Barfuß in Zofingens "heiligen" Hallen (Hobby? Barfuß! 2)
Das letzte Wochenende stand im Zeichen des Denkmals, am Samstag wurden Führungen in Zofingen mit dem Thema "Grabengärten" angeboten. Die Stadt Zofingen war früher von Mauern und Gräben umgeben. Diese wurde aber im Laufe der Zeit ebenso wie die Stadttore und die meisten Befestigungstürme beseitigt. Stattdessen entstanden Gärten rund um die Altstadt. Schon früh wurde festgelegt, daß diese Gärten nicht überbaut werden dürfen.
Wer sich näher dafür interessiert, kann hier nachlesen (Achtung! Off-topic).
http://64.233.183.104/search?q=cache:8irM3BJZTVkJ:www.zofingen.ch/upload/docs/Reglemente/Grabengartenreglement.pdf+zofingen+grabengarten&hl=de&gl=ch&ct=clnk&cd=1
Ich wollte an der Führung um 14 Uhr teilnehmen. Ich glaubte, daß man durch die Gärten geführt werden würde und entsprechend war auch meine Kleidung der sonnigen und über 20°C warmen Witterung angepaßt: Kurze Hosen und selbstverständlich barfuß. Treffpunkt war der Pulverturm.
Es warteten schon andere Leute vor dem gerade eingerüsteten Turm, aber niemand nahm an meiner Aufmachung Anstoß. Zwei Männer erzählten vor dem Turm über die Gärten der Stadt. Aber anstatt durch die Gärten rund um die Stadt zu gehen, gingen wir lediglich in den Garten des Klösterlis. Hier war es angenehm barfuß zu gehen, aber auch auf dem Kopfsteinpflaster der Stadt selber.
Die weitere Führung fand leider nicht in den Gärten statt, sondern im Saal, genauer in einem Saal des Rathauses.
Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich mein T-Shirt zu Beginn der Führung angezogen, nun aber befand es sich in der Packtasche meines Velos, das ich am Turm abgestellt hatte. Im Rathaus wurden Bilder gezeigt, war ganz interessant. Unter anderen auch historische Bilder, die barfüßige Kinder zeigten. Auch war von weiterer Stadtplanung rund um die Gärten die Rede. Wen die Gärten an sich interessierten, kam weniger auf seine Kosten als derjenige, der sich für Stadtplanung interessierte. Mir war es recht.
Somit hatte ich endlich einmal die Gelegenheit, die Böden der "heiligen" Hallen meiner Heimatstadt unter den Füßen zu ertasten. Und da muß ich der Stadt ein Kompliment machen. Die Steinfußböden sind angenehm kühle, die Holzfußböden angenehm glatt, die Teppiche auf den Treppen von bester Qualität. Die Stadt hat wirklich nicht gegeizt. Fragt sich bloß für wen? Welcher Stadtrat usw. läuft jemals barfuß durchs Rathaus? Hätten da nicht andere Dinge genügt. Ist das nicht "Perlen für die Säue?" Nein! Die Zofinger Stadträte sind sicher keine "Säue", sonst hätten sie meiner Einbürgerung einen Riegel vorgeschoben. Oder waren sie lediglich an meiner Einbürgerungsgebühr interessiert, etwa zur Renovation des Rathauses? Oder habe ich einen Personenkreis übersehen, der barfuß durchs Rathaus geht?
Hinterher gab es auf dem Rathaushof (barfußfreundliches Pflaster) noch einen Apero. Auch die Servierdamen - eine davon war die Frau vom Stadtweibel (für Nichtschweizer: Stadtweibel = Hausmeister vom Rathaus) nahmen auch nicht den geringsten Anstoß an meiner "ziemlich erweiterten" Barfüßigkeit.
Als ich danach wieder in Richtung Pulverturm ging, um mein Fahrrad zu holen, kam mir eine "Bullenschleuder" entgegen, und fuhr vorbei. War wohl Zufall. Trotzdem war ich doch froh, daß mir dieses Fahrzeug nicht unmittelbar vor dem Rathaus begegnet ist. Ein Polizist hat sicher kein Verständnis dafür, wenn jemand barfuß und nur mit kurzer Hose bekleidet aus dem Rathaus geht.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen