Hi caru!

seltsam, daß gerade unsre mitbürger von türkischer, serbischer... etc. herkunft am heftigsten auf barfüßigkeit reagieren. in den jeweiligen ländern ist barfußlaufen total üblich, zumindest auf dem land - aber sobald sie in wien leben, tragen die leute die teuersten schuhe, die sie sich leisten können. eine bosnierin hat mich heuer im sommer sogar mit den worten angeredet: "igitt! warum machen sie das?"

Ich bezweifele, daß daß Barfußlaufen in den Balkanländern (abgesehen von Rumänien und Bulgarien, wo vor alllem viele Roma barfuß gehen) "total üblich" sei. Von Serben wird es vor allem mit Armut assoziiert, was ich daher weiß, daß gerade Serben geradezu mitleidig reagierten, wenn ich ihnen im Winter sokkenlos in Sandalen entgegentrat. Wie es in der Türkei ist, weiß ich ebenfalls nicht genau, weil ich bisher nur einmal in Istanbul war, wo ich außer mir selbst keinen sokkenlosen Menschen gesehen habe, nicht einmal in der Moschee, wo das Ablegen der Schuhe (aber nicht der Sokken) Pflicht ist. Allerdings war ich im Februar 2004 dort, und in der Stadt lag dikker Schnee. Andererseits habe ich aber auch von den zahlreichen hierzulande lebenden Türken noch keinen draußen barfuß laufen sehen, und auch Sokkenlosigkeit kommt unter den hier lebenden Türken und Balkanesen anscheinend selten vor.

ganz lieb hat mich dagegen eine europäisch-elegant gekleidete (auch nicht gerade billig beschuhte), gut (aber nicht akzentfrei) deutsch sprechende junge afrikanerin über meine nackten füße interviewt. warum ich das täte? - es ist warm genug heut, und es macht spaß. - und das wäre schon der ganze grund? wow. - naja, es ist auch gesund für die füße. - ob das denn nicht weh täte, auf steinen und asphalt? -nööööö. - sie hätte eine freundin, die auch oft barfuß ginge. hätte es was mit meiner religion zu tun? - neeeeeeeein.
hat eine halbe stunde gedauert, das gespräch. sie wollts einfach nur wissen, und sie war extrem nett und keine spur aggressiv. so geht's auch

Ich habe einmal eine ähnliche Reaktion einer Asiatin in München erlebt. Auch sie war sehr freundlich, sagte jedoch am Schluß, daß in ihrer Heimat nur arme Menschen barfuß gingen.

Barfüßige Herbstgrüße,
Markus U.