In der Böhmischen Schweiz (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Sunday, 15.10.2006, 09:31 (vor 6616 Tagen)

Hallo

Am Montag zog es uns dann nach Tschechien. Nach dem an der Grenze endlich geklärt war, dass Johannes sein Auto auch wirklich fahren darf, erreichten wir Herrenskretschen. Hier leben anscheinend mehr Vietnamesen als Tschechen. Überall sind irgendwelche Buden mit irgendeinem Tinnef. Wir durchquerten den Ort und erreichten an der Straße nach Dittersbach bald einen beaufsichtigten Parkplatz. Johannes parkte so, dass alle die in Richtung Prebischtor wanderten, das Heck seines Wagens sehen konnten, auf dem er für die Barfuß-Initiative-Berlin wirbt. Wir merkten das immer wieder, da wir mehrfach deshalb angesprochen wurden. Unsere Barfüssigkeit mit diesem Auto in Zusammenhang zu bringen, war schließlich nicht schwierig.
Zum Prebischtor ging es dann einen möglicherweise vor Urzeiten mal gepflasterten, heute vielfach geschotterten Weg hinauf. Gegen diesen Schotter ist Eisenbahnschotter nichts. Steingrößen von 10-15 cm waren da keine Seltenheit. Wir haben beschlossen dieser bisher noch unbekannten Art von Schotter den Namen "Prebischtorschotter" zu geben. :-) Glücklicherweise kann man darauf aber auch mit Schuhen nicht vernünftig laufen, so dass rechts und links angenehme Trampelpfade existierten. Immer wieder wunderten sich Leute über unsere Art des Wanderns, aber alle waren dabei freundlich.
Irgendwann fiel dann endlich unser Blick auf das größte Felsentor Europas, das Prebischtor.

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Das Prebischtor in der Böhmischen Schweiz ist das größte Felsentor Europas!

Um diesen Bereich betreten zu dürfen, waren 2 Euro Eintritt zu entrichten, aber auf die Felsbrücke hinauf gehen durfte man trotzdem nicht. Der einst dorthin führende Wanderweg ist abgebrochen worden, um die Felsbrücke vor weiterer Abnutzung zu schützen. Der Blick vom benachbarten höheren Felsen aus dürfte auch wesentlich lohnender sein.
Direkt unterhalb des Prebischtors fragte mich dann eine Frau, ob es möglich wäre, dass sie mich mal im Fernsehen sah. Es war tatsächlich das erstemal, dass mich jemand wegen meines Fernsehinterviews im ORB erkannte und ansprach. Mitursache dafür war wohl auch die Werbung für uns an Johannes´ Auto. Sie erzählte uns, dass sie Fußpflegerin in Berlin sei und sich daher sehr für dieses Thema interessiert. Wir zeigten ihr auch unsere Sohlen, um zu beweisen, dass sie eben nicht voller Hornhaut sind, wir ließen sie Fotos machen, was aber wegen unpassenden Lichtes schwierig war.
Nach einem ebenso preiswerten wie üppigen Mittagessen verließen wir diesen Bereich und wanderten weiter in Richtung Rainwiese. Auf dem Weg ging es an endlosen senkrechten Felswenden entlang, die oft weit überhängend den Weg überragten.

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Unter zahlreichen überhängenden Wänden ging es in Richtung Rainwiese. Sicherheitshalber hindere ich für Johannes den Felsen am abstürzen :-)

Es waren wirklich eindrucksvolle Felsen. Irgendwann ging es dann aber über ein paar Holztreppen hinunter und durch Wald nach Rainwiese. Dieser kleine Ort war schnell durchquert. Weiter ging es auf einem leicht geschotterten Weg durch Wald in das Tal des Flusses Kamenice hinunter. Auch hier bot aber ein Trampelpfad neben dem Weg genügend Ausweichmöglichkeiten, so dass alles gut barfuß zu bewältigen ist.
Die Kamenice führt hier nun durch unglaublich enge Schluchten, in denen meist überhaupt kein Platz für einen Wanderweg vorhanden war. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde hier mit viel Aufwand ein Weg geschaffen. Dazu wurden fast überall entweder Eisenträger in den Felsen gerammt, auf denen der Weg liegt oder Tunnels in den Sandstein gebrochen.

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Durch die enge Klamm der Kamenice führt ein aufwändig errichteter Wanderweg durch eine aufregend urtümliche Landschaft

Die Landschaft war wirklich überwältigend. Man muss sie einfach gesehen haben, beschreiben kann man das nicht. Um 17:00 erreichten wir dann gerade den letzten Kahn, mit dem wir auf dem angestauten Wasser der Kamenice durch die Stille Klamm gestakt wurden.

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An zwei Stellen wird der Wanderweg unterbrochen und es folgt eine Bootsfahrt durch die Klamm

An zwei Stellen war das Wasser aufgestaut, und wir fuhren auf Kähnen durch enge Klammen. Die zweite Klamm war die Edmundsklamm, benannt nach dem Erbauer des Wanderwegs. Am Ende war der Weg leider ohne Ausweichmöglichkeiten vielfach leicht geschottert, so dass ein ungeübter Barfüßer möglicherweise Schwierigkeiten bekäme.
Nachdem wir erleichtert feststellten, dass unser Auto nach unverändert auf dem Parkplatz stand, fuhren wir noch nach Herrenskretschen, um uns zunächst den Ort anzusehen und dort zu Abend zu essen.

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Gegen Abend besichtigten wir noch das tschechische Herrenskretschen

Das Parken in Herrenskretschen ist schwierig. Endweder muss man ein paar dubiosen ostasiatisch wirkenden Männern einen Euro zahlen, oder man ist auf Kunden- bzw. Gästeparkplätze von Geschäften oder Lokalen angewiesen. Wir entschieden uns für letzteres.

Fortsetzung folgt ...


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