Etwas für die Kunstfreunde (Hobby? Barfuß! 2)
BAROCKMALER CARAVAGGIO
Unbekanntes Gemälde entdeckt
Der ausschweifende Lebenswandel des Barockmalers Caravaggio gibt Kunsthistorikern viele Rätsel auf. Anhand von Gerichtsakten und Schriftquellen rekonstruieren sie seine Biographie. Jetzt entdeckten sie ein neues Puzzleteil: Ein bisher unbekanntes Gemälde des Künstlers.
Genua - Kunsthistoriker haben in der Kirche San Bartolomeo della Certosa bei Genua ein bisher unbekanntes Gemälde des italienischen Barockmalers Michelangelo Merisi (1571-1610), genannt Caravaggio, gefunden. Das 2 mal 1,60m große Werk galt lange als eine Kopie der berühmten "Dornenkrönung" (1602/04) des Altmeisters. Jetzt wurde es mit Hilfe von Vergleichen und Untersuchungen als echter Caravaggio identifiziert - das Bild ist keine Kopie, sondern eine zweite Version der "Dornenkrönung".
Neu entdeckte Version der "Dornenkrönung": Künstler hatten sie im 17. Jahrhundert übermalt
Es handelt sich um eine unvollendete Arbeit des Meisters, der der für seine kontrastreiche Hell-Dunkel-Malerei bekannt ist. Künstler aus Genua hatten die Skizze offenbar Mitte des 17. Jahrhunderts "fertig gestellt". Diese Übermalung hatte bis jetzt die wahre Urheberschaft verschleiert. Die Experten untermauern die Zuschreibung mit einer Handschrift des Malers aus dem Jahr 1605, in der er dem römischen Prinzen Massimo Massimi eine Version der "Dornenkrönung" versprochen habe. Nachdem aber Caravaggio einen Menschen erschlagen hatte, musste er überstürzt aus Rom fliehen. Nach Angaben der italienischen Zeitung "La Republica" nehmen die Kunstwissenschaftler an, dass er das begonnene Bild daraufhin mit nach Genua nahm. Wie das Gemälde in die Kirche gelangte, können sich die Forscher allerdings noch nicht erklären.
Charakteristisch für die Malerei von Caravaggio ist seine Lichtführung, Chiascuro genannt: Er modellierte den Bildraum mit grellen Schlaglichtern und tiefen Schatten. Dies und sein drastischer Realismus lösten den Manierismus ab und leiten die Epoche des Barock ein. Bei seinen Zeitgenossen war er berüchtigt für die unkonventionelle Wahl seiner Modelle: Für seine zahlreichen Heiligendarstellungen sollen unter anderem Prostituierte posiert haben und seine "Rosenkranzmadonna" sorgte für Furore, weil sie barfuss auf der Straße steht und einer der Pilger schmutzige Füße hat - dies galt im 16. Jahrhundert als Tabubruch. [...]
Auch Caravaggios Biographie entspricht ganz und gar nicht dem Klischee des sensiblen Malers: Gerichtsakten zeugen von Totschlag, Flucht vor der Justiz, einer Begnadigung durch den Papst und einem rätselhaften Tod. Unter Zeitgenossen galt er als aufbrausend und gewalttätig.
Eine umfassende Werkschau kann zurzeit im Düsseldorfer "museum kunst palast" bewundert werden. Die Ausstellung mit dem Titel "Caravaggio - auf den Spuren eines Genies" läuft noch bis zum 7. Januar 2007.
Quelle: SpiegelOnline
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,443220,00.html