Ich habe erstmalig seit dem 26.03.06 am Mittwoch dieser Woche von 17:23 Uhr bis 18:14 Uhr nach tagelanger Üerwindung für 51 (!) Minuten Schuhe angezogen! Welch Einsatz für die Barfüßigkeit!! Ich hatte vor, ein mir unbekanntes Feuchtgebiet mit hohen Brennesselfeldern zu erforschen, von dem ich nicht wußte, was in grauen DDR-Vorzeiten (Mauersperrzone) damit los war.

Nach dem Anziehen war ich plötzlich des Bodenkontaktes beraubt. Ich spürte den Boden nur noch schemenhaft. Mir war, als würde ich nach einem Unfall erwachen und meines Seh- oder Hörsinns teilweise beraubt sein. Auf den ersten Metern führte diese "Behinderung" im wahrsten Wortsinne zu emotionalen Assoziationen, vergleichbar mit den Gefühlen bei gewaltsamem Luftabdrücken. Kurze Zeit später hatte ich mich an diese "Behinderung" gewöhnt, kennne ich doch wie Alle das Schuhetragen von klein auf.

Nach dem Ausziehen der Schuhe waren meine bloßen Füße wieder sofort auf dem Boden in ihrem Element. Am nächten Tag ging ich wie gewohnt durch Berlin und war in der Nähe des Potsdamer Platzes bei Sonennschein auf Gehwegplatten und auf einer sehr breiten, in wechselnde Richtungen geneigten Rasenfläche inmitten einer Straße unterwegs. Ich erlebte ein rauschhaft-intensives Barfußgefühl: Ich spürte meine Fußsohlen und den Boden in einer extrem intensiven Art und die Verbindung zwischen mir und der Umwelt war selten so intensiv, wie nach dem vorübergehenden Entzug des Bodenkontaktes.

Fast beneide ich Ulrich, der in seinem Beruf als Taxifahrer Schuhe trägt, um das Gefühl, das sich bei der Befreiung der Füße einstellt. Er beneidet aber mich darum, dass ich keine Schuhe, auch nicht im Job brauche