"Echt" barfüßige Kinder im goldenen Oktober! (Hobby? Barfuß! 2)

Sandor, Stammposter, Tuesday, 10.10.2006, 17:50 (vor 6623 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Lieber Michael
Es ist wirklich ein Wunder, dass Du solche Knaben begegnet bist. Wie alt sind sie nach Deiner Schätzung gewesen?
Ich habe in diesem Sommer nie ein einzigen Knaben Barfuss gesehen. Allerdings schon im April - bei sommerlichen Schönwetter einzelne Mädchen unter 12 Jahren. Auch in dem heissen Juli keinen einzigen Buben barfuss gesehen. Zum cool sein gehört eben sich nicht blös stellen!
Heute nachmittag bin ich in Zofingen gewesen, habe ich nach Dir Ausschau gehalten, leider habe ich Dich nicht angetroffen.
Ich freue mich immer Deine Berichte zu lesen. Was mich überrascht, dass Du nebst Deiner Arbeit noch dazu kommst uns über Erfahrungen zu berichten. Super, es freut mich!

Weiterhin die beste Wünsche

vom Sandor

Sonntag, 8.10.2006, ca. 7 Uhr: +6°C, ein paar Nebelschwaden, nach deren Auflösung ein "Goldenen Oktobertag" kommen sollte. Da ich nicht das Verlangen nach einer Jacke hatte, entschloß ich mich, zu Fuß loszugehen (auf dem Fahrrad hätte ich eine Jacke benötigt oder ich hätte noch ein paar Stunden warten müssen). Aber zu Fuß ging es ohne. Und Schuhe hatte ich auch nicht dabei. Und da ich die Korrespondenz zwischen Markus U. und Karlchen* auch noch nicht kannte, zog ich auch keine lange Hose an.
Der Boden war vermutlich noch kälter, zumindest ging ich zunächst nur auf trockenem Asphalt. Als ich ein Stück auf Naturboden ging, merkte ich die Äste unter den Füßen. Hinter Dagmersellen mußte ich mich zwischen Schotter auf dem Weg und nassem Gras daneben entscheiden, wobei mir der Entscheid für letzteres leicht fiel. In Nebikon kamen mir zwei Frauen entgegen, ich vermute polnischer oder tschechischer Abstammung. Eine sagte, sie hätte mich schon häufiger eher leicht bekleidet gesehen, meist auf dem Fahrrad. Dann die Frage: "Und Schuhe?" "Habe ich nicht dabei!" "Liegen nicht überall Scherben?" "Hier doch nicht!" (Das stimmte auch, schließlich war ich ja nicht in Berlin, und dort die Scherben ja auch nur an den Stellen, wo bix gerade war). Auf jeden Fall sahen die Frauen mein Barfußlaufen positiv.
Durch das Biotop in Ettiswil ging ich nach Großwangen, meinem Wendepunkt, wo ich am Sportplatz auch was verzehrte. In einer Wohnsiedlung lästerten kleine Kinder über meine Aufmachung, obwohl gerade in Großwangen viele Kinder barfuß laufen. Über andere Wege ging ich wieder zum Biotop, wo ein Junge gerade beim Wasserrad über Steine den Wasserlauf überquerte. "Paß auf, es ist rutschig!" warnte die Mutter. Gerade dort wollte auch ich das Wasser überqueren. Ich ging natürlich direkt dadurch. "So geht’s auch", sagte die Mutter, während der junge große Glotzaugen machte.
Ich kam zur Holzbrücke, befand mich drauf, stelle mich an den Rand, als ich sah, daß ein Fahrrad über die schmale Brücke wollte. Ein Junge fuhr eher ungeschickt über die Brücke, weil auf dem Gepäckträger noch ein weiterer Knabe saß. Beide Jungen trugen Wollpullover, Jeans und waren barfuß! Ja tatsächlich, wer hätte es gedacht. Es geschehen noch Wunder! Der Beifahrer hielt sich am Sattel fest und hatte die Beine gespreizt. Auch seine Zehen waren gespreizt, als wollte er mit den nicht vorhandenen Schwimmhäuten instinktiv verhindern, daß das Rad zu schnell fährt. Werden etwa im Zuge der Evolution die Menschen in Zukunft mit Schwimmhäuten geboren anstatt mit Schuhen, wie schon vielfach im Forum befürchtet? Schön wär's!
Dann sah ich, wie sie versuchten, den matschigen Reitweg bergauf zu fahren. Mit Beifahrer gelang es nicht, er sprang ab. Aber auch alleine schaffte er es nicht und mußte schieben. Da fiel mir ein, daß ich eigentlich auch den Reitweg benutzen könnte. Es war wirklich herrlich, barfuß durch den Matsch zu "stiefeln". So kam es, daß ich die beiden Jungen überholte, wobei ich ihnen zulächelte, wie der Beifahrer nicht nur die tiefsten Stellen auswählte, sondern sich auch noch in den Matsch kniete und es ihn nicht im geringsten störte, daß seine Hose dreckig wurde. Dem Fahrer dagegen schien nicht zu gefallen, daß er das Rad bergauf befördern mußte.
Es folgte ein Grasweg, der an einer Teerstraße endete. Hier überholten mich die Knaben wieder auf ihrem Fahrrad. Wenn ich nicht gewußt hätte, daß sie barfuß waren, ich hätte es nicht auf Anhieb erkannt - bei dem Matsch. Auf einer Terrasse saß ein junges Paar in der Sonne. Der Mann trug eine lange Hose und geschlossene Schuhe, jedoch keine Oberbekleidung. Die Frau trug ein ärmelloses Top, lange Hosen und Flipflops. Sie schauten auf den Wanderweg. Ob sie glaubten, daß die Knaben und ich zusammen gehörten? Vom Alter her hätten es meine Söhne sein können. Als die Frau uns sah, entledigte auch sie sich ihrer Schuhe. Barfuß scheint doch eine ansteckende "Krankheit" zu sein. Aber nicht nur das. Auch der Mann inspirierte mich, meine Kleidung der seinigen anzupassen. Nein! Ich zog nicht etwa lange Hosen und feste Schuhe an, sondern entledigte mich des T-Shirts. Etwa 200 Meter weiter hatten die Knaben ihr Ziel erreicht. Auf einer hochgelegenen Wiese ließen Leute Modellflugzeuge fliegen, das Gras war kurz geschoren und lag in der warmen Sonne. Wer da nicht barfuß ist, hat selber schuld. Aber außer den Knaben, die interessiert die Modellflieger beobachteten, war keiner barfuß auf der Wiese. Sind Kinder vernünftiger als Erwachsene? Ich betrachtete noch etwa 5 Minuten den Flugbetrieb, dann verließ ich den Platz mit den "echt" barfüßigen Kindern und den Fliegern. Denn mein Ziel war noch lange nicht erreicht.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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