Austauschschülerin in Dänemark (Hobby? Barfuß! 2)

Caroline, Sunday, 03.09.2006, 17:23 (vor 6594 Tagen)

Hallo zusammen,

ich war für 6 Monate als Austauschschülerin in Dänemark.
Während dieser Zeit nahm ich am Unterricht und allgemeinen Leben in Dänemark teil.
Dort war ich bei einer gleichaltrigen Dänin und deren Familie untergebracht.

Ich erhielt einen Stundenplan und alle weiteren Informationen zum Schulalltag.
In der Schule in der ich am Unterricht teilnehmen sollte, gab es die Regel das jeder Schüler sich im Gebäude mit Hausschuhen aufzuhalten hat. Diese Hausschuhe waren in Schließfächern im Zugangsbereich untergebracht.
Leider hatte mir meine Gastfamilie nichts davon gesagt und wir fuhren am ersten Morgen zur Schule.
Dort ging ich mit meiner Begleiterin in den Eingangsbereich. Sie zog sich ihre Schuhe aus und legte sie ins leere Schließfach. So stand sie dann barfuß im Eingangsbereich, genauso wie viele andere Schülerinnen auch.
Sie forderte mich dann auf auch die Schuhe auszuziehen und erklärte mir dabei die Regel. Viele hatten überhaupt keine Hausschuhe dort sondern liefen barfuß durch das Gebäude.
Ich zog mir meine Schuhe aus und wollte meine Socken anbehalten. Jedoch war es verboten auf Socken durch das Gebäude zu laufen, da so ein erhöhtes Risiko bestand auszurutschen.
Mir blieb also nichts anderes übrig und ich zog die Socken aus.
Schon ein komisches Gefühl barfuß in der Schule unterwegs zu sein, aber nach einiger Zeit eine tolle Sache die ich mir inzwischen für Deutschland auch wünschen würde.

Ich fand es toll das fast alle Schüler barfuß liefen. Die Lehrer dort legen einen sehr hohen Wert auf eine Gesunde Entwicklung, daher begrüßen sie das barfuß laufen im Schulgebäude.

In den letzten Stunden des ersten Unterichtstages hatten wir Sport. Die ganze Klasse ging barfuß über den Schulhof zur Sporthalle. Dort begrüßte uns die Sportlehrerin die sogar auf barfuß war und teilte uns mit das sie heute gerne draußen auf dem Sportplatz trainieren möchte. Dieser Sportplatz liegt wohl etwas entfernt und wir müssten dorthin gehen. Alle waren dafür. Ich wollte daraufhin meine Schuhe aus dem Schließfach holen und bat meine Begleiterin um den Schlüssel. Sie schaute mich nur an und sagte, das alle barfuß dorthin gehen und keiner Schuhe braucht.

Und so war es auch, die gesamte Klasse lief barfuß durch den Ort zum Sportplatz und später wieder zurück ohne Probleme.

Als wir zurück waren, stand schon der Schulbus bereit um uns nachhause zu bringen. Meine Begleiterin lief direkt zum Bus - ich rief ihr noch hinterher ich muss noch meine Schuhe holen aber sie reagierte nicht. Ich lief ihr hinterher und stieg auch in den Bus ein, um sie um den Schlüssel zu Bitten. Dann startet auf einmal der Busfahrer den Motor und meine Begleiterin sagte das wir nun losfahren und ich keine Möglichkeit mehr habe. Sie sagte noch ich solle lockerer werden und es genießen.

So kamen wir barfuß bei der Gastfamilie an und blieben dort auch barfuß im Haus und Garten. Die Mutter sagte, das sie noch einige Besorgungen machen müsse und uns gerne mitnehmen wolle, um mir schon einwenig von der Stadt zu zeigen. Wir stimmten zu und schon ging es Richtung Auto ohne Schuhe.

Am Supermarkt stiegen wir aus dem Wagen aus und liefen barfuß durch den Markt. Dort sah man wirklich viele barfuß laufen, was ich wiederum besonders toll fand.

Ich werde nun nicht meine kompletten 6 Monate erzählen, jedoch habe ich in Dänemark gelernt wie schön es sein kann sehr oft barfuß zu laufen auch in der Öffentlichkeit. Ich wünsche vielen Schülern das sie diese tolle Erfahrung einmal in Dänemark machen dürfen, da die Deutschen Schulen hier eine sehr komische Einstellung dazu haben. Wenn das in Deutschland so locker wäre, dann hätten viele Schüler keine Fußfehlstellungen.

Naja das war mein kurzer Bericht !

Gruß

Caro

Austauschschülerin in Dänemark

Chris RSK, Sunday, 03.09.2006, 18:40 (vor 6594 Tagen) @ Caroline

Hallo,

ein sehr interessanter Bericht ist von dir zu lesen.

Schade dass es in den deutschen Schulen, geschweige denn, im nebenschulischen Leben, nie so zugehen wird (oder würde). Man sollte sich ein Beispiel daran nehmen!!

Austauschschülerin in Dänemark

Erik @, Sunday, 03.09.2006, 19:48 (vor 6594 Tagen) @ Caroline

Hallo zusammen,
ich war für 6 Monate als Austauschschülerin in Dänemark.
Während dieser Zeit nahm ich am Unterricht und allgemeinen Leben in Dänemark teil.
Dort war ich bei einer gleichaltrigen Dänin und deren Familie untergebracht.
Ich erhielt einen Stundenplan und alle weiteren Informationen zum Schulalltag.
In der Schule in der ich am Unterricht teilnehmen sollte, gab es die Regel das jeder Schüler sich im Gebäude mit Hausschuhen aufzuhalten hat. Diese Hausschuhe waren in Schließfächern im Zugangsbereich untergebracht.
Leider hatte mir meine Gastfamilie nichts davon gesagt und wir fuhren am ersten Morgen zur Schule.
Dort ging ich mit meiner Begleiterin in den Eingangsbereich. Sie zog sich ihre Schuhe aus und legte sie ins leere Schließfach. So stand sie dann barfuß im Eingangsbereich, genauso wie viele andere Schülerinnen auch.
Sie forderte mich dann auf auch die Schuhe auszuziehen und erklärte mir dabei die Regel. Viele hatten überhaupt keine Hausschuhe dort sondern liefen barfuß durch das Gebäude.
Ich zog mir meine Schuhe aus und wollte meine Socken anbehalten. Jedoch war es verboten auf Socken durch das Gebäude zu laufen, da so ein erhöhtes Risiko bestand auszurutschen.
Mir blieb also nichts anderes übrig und ich zog die Socken aus.
Schon ein komisches Gefühl barfuß in der Schule unterwegs zu sein, aber nach einiger Zeit eine tolle Sache die ich mir inzwischen für Deutschland auch wünschen würde.
Ich fand es toll das fast alle Schüler barfuß liefen. Die Lehrer dort legen einen sehr hohen Wert auf eine Gesunde Entwicklung, daher begrüßen sie das barfuß laufen im Schulgebäude.
In den letzten Stunden des ersten Unterichtstages hatten wir Sport. Die ganze Klasse ging barfuß über den Schulhof zur Sporthalle. Dort begrüßte uns die Sportlehrerin die sogar auf barfuß war und teilte uns mit das sie heute gerne draußen auf dem Sportplatz trainieren möchte. Dieser Sportplatz liegt wohl etwas entfernt und wir müssten dorthin gehen. Alle waren dafür. Ich wollte daraufhin meine Schuhe aus dem Schließfach holen und bat meine Begleiterin um den Schlüssel. Sie schaute mich nur an und sagte, das alle barfuß dorthin gehen und keiner Schuhe braucht.
Und so war es auch, die gesamte Klasse lief barfuß durch den Ort zum Sportplatz und später wieder zurück ohne Probleme.
Als wir zurück waren, stand schon der Schulbus bereit um uns nachhause zu bringen. Meine Begleiterin lief direkt zum Bus - ich rief ihr noch hinterher ich muss noch meine Schuhe holen aber sie reagierte nicht. Ich lief ihr hinterher und stieg auch in den Bus ein, um sie um den Schlüssel zu Bitten. Dann startet auf einmal der Busfahrer den Motor und meine Begleiterin sagte das wir nun losfahren und ich keine Möglichkeit mehr habe. Sie sagte noch ich solle lockerer werden und es genießen.
So kamen wir barfuß bei der Gastfamilie an und blieben dort auch barfuß im Haus und Garten. Die Mutter sagte, das sie noch einige Besorgungen machen müsse und uns gerne mitnehmen wolle, um mir schon einwenig von der Stadt zu zeigen. Wir stimmten zu und schon ging es Richtung Auto ohne Schuhe.
Am Supermarkt stiegen wir aus dem Wagen aus und liefen barfuß durch den Markt. Dort sah man wirklich viele barfuß laufen, was ich wiederum besonders toll fand.
Ich werde nun nicht meine kompletten 6 Monate erzählen, jedoch habe ich in Dänemark gelernt wie schön es sein kann sehr oft barfuß zu laufen auch in der Öffentlichkeit. Ich wünsche vielen Schülern das sie diese tolle Erfahrung einmal in Dänemark machen dürfen, da die Deutschen Schulen hier eine sehr komische Einstellung dazu haben. Wenn das in Deutschland so locker wäre, dann hätten viele Schüler keine Fußfehlstellungen.
Naja das war mein kurzer Bericht !
Gruß
Caro

Dein Bericht ist ganz interessant.Ich kannte nicht diesen Regel in dieser dänischen Schule.Wie die anderen Barfüsslern denke ich, es ist eine gute Lösung.Leider in Frankreich auch ist es gar nicht so, alle die Schüler und Schülerinnen sind beschut, viellecht gibt es Ausnahmen, aber ich kenne sie nicht.Ich glaube nicht, dass die Lehrkraft das gern hätte.

Tschüss
Erik

Austauschschülerin in Dänemark

Lorenz ⌂, Stammposter, Monday, 04.09.2006, 00:29 (vor 6594 Tagen) @ Caroline

[image] [image]

-------------------------------------------- Barfußpfad im Klassenzimmer -------------------------------------------

Hallo Caro,

vielen Dank für den interessanten Bericht!

Ich werde nun nicht meine kompletten 6 Monate erzählen, jedoch habe ich in Dänemark gelernt wie schön es sein kann sehr oft barfuß zu laufen auch in der Öffentlichkeit. Ich wünsche vielen Schülern das sie diese tolle Erfahrung einmal in Dänemark machen dürfen, da die Deutschen Schulen hier eine sehr komische Einstellung dazu haben.

Die Dänen kriegen es einfach nicht hin, so verkrampft zu sein wie wir in Deutschland. Wobei ich sagen muss, dass wir in Südbayern auch recht locker sind. Meine Frau, die Lehrerin am Gymnasium ist, sagt, dass an schönen Sommertagen ein Drittel der Schüler barfuß im Schulhaus unterwegs sind. Und bei dem Schuljubiläumsfest im Juni dieses Jahres, wo es Musik-, Tanz- und Theaterdarbietungen gab, waren die zahlreichen Mitwirkenden fast alle barfuß. Und in der Oberstufe gibt's auch immer einige Dauerbarfußläufer.

Sicher hilft an unserem Ort auch, dass wir den Barfußpfad haben, der schon von allen Kindergartengruppen und vielen Grundschulklassen besucht wird. Da kann man dann am Gymnasium nicht plötzlich hergehen und das Barfußgehen verteufeln. Und weil sich inzwischen an vielen Orten in Deutschland schöne Barfußpfade als Ausflugsziele für Schulklassen anbieten, wird man hoffentlich auch anderswo kapieren, wie gut Barfußlaufen für Kinder und Jugendliche ist!

Mach's gut und unbeschuht, Lorenz

[image] Gesundes Leben auf freiem Fuß

Austauschschülerin in Dänemark

Sanna, Monday, 04.09.2006, 08:32 (vor 6593 Tagen) @ Caroline

Hallo-
danke für den Bericht. Habe schon gehört dass es in den nordischen Ländern an manchen Schulen diese Sitte gibt. Ich war 2000 mal 2 Wochen in Norwegen (Sommer) da hat niemand dumm geschaut als wir bei 18 Grad barfuss durch die Stadt gelaufen sind. Auch in den Geschäften gabs keine Probleme. Bei uns war an der Schule nur der barfüssige Sportunterricht normal. Ich war die einzigste die in unserer Klasse morgens schon barfuss zur Schule kam. Konnte aber 2Mitschülerinnen "anstecken".
Hier wird mal immer noch schief angeguckt, obwohl ich immer mal wieder Leute barfuss sehe. Aber das wird immer seltener. Besonders von den Jugendlichen (damit meine ich die Leute unter 20 ) wird mal schief angeguckt. Die kennen das nicht mehr. Letzte Woche hat mich ein Mädchen in der U Bahn in Frankfurt angesprochen die mir gegenübersass. Ich hatte ausgefransten JeansSchlaghosen an und nur meine Zehen guckten raus, da hat sie ihrer Freudin zugeflüstert die neben ihr sass "Voll asozial" oder sowas ähnliches. Ich hab mir nichts anmerken lassen. Danach als ich aufstand haben sie noch gekichert. Musste nicht sein das ganze. Ansonsten hab ich mich an dumme Blicke gewöhnt und genieße das auch manchmal. Kann mir schließlich keiner Verbieten nackten Fusses unterwegs zu sein. Gruß Sanna aus Darmstadt

Austauschschülerin in Dänemark

Lasse, Monday, 04.09.2006, 09:47 (vor 6593 Tagen) @ Sanna

Besonders von den Jugendlichen (damit meine ich die Leute unter 20 ) wird man schief angeguckt. Letzte Woche hat mich ein Mädchen in der U Bahn in Frankfurt angesprochen die mir gegenübersass. Ich hatte ausgefransten JeansSchlaghosen an und nur meine Zehen guckten raus, da hat sie ihrer Freudin zugeflüstert die neben ihr sass "Voll asozial" oder sowas ähnliches. Danach als ich aufstand haben sie noch gekichert. Musste nicht sein das ganze.

Jugendliche sind unheimlich leicht zu verunsichern und können viel intoleranter sein als Erwachsene. Das hat mich schon als Jugendlichen gestört.

Austauschschülerin in Dänemark

Michael_F @, Stammposter, Monday, 04.09.2006, 11:57 (vor 6593 Tagen) @ Lasse

Besonders von den Jugendlichen (damit meine ich die Leute unter 20 ) wird man schief angeguckt. Letzte Woche hat mich ein Mädchen in der U Bahn in Frankfurt angesprochen die mir gegenübersass. Ich hatte ausgefransten JeansSchlaghosen an und nur meine Zehen guckten raus, da hat sie ihrer Freudin zugeflüstert die neben ihr sass "Voll asozial" oder sowas ähnliches. Danach als ich aufstand haben sie noch gekichert. Musste nicht sein das ganze.
Jugendliche sind unheimlich leicht zu verunsichern und können viel intoleranter sein als Erwachsene. Das hat mich schon als Jugendlichen gestört.

Dem kann ich nur zustimmen. Bin über 50, mich stört es nicht mehr.

Michael_F

Austauschschülerin in Dänemark

Guenther, Monday, 04.09.2006, 09:56 (vor 6593 Tagen) @ Sanna

Hallo Sanna!

Den Kommentar "voll assi" hab ich zuletzt auch mal aus dem Munde von jungen Mädels gehört. Laß mich raten: Sie trug selbst Flipflops (wahrscheinlich pinke mit Absätzen) und wähnte sich eben um die 3-5 Milimeter Plastik überlegen. Aber wir wollen ja keine Feindbilder entwickeln ...

Gruß, Guenther

Austauschschülerin in Dänemark

Dieter H., Stammposter, Monday, 04.09.2006, 10:52 (vor 6593 Tagen) @ Sanna

Geht mir auch manchmal so, dass Jugendliche kichern oder so - selber tragen sie geschlossene Schuhe, auch bei 25 Grad (arme Füße). Schade, dass junge Menschen barfuß gehen oft "aso" finden, während ich von älteren nette Kommentare ernte. Es müsste hier auch mehr solche Schulen geben, dann wäre es bestimmt anders.
Füße-Grüße :o)

Austauschschülerin in Dänemark

Sabrina, Monday, 04.09.2006, 14:52 (vor 6593 Tagen) @ Sanna

Hier wird mal immer noch schief angeguckt, obwohl ich immer mal wieder Leute barfuss sehe. Aber das wird immer seltener. Besonders von den Jugendlichen (damit meine ich die Leute unter 20 ) wird mal schief angeguckt. Die kennen das nicht mehr. Letzte Woche hat mich ein Mädchen in der U Bahn in Frankfurt angesprochen die mir gegenübersass. Ich hatte ausgefransten JeansSchlaghosen an und nur meine Zehen guckten raus, da hat sie ihrer Freudin zugeflüstert die neben ihr sass "Voll asozial" oder sowas ähnliches. Ich hab mir nichts anmerken lassen. Danach als ich aufstand haben sie noch gekichert. Musste nicht sein das ganze. Ansonsten hab ich mich an dumme Blicke gewöhnt und genieße das auch manchmal. Kann mir schließlich keiner Verbieten nackten Fusses unterwegs zu sein. Gruß Sanna aus Darmstadt

Hallo Sanna!

Auch ich habe schon wegen meiner nackten Füße derartige Bemerkungen von Jugendlichen gehört, obwohl ich ansonsten stets sauber und adrett gekleidet bin und auch auf die Pflege meiner Füße achte.
Wahrscheinlich muß man sich einfach mit Tatsache abfingen, daß die Jugend von heute schlecht bzw. gar nicht erzogen ist und die heutigen Eltern von Erziehung nichts verstehen. Mir hat man in meiner Kindheit noch beigebracht, das Äußere meiner Mitmenschen in derenn Gegenwart nicht ungefragt zu kommentieren.

Ich selbst bin übrigens kinderlos und habe vor, es auch zu bleiben - ich möchte auf keinen Fall solche Bälger in die Welt setzen. Ein Kind kostet nur unendlich viel Zeit, Geld und Mühe, und hinterher kann man nicht einmal sicher sein, daß dieser Aufwand gedankt wird. Warnende Beispiele gibt es genug - ich erspare mir die Enttäuschung lieber.
Zudem bin ich der Meinung, daß man Kindern nicht zumuten sollte, in der Welt von heute leben zu müssen. Früher, auch in meiner Kindheit, war das meiste einfach besser.

Gruß,
Sabrina

Kinder = Bälger?

Michael_F @, Stammposter, Monday, 04.09.2006, 15:55 (vor 6593 Tagen) @ Sabrina

Ich selbst bin übrigens kinderlos und habe vor, es auch zu bleiben - ich möchte auf keinen Fall solche Bälger in die Welt setzen. Ein Kind kostet nur unendlich viel Zeit, Geld und Mühe, und hinterher kann man nicht einmal sicher sein, daß dieser Aufwand gedankt wird. Warnende Beispiele gibt es genug - ich erspare mir die Enttäuschung lieber.
Zudem bin ich der Meinung, daß man Kindern nicht zumuten sollte, in der Welt von heute leben zu müssen. Früher, auch in meiner Kindheit, war das meiste einfach besser.

Hallo Sabrina,

das klingt ja sehr verzweifelt.

Ich hoffe, Du freust Dich, dass Deine Eltern anderer Meinung waren. Oder wärest Du lieber nicht geboren worden? Dann hättest Du diese böse Welt voller "Bälger" wenigstens nicht kennen lernen brauchen bzw. müssen.

Im Übrigen leiden Kinder besonders unter intoleranten Erwachsenen, die keinerlei Verständnis für sie haben. Warst Du damals immer tolerant? Und rücksichtsvoll Erwachsenen gegenüber? Hast nie zu laut gespielt? Nie Deinen Eltern widersprochen? Immer geduscht, wenn die Eltern meinten, es sei Zeit?

Warnende Beispiele? Was meinst Du damit? Den geringen Anteil an der Bevölkerung, der auf die "schiefe Bahn" geraten ist? Lies mal nach, die meisten "Verbrecher" sind zu Hause vernachlässigt worden, weil die Eltern meinten, die Zeit, das Geld und Mühe lohnt sich doch nicht.

Du hast Angst, genau so zu versagen, wie dieser wirklich verschwindend kleine Teil der Bevölkerung. Hast Du auch bei allem, was Du anfängst, die gleiche Angst zu versagen?

Nachdenklich,

Michael_F

Kinder = Bälger?

Sabrina, Monday, 04.09.2006, 17:58 (vor 6593 Tagen) @ Michael_F

Hallo Sabrina,
das klingt ja sehr verzweifelt.

Hallo Michael!

Zunächst möchte ich mich bei Dir ganz herzlich für Deine verständnisvolle Antwort bedanken. Zur Zeit bin ich wirklich sehr instabil, weil mein Mann plötzlich schwer erkrankt ist. Vor zwei Tagen hatte er einen Unfall und mußte ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Ich hoffe, Du freust Dich, dass Deine Eltern anderer Meinung waren. Oder wärest Du lieber nicht geboren worden? Dann hättest Du diese böse Welt voller "Bälger" wenigstens nicht kennen lernen brauchen bzw. müssen.
Im Übrigen leiden Kinder besonders unter intoleranten Erwachsenen, die keinerlei Verständnis für sie haben. Warst Du damals immer tolerant? Und rücksichtsvoll Erwachsenen gegenüber? Hast nie zu laut gespielt? Nie Deinen Eltern widersprochen? Immer geduscht, wenn die Eltern meinten, es sei Zeit?

Sicher war ich als Kinnd nicht immer "brav" und habe meinen Eltern manchmal widersprochen und habe mich draußen schmutzig gemacht, wohl manchmal auch ziemlich laut herumgetobt. Aber ich habe mir Erwachsenen und vor allem fremden Leuten gegenüber niemals solche Frechheiten erlaubt, wie sie immer wieder hier im Forum berichtet werden und ich sie selbst auch schon erleben mußte. Meine Eltern wären dann auch sofort energisch eingeschritten. Auch andere Kinder in unserer Nachbarschaft hatten damals im allgemeinen Respekt vor Erwachsenen. Meine Eltern haben sich mit meiner Erziehung sehr viel Mühe gegeben und ich bin ihnen bis heute dankbar, daß sie so viel für mich geleistet haben.

Warnende Beispiele? Was meinst Du damit? Den geringen Anteil an der Bevölkerung, der auf die "schiefe Bahn" geraten ist? Lies mal nach, die meisten "Verbrecher" sind zu Hause vernachlässigt worden, weil die Eltern meinten, die Zeit, das Geld und Mühe lohnt sich doch nicht.
Du hast Angst, genau so zu versagen, wie dieser wirklich verschwindend kleine Teil der Bevölkerung. Hast Du auch bei allem, was Du anfängst, die gleiche Angst zu versagen?
Nachdenklich,
Michael_F

Ich hatte eine relativ unbeschwerte Kindheit und bin sehr behütet aufgewachsen. Aber in der heutigen Zeit ist es viel schwerer als damals, ein Kind großzuziehen. Du hast Recht: Vor dieser Aufgabe habe ich Angst, auch Angst, zu versagen. Man kann ja so viel falsch machen. Und im Gegensatz zu den meisten anderen Aufgaben, Vorhaben und Tätigkeiten ist die Kindererziehung mit lebenslanger Verantwortung verbunden. Wie ich schon schrieb, war früher vieles besser. Bezüglich der Zukunft bin ich aber, zumindest momentan, eher pessimistisch.

Gruß,
Sabrina

Kinder = Bälger?

Tanja, Stammposter, Tuesday, 05.09.2006, 09:25 (vor 6592 Tagen) @ Sabrina

Hallo Sabrina,

auch, wenn ich Deine Einstellung nicht teile, in einem muß ich Dir recht geben:Kinder hatten früher mehr Respekt vor Erwachsenen.

Es erstaunt mich immer wieder, was ich so alles erlebe. Eine etwa zwölfjährige sagte neulich zu mir: "wenn Sie Ihre Kinder nicht richtig erziehen können, sollten Sie es gleich sein lassen."
Und vorgestern hat mich unser zehnjähriger Nachbarjunge nacheäfft, obwohl ich noch nicht mal zu ihm gesprochen habe. Und letzte Woche wurde Rolf von einem Jugendlichen aus unserer Wohnanlage angesprochen (weil wir immer barfuß laufen und die Kinder immer einen Tick leichter bekleidet sind als andere Kinder): "So asoziale Leute wie Sie will ich hier in der Anlage nicht haben."
Da bleibt einem erst mal die Spucke weg.

Wir haben damals Erwachsene kaum wahrgenommen, höchstens in ihrer Funktion als Eltern von Freunden, Kioskverkäuferin oder Tante. Wir haben nie über sie geurteilt, und schon gar nicht Erwachsene angesprochen, wenn wir kein besonderes Anliegen dafür hatten.

Ich finde auch etwas mehr Respekt wäre schon gut. Es muß ja kein Gefälle herrschen wie ganz früher. Respekt sollten die Kinder auch untereinander zeigen, und Eltern Kindern gegenüber, wie sollen sie es sonst auch lernen?

Gruß,
Tanja

Kinder = Bälger?

Guenther, Tuesday, 05.09.2006, 09:36 (vor 6592 Tagen) @ Tanja

Hi Tanja!

Die Sprüche, die Du zitierst, hören sich aber nicht nach Unverschämtheiten von Kindern an, sondern nach Stammtischparolen der zugehörigen Erwachsenen, die von den Kindern einfach weitergetragen werden. Bei der Art von Bemerkung würd ich an Deiner Stelle annehmen, daß mich einer im erwachsenen Umfeld des Knaben als "asozial" bezeichnet hat.
Wenn Kinder von sich aus beschimpfen, hört sich das m.E. anders an...

Gruß, Guenther

Kinder = Bälger?

Sabrina, Tuesday, 05.09.2006, 15:31 (vor 6592 Tagen) @ Tanja

Hallo Sabrina,
auch, wenn ich Deine Einstellung nicht teile, in einem muß ich Dir recht geben:Kinder hatten früher mehr Respekt vor Erwachsenen.
Es erstaunt mich immer wieder, was ich so alles erlebe. Eine etwa zwölfjährige sagte neulich zu mir: "wenn Sie Ihre Kinder nicht richtig erziehen können, sollten Sie es gleich sein lassen."
Und vorgestern hat mich unser zehnjähriger Nachbarjunge nacheäfft, obwohl ich noch nicht mal zu ihm gesprochen habe. Und letzte Woche wurde Rolf von einem Jugendlichen aus unserer Wohnanlage angesprochen (weil wir immer barfuß laufen und die Kinder immer einen Tick leichter bekleidet sind als andere Kinder): "So asoziale Leute wie Sie will ich hier in der Anlage nicht haben."
Da bleibt einem erst mal die Spucke weg.
Wir haben damals Erwachsene kaum wahrgenommen, höchstens in ihrer Funktion als Eltern von Freunden, Kioskverkäuferin oder Tante. Wir haben nie über sie geurteilt, und schon gar nicht Erwachsene angesprochen, wenn wir kein besonderes Anliegen dafür hatten.

Hallo Tanja!

Es ist genauso, wie Du schreibst. Wir haben uns bei weitem nicht so viel herausgenommen wie die heutigen Kinder. Kürzlich sagte ein höchstens Elfjähriger in Begleitung einer erwachsenen männlichen Person (ob es der Vater oder sonst jemand war, weiß ich nicht): "Guck mal, die Schlampe da kann sich keine Schuhe leisten", und der erwachsene Begleiter lachte. Hätte ich das als Kind gesagt, hätten meine Eltern mich auf der Stelle scharf zurechtgewiesen oder mir sogar den Hintern versohlt. Den heutigen Kindern läßt man hingegen nicht nur alle Unverschämtheiten durchgehen, sondern sie erhaltendafür auch noch Bestätigung. Wo soll das alles noch hinführen? Ist der Elterngeneration von heute die Fähigkeit, Kinder zum Respekt vor Erwachsenen und auch untereinander anzuhalten, völlig abhanden gekommen?
Wenn ich das alles bedenke, kann ich nicht gelassen bleiben, Wie werden die Kinder von heute sowie die in späteren Zeiten in vierzig Jahren, wenn wir selber alt, gebrechlich und hilflos geworden sein werden, mit uns umspringen?

