rascheln war nach kurzer Zeit in schon wesentlich grösserer Entfernung zu hören -- das Tier ist also wohl schon davongerannt. Und soviel ich weiss, gibt's in meiner Gegend gar keine Wildschweine. (Ich hätte jedenfalls noch nie davon gehört.... beissen die? ;)

Realistischerweise wäre das gefährlichste Tier für einen Barfüsser wohl ein Igel, auf dessen Rücken man versehentlich seine Füsse platziert. :-O Im Winterschlaf sind die wahrscheinlich auch noch nicht.

Wie auch immer -- ist ja nix passiert, und so kann ich Dir einen solchen Spaziergang einfach nur empfehlen. War eine gute Abwechslung zum sonstigen BFern in der "Zivilisation"!

Herzliche Grüsse, Dominik

BF-Ausflug in den Wald nach Sonnenuntergang

Lothar, Stammposter, Wednesday, 08.11.2006, 21:01 (vor 6593 Tagen) @ Dominik (Bern)

Und soviel ich weiss, gibt's in meiner Gegend gar keine Wildschweine. (Ich hätte jedenfalls noch nie davon gehört.... beissen die? ;)

Wildschweine breiten sich immer mehr aus und sind ziemlich
gefährlich, vor allem wenn eine Sau Junge hat und auf einen
zurennt sollte man schnellstens auf einen Baum klettern - was
ich leider nicht kann. Es kommt häufig vor, dass die Rotte nicht
wegrennt, sondern zum Angriff übergeht, wenn sie sich bedroht sieht.
Ansonsten richten die Viecher gewaltige Schäden an wenn sie sich
beispielsweise über ein Kartoffelfeld oder einen Garten hermachen.
Wo ich früher gewohnt habe, kam es häufig vor, dass Wildschweine
die Gärten der Häuser verwüstet haben, die am Stadtrand in Waldnähe
standen. Zäune sind für die übrigens kein Hindernis.

BF-Ausflug in den Wald nach Sonnenuntergang

Mark, Thursday, 09.11.2006, 13:41 (vor 6593 Tagen) @ Lothar

Zum Thema Wildscheine möchte ich auch noch einige Worte hinzufügen.

Wildschweine sind heute meist scheu und nachtaktiv. Begegnet man Wildschweinen in freier Wildbahn sollte man sich ruhig verhalten und sich ohne Hast entfernen. Keinesfalls sollte man sich den Tieren nähern. Eber in der Paarungszeit und vor allem Sauen mit Frischlingen können äußerst aggressiv werden.

Schäden in Gärten richten in der Regel nur Wildschweine an, welche nahe am oder sogar im Stadtgebeit leben. Anonsten haben Sie genügen Nahrung. Dafür können sie in ländlichen Gebieten auf Feldern Schäden anrichten. Da WIldschschweine sozusagen alles fressen, ist kein Feld vor ihnen gefeit.

Ich selber bin in unseren Mischwäldern schon öfters Wildschweinen begegnet. Alle Begegnungen waren harmlos. Sowohl am Tag wie auch in der Nacht.

Was mich im dunklen Wald besonders reizt, ist das wie bereits schon angesprochene Rascheln. Vielfach handelt es sich um kleine Nager. Wenn man also Nachts in den Wald geht (in unseren Breitengraden), hat man nichts zu fürchten. Ausser man steht barfuss auf einen Dornenzweig, stolpert über ne Wurzel und bricht sich ne Zehe etc...

Empfehlen kann ich einer Nacht zwei oder drei Stunden auf einem Hochsitz zu verbringen (auf diesen Gestellen, meistens an einer Lichtung stehend, sitzen normalerweise die Jäger). Von dort oben aus kann man die nächtlichen Geräusche eines Waldes sehr gut verfolgen. Vor allem in einer Vollmondnacht, wenn leichte Nebelschwaden über eine Lichtung schweben und dann und wann etwas zum Wald rauskommt....wunderbar.

BF-Ausflug in den Wald nach Sonnenuntergang

Don Primo, Stammposter, Thursday, 09.11.2006, 15:17 (vor 6592 Tagen) @ Mark

Ausser man steht barfuss auf einen Dornenzweig, stolpert über ne Wurzel ...
Ist mir vor einem Jahr passiert, als ich barfuß nachts eine Wanderung machte. Eine Lampe hatte ich nicht mit, weil man ohne besser sieht. Allerdings war ein abgefaulter Baumstumpf im Weg den ich nicht gesehen hatte, Aua! Bin dann 4 km nach Hause gehumpelt ;o) war aber nichts ernstes.

BF-Ausflug in den Wald nach Sonnenuntergang

Mark, Wednesday, 08.11.2006, 08:40 (vor 6594 Tagen) @ Dominik (Bern)

IOch gehe auch viel in der nacht baruss. Nicht weil ich ein Nachtmensch bin, sondern weil es nach Feierabend einfach schon dunkel ist.

Bei uns gibt es übrigens bereits wieder vereinzelt Wölfe. Deswegen muss man aber nicht angst haben. Wölfe wissen wer wir sind und meiden uns daher... kluge Tiere!

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