Mit meiner Mutter zur Wahl (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Monday, 18.09.2006, 00:22 (vor 6580 Tagen)

Hallo

Es ist schon erstaunlich, wie sich die Situation in einem Jahr zum Positiven hin ändern kann. Während ich anlässlich der Bundestagswahl im September letzten Jahres noch mehr oder weniger freiwillig auf die Bekleidungswünsche meiner Mutter bezüglich meiner Füße einging, wie ich hier index.php?id=994251191 berichtet hatte, war das zur heutigen Wahl in Berlin nicht mehr nötig.
Natürlich kenne ich die Wünsche meiner Mutter, aber es wurde kein einziges Wort darüber gewechselt. Ganz selbstverständlich akzeptierte sie nun auch bei dieser Gelegenheit meine Barfüssigkeit, vermutlich in dem Wissen, dass etwas anderes auch keinen Zweck hätte, worüber ich sehr froh bin. Letztes Jahr war das für sie auch noch eine relativ neue Sache, inzwischen weiß sie aber auch wie wichtig mir das ganze ist.
Ich möchte aber auch hinzufügen, dass ich sehr gut mit meiner Mutter auskomme und sie, trotz ihrer mir manchmal unbequemen Ansichten, nie im Stich lassen würde. Da sich an ihrem Gesundheitszustand seit letztem Jahr auch nichts gebessert hat, ist sie auf meine Hilfe angewiesen.
Hätte sie aber wieder den Wunsch geäußert, dass ich Schuhe anziehen sollte, wäre ich diesmal stur geblieben, was aber glücklicherweise nicht geschah.
Natürlich gab es auch von Außenstehenden nicht die geringsten Äußerungen diesbezüglich.

Viele Grüße

Ulrich

Mit meiner Mutter zur Wahl

Vesa Local @, Stammposter, Monday, 18.09.2006, 06:58 (vor 6580 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hi, Ulrich!

Natürlich gab es auch von Außenstehenden nicht die geringsten Äußerungen diesbezüglich.

Doch, jetzt! ;-)

Ich denke, Deine Mutter weiß, daß sie jederzeit auf Dich zählen kann.
Um so schöner, daß sie Deine Einstellung akzeptiert hat, was wohl auch an Deinem Engagement "für die Sache" liegt und ihr gezeigt hat, daß "barfuß" bei Dir keine vorübergehende Erscheinungsform ist.

Im Sonntagsanzug zur Wahl. Da fällt mir nur "Es war einmal..." zu ein. Lange ist's her, und ich selber habe jene Zeit auch nicht erlebt.

Viele Grüße
Vesa Local

In "Sonntagskleidung" zur Wahl

Michael aus Zofingen, Stammposter, Monday, 25.09.2006, 08:14 (vor 6573 Tagen) @ Vesa Local

"Im Sonntagsanzug zur Wahl. Da fällt mir nur "Es war einmal..." zu ein. Lange ist's her, und ich selber habe jene Zeit auch nicht erlebt."

Hallo Vesa Local,

ich kann mich noch sehr gut an die Zeiten erinnern. Wenn man zur Wahl ging - und das war sonntags - trug man halt Sonntagskleidung. Keinem Schlosser wäre es eingefallen, in seiner Montur zur Wahl zu gehen, keinem Apotheker im weißen Kittel, keinem Bauern in Gummistiefeln.

Schön, daß die Zeiten vorbei sind. Ich selber bin immer noch so spießig und richte mich danach. Auch mir fällt es nicht im Traum ein, mich zur Wahl so zu kleiden wie am Arbeitsplatz. Meine Dienstkleidung bleibt also zu Hause und ich trage meine "Sonntagskleidung", so auch gestern bei der Abstimmung: T-Shirt, kurze Hosen, und selbstverständlich barfuß.

Dieses Mal standen im Wahlbüro im Zofinger Rathaus gleich 2 Urnen, eine für die politische Abstimmung und eine für die Kirchenwahl. Keiner sagte etwas zu meiner Aufmachung. Der Stadtweibel war wie immer freundlich, man hatte den Eindruck, als ob er bei mir mit nichts anderem gerechnet. Der Kirchenfritze (er trug selber einen Anzug mit Krawatte) schaute schweigend drein. Soweit ich mich erinnere, handelt es sich bei dem Kirchenfritzen um einen nebenamtlichen Vertreter der Kirchenpflege, im Hauptberuf ist er Bankfachmann!

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

Mit meiner Mutter zur Wahl

Michael aus Zofingen, Stammposter, Tuesday, 19.09.2006, 07:45 (vor 6579 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo Ulrich,

als ich hier in der Schweiz hörte, daß in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern Wahlen waren, dachte ich daran, ob Du Deine Mutter diesmal barfuß zur Wahl kutschieren würdest oder Deine Mutter sich der Briefwahl bedienen würde und Du den Brief barfuß zum Briefkasten bringen würdest.

Nächstes Wochenende ist hier Abstimmung, ich brauche niemanden ins Wahllokal bringen, brauche also in Sachen Fußbekleidung auf niemanden Rücksicht nehmen. Es soll unter anderem ein Ausländer- und ein Asylgesetz geändert werden. Ausländer, die keine Papiere haben und in der Schweiz um Asyl nachsuchen, dürfen bis zu 2 Jahre eingesperrt werden. Man will dadurch dem Asylmißbrauch einen Riegel vorschieben.

Kann mich zumindest theoretisch betreffen: Ich werde barfuß angetroffen und von der Polizei kontrolliert, habe keine Papiere dabei. Ich behaupte, ich wäre ein Schweizer, die Polizisten behaupten, ich wäre ein "papierloser Ausländer", Aussage gegen Aussage. Besonders korrupte Beamte könnten sogar meinen Paß einziehen und behaupten, ich hätte keine Papiere dabei gehabt. Allerdings glaube ich, daß so korrupt nicht einmal die Polizisten in Zofingen sind.

Meine Eltern sind noch nicht so weltoffen wie Deine Mutter zum Thema "barfuß". Am 1.9. schrieb mein Vater in einem Brief an mich (neben vielen "Nicht-Barfuß-Dingen):
"Übrigens habe ich hier etliche Leute beobachtet, die auch barfuß laufen, allerdings mit Sandalen, sogar ..... (Name eines pensionierten Pastors). Ich würde mich freuen, wenn Du in Bus und Bahn sowie bei Temperaturen unter 15°C Dich auch dazu durchringen könntest. Du würdest Dir manchen Ärger ersparen und der Polizei die Arbeit erleichtern. Ich hoffe ja immer, daß Du nicht mehr den "Rächer der Enterbten" spielst!"

Soweit mein Vater. Daß er die Bezeichnung "barfuß" fälschlicherweise auch für "sockenlos" verwendet, sei ihm verziehen. Früher hatte mein Vater auch was dagegen, wenn ein Mann irgendwelches Schuhwerk ohne Socken trug. Nun aber, wo mehr erwachsene Männer Sandalen ohne Socken tragen, ist es plötzlich ok. Ich habe fast den Verdacht, daß ihn nicht das barfuß an sich stört, sondern "nur" das "anders". Wenn viele barfuß unterwegs sind, würde er sich auch dran gewöhnen und es bei mir akzeptieren.

Mein Vater trägt selber in der Öffentlichkeit allerdings immer geschlossenen Schuhe mit Socken, aber kurze Hosen sind für ihn kein Fremdwort. Er trägt sie aber nur dann, wenn er sicher ist, daß andere Leute welche tragen. Ihm ist es unangenehm, wenn er der einzige auf der Straße ist in kurzen Hosen. Es ist ihm aber auch unangenehm, wenn ich kurze Hosen trage, es ihm aber zu kalt ist.

Das sind halt typische "Spießeransichten", ja nicht auffallen. Aber ein "echter" Spießer ist er nicht, er würde niemals einen Barfüßer bei der Polizei verpfeifen.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

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