Rheinsteig wird sukzessive zugeschottert (Hobby? Barfuß! 2)

Lothar, Stammposter, Saturday, 30.09.2006, 22:46 (vor 6627 Tagen)

Nach Evas Hinweis auf die Ruppertsklamm bin ich mit einem Freund
Teile von zwei Etappen des Rheinsteigs ab Koblenz erwandert.
Ich muss allerdings zugeben, dass ich das nach einem Warnhinweis hier
im Forum mit Schuhen gemacht habe, um mir zunächst mal anzuschauen ob die Wege für mich barfusstauglich sind und weil ich von einem
beschuhten Wanderer begleitet wurde und barfuss zu langsam gewesen wäre. So habe ich lediglich die Ruppertsklamm von oben nach unten
barfuss durchquert, was insofern schwierig war, weil von den Schuhen
die Füsse feucht und die Haut aufgeweicht war.
Auf Teilen des Weges war ich heilfroh, diese Entscheidung getroffen
zu haben weil Teile der Wegstrecke frisch geschottert worden waren, was mich sehr entsetzt hat, auf anderen wäre es barfuss viel schöner gewesen.

Ich hatte zwei Reiseführer. In einem war zu lesen, dass der Rheinsteig zum großen Teil auf gut befestigten und geschotterten
Wanderwegen verläuft. Anscheinend ist das ein Qualitätskriterium für
Wanderwege. Auch in unserer kostenlosen Wochenzeitung konnte ich heute lesen, dass wieder drei Wanderwege neu zertifiziert worden sind. Anscheinend gibt es da auch eine DIN Norm, wie Wanderwege aussehen müssen, um so eine Zertifizierung zu erhalten und ich
befürchte, dass dazu auch die Wegbefestigung oder Schotterung gehören.
Ein anderer Rheinsteigwanderführer warnte dagegen davor, dass es auf naturbelassenen Wegen teilweise sehr matschig werden kann.
Anscheinend ist man dabei die naturbelassenen matschigen Wege
sukzessive zuzuschottern. So sah es jedenfalls für mich aus.

Zunächst einmal ist die Ausschilderung des Rheinsteigs sehr gewohnheitsbedürftig. Häufig ist es so, dass gerade an den
Wegkreuzungen kein Schild steht. Man muss dann zwischen 10 und 50
Meter in die möglichen Wege hineinschauen um dort wieder ein Zeichen
zu entdecken. Auch die Richtungspfeile auf den blauen Zeichen sind
so dünn, dass mein Begleiter, der sehbehindert ist, sich unmittelbar
vor die Zeichen stellen musste, um die Richtung des Pfeiles erkennen zu können. Auch die beschrifteten Wegweiser in der Bonner Innenstadt
sind wesentlich kleiner als die Hinweisschilder z. B. zum Beethovenhaus, so dass man sie sehr leicht übersieht und die Schriftgröße ist so klein, dass gerade mal das
obere Drittel beschriftet ist, während bei den anderen Hinweisschildern die gesamte Breite des Schildes ausgenutzt ist.

Bei der Etappe zur Ruppertsklamm sind wir in Koblenz-Pfaffendorf an der Kirche gestartet. Bereits die erste Linksabbiegung des Weges haben wir übersehen und geradeaus weitergelaufen. Die Rheinsteigmarkierung ist auf dem Sackgassenschild der Straße angebracht, in die man einbiegen muss.
Hinter einem Drehkreuz beginnt die Natur. Unter der großen Straßenbrücke lagen Scherben. Offensichtlich wird hier bei schlechtem Wetter gerastet, weil dann die Brücke einen Regenschutz bietet. Dann steht man wieder vor einem Rätsel, wo der Weg weitergeht, weil man zwei Alternativen hat. Um uns zu orientieren
gingen wir auf den großen Rastplatz, wozu man den Bach überqueren muss. Und erst dort haben wir dann die nächste Markierung entdeckt um festzustellen, dass der Weg über diese Brücke richtig war.

Hier beginnt der Weg relativ barfussfreundlich. Es ist ein Sand-Kiesel-Gemisch auf dem Weg aufgebracht worden. Danach folgen barfussfreundliche naturbelassene Wald- und Wiesenwege. Hier habe ich
noch bedauert auf Schuhe zurückgegriffen zu haben.
Das erste Etappenziel ist der Aussichtsturm "Lichter Kopf"
Bis zur ersten Straßenquerung ist der Weg sehr barfussfreundlich.
In der Umgebung der Straßenquerung ist der Weg geteert bzw. mit
der üblichen weißen Steinwegbefestigung versehen. Danach geht es
barfussfreundlich weiter bis man zur zweiten Straßenquerung kommt.
Dort ist so eine Art eingezäunte Kläranlage oder Überlaufbecken und ein komischer roter Turm. Die Straße dort ist gepflastert.
Ab diesem eingezäunten Bereich ist der Weg als Fahrstraße mit den üblichen weißen Steinen befestigt. Auf der gegenüberliegenden Seite
sieht man, soweit die Bäume das zulassen, dass seitlich der befestigten Straße Fusswege getrampelt worden sind, aber die Bäume
zwingen dazu, immer wieder auf den befestigten Weg zurückzukehren.
Dann biegt der RheinsteigWeg rechts ab und ein Barfüsser würde sich freuen,
dass der Weg zwar befestigt ist aber nur relativ wenige kleine
graue Schottersteinchen herumliegen. Das ändert sich aber bald.
Dann ist der Weg auf voller Breite mit grauem Schotter befestigt worden. Der leichte Grasbewuchs deutet daraufhin, dass dieser Schotter im letzten Jahr aufgebracht wurde, als der Rheinsteig
ausgewiesen wurde. Danach folgt dann ein längeres Stück, wo man
ganz klar sieht, dass dieser Schotter erst ganz frisch aufgebracht
worden ist.

Man sieht an einer Wendestelle anhand frischer Schieberspuren,
dass der Schotter erst ganz frisch aufgebracht worden sein muss.
Es gibt keine Möglichkeit dem Schotter auszuweichen.
Wo der Schotter plötzlich aufhört sieht man, wie schön und barfussfreundlich der Weg vorher war. Aber gleichzeitig sieht es
so aus, dass hier der nächste Wegabschnitt auf die Zuschotterung wartet. Der Weg ist so breit, dass er befahren werden kann und wo der
Schotter aufhört, dürfte es schwierig sein, hier mit einem PKW entlangzufahren.

Das letzte Wegstück einer Fahrstraße wäre für mich barfuss auch
etwas problematisch, für unsere Überallbarfüsser dürfte es aber kein
Problem sein. Rund um den Turm liegen dann allerdings sehr viele
Scherben herum.

Auf dem Weg vom Turm zur Klamm ist der Rheinsteig dort barfussfreundlich, wo er von den Fahrstraßen abweicht.

Als ich mich dann in der Klamm barfuss am ersten Seil entlanghangelte und dafür zwei Anläufe brauchte, weil erst mal
die Angst stärker war, wurde ich von zwei Wanderern von oben beobachtet. Diese entschieden sich dann dafür durch den Wasserlauf
zu laufen und überholten mich. Die Frau wartete dann und fragte mich
ob alles in Ordnung sei worauf ich dann bemerkte, dass der Weg durch
das Wasser anscheinend die bessere Wahl war und einfacher sei,
worauf sie mich mitleidig ansah und bemerkte, dass das so sei wenn man das richtige Schuhwerk hätte.

Ich habe mich dann gefragt, ob es nicht einfacher gewesen wäre,
die Klamm von unten nach oben statt von oben nach unten zu durchqueren.
Es war glücklicherweise nicht viel los. Wenn sich zwei an so einer
Seilstelle begegnen, weil man jeweils vom Startpunkt nicht sieht, ob
Gegenverkehr kommt wird es problematisch und wenn man den Gegenverkehr sieht, kommt es zu längeren Wartezeiten. Wenn viel los ist, wäre es sinnvoll eine Einbahnregelung einzuführen.

Die andere Tour ging in die andere Richtung von der Festung Ehrenbreitstein bis Vallendar.
Auf dieser Strecke ist vor allen Dingen der Rundwanderweg zum Mallendarer Schwimmbad mit einer mehrere Zentimeter dicken grauen Schotterschicht versehen worden. Der Weg auf diesem Schotter ist
ca. 2 Kilometer lang.
Aber auch ein schmaler Pfad, der sich abwärts schlängelt unter anderem an einer Pferdekoppel vorbei wurde fachmännisch geschottert.

Das auch Tiere Probleme mit Schotter haben, konnte ich beobachten,
als eine Katze die Bahngleise überquerte. Auf dem Schotter war sie
wesentlich langsamer und sie bevorzugte, da wo es möglich war,
auf den Eisenbahnschwellen entlang zu balancieren um dem Schotter auszuweichen.

Fazit: Es ist wirklich zu befürchten, dass immer mehr jetzt noch naturbelassene Wege des Rheinsteiges sukzessive befestigt oder
geschottert werden. Wer, wie ich, nicht über die volle Barfusstauglichkeit verfügt, sollte auf alle Fälle Trekkingsandalen
mitnehmen.


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