Ich finde auch etwas mehr Respekt wäre schon gut. Es muß ja kein Gefälle herrschen wie ganz früher. Respekt sollten die Kinder auch untereinander zeigen, und Eltern Kindern gegenüber, wie sollen sie es sonst auch lernen?
Gruß,
Tanja

Anscheinend hält es aber leider kaum einer für nötig, ihnen diesen Respekt beizubringen, so daß sie ihn auch nicht lernen.

Gruß,
Sabrina

Austauschschülerin in Dänemark

Sanna, Tuesday, 05.09.2006, 10:47 (vor 6592 Tagen) @ Sabrina

Danke Sabrina für Deine Anwort!
Ich bin derselben Meinung wie Du. 80% der Jundedlichen heute haben keine Erziehung mehr. Sie sind rüpelhaft und haben vom Elternhaus kein Benehmen gelernt. Ich bin in armen aber behüteten Verhältnissen großgeworden. Wir waren 4 Kinder daheim und hatten nur eine kleine Wohnung. Ich musste mit meiner Schwester ein kleines Zimmer teilen. Aber wir wurden anständig erzogen.Heute ist das selbst in vermögenderen Haushalten sicher schwerer auch nur ein Kind aufzuziehen. Wenn ich an all den "Müll"/(Medien,Kriminalität usw) denke der auf so ein Kind heute zukommt .Wir hattens in den 80ern besser.

Ansonsten ist heute wieder bestes Barfuss Wetter. Sollen 32 Grad werden morgen. Ich geh mich heut mittag sonnen. Meld Dich wieder mal.Gruß Sanna

Austauschschülerin in Dänemark

Sabrina, Tuesday, 05.09.2006, 16:16 (vor 6592 Tagen) @ Sanna

Danke Sabrina für Deine Anwort!
Ich bin derselben Meinung wie Du. 80% der Jundedlichen heute haben keine Erziehung mehr. Sie sind rüpelhaft und haben vom Elternhaus kein Benehmen gelernt. Ich bin in armen aber behüteten Verhältnissen großgeworden. Wir waren 4 Kinder daheim und hatten nur eine kleine Wohnung. Ich musste mit meiner Schwester ein kleines Zimmer teilen. Aber wir wurden anständig erzogen.Heute ist das selbst in vermögenderen Haushalten sicher schwerer auch nur ein Kind aufzuziehen. Wenn ich an all den "Müll"/(Medien,Kriminalität usw) denke der auf so ein Kind heute zukommt .Wir hattens in den 80ern besser.
Ansonsten ist heute wieder bestes Barfuss Wetter. Sollen 32 Grad werden morgen. Ich geh mich heut mittag sonnen. Meld Dich wieder mal.Gruß Sanna

Hallo Sanna,

Deine verständnisvolle Antwort hat mir sehr gutgetan. Auch ich bin, wie ich schon in einem anderen Beitrag schrieb, sehr behütet aufgewachsen; allerdings waren wir nur zwei Kinder (meine Schwester ist ein Jahr jünger als ich). Unsere Eltern haben uns zwar eine sehr gute Ausbildung ermöglicht, aber wir wurden auch zu Anstand, Respekt und Bescheidenheit erzogen. Wir hatten unsere Puppen und etwas Spielzeug, und das war uns genug. Wenn ich heute die Werbung für Kinderspielzeug und Spiele sehe (Weihnachten naht), dann komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Übrigens Fernsehen: Wir sind ohne aufgewchsen, weil unsere Eltern meinten, daß man vom Fernsehen verblödet (heute schaue ich mir freilich gern einen guten Spielfilm an oder auch barfüßige Tanzkunst, wenn mal so etwas kommt). Statt dessen haben uns unsere Eltern abends vorgelesen oder wir haben besprochen, was anliegt. Am Wochenende haben wir Ausflüge in die Natur gemacht und sind durch herrliche Landschaften gewandert, aber nicht barfuß. Ich selbst habe das regelmäßige Barfußlaufen erst vor Jahren entdeckt, wobei ich durch dieses Forum wertvolle Anstöße und Ermutigung bekommen habe, und sogar meinen Mann habe ich dazu bewegen können, wenigstens dauernd auf Strümpfe zu verzichten und manchmal auch mit mir zusammen barfuß zu gehen. Momentan liegt er freilich im Krankenhaus, und wenn ich ihn besuche, trage ich lieber Sandalen. Barfuß zu sein, hat für mich auch etwas mit Lebensfreude zu tun, und die ist bei mir derzeit leider getrübt.

Du hast recht: in der heutigen Zeit ist es viel schwerer als vor 20 Jahren, ein Kind großzuziehen (ich selbst bin Jahrgang 1979). Aber gerade deshalb muß jede/r selbst wissen, ob er oder sie sich diese Aufgabe zutraut. Ich habe viel zu viel Angst vor dieser lebenslangen Verantwortung, und außerdem ist die Welt heute nicht mehr so wie in den achtziger Jahren, als wier unsere Kindheit genießen durften.

Gruß,
Sabrina

Austauschschülerin in Dänemark

Walter (CH) @, Stammposter, Tuesday, 05.09.2006, 18:59 (vor 6592 Tagen) @ Sabrina

Liebe Sabrina

Deinem Text im Zusammenhang mit Kindern kann ich durchaus Verständnis entgegenbringen, er hat mich auch etwas traurig gemacht. Wir haben drei Kinder, alle unterdessen erwachsen. Jedes geht einen andern Weg, und jedes hat sich auf seine Art vom Elternhaus gelöst, das ist so der Gang der Welt. Wir sind nun meistens wieder zu zweit, wie am Anfang unserer Ehe. Aber die Zeit mit unsern Kindern, die gehört sicher zu den schönsten Erinnerungen unseres Lebens. Ich weiss nicht, ob wir unseren Kindern wirklich die beste Erziehung angedeihen liessen. Auch mit dem besten Willen, Fehler macht nun einfach jeder. Zum Glück sind ja Kinder recht fehlertolerant. Ich habe den Eindruck, dass wir unsern Kindern Sicherheit vermitteln konnten und eine friedliche Atmosphäre in der Familie hatten. Wir haben mit ihnen gespielt, gesungen, wir sind mit ihnen gewandert (vielleicht gelegentlich etwas zu viel und mit zu wenig Rasten, hören wir gelegentlich!), wir haben ihnen zugehört, wir hatten die üblichen Festchen, Geburtstage, Weihnachten, Ostern usw. Was will man mehr?

Was die Unerzogenheit vieler "Goofen" (schweizerdeutsch für "Bälger" :-) ) betrifft: Die Klagen hörte ich schon, als ich noch klein war, und das ist bereits etwa 60 Jahre her. Natürlich haben sich die Zeiten nochmals geändert und es kommen zweifellos Dinge vor, die man sich zur Zeit meiner Kindheit nicht vorstellen konnte. Aber trotzdem: Es gab auch damals Kinder, die alles andere als Engel waren.

Und die unsichere Zukunft? Ja, die ist zweifellos unsicher und unsere Politiker machen teilweise, dass sie noch unsicherer wird. Aber war die Zukunft nicht schon immer unsicher? Ich bin 1940 auf die Welt gekommen. Mein Land war damals so bedroht, wie seit mindestens 150 Jahren nicht mehr. In der Rückschau dürfen wir sagen: Wir sind sehr gut weggekommen. Aber das wusste 1939 niemand. Und trotzdem durfte ich zur Welt kommen und kann frei bekennen, dass ich (bis jetzt) ein schönes Leben hatte, beginnend bei sorgenden Eltern, über einen guten Beruf bis jetzt zum (hoffentlich) gesicherten Ruhestand.

Ich kann mir vorstellen, dass man einfach andere Prioritäten in seinem Leben hat als die Familie. Das kann ich akzeptieren. Aber aus Angst, in der Erziehung zu versagen oder aus Angst, die Kinder in eine unsichere Welt hinauszuschicken, sollte man meines Erachtens den Kinderwunsch nicht unterdrücken. Gerade wer sich bewusst ist, dass Erziehung anspruchsvoll ist, wird sich ja bemühen, es recht zu machen. Wobei ich nicht der Meinung bin, dass man irgendwelchen Erziehungstheorien nacheifern sollte. Der gesunde Menschenverstand ist da ebenso nützlich!

Und zum Schluss: Ich bin mir bewusst, dass wir da himmelweit neben dem Barfussthema sind....

OT

Kees (NL), Stammposter, Tuesday, 05.09.2006, 23:16 (vor 6592 Tagen) @ Walter (CH)

Und zum Schluss: Ich bin mir bewusst, dass wir da himmelweit neben dem Barfussthema sind....

Wenn das ab und zu passiert ist das nicht so schlimm.
Schliesslich gibt es wichtigere Sachen im Leben.

Grüssen,

Kees

Austauschschülerin in Dänemark - Generationenkonflikte

Pedro, Stammposter, Tuesday, 05.09.2006, 23:15 (vor 6592 Tagen) @ Sabrina

Hallo Sabrina und Sanna!

"Die Jugend liebt heute den Luxus, sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt mehr vor älteren Leuten und schwätzt statt zu arbeiten. Die Jugendlichen stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie verschlingen bei Tisch die Speisen und legen die Beine übereinander. Sie widersprechen ihren Eltern und tyrannisieren ihre Lehrer."

Dieser Text könnte wohl heute geschrieben worden sein, stimmt's? Ist er aber nicht. Er stammt von Sokrates und ist damit fast zweieinhalbtausend Jahre alt.

Es war immer schon so, dass die Älteren felsenfest davon überzeugt waren, die heutige Jugend sei zuchtloser als die heute Älteren in ihrer eigenen Jugend waren. Und regelmäßig irren sich die Älteren dabei. Es ist einfach eine Frage der subjektiven Wahrnehmung. Und natürlich eine Folge der Tatsache, dass jede Jugendgeneration ANDERE, den Älteren aus ihrer eigenen Jugend unbekannte Wege gefunden hat, den Älteren zu missfallen. Es hat sich aber in der Evolution in höchstem Maße bewährt, dass Jugend innovativ ist und dabei auch ganz ausdrücklich gegen den Widerstand der Älteren.

Letzte Woche hat mich ein Mädchen in der U Bahn in Frankfurt angesprochen die mir gegenübersass. Ich hatte ausgefransten JeansSchlaghosen an und nur meine Zehen guckten raus, da hat sie ihrer Freudin zugeflüstert die neben ihr sass "Voll asozial" oder sowas ähnliches.

Lest mal, was vor ein paar Wochen Thomas89 geschrieben hat. Er ist ein Jugendlicher und wurde von Erwachsenen wegen seiner Barfüßigkeit noch viel übler angemacht.

Wahrscheinlich muß man sich einfach mit Tatsache abfingen, daß die Jugend von heute schlecht bzw. gar nicht erzogen ist und die heutigen Eltern von Erziehung nichts verstehen.

Sorry, aber als Vater finde ich so einen Satz ziemlich beleidigend. Worüber ich mich aber meinerseits beklagen muss, ist die mangelnde Unterstützung, die man heutzutage von der Gesellschaft bekommt, wenn man Kinder hat. Zum Beispiel, wenn man seinen Kindern das Gegenteil dessen beibringen muss, was sie in diversen Medien "lernen".

Viele Grüße
Pedro

Sokrates

Guenther, Wednesday, 06.09.2006, 08:46 (vor 6591 Tagen) @ Pedro

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Hi Pedro!

""Die Jugend liebt heute den Luxus, sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt mehr vor älteren Leuten und schwätzt statt zu arbeiten. Die Jugendlichen stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie verschlingen bei Tisch die Speisen und legen die Beine übereinander. Sie widersprechen ihren Eltern und tyrannisieren ihre Lehrer.""

Woher hast Du diese Sokrates-Weisheit? Sich über Äußerlichkeiten zu mokieren wie die Körperhaltung bei Essen stimmt so gar nicht zum Bild des Sokrates, der sich ja vor allem durch seine Mißachtung von Äußerlichkeiten hervortat: Das zeigt sich unter anderem in seiner vielfach bezeugten fast ständigen Barfüßigkeit. Man muß dazu sagen, daß man im klassischen Athen zwar keine festen Schuhe, sondern Sandalen trug, aber der habituelle Verzicht auf diese wirkte wohl genauso ungewöhnlich wie der heutige Verzicht auf Flipflops, sonst würde die Barfüßigkeit des Sokrates nicht so oft erwähnt. Einmal auf einem Feldzug im gebirgigen Thrakien ist er nach einem Wintereinbruch mit Schnee dadurch aufgefallen, daß, während die anderen besandalten Athener sich die Füße mit Fellstücken u.ä. umwickelten, selbst ungerührt weiter barfuß lief, "leichter als die anderen mit Schuhen" (Plato, Gastmahl 220 b).
Daß eine so unkonventionelle Figur sich über "Tischmanieren" der Jüngeren aufgeregt haben soll, erscheint mir umso unglaubwürdiger, als er ja selbst schließlich verurteilt wurde unter (u.a.) dem Vorwurf, "die Jugend zu verderben" mit seinem sonderbaren philosophischen Marotten. In den Wolken des Komödiendichters Aristophanes wird er in einen Topf geworfen mit anderen neumodischen Jugenderziehern, die die "Jugend" von den konservativen Werten abbrachten: Er stand also gerade im Verdacht, die Jugend zu "nicht-konformem" Verhalten anzustiften. Eine Kritik der Jugend wie in Deinem Zitat würde vielleicht zu einem konservativ-oligarchischen Komödiendichter wie Aristophanes passen, aber nicht zu Sokrates. Ein Sokrates, der mit seinem lästigen Nachfragen immer wieder herkönmmliche Wertvorstellungen hinterfragt hat, hat gewiß nicht kritisiert, daß die Jugend "die Autorität verachtet".
Und dann die Kritik, daß die Beine bei Tisch übereinandergeschlagen wurden. In der Antike lag man zu Tisch, man saß nicht! So verrät sich ein Fälscher ...
Ich glaube, Du bist einfach einem Pseudo-Zitat aufgesessen, wie sie sich an Namen wie "Sokrates" zu dutzenden anhängen. Dieser Ansicht war wohl auch der Verfasser des Wikiquote-Artikels über Sokrates (http://de.wikiquote.org/wiki/Sokrates), der die Weisheit über die Jugend im Gegensatz zu den bezeugten Zitaten unter die "zugeschriebenen" (= unechten) einordnet.
Sorry für die Klugscheißerei, aber diese "Ehrenrettung" und Richtigstellung hat Sokrates als erster bekannter und auffälliggewordener Barfußläufer der griechisch-römischen Geschichte einfach verdient.

Gruß, Guenther

P.S.: Bild: Jaques-Luis David (1748-1825): die letzten Tage des Sokrates im Kerker von Athen.

Sokrates

Pedro, Stammposter, Wednesday, 06.09.2006, 09:09 (vor 6591 Tagen) @ Guenther

Hi Guenther,

danke für Deine Erläuterungen. Das Zitat stand vor ein paar Jahren so bei uns in der Lokalzeitung. Ich glaube nicht, dass die Zeitungsredakteure es erfunden haben. Aber eine Quellenangabe war in der Tat nicht dabei.

Vielleicht hätte ich gegenüber diesem Zeitungsartikel misstrauischer sein sollen, denn er enthielt nicht nur dieses Zitat von Sokrates, sondern auch noch einige weitere von anderen bekannten oder unbekannten Autoren, darunter eines in "ägyptischer Keilschrift"!

Unabhängig davon glaube ich aber schon, dass es keinesfalls neu ist, dass die jeweilige ältere Generation die jeweilige "Jugend von heute" als "schlimmer" wahrnimmt, als sie selbst es angeblich war.

Gruß
Pedro

Du hast recht

Guenther, Wednesday, 06.09.2006, 09:17 (vor 6591 Tagen) @ Pedro

Unabhängig davon glaube ich aber schon, dass es keinesfalls neu ist, dass die jeweilige ältere Generation die jeweilige "Jugend von heute" als "schlimmer" wahrnimmt, als sie selbst es angeblich war.

Hi Pedro!

Natürlich: Nimm als Beispiel die Wolken des Aristophanes (insbesondere die divergierenden Auffassungen über musikalische Unterhaltung passen in jede moderne Familie). Nur wurde Sokrates als Teil der "subversiven" Seite selbst verdächtigt.

Mit dem Nachforschen nach den Quellen solcher Fehlzitate kann man Tage und Stunden nutzloser Arbeit verbringen, wie ich aus beruflicher Praxis weiß. Mich hat mal ein Manager angerufen, der wollte eine typische "Manager"-Weisheit über moderne Menschenführung in irgendeiner Rede zitiern. Diese Weisheit wurde dem antiken Autor "Petron" zugeschrieben, war aber in ihrer Vorstellungswelt ("Vertrauen auf den Sozialstaat" so unantik wie nur möglich). ich habe damals irgendein Buch aus den 30 er oder 40 er Jahren des 20. Jh. eruieren können, wo der Schabernack erstmals unter Petrons Namen zitiert wurde.

Gruß, Guenther

Du hast recht

Don Primo, Stammposter, Wednesday, 06.09.2006, 10:36 (vor 6591 Tagen) @ Guenther

Darf ich mal ganz blöd fragen, was Du beruflich machst?

Du hast recht

Guenther, Wednesday, 06.09.2006, 10:45 (vor 6591 Tagen) @ Don Primo

Bin im Forschungsbetrieb der Uni mit solchen "philologischen" Dingen beschäftigt. Ich kann den "Virus" der Klugscheißerei i.a. ganz gut unterdrücken, aber bei Fehlzitaten geht es halt mitunter durch mit mir ...
Gruß, Guenther

Du hast recht

Guenther, Wednesday, 06.09.2006, 10:47 (vor 6591 Tagen) @ Guenther

natürlich heißt es strenggenommen "das Virus"... aber ich hör schon auf :-)

Du hast recht

Pedro @, Stammposter, Wednesday, 06.09.2006, 10:47 (vor 6591 Tagen) @ Guenther

Hi Guenther,

darf ich Dir heute abend die anderen antiken Zitate aus diesem Artikel (ich glaube, es waren noch 3) schicken mit der Bitte um eine kurze Echtheitsprüfung (natürlich ohne damit Tage oder Stunden zu verbringen)? Wenn es off-topic ist, kann ich es Dir gerne auch mailen (beim Anklicken des Namens kommt meine Mailadressse).

Gruß
Pedro (nicht Petron)

Du hast recht

Guenther @, Wednesday, 06.09.2006, 10:50 (vor 6591 Tagen) @ Pedro

Aber sicher!
Jetzt müßte meine Email oben kommen.
@Burkard und Verwandte: bitte keine Fragebögen schicken. Kein barfüßiges Mädel in Sichtweite.

Austauschschülerin in Dänemark - Generationenkonflikte

Don Primo, Stammposter, Wednesday, 06.09.2006, 10:27 (vor 6591 Tagen) @ Pedro

jaja, dieses Zitat wurde schon vielen in den Mund gelegt: Von Schopenhauer über Marc Aurel bis zu Seneca und eben Sokrates. Woher es wirklich stammt ist unklar aber ich habe noch nirgends eine Quellenangabe gelesen. Wenn es von Sokrates stammte müßte es ja bei Plato zu finden sein, habe es dort aber nicht gefunden.

Austauschschülerin in Dänemark - Generationenkonflikte

Guenther, Wednesday, 06.09.2006, 10:44 (vor 6591 Tagen) @ Don Primo

Hi Don Primo!

Grundsätzlich gibt es auch noch andere Traditionen über Sokrates außer Plato (auch wenn der natürlich die bei weitem bedeutendste ist).
Aber bei der Widerlegung solcher Fehlzitate kann man schon aus praktischen Gründen nicht die ganze sokratische Tradition durchlesen (das würde Wochen dauern), sondern man kann nur Plausibilitätsargumente angeben, die möglichst methodisch auf verschiedenen Ebenen liegen sollten (z.B. einerseits die geistige Tendenz des Ganzen, andererseits bestimmte Details wie das Übereinanderschlagen der Beine).

Aber wir sollten Sabrinas doch sehr hilfesuchend klingenden Beitrag jetzt nicht in eine philologische Authentizitätsdebatte zerfließen lassen (sagt der, der maßgebliche Schuld daran hat).
Pedro wollte mit dem vermeintlichen Sokrates-Zitat den Gedanken berühren, daß jede Generation ihre "Jugend" besonders hart kritisiert. Das stimmt, aber es liegt doch ein Unterschied darin, ob solche Kritik einfach darauf beruht, daß die jüngere Generation in ihren Wertvorstellungen an den Vorstellungen der älteren vorbeigeht (das ist m.E. relativ natürlich und kehrt in jeder Generation wieder) oder ob sich solche natürlichen Wertverschiebungen mit massiver Intoleranz verbindet, wie es etwa der Fall ist, wenn die barfüßige Sabrina von irgendeinem Knaben nur deshalb als "Schlampe" bezeichnet wird.

Gruß, Guenther

Austauschschülerin in Dänemark - Generationenkonflikte

Sabrina, Wednesday, 06.09.2006, 11:30 (vor 6591 Tagen) @ Guenther

Aber wir sollten Sabrinas doch sehr hilfesuchend klingenden Beitrag jetzt nicht in eine philologische Authentizitätsdebatte zerfließen lassen (sagt der, der maßgebliche Schuld daran hat).
Pedro wollte mit dem vermeintlichen Sokrates-Zitat den Gedanken berühren, daß jede Generation ihre "Jugend" besonders hart kritisiert. Das stimmt, aber es liegt doch ein Unterschied darin, ob solche Kritik einfach darauf beruht, daß die jüngere Generation in ihren Wertvorstellungen an den Vorstellungen der älteren vorbeigeht (das ist m.E. relativ natürlich und kehrt in jeder Generation wieder) oder ob sich solche natürlichen Wertverschiebungen mit massiver Intoleranz verbindet, wie es etwa der Fall ist, wenn die barfüßige Sabrina von irgendeinem Knaben nur deshalb als "Schlampe" bezeichnet wird.
Gruß, Guenther

Hallo Guenther!

Du hast mich verstanden, danke! Es ging mir in meinem Beitrag nicht um irgendeine generelle Kritik an der jüngeren Generation (bin ja selber erst 27), sondern darum, daß ich nicht von irgendeinem Rotzbengel wegen meiner nackten Füße oder auch einer anderen Äußerlichkeit als "Schlampe" beschimpft werden möchte. Auch wenn ich mir rein äußerlich nichts anmerken lasse, ärgert mich sowas maßlos, besonders dann, wenn die verantwortlichen Personen so ein Verhalten auch noch unterstützen (ich wäre, wenn ich mir so etwas früher erlaubt hätte, von meinen Eltern bestraft worden, und zwar mit Recht; zumindest aber hätte ich mich bei der betreffenden Person sofort entschuldigen müssen). Zudem bin ich ja offensichtlich nicht die einzige, der Derartiges widerfährt, wenn es Sanna und Tanja und anderen ähnlich ergangen ist.

Woran das liegt, weiß ich nicht. Vielleicht werden die heutigen Kinder materiell zu sehr verwöhnt und emotionell zu sehr vernachlässigt? In meiner Kindheit war meine Mutter beispielsweise nicht berufstätig, sondern hat sich selbst um mich und meine Schwester gekümmert und war immer für uns da, wenn wir sie brauchten.

Gruß,
Sabrina

Austauschschülerin in Dänemark - Generationenkonflikte

Guenther, Wednesday, 06.09.2006, 11:49 (vor 6591 Tagen) @ Sabrina

Hi Sabrina!

Töste Dich: Auch ich (37) werde gelegentlich wegen Barfüßigkeit als "Assi" bezeichnet, und das ist ja nun wahrscheinlich das männliche Pendant zu "Schlampe".
Woher kommt das? Also, da gibt es einerseits die schon mehrfach zitierten supergestylten Teeny-Girls so zwischen 15 und 20 mit den pinken Absatz-Flipflops (Du verstehst meine Überzeichnung). Denen kauf ich es ab, daß sie sowas zumindest aus ehrlicher Abscheu sagen, weil sie sich eben nicht vorstellen können, auf die paar Milimeter Plastik zu verzichten.
Wenn es aber wesentlich jüngere, also echte "Kinder" sind, dann hört sich die natürliche Frage meist ganz anders an: "Warum läuft der/die barfuß" oder "Warum hat der/ die keine Schuhe an". Oder allenfalls mal "Darf der das?" (wohinter denn wahrscheinlich das von Mama/ Papa ausgesprochene Verbot, selbst barfuß zu laufen, steht). Wenn ein zehnjähriges oder noch jüngeres Kind aber die Tatsache der Barfüßigkeit mit massiven sozialen Werturteilen verbindet, etwa "So einen möchte ich nicht in unserem Wohnblock haben" (das war doch das andere Beispiel), so tu ich mich schwer damit, ein solches Urteil nur dem Kind allein anzulasten. Denn das selbstgefällige Urteil "der oder jener gehört hier nicht hin" ist doch eigentlich die selbstgefällige Blockwartmentalität, die sich Erwachsene in enthemmten Stammtischdiskussionen beilegen. Ich nehme also eher an, daß dieses Kind in einem Deiner Barfüßigkeit feindlichen familiären Milieu nimmt. Dazu würde stimmen, daß diese Szene sich in Deiner Nachbarschaft abgespielt hab. Wo ich gewöhnlich angebpöbelt werde (womit ich jetzt nicht sagen will, daß es ständig vorkommt), ist meist in den großen Verkehrsbezirken um den Kölner Bahnhof herum, und da kennt mich mit Sicherheit keiner persönlich. Die Leute, die da was sagen, haben sich dann also zumindest ihr eigenes Urteil gebildet. Und das bezweifele ich ein wenig bei dem Knaben aus Deiner Nachbarschaft.
Aber laß Dir das Barfußlaufen nicht vermiesen (bist Du eigentlich auch in der kälteren Jahreszeit aktiv?) und vor allem schnelle Besserung für Deinen Mann

Guenther
P.S.: Und sorry wegen der für Dich wahrscheinlich öden Sokrates-Diskussion.

Austauschschülerin in Dänemark - Generationenkonflikte

Sabrina, Wednesday, 06.09.2006, 14:28 (vor 6591 Tagen) @ Guenther

Hallo Guenther!

Hi Sabrina!
Tröste Dich: Auch ich (37) werde gelegentlich wegen Barfüßigkeit als "Assi" bezeichnet, und das ist ja nun wahrscheinlich das männliche Pendant zu "Schlampe".
Woher kommt das? Also, da gibt es einerseits die schon mehrfach zitierten supergestylten Teeny-Girls so zwischen 15 und 20 mit den pinken Absatz-Flipflops (Du verstehst meine Überzeichnung). Denen kauf ich es ab, daß sie sowas zumindest aus ehrlicher Abscheu sagen, weil sie sich eben nicht vorstellen können, auf die paar Milimeter Plastik zu verzichten.

Daqsn mag sein, und sie können meinetwegen denken und meinen, was sie wollen, aber sie sollen es bitteschön für sich behalten. Ich nehme Anstoß daran, daß diese unreifen Gestalten alles, was sie sehen, lauthals kommentieren.

Wenn es aber wesentlich jüngere, also echte "Kinder" sind, dann hört sich die natürliche Frage meist ganz anders an: "Warum läuft der/die barfuß" oder "Warum hat der/ die keine Schuhe an". Oder allenfalls mal "Darf der das?" (wohinter denn wahrscheinlich das von Mama/ Papa ausgesprochene Verbot, selbst barfuß zu laufen, steht).

Diese Art von Kommentaren habe ich nicht gemeint, denn erstens sind diese Äußerungen nicht beleidigend, und zweitens stammen sie zumeist von ganz kleinen Kindern, die erst noch lernen müssen (falls jemand es ihnen beibringt, was wohl heute anders als vor zwanzig Jahren anscheinend nicht mehr selbstverständlich ist), daß man das Äußere anderer, zumal fremder Personen nicht ungefragt kommentiert.

Wenn ein zehnjähriges oder noch jüngeres Kind aber die Tatsache der Barfüßigkeit mit massiven sozialen Werturteilen verbindet, etwa "So einen möchte ich nicht in unserem Wohnblock haben" (das war doch das andere Beispiel), so tu ich mich schwer damit, ein solches Urteil nur dem Kind allein anzulasten. Denn das selbstgefällige Urteil "der oder jener gehört hier nicht hin" ist doch eigentlich die selbstgefällige Blockwartmentalität, die sich Erwachsene in enthemmten Stammtischdiskussionen beilegen. Ich nehme also eher an, daß dieses Kind in einem Deiner Barfüßigkeit feindlichen familiären Milieu nimmt. Dazu würde stimmen, daß diese Szene sich in Deiner Nachbarschaft abgespielt hab. Wo ich gewöhnlich angebpöbelt werde (womit ich jetzt nicht sagen will, daß es ständig vorkommt), ist meist in den großen Verkehrsbezirken um den Kölner Bahnhof herum, und da kennt mich mit Sicherheit keiner persönlich. Die Leute, die da was sagen, haben sich dann also zumindest ihr eigenes Urteil gebildet. Und das bezweifele ich ein wenig bei dem Knaben aus Deiner Nachbarschaft.

Stimmt, diese Begebenheit hat sich in der Nachbarschaft abgespielt. In fremder Umgebung werde ich eigentlich nie angepöbelt (allerdings halte ich mich kaum in der Nähe von Bahnhöfen auf; ich nehme an, daß Du Berufspendler bist). Auch mit der Polizei hatte ich wegen meiner Barfüßigkeit noch nie Probleme.

Aber laß Dir das Barfußlaufen nicht vermiesen (bist Du eigentlich auch in der kälteren Jahreszeit aktiv?) und vor allem schnelle Besserung für Deinen Mann
Guenther

Keine Sorge; das Barfußlaufen lasse ich mir nicht vermiesen. Seit dem letzten Winter bin ich auch in der kälteren Jahrestzeit aktiv; ich habe mich ganz langsam sowohl an tiefere Temperaturen als auch an schwierigere Untergründe gewöhnt, wobei mir vor allem die sogenannte "Ratinger Definition" geholfen hat. Im Winter ziehe ich aber auch öfters Sandalen an. Die trage ich auch in der Kirche, zu "offiziellen" Anlässen und zu Krankenbesuchen.
Ganz herzlichen Dank auch für die Besserungswünsche. Mein Mann wird voraussichtlich Mitte der nächsten Woche aus dem Krankenhaus entlassen. Es wird aber auch dann noch etwas dauern, bis mein lieber Schnuckel wieder ganz gesund sein wird. Zum Glück wird er keine bleibenden Schäden davontragen.

P.S.: Und sorry wegen der für Dich wahrscheinlich öden Sokrates-Diskussion.

Ist verziehen ;-) Schließlich bin ich ja trotz meines gegenwärtigen Kummers nicht der Mittelpunkt des Forums. Außerdem habe ich dadurch in Erfahrung gebracht, daß das angebliche Zitat aus Pedro's nicht gerade von Verständnis geprägtem Beutrag gar nicht von Sokrates stammt. Und daß Sokrates "einer von uns" war, habe ich bisher auch nicht gewußt.

Gruß,
Sabrina

Austauschschülerin in Dänemark - Generationenkonflikte

Guenther, Wednesday, 06.09.2006, 15:29 (vor 6591 Tagen) @ Sabrina

Hi Sabrina!

Das mag sein, und sie können meinetwegen denken und meinen, was sie wollen, aber sie sollen es bitteschön für sich behalten. Ich nehme Anstoß daran, daß diese unreifen Gestalten alles, was sie sehen, lauthals kommentieren.

Hm, "lauthals kommentieren" ist eigentlich für diese Art von Kommentaren nicht der richtige Ausdruck. Sie sind stets zu mehreren, sagen dann zueinander: "Guck mal, barfuß, voll assi", aber so laut, daß man es hören soll. Wenn sie allein wären, würden sie sich das gar nicht trauen.

Diese Art von Kommentaren habe ich nicht gemeint, denn erstens sind diese Äußerungen nicht beleidigend, und zweitens stammen sie zumeist von ganz kleinen Kindern, die erst noch lernen müssen (falls jemand es ihnen beibringt, was wohl heute anders als vor zwanzig Jahren anscheinend nicht mehr selbstverständlich ist), daß man das Äußere anderer, zumal fremder Personen nicht ungefragt kommentiert.

Die ganz kleinen plappern "naiv" das heraus, was ihnen in den Sinn kommt. Die etwas größeren sagen aber das, was ihnen die Eltern irgendwann mal in einer familiären Situation "vorplappern". Ich kann mich erinnern, daß ich meine Eltern oft in peinliche Situationen gebracht habe, indem ich dritten (etwa meiner Oma) naiverweise das durchgetragen habe, was meine Eltern vermeintlich hinter ihrem Rücken über sie gesagt haben. Und die Äußerung "so eine(n) will ich nicht in diesem Viertel/ Wohnblock" kommt nicht von einem Kind. "Schlampe" mag als Schimpfwort gängiges Vokabular sein, und kombiniert sich leicht mit jedem Attribut, da will ich mich nicht festlegen. Überleg mal, wie Du die Eltern von dem Kind einschätzt, das gesagt hat "sowas will ich nicht in unserem Wohnblock".

Stimmt, diese Begebenheit hat sich in der Nachbarschaft abgespielt. In fremder Umgebung werde ich eigentlich nie angepöbelt (allerdings halte ich mich kaum in der Nähe von Bahnhöfen auf; ich nehme an, daß Du Berufspendler bist).

Genau, ich pendele täglich nach MG, und zwar so spät bzw. so früh, daß ich von der Nachbarschaft da kaum was mitbekomme (ist mir eigentlich auch egal).

Auch mit der Polizei hatte ich wegen meiner Barfüßigkeit noch nie Probleme.

Könnte auch aufenthaltsortbedingt sein. In MG bin ich eigentlich, wenn ich genau überlege, noch nie kontrolliert werde. Aber am Kölner HBF patroullieren halt ständig Polizisten, und wenn dann jemand bei tieferen Temeperaturen barfuß ist, wird er halt kontrolliert.

Keine Sorge; das Barfußlaufen lasse ich mir nicht vermiesen. Seit dem letzten Winter bin ich auch in der kälteren Jahrestzeit aktiv; ich habe mich ganz langsam sowohl an tiefere Temperaturen als auch an schwierigere Untergründe gewöhnt, wobei mir vor allem die sogenannte "Ratinger Definition" geholfen hat. Im Winter ziehe ich aber auch öfters Sandalen an. Die trage ich auch in der Kirche, zu "offiziellen" Anlässen und zu Krankenbesuchen.

Bei mir ist die Alternative fast immer "feste Schuhe mit Socken" (berufsbedingt) oder "ganz barfuß". Mit Kirchen hab ich weniger zu tun, offizielle Anlässe zählen bei mir meist zum Beruf, und den letzten Krankenbesuch hab ich sogar auch barfuß gemacht, war bei einer Kollegin (im Hochsommer) in der Frauenklinik, da hat mich sogar eine Schwester angenöckelt (obwohl ich ja dort kaum Patient sein konnte).
Die "Ratinger" Definition ist denk ich, deshalb so umstritten, weil verständlicherweise kein Organisator einer Barfußwanderung Leute haben möchte, die sich überschätzen und dann nachher rumjammern, weil sie keine Schuhe dabeihaben. Bei täglichen Gängen dagegen wird keiner ständig Schuhe mitschleppen wollen.

Barfüßigen Gruß, Guenther

Austauschschülerin in Dänemark - Generationenkonflikte

Sabrina, Wednesday, 06.09.2006, 16:47 (vor 6591 Tagen) @ Guenther

Hallo Guenther!

Hm, "lauthals kommentieren" ist eigentlich für diese Art von Kommentaren nicht der richtige Ausdruck. Sie sind stets zu mehreren, sagen dann zueinander: "Guck mal, barfuß, voll assi", aber so laut, daß man es hören soll. Wenn sie allein wären, würden sie sich das gar nicht trauen.

Da magst Du recht haben. Von einer einzelnen Person bin ich nämlich noch nicht so angepöbelt worden.

Die ganz kleinen plappern "naiv" das heraus, was ihnen in den Sinn kommt. Die etwas größeren sagen aber das, was ihnen die Eltern irgendwann mal in einer familiären Situation "vorplappern". Ich kann mich erinnern, daß ich meine Eltern oft in peinliche Situationen gebracht habe, indem ich dritten (etwa meiner Oma) naiverweise das durchgetragen habe, was meine Eltern vermeintlich hinter ihrem Rücken über sie gesagt haben.

O ja, das kenne ich auch, und wenn wir uns heute an diese Begebenheiten erinnern, finden wir sie alle ganz lustig, obwohl sie das damals gewiß nicht waren. Aber gerade durch solche Anlässe haben wir allmählich gelernt, bedachter mit unseren Äußerungen zu sein.

Und die Äußerung "so eine(n) will ich nicht in diesem Viertel/ Wohnblock" kommt nicht von einem Kind. "Schlampe" mag als Schimpfwort gängiges Vokabular sein, und kombiniert sich leicht mit jedem Attribut, da will ich mich nicht festlegen. Überleg mal, wie Du die Eltern von dem Kind einschätzt, das gesagt hat "sowas will ich nicht in unserem Wohnblock".

Das Kind wird diese Meinung von seinen Eltern übernommen haben. Aber ist es nicht seltsam, daß prominente Leute vielfach von solchen Massenmenschen (als Menschen, die sich nicht von der ""grauen Masse" unterscheiden) wegen ihrer Besonderheiten berühmt und bewundert werden, während diese Massenmenschen andererseits alles, was sie in ihrer Nähe an Besonderheiten vorfinden (und dabei empfinde ich meine Barfüßigkeit nicht einmal als besonders extravagant), aufs intoleranteste bekämpfen?

In fremder Umgebung werde ich eigentlich nie angepöbelt (allerdings halte ich mich kaum in der Nähe von Bahnhöfen auf; ich nehme an, daß Du Berufspendler bist).


Genau, ich pendele täglich nach MG, und zwar so spät bzw. so früh, daß ich von der Nachbarschaft da kaum was mitbekomme (ist mir eigentlich auch egal).
Bei mir ist die Alternative fast immer "feste Schuhe mit Socken" (berufsbedingt) oder "ganz barfuß". Mit Kirchen hab ich weniger zu tun, offizielle Anlässe zählen bei mir meist zum Beruf, und den letzten Krankenbesuch hab ich sogar auch barfuß gemacht, war bei einer Kollegin (im Hochsommer) in der Frauenklinik, da hat mich sogar eine Schwester angenöckelt (obwohl ich ja dort kaum Patient sein konnte).

Das verstehe ich jetzt nicht ganz. Begibst Du Dich barfuß zu Deiner Arbeitsstelle und ziehst dort Schuhe und Socken an bzw. wieder aus, wenn Du Feierabend hast. Ich weiß zwar nicht, was Du beruflich machst (nur soviel, daß Du an der Universität beschäftigt bist), aber ist es dort auch im Sommer nicht möglich, mit Sandalen ohne Socken zu erscheinen? Mein Mann hat auch einen Bürojob, aber dort wird es problemlos toleriert, daß er inzwischen auch im Winter keine Socken mehr trägt.
In der Kirche traue ich mich nicht, barfuß zu sein, weil ich mich da doch lieber dem leider ziemlich bürgerlichen Publikum anpasse, und die Krankenbesuche mache ich deshalb nicht barfuß, weil es um meinen Mann geht und mich das sehr belastet.

Die "Ratinger" Definition ist denk ich, deshalb so umstritten, weil verständlicherweise kein Organisator einer Barfußwanderung Leute haben möchte, die sich überschätzen und dann nachher rumjammern, weil sie keine Schuhe dabeihaben. Bei täglichen Gängen dagegen wird keiner ständig Schuhe mitschleppen wollen.
Barfüßigen Gruß, Guenther

Ach so, von dieser Seite habe ich das noch nicht betrachtet. Ich fand diese Definition von Anfang an sehr originell und überzeugend. Und sie hat mir ja schließlich auch bei der Entfaltung meiner eigenen "dauerhaften Barfüßigkeit" enorm geholfen: Wenn ich Schuhe brauche, ziehe ich sie an. Und wenn ich keine Schuhe brauche, lasse ich sie auch gleich zu Hause.

Gruß,
Sabrina

Austauschschülerin in Dänemark - Generationenkonflikte

Guenther, Thursday, 07.09.2006, 08:38 (vor 6590 Tagen) @ Sabrina

Hi Sabrina!

Das Kind wird diese Meinung von seinen Eltern übernommen haben. Aber ist es nicht seltsam, daß prominente Leute vielfach von solchen Massenmenschen (als Menschen, die sich nicht von der ""grauen Masse" unterscheiden) wegen ihrer Besonderheiten berühmt und bewundert werden, während diese Massenmenschen andererseits alles, was sie in ihrer Nähe an Besonderheiten vorfinden (und dabei empfinde ich meine Barfüßigkeit nicht einmal als besonders extravagant), aufs intoleranteste bekämpfen?

Sie reflektieren einfach nicht über den Sinn von Normen. Ein "Normbruch", den alle gut finden, finden sie auch gut, einen solchen, den sonst keiner begeht, finden sie erst mal schlecht. Nur über den Sinn oder Unsinn der gebrochenen Norm (in dem Falle Schuhetragen) denkt keiner nach.

Das verstehe ich jetzt nicht ganz. Begibst Du Dich barfuß zu Deiner Arbeitsstelle und ziehst dort Schuhe und Socken an bzw. wieder aus, wenn Du Feierabend hast. Ich weiß zwar nicht, was Du beruflich machst (nur soviel, daß Du an der Universität beschäftigt bist), aber ist es dort auch im Sommer nicht möglich, mit Sandalen ohne Socken zu erscheinen? Mein Mann hat auch einen Bürojob, aber dort wird es problemlos toleriert, daß er inzwischen auch im Winter keine Socken mehr trägt.

Genau, ich hab die "Vorzeigeklamotten" im Büro. Zu Hause bin ich eigentlich nur zum Schlafen (eine Folge beruflicher Unsicherheit, daß ich nie aus meinem elterlich ererbten und somit mietfreien Haus ausgesiedelt bin). Führt mitunter in etwas groteske Situationen, z.B. Sonntag, als es zwei Stunden vor Georgs Wanderung sintflutartig zu regnen anfing, und ich zwar Anzug, Schlips und langen Wintermantel (nicht wirklich bassend für eine solche Aktion), aber keine Regenjacke griffbereit hatte.
Sandalen ohne Socken hab ich nie erstrebt, weil ich´s nicht mag, wenn mir was um die Barfüße rumklappert, was ich festkrallen muß und ich außerdem leicht Blasen krieg. Wär auch glaub ich dresscodemäßig nicht so der große Schritt nach vorn. Zwischen den geisteswissenschaftlichen Disziplinen an der Uni bestehen himmelhohe Unterschiede, was den Grad der Konservativität der Kleiderordnungen anbelangt. Das kann von "keine Kleiderordnung" bis zu Bankverhältnissen gehen. Und bei zeitlich rückwärts gewandten Fächern ist es eher konservativ, hab ich den Eindruck.

Ach so, von dieser Seite habe ich das noch nicht betrachtet. Ich fand diese Definition von Anfang an sehr originell und überzeugend. Und sie hat mir ja schließlich auch bei der Entfaltung meiner eigenen "dauerhaften Barfüßigkeit" enorm geholfen: Wenn ich Schuhe brauche, ziehe ich sie an. Und wenn ich keine Schuhe brauche, lasse ich sie auch gleich zu Hause.

Geht bei mir mitunter nicht so einfach. Z.B. im Juli mußt ich mich in brütender Hitze bewerben, und das geht nicht ohne strengsten Dresscode. Wenn man den aber schon seit 6 Uhr morgens anhat und dann 13 Uhr zum Vortrag erscheint, ist das (zumindest in meinem Fall) geruchsmäßig eine ziemliche Zumutung für die Umwelt. Da man aber auch nicht unterwegs duschen kann, schleppt man die feinen, niegelnagelneuen Klamotten halt in der Reisetasche mit sich und zieht sie am Bahnhof/ Flughafen des Zielorts an (zum Glück hat die Stewardess beim Einchecken -Germanwings - keine Schuhe verlangt). Dieses Verfahren bringt mitunter auch Überraschungen mit sich, z.B. daß die Halbschuhe in Größe 46, die im Regal so schön aussehen, nicht wirklich an die Haxen passen, und daß die Haut der Fersen dann nach der Vortragstour erstmal für einige Wochen weg ist (wie es mir neulich bei einem Kongreß passiert ist). Am nächsten Tag hab ich diese sympathischen Schuhe dann wieder gern nach der strengen Ratinger Konvention behandelt.

Gruß, Guenther

Stilbruch

Michael aus Zofingen, Stammposter, Thursday, 07.09.2006, 13:10 (vor 6590 Tagen) @ Guenther

Hallo Guenther!:

Guenther:
Ein "Normbruch", den alle gut finden, finden sie auch gut, einen solchen, den sonst keiner begeht, finden sie erst mal schlecht. Nur über den Sinn oder Unsinn der gebrochenen Norm (in dem Falle Schuhe tragen) denkt keiner nach.

Michael:
Barfußlaufen außerhalb von Strand usw. an sich ist ein "Normbruch", dabei sind im Prinzip nur dort sinnvoll, wo es zu kalt oder zu heiß ist oder aufgrund der Bodenbeschaffenheit, herumfliegenden Teilen usw. die Füße geschützt werden müssen. Wobei die Grenzen von Person zu Person unterschiedlich liegen. Wer etwa eine Wohnung mit Teppich hat, in einer klimatisierten Bank arbeitet und die Fahrt mit dem Auto zurücklegt, ohne kilometerweite Fußwege zurückzulegen, der könnte also das ganze Jahr über mit T-Shirt und kurzer Hose auskommen. Schuhe und winterlichere Kleidung müßten im Auto parat liegen für den Fall, daß man im Winter mal aussteigen muß, wenn das Auto in einer Schneewehe stecken geblieben ist. Aber erzähl das mal einem Bankdirektor!
Es gibt übrigens Normbrüche, die sich im Laufe der Zeit durchgesetzt haben: Früher trug man beim Autofahren (und auch sonst außer Haus) einen Hut (genauer: ein Herr trug einen Hut, ein Mann trug eine Mütze; H trägt H, M trägt M). Heute fahren viele barhäuptig Auto, die Unterschiede zwischen einem Mann und einem Herrn sind verwischt. Über Autofahrer mit Hut wird heute sogar gelästert, das findet keiner gut. Mützen (speziell Baseballmützen) werden dagegen wieder häufiger getragen (neuer Stilbruch!), dafür nicht nur beim Autofahren, sondern auch in der Kirche, aber das ist bei Jugendlichen halt in. Aber wehe, man hat die Mütze andersrum auf wie der Rest!

Stilbruch ist auch nicht Stilbruch, eine Frau hat es da einfacher. Ich vermute einmal, daß eine Mann bei Temperaturen um +5°C leichter Ärger mit der Polizei bekommt wenn er barfuß (oder sockenlos in Sandalen) mit kurzen Hosen unterwegs ist wie als eine Frau in Kleidung mit vergleichbarem Bedeckungsgrad. Der Grund: Für Frauen gibt es Nylonstrumpfhosen, die auch bei kälterer Temperatur getragen werden und man manchmal auf den ersten Blick nicht als solche erkennen kann. Also vermutet ein außenstehender halt eine Dame mit Feinstrumpfhosen und kaum erkennbaren Schuhen und schaut nicht näher hin, wenn sie barfuß im Minirock über die Straße geht. Beim Mann, der barfuß in kurzen Hosen geht, dagegen vermutet man keine Strumpfhosen und schaut näher hin. Und wenn der Mann tatsächlich eine Strumpfhose trägt, wird (zumindest außerhalb von Karneval, St.-Pauli-Milieu usw. die Polizei gerufen. Ein Mann mit Feinstrumpfhosen ist halt auch ein Stilbruch.

Im Sommer dagegen wird ein barfüßiger Mann kaum behelligt, wenn er in kurzen oder langen Hosen durch die Stadt geht, etwa in Kombination mit einem T-Shirt. Ein Anzugträger am gleichen Ort wird auch nicht beachtet. Ein dritter, der zwar Jackett und Krawatte trägt, dazu aber kurze Hosen und barfuß (oder auch mit Schuhen), wird sicher von der Polizei kontrolliert. Der Stilbruch ist doch zu groß.

Guenther:
Z.B. im Juli mußt ich mich in brütender Hitze bewerben, und das geht nicht ohne strengsten Dresscode. Wenn man den aber schon seit 6 Uhr morgens anhat und dann 13 Uhr zum Vortrag erscheint, ist das (zumindest in meinem Fall) geruchsmäßig eine ziemliche Zumutung für die Umwelt. Da man aber auch nicht unterwegs duschen kann, schleppt man die feinen, niegelnagelneuen Klamotten halt in der Reisetasche mit sich und zieht sie am Bahnhof/ Flughafen des Zielorts an (zum Glück hat die Stewardess beim Einchecken -Germanwings - keine Schuhe verlangt). Dieses Verfahren bringt mitunter auch Überraschungen mit sich, z.B. daß die Halbschuhe in Größe 46, die im Regal so schön aussehen, nicht wirklich an die Haxen passen, und daß die Haut der Fersen dann nach der Vortragstour erst mal für einige Wochen weg ist (wie es mir neulich bei einem Kongreß passiert ist). Am nächsten Tag hab ich diese sympathischen Schuhe dann wieder gern nach der strengen Ratinger Konvention behandelt.

Michael:
Ich erinnere mich noch gut an die Zeiten, als ich gegen Ende meines Studiums auf Stellensuche war und ich nur einen einzigen Anzug besaß. Darüber könnte ich Bände schreiben. Meistens reiste ich dann in Dienstkleidung an. Nach dem Vorstellungsgespräch hatte ich meistens Zeit, um noch die jeweilige Stadt zu besichtigen, wozu ich Dienstkleidung als weniger praktisch empfand. Meistens hatte ich es sehr eilig, in die Freizeitkleidung zu schlüpfen. Auf offener Straße tat ich das nicht, aber es konnte durchaus vorkommen, daß ich selbiges hinter einer Plakatwand an einer vielbefahrenen Straße tat (z.B. in Hanau), meistens waren es aber Parks (z.B. Taunusanlage in Frankfurt). Auf der Hintour wäre ein umgekehrtes Vorgehen durchaus auch denkbar gewesen, nur wußte ich in fremden Städten nicht, wo es geeignete Plätze gab. Es wäre doch peinlich, wenn man bis zum Termin keine Möglichkeit gefunden hat, sich umzuziehen. In manchen Fällen mißbrauchte ich die Zugtoilette, um kurz vor dem Zielort die von Freizeit- auf Dienstkleidung zu wechseln, jedoch nur bei weiteren Strecken, sicher nicht von Oldenburg nach Bremen. Bei allen Dingen machte ich es mir aus heutiger Sicht viel zu unbequem: Entweder (bei nicht allzu hohen Temperaturen oder Platzmangel) blieb ich in Halbschuhen oder ich nahm extra Sandalen mit. Heute würde ich einfach die Schuhe in die Tasche stecken und barfuß laufen. Seitdem ich in der Schweiz arbeite, war ich nicht mehr oft unterwegs, aber den Klamottenwechsel habe ich noch manches mal praktiziert (wenn ich alleine unterwegs war, nicht bei Reisen mit anderen). Aber seitdem ich barfuß laufe, war ich nur einmal geschäftlich unterwegs, und das war im letzten Juni in Basel. Und da nutzte ich den Baumbestand nahe der Tramhaltestelle Eglisee als "Umkleidekabine"

Gruß,
Michael aus Zofingen

Stilbruch

Guenther, Thursday, 07.09.2006, 13:36 (vor 6590 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hi Michael!

Mit dem ersten Teil Deiner Ausführungen stimme ich völlig überein, nur glaube ich, daß ich im Hochsommer in Köln mit Jacket/ Krawatte/ kurzer Hose + barfuß zwar einiges Aufsehen erregen würde, aber nicht bei der Polizei. Man würde mich einfach für einen Spaßvogel halten ... Vielleicht ist da in Köln die Mentalität karnevalesker als anderswo.

Und beim ggf. notwendigen Umziehen bevorzuge ich, wie auch beim Schlafen, anders als Du entschieden überdachte Lokalitäten (etwa Bahnhofstoiletten, obwohl deren Benutzung heutzutage horrend teuer ist). Sonst könnte man doch leicht in den Verdacht geraten, ein Sittenstrolch zu sein, und in solcher Situation einem Polizisten zu erklären, daß man sich nur ausgezogen hat, um den mitgeführten Anzug anzuziehen, halte ich - obwohl ich sonst weniger an der Polizei zweifele als Du - für problematisch.

Gruß, Guenther

Kleiderwechsel im Büro?

Markus U., Stammposter, Thursday, 07.09.2006, 13:47 (vor 6590 Tagen) @ Guenther

Hi Guenther!

Genau, ich hab die "Vorzeigeklamotten" im Büro. Zu Hause bin ich eigentlich nur zum Schlafen (eine Folge beruflicher Unsicherheit, daß ich nie aus meinem elterlich ererbten und somit mietfreien Haus ausgesiedelt bin). Führt mitunter in etwas groteske Situationen, z.B. Sonntag, als es zwei Stunden vor Georgs Wanderung sintflutartig zu regnen anfing, und ich zwar Anzug, Schlips und langen Wintermantel (nicht wirklich bassend für eine solche Aktion), aber keine Regenjacke griffbereit hatte.

Jetzt habe ich einige Fragen:
Wenn Du stets im selben Hause gewohnt hast, dann müßtest Du dich eigentlich, wie man in Bayern sagt, "ojß beinand" (alles beieinander) haben. Deinen Beitrag verstehe ich aber so, daß Du anscheinend einen Kleiderschrank im Büro hast und Dich dort umziehst. Was trägt Du denn während der Fahrt zur Arbeit und zurück? Wann und wo ziehst Du Dich um? Hast Du tatsächlich einen Kleiderschrank im Büro? Und hast Du keine Befürchtungen, daß man Dich beim Betreten und Verlassen der Diensträume barfuß ertappt?

Oje, das war jetzt ein ganzer Katalog von Fragen (keine Angst, ich bin nicht Burkhard). Ich frage deshalb, weil es für mich unvorstellbar ist, barfuß im Büro zu erscheinen und erst dort Schuhe anzuziehen, oder mich dort oder auf dem Wege dorthin umzuziehen. Wenn ich einen Gerichtstermin habe, muß ich mich förmlicher anziehen als an terminfreien Tagen und vor allem die Schuhe vorher entsprechend auswählen (also an Gerichtstagen stets geschlossene Schuhe, im Sommer an terminfreien Tagen auch schon mal Sandalen ohne Sokken). Wenn man die Sokkenlosigkeit nicht sehen soll, was im Winter der Fall ist, dann kann wegen des Saumes auch die Wahl der Hose von Bedeutung sein. Niemals aber fiele es mir ein, barfuß zum Büro zu fahren - wobei ich im Sommer die Sandalen im Auto durchaus abstreife. Den Weg zwischen Parkplatz und Bürotür bzw. Wohnungstür sowie umgekehrt lege ich dagegen stets beschuht zurück.

Sandalen ohne Socken hab ich nie erstrebt, weil ich´s nicht mag, wenn mir was um die Barfüße rumklappert, was ich festkrallen muß und ich außerdem leicht Blasen krieg. Wär auch glaub ich dresscodemäßig nicht so der große Schritt nach vorn. Zwischen den geisteswissenschaftlichen Disziplinen an der Uni bestehen himmelhohe Unterschiede, was den Grad der Konservativität der Kleiderordnungen anbelangt. Das kann von "keine Kleiderordnung" bis zu Bankverhältnissen gehen. Und bei zeitlich rückwärts gewandten Fächern ist es eher konservativ, hab ich den Eindruck.

Das wußte ich nicht, daß es da so große Unterschiede gibt. Du scheinst ja eher auf der "bankmäßigen" Seite des Spektrums zu liegen.
Was Sandalen angeht, hate ich nie das Gefühl, daß mir da was "um die Barfüße rumklappert", und festzukrallen brauchte ich mich auch nie. Sandalen und vor allem Flipflops sind gewissermaßen eine Kompromißlösung zwischen barfuß und geschlossenen Schuhen.

Z.B. im Juli mußt ich mich in brütender Hitze bewerben, und das geht nicht ohne strengsten Dresscode. Wenn man den aber schon seit 6 Uhr morgens anhat und dann 13 Uhr zum Vortrag erscheint, ist das (zumindest in meinem Fall) geruchsmäßig eine ziemliche Zumutung für die Umwelt. Da man aber auch nicht unterwegs duschen kann, schleppt man die feinen, niegelnagelneuen Klamotten halt in der Reisetasche mit sich und zieht sie am Bahnhof/ Flughafen des Zielorts an (zum Glück hat die Stewardess beim Einchecken -Germanwings - keine Schuhe verlangt). Dieses Verfahren bringt mitunter auch Überraschungen mit sich, z.B. daß die Halbschuhe in Größe 46, die im Regal so schön aussehen, nicht wirklich an die Haxen passen, und daß die Haut der Fersen dann nach der Vortragstour erstmal für einige Wochen weg ist (wie es mir neulich bei einem Kongreß passiert ist). Am nächsten Tag hab ich diese sympathischen Schuhe dann wieder gern nach der strengen Ratinger Konvention behandelt.
Gruß, Guenther

Ich mußte auch schon lange Zugreisen zu weit entfernten Gerichtsterminen zurücklegen. Der "Dresscode" war dabei für mich nie ein Problem. Zum einen schleppe ich nicht gern mehr Zeugs mit mir rum, als ich benötige, und zweitens habe ich keine Lust, mich auch noch z. B. auf der Zugtoilette zweimal, also vor und nach dem Termin umzuziehen. Zudem sind die ICE- Züge allermeist klimatisiert. Im Zug ziehe ich auf solche Fahrten freilich auch die Schuhe aus.

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.

Kleiderwechsel im Büro?

Guenther @, Thursday, 07.09.2006, 14:32 (vor 6590 Tagen) @ Markus U.

Hi Markus U.!

Da gibt es einige Unterschiede im "modus operandi", wie ich sehe:

Wenn Du stets im selben Hause gewohnt hast, dann müßtest Du dich eigentlich, wie man in Bayern sagt, "ojß beinand" (alles beieinander) haben.

Zu Hause (bei MG) hab ich natürlich alles beinand. Aber Sonntag morgen war ich hier in Köln, und da ist eben nur die "Vorzeigekleidung". Und in der Nacht von Samstag auf Sonntag war es affenwarm, so daß ich nicht daran gedacht hatte, wegen Wanderung Regenkleidung nach Köln zu schleppen.

Deinen Beitrag verstehe ich aber so, daß Du anscheinend einen Kleiderschrank im Büro hast und Dich dort umziehst.

In dem Behältnis, wo ich jetzt sitze, hängen die Klamotten zwischen einem querstehenden Schrank und einem Bücherregal. Stell Dir Uni-Büros im Vergleich zu Deinem eher spartanisch vor. Der einzige Schrank ist voll von Zeug meines Vorgängers, und der Schlüssel ist abgebrochen. Er (= Schrank) bedeckt schräg das alte Bücherregal, vor dem die Klamotten hängen.

Was trägt Du denn während der Fahrt zur Arbeit und zurück?

Bei hohen Temperaturen eine kurze Hose und bei tiefen eine lange, dazu ein Hemd/Tshirt und bedarfsweise eine (ziemlich kurze) Jacke.

Wann und wo ziehst Du Dich um?

Im Büro. Das Verfahren setzt voraus, daß man früh kommt und spät geht, was ich an Wochentagen tue. Glaubst Du, ein leitender Unibediensteter käme vor 9 Uhr oder ginge nach 18 Uhr? Und am Wochenende ist ohnehin (fast) keiner da, wie die Arbeitsmentalität nun mal ist.

Hast Du tatsächlich einen Kleiderschrank im Büro?

S.o.

Und hast Du keine Befürchtungen, daß man Dich beim Betreten und Verlassen der Diensträume barfuß ertappt?

Kommt de facto eher selten vor (s.o.). Befürchtungen hab ich dann nicht, weil ich doch nichts de iure Verbotenes tue.

Ich frage deshalb, weil es für mich unvorstellbar ist, barfuß im Büro zu erscheinen und erst dort Schuhe anzuziehen, oder mich dort oder auf dem Wege dorthin umzuziehen.

Wenn ich einen Weg von ein paar Minuten von zu Hause bis zum Büro hätte, sähe ich das auch so. Weil ich aber zwischen meinem heimischen Haus bei MG und meinem Arbeitsplatz ca. 2 - 2 1/2 Stunden Fahrt habe (incl. örtlichem Nahverkehr), wäre ich, wenn ich Deinem Beispiel folgen würde, wie jeder "Normale" nur im Bett bzw. auf dem Weg dahin barfuß. Dein Verfahren setzt eine Trennung zwischen Geschäfts- und Privatbereich voraus. Die gibt es aber bei mir nicht. Ich bin in der Regel entweder im Bett oder im Büro bzw. auf dem Weg dorthin oder von dort (mal abgesehen von eher seltenen Aktionen wie Barfußwanderungen).

Wenn ich einen Gerichtstermin habe, muß ich mich förmlicher anziehen als an terminfreien Tagen und vor allem die Schuhe vorher entsprechend auswählen (also an Gerichtstagen stets geschlossene Schuhe, im Sommer an terminfreien Tagen auch schon mal Sandalen ohne Sokken). Wenn man die Sokkenlosigkeit nicht sehen soll, was im Winter der Fall ist, dann kann wegen des Saumes auch die Wahl der Hose von Bedeutung sein.

Für mich viel zu kompliziert. Zum Anzug gehören halt Halbschuhe und Socken.

Niemals aber fiele es mir ein, barfuß zum Büro zu fahren - wobei ich im Sommer die Sandalen im Auto durchaus abstreife.

Ich vermute, Du wohnst in der Nähe Deines Büros. Da ich Nichtautofahrer bin, kann ich auch nichts neben mich auf die Rückbank legen, sondern muß alles mit mir rumschleppen.

Den Weg zwischen Parkplatz und Bürotür bzw. Wohnungstür sowie umgekehrt lege ich dagegen stets beschuht zurück.

Bei mir exakt umgekehrt.

Was Sandalen angeht, hate ich nie das Gefühl, daß mir da was "um die Barfüße rumklappert", und festzukrallen brauchte ich mich auch nie. Sandalen und vor allem Flipflops sind gewissermaßen eine Kompromißlösung zwischen barfuß und geschlossenen Schuhen.

"Festkrallen" gilt für Flipflops, "Blasen" (meist an der Fußoberseite)
für Sandalen.

Ich mußte auch schon lange Zugreisen zu weit entfernten Gerichtsterminen zurücklegen. Der "Dresscode" war dabei für mich nie ein Problem. Zum einen schleppe ich nicht gern mehr Zeugs mit mir rum, als ich benötige, und zweitens habe ich keine Lust, mich auch noch z. B. auf der Zugtoilette zweimal, also vor und nach dem Termin umzuziehen.

Ich schleppe auch nicht gerne, deshalb die oben erläuterte Technik. Mitunter muß man den Anzug aber zu Reinigungszwecken wechseln. Da und bei auswärtigen Terminen ist das Schleppen eben unumgänglich. Und zum Umziehen nehm ich nicht die engen Klos im Zug (wo man sich ja kaum drehen kann), sondern Toiletten am Bahnhof, auch wenn sie kostenpflichtig sind. Bei 4-5 auswärtigen Terminen im Jahr kann ich mir das leisten ...

Zudem sind die ICE- Züge allermeist klimatisiert. Im Zug ziehe ich auf solche Fahrten freilich auch die Schuhe aus.

Anzug/ Businessklamotten + barfuß ist aber auch keine so stylishe Kombination ...

Weitere Detailfragen zu den nicht unmittelbar barfußrelevanten Aspekten dieses Procedere klären wir wohl besser ber Email (oben anklicken). Dort werden auch Termine für eine ggf. erforderliche Autopsie meiner bescheidenen Räumlichkeiten vergeben (:-)))) ).

Gruß, Guenther

Kleiderwechsel im Büro?

Markus U., Stammposter, Thursday, 07.09.2006, 16:38 (vor 6590 Tagen) @ Guenther

Hi Guenther!

Was trägt Du denn während der Fahrt zur Arbeit und zurück?


Bei hohen Temperaturen eine kurze Hose und bei tiefen eine lange, dazu ein Hemd/Tshirt und bedarfsweise eine (ziemlich kurze) Jacke.

Fährst Du denn auch im Winter barfuß zum Büro?

Ich frage deshalb, weil es für mich unvorstellbar ist, barfuß im Büro zu erscheinen und erst dort Schuhe anzuziehen, oder mich dort oder auf dem Wege dorthin umzuziehen.


Wenn ich einen Weg von ein paar Minuten von zu Hause bis zum Büro hätte, sähe ich das auch so. Weil ich aber zwischen meinem heimischen Haus bei MG und meinem Arbeitsplatz ca. 2 - 2 1/2 Stunden Fahrt habe (incl. örtlichem Nahverkehr), wäre ich, wenn ich Deinem Beispiel folgen würde, wie jeder "Normale" nur im Bett bzw. auf dem Weg dahin barfuß. Dein Verfahren setzt eine Trennung zwischen Geschäfts- und Privatbereich voraus. Die gibt es aber bei mir nicht. Ich bin in der Regel entweder im Bett oder im Büro bzw. auf dem Weg dorthin oder von dort (mal abgesehen von eher seltenen Aktionen wie Barfußwanderungen).

Hier gibt es tatsächlich einen beträchtlichen Unterschied in den Arbeitsbedingungen. Ich bin zum Büro nur eine halbe Stunde mit dem Pkw unterwegs, und die Trennung zwischen Geschäfts- und Privatbereich ist für mich selbstverständlich (was ich eigentlich stillschweigend bei allen, die nicht in ihrem häuslichen Bereich arbeiten, vorausgesetzt hatte). Am Arbeitsplatz kennt man mich nur beschuht, während ich in meinem privaten Umfeld und erst recht in der Wohnung in der Regel barfuß bin. Eine bedeutende Ausnahme ist hier freilich die Göttliche Liturgie in der Kirche.

Was Sandalen angeht, hatte ich nie das Gefühl, daß mir da was "um die Barfüße rumklappert", und festzukrallen brauchte ich mich auch nie. Sandalen und vor allem Flipflops sind gewissermaßen eine Kompromißlösung zwischen barfuß und geschlossenen Schuhen.


"Festkrallen" gilt für Flipflops, "Blasen" (meist an der Fußoberseite)
für Sandalen.

Da scheint es erhebliche individuelle Unterschiede zu geben. Mancher findet Flipflops unerträglich oder muß sie krampfhaft mit den Zehen festhalten, während ich damit sogar rennen kann.

Zudem sind die ICE- Züge allermeist klimatisiert. Im Zug ziehe ich auf solchen Fahrten freilich auch die Schuhe aus.


Anzug/ Businessklamotten + barfuß ist aber auch keine so stylishe Kombination ...

Es ist in den ICE- Zügen nichts Ungewöhnliches, daß sich jemand die Schuhe auszieht. Und ich finde durchaus, daß die obige Kombination einen gewissen Reiz hat und auf mich sehr stylish wirkt. Gleichwohl traue ich mich (noch?) nicht, so auf die Straße zu gehen. Und bevor ich den Zug verlasse, ziehe ich die Schuhe wieder an - es handelt sich um einen Fall von unechter Barfüßigkeit.

Weitere Detailfragen zu den nicht unmittelbar barfußrelevanten Aspekten dieses Procedere klären wir wohl besser ber Email (oben anklicken). Dort werden auch Termine für eine ggf. erforderliche Autopsie meiner bescheidenen Räumlichkeiten vergeben (:-)))) ).
Gruß, Guenther

Ja, das können wir gerne so machen.

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.

Kleiderwechsel im Büro?

Guenther, Thursday, 07.09.2006, 16:55 (vor 6590 Tagen) @ Markus U.

Hi Markus U.!

Fährst Du denn auch im Winter barfuß zum Büro?

Wenn wir lasche Winter haben wie den letzten, ist das eigentlich kein Problem (man muß aber hinzusagen, daß die Umsteigedistanzen von und zur Straßenbahn nicht allzu weit sind). Mit barfüßigen Schneewanderungen kann ich dagegen nicht dienen.

Hier gibt es tatsächlich einen beträchtlichen Unterschied in den Arbeitsbedingungen. Ich bin zum Büro nur eine halbe Stunde mit dem Pkw unterwegs, und die Trennung zwischen Geschäfts- und Privatbereich ist für mich selbstverständlich (was ich eigentlich stillschweigend bei allen, die nicht in ihrem häuslichen Bereich arbeiten, vorausgesetzt hatte). Am Arbeitsplatz kennt man mich nur beschuht, während ich in meinem privaten Umfeld und erst recht in der Wohnung in der Regel barfuß bin. Eine bedeutende Ausnahme ist hier freilich die Göttliche Liturgie in der Kirche.

Wenn Du mit "kennt man mich nur beschuht" meinst, daß kein Mensch dort weiß, daß Du überhaupt barfuß läufst, ist das in der Tat eine völlige Trennung der Bereiche, die ich mit meinem Verfahren nicht erreichen kann. Eine solche Trennung ist aber auch aus anderen Gründen bei mir nicht möglich, weil ich an dem gleichen Ort (barfuß, zumindest in meinen späteren Semestern) studiert habe.

Gruß, Guenther

Trennung von Arbeits- und Privatbereich

Michael aus Zofingen, Stammposter, Friday, 08.09.2006, 06:57 (vor 6589 Tagen) @ Guenther

Hi Markus U.!

Fährst Du denn auch im Winter barfuß zum Büro?

Hallo Guenther,

die Unizeiten liegen bei mir schon über 17 Jahre zurück. Während meiner Diplom- und Doktorarbeit - und auch während der folgenden drei Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit jährlich zu erneuerndem Zeitvertrag kam es auch öfters vor, daß ich manches Mal meine "Wohnung" (genauer: ein möbliertes Zimmer) nur zum Schlafen benutzte. Auch am Wochenende war ich öfters an der Uni. Da an der Uni kein Krawattenzwang herrschte und auch zum Tragen von kurzen Hosen nichts gesagt wurde (höchstens gelästert, wenn man dieses bei +15°C tat), störte es nicht. Barfuß (nicht einmal sockenlos) war für mich kein Thema. Sicher hätten die Professoren gemeckert, wenn einer ohne Schuhe sich im Chemielabor aufhält, genauso wie "Schutzbrillenmuffel" (wie schön, daß ich als Brillenträger meine normale Brille aufbehalten durfte) oftmals von den Profs zusammengeschissen wurden.

Als ich hier in der Schweiz eine "richtige" Arbeit bekam, entschloß ich mich, Arbeit und Privatleben schärfer zu trennen. Mal eben für eine Stunde am Wochenende vorbeischauen kam für mich nicht in Frage. Wenn ich schon am Wochenende arbeiten müßte, dann nur unter der Bedingung, daß ich dafür einen anderen Tag frei bekomme. Von Anfang an hatte ich die "dumme" Angewohnheit, jedem Tag nach der Arbeit zu Hause als erstes die Dienstkleidung durch Freizeitkleidung zu ersetzen, wobei anfangs bei Temperaturen unter 15°C meine Freizeitkleidung bis auf die Krawatte die Freizeitkleidung einen ähnlich hohen Bedeckungsgrad aufwies als die Dienstkleidung. Und erst vor 3,5 Jahren kam ich dank Forum auf die Idee, die Schuhe immer öfter fortzulassen.

Wie Markus U. "kennt man mich am Arbeitsplatz nur beschuht" (und lang behost und beschlipst), jedoch habe ich nur 5 Minuten Anmarschweg mit dem Fahrrad. So Kommtee es vor, daß viele mich auch schon barfuß gesehen haben. Und die es nicht haben, die haben es zumindest von anderen gehört. Eigentlich hat mich das nie gestört. Das lag vielleicht daran, daß bekannt war, daß ich schon vorher bei vergleichsweise tiefen Temperaturen eher leicht bekleidet war, da ist das Weglassen von Schuhen sicher nicht mehr überraschend, fast schon logische Konsequenz. Kurz nachdem ich angefangen hatte zu arbeiten, habe ich es vermieden, in kurzen Hosen in der Freizeit durch die Straße zu fahren, in der die Firma liegt. Ich hatte die Befürchtung, der Portier könnte mich erkennen und dieses meinen Vorgesetzten melden. Diese Befürchtungen sind längst vorbei.

Bei mir sind also Arbeit und Freizeit streng getrennt, jedoch geschieht gleiches im selben Umfeld. 5 Minuten mit dem Fahrrad zur Arbeit sind zu wenig, um irgendwelche Umkleidungszeremonien veranstalten zu müssen, andererseits eine Garantie dafür, daß ich wenigstens etwas Bewegung bekomme. Stundenlange Arbeitswege sind sicher nicht erstrebenswert, wenn man nicht wegen anderer Dinge dazu quasi genötigt ist (z.B. Arbeitsplatz des Lebenspartners, billigerer Wohnraum usw.) . Kaum einer wird extra einen Wohnort aussuchen, der weit entfernt vom Arbeitsplatz ist, nur weil er gerne Bahn, Auto oder Fahrrad fährt. Oder weil er barfuß laufen will, ohne von Arbeitskollegen dabei beobachtet zu werden.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

Trennung von Arbeits- und Privatbereich

Guenther, Friday, 08.09.2006, 08:46 (vor 6589 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hi Michael!

Stundenlange Arbeitswege sind sicher nicht erstrebenswert, wenn man nicht wegen anderer Dinge dazu quasi genötigt ist (z.B. Arbeitsplatz des Lebenspartners, billigerer Wohnraum usw.) . Kaum einer wird extra einen Wohnort aussuchen, der weit entfernt vom Arbeitsplatz ist, nur weil er gerne Bahn, Auto oder Fahrrad fährt. Oder weil er barfuß laufen will, ohne von Arbeitskollegen dabei beobachtet zu werden.

Völlig richtig: Bei mir ist es der billige Wohnraum (= elterlich ererbtes Haus) ca. 50 km neben dem Arbeitsplatz, der mich - zumal in Anbetracht des Fehlens einer dauerhaften Stelle - immer wieder vom Umzug fernhält.

Gruß, Guenther

keine Klappern, kein Festkrallen, keine Blasen

Pedro, Stammposter, Thursday, 07.09.2006, 22:36 (vor 6590 Tagen) @ Guenther

Hi Günther,

Sandalen ohne Socken hab ich nie erstrebt, weil ich´s nicht mag, wenn mir was um die Barfüße rumklappert, was ich festkrallen muß und ich außerdem leicht Blasen krieg.

Das mag ich auch nicht. Deswegen verwende ich als Notsandalen für unangenehme Untergründe Tevas. Die klappern nicht, muss man nicht festkrallen, und man kriegt keine Blasen, weil sie mit weichen Bändern mit Klettverschluss zugemacht werden. Auch Zehenstegsandalen, wo der Steg von der Lücke zwischen den Zehen bis zum Beinansatz hochgeht und sich erst dort nach links und rechts teilt, erfüllen diese drei Kriterien.

Barfuß-Gruß
Pedro

kein Klappern, kein Festkrallen, keine Blasen

Markus U., Stammposter, Thursday, 07.09.2006, 23:25 (vor 6590 Tagen) @ Pedro

Hi Pedro!

Sandalen ohne Socken hab ich nie erstrebt, weil ich´s nicht mag, wenn mir was um die Barfüße rumklappert, was ich festkrallen muß und ich außerdem leicht Blasen krieg.


Das mag ich auch nicht. Deswegen verwende ich als Notsandalen für unangenehme Untergründe Tevas. Die klappern nicht, muss man nicht festkrallen, und man kriegt keine Blasen, weil sie mit weichen Bändern mit Klettverschluss zugemacht werden. Auch Zehenstegsandalen, wo der Steg von der Lücke zwischen den Zehen bis zum Beinansatz hochgeht und sich erst dort nach links und rechts teilt, erfüllen diese drei Kriterien.

Ich mag keine Tevas, weil die in meinen Augen recht plump und ungeschlacht aussehen und Klettverschlüsse an Kleidungsstükken jeglicher Art überhaupt nicht mein "Dingen" sind. Wenn Sandalen sein müssen, was bei mir vor allem im Sommer im Büro und im Winter an der Uni der Fall ist, dann bevorzuge ich leichte Sandalen ohne Fersenriemen oder eben Flipflops, von denen es auch sehr edle und teure Modelle gibt. Die von Dir beschriebenen Zehenstegsandalen gefallen mir hingegen überhaupt nicht. Im übrigen kann ich bei den von mir getragenen Modellen weder ein Klappern (die Flipflops erzeugen lediglich das mit ihrem Namen lautmalerisch wiedergegebene Geräusch, das man aber nicht als Klappern bezeichnen kann); ich brauche mich darin nicht festzukrallen und Blasen bekomme ich auch keine (die hab ich mir bisher überhaupt nur in festen Schuhen, aber niemals in Sandalen oder gar barfuß geholt). Wir sind uns hier wohl alle einig, daß nichts über das Barfußlaufen geht, aber von allen Schuhen dieser Erde sind Flipflops wiederum das allerkleinste Übel, denn sie lassen am meisten Luft an die Füße und kommen dem Barfußlaufen somit noch am nächsten, zumal sie den Fuß kaum bedekken. Der unmittelbare Kontakt zur Erde ist freilich darin bereits verloren, aber das trifft ja auf alle Schuhe zu.

Barfüßige Grüße (derzeit ohne Sandalen, Flipflops etc.)
Markus U.

kein Klappern, kein Festkrallen, keine Blasen

Pedro, Stammposter, Friday, 08.09.2006, 08:42 (vor 6589 Tagen) @ Markus U.

Hi Markus!

Hi Pedro!
Ich mag keine Tevas, weil die in meinen Augen recht plump und ungeschlacht aussehen und Klettverschlüsse an Kleidungsstükken jeglicher Art überhaupt nicht mein "Dingen" sind. Wenn Sandalen sein müssen, was bei mir vor allem im Sommer im Büro und im Winter an der Uni der Fall ist, dann bevorzuge ich leichte Sandalen ohne Fersenriemen oder eben Flipflops, von denen es auch sehr edle und teure Modelle gibt. Die von Dir beschriebenen Zehenstegsandalen gefallen mir hingegen überhaupt nicht. Im übrigen kann ich bei den von mir getragenen Modellen weder ein Klappern (die Flipflops erzeugen lediglich das mit ihrem Namen lautmalerisch wiedergegebene Geräusch, das man aber nicht als Klappern bezeichnen kann); ich brauche mich darin nicht festzukrallen und Blasen bekomme ich auch keine (die hab ich mir bisher überhaupt nur in festen Schuhen, aber niemals in Sandalen oder gar barfuß geholt). Wir sind uns hier wohl alle einig, daß nichts über das Barfußlaufen geht, aber von allen Schuhen dieser Erde sind Flipflops wiederum das allerkleinste Übel, denn sie lassen am meisten Luft an die Füße und kommen dem Barfußlaufen somit noch am nächsten, zumal sie den Fuß kaum bedekken. Der unmittelbare Kontakt zur Erde ist freilich darin bereits verloren, aber das trifft ja auf alle Schuhe zu.

Macht ja nichts, wenn wir verschiedene Geschmäkker (hast's gesehen, ich hab jetzt hier mal Deine lustige Schreibweise übernommen!) bezüglich Notsandalen haben. Tevas erfüllen nicht nur die drei in der Überschrift genannten Kriterien. Ich mag auch ihr sportlich-geländemäßiges Aussehen. Und dort, nämlich auf unangenehmem Untergrund, kommen sie bei mir auch hautpsächlich zum Einsatz. Im übrigen finde ich auch, dass Flip-Flops besser aussehen als Zehenstegsandalen, aber ich kann in den Zehenstegsandalen besser gehen (wenn auch nicht so gut wie barfuß).

Barfüßige Grüße (derzeit ohne Sandalen, Flipflops etc.)
Markus U.

Barfüßgie Grüße zurück (ebefalls ohne Sandalen etc.)
Pedro

Austauschschülerin in Dänemark - Generationenkonflikte

Pedro, Stammposter, Wednesday, 06.09.2006, 16:17 (vor 6591 Tagen) @ Sabrina

Außerdem habe ich dadurch in Erfahrung gebracht, daß das angebliche Zitat aus Pedro's nicht gerade von Verständnis geprägtem Beutrag gar nicht von Sokrates stammt.

Hallo Sabrina,

sorry, ich wusste nicht, dass das Zitat nicht echt war.

Aber auch ohne den Zeugen Sokrates bleibe ich bei meiner Ansicht, dass es weder neu noch korrekt beobachtet ist, wenn Ältere meinen, sie seien in ihrer Jugend besser gewesen als die heutige Jugend.

Auch wurde in diesem Forum schon von unschönen Bemerkungen beschuhter Erwachsener berichtet, und zwar sowohl zu barfüßigen Erwachsenen als auch zu barfüßigen Jugendlichen.

Aber in einem Punkt hast Du schon recht: Mir fehlt jedes Verständnis für die pauschale Verunglimpfung einer ganzen Elterngeneration. Ich zitiere nochmals aus Deinem Beitrag von vorgestern:
"Wahrscheinlich muß man sich einfach mit Tatsache abfingen, daß die Jugend von heute schlecht bzw. gar nicht erzogen ist und die heutigen Eltern von Erziehung nichts verstehen."
Ich wollte Dir sagen, dass meine Frau und ich sich größte Mühe bei der Erziehung unserer Kinder geben. Und wir sind da wirklich kein Einzelfall.

Wofür ich hingegen sehr viel Verständnis habe, ist Deine gegenwärtige Situation. Ich wünsche Deinem Mann von Herzen gute Genesung.

Viele Grüße
Pedro

Austauschschülerin in Dänemark - Generationenkonflikte

Sabrina, Wednesday, 06.09.2006, 17:18 (vor 6591 Tagen) @ Pedro

Hallo Pedro!

Hallo Sabrina,
sorry, ich wusste nicht, dass das Zitat nicht echt war.
Aber auch ohne den Zeugen Sokrates bleibe ich bei meiner Ansicht, dass es weder neu noch korrekt beobachtet ist, wenn Ältere meinen, sie seien in ihrer Jugend besser gewesen als die heutige Jugend.
Auch wurde in diesem Forum schon von unschönen Bemerkungen beschuhter Erwachsener berichtet, und zwar sowohl zu barfüßigen Erwachsenen als auch zu barfüßigen Jugendlichen.

Für mich ist es aber ein Unterschied, ob eine ältere Person ihr Unverständnis bekundet - obwohl ich natürlich alles andere als erfreut bin, wenn das in unfreundlichem Ton geschieht - oder ob in von irgendwelchen unreifen Bengeln oder Gören angepöbelt werde. Außerdem kann ich mich gegen die bemerkungen älterer Personen abgesehen davon, daß sie mir weniger ausmachen, besser zur Wehr setzen. Bei den Pöbeleien unreifer Jugendlicher kann ich nur so tun, als hätte ich nichts bemerkt, weil alles andere zu einer Eskalation der Siuation führen würde, womit ich dann erst recht nicht klarkäme. Trotzdem ärgern mich solche Begebenheiten ungemein und zeugen von der Intoleranz der heutigen Jugend. Und ich habe mir Derartiges früher nie herausgenommen!
Außerdem bin ich mit 27 Jahren noch gar nicht sooo alt. Du bist vermutlich älter als ich.

Aber in einem Punkt hast Du schon recht: Mir fehlt jedes Verständnis für die pauschale Verunglimpfung einer ganzen Elterngeneration. Ich zitiere nochmals aus Deinem Beitrag von vorgestern:
"Wahrscheinlich muß man sich einfach mit der Tatsache abfinden, daß die Jugend von heute schlecht bzw. gar nicht erzogen ist und die heutigen Eltern von Erziehung nichts verstehen."
Ich wollte Dir sagen, dass meine Frau und ich sich größte Mühe bei der Erziehung unserer Kinder geben. Und wir sind da wirklich kein Einzelfall.

Dafür möchte ich mich entschuldigen. Als ich den von Dir zitierten Beitrag schrieb, war ich so verzagt und wütend zugleich, daß meine Gefühle mit mir durchgingen. Dennoch habe ich den Eindruck, daß die Kindererziehung allgemein - wobei ich das jetzt ausdrücklich nicht auf Dich beziehe - früher einfacher war. Als ich noch zur Schule ging, habe ich die wenigen "Schlüsselkinder" berufstätiger Mütter bedauert, denn unsere Mutter hat sich selber um uns gekümmert und uns weder in fremde Obhut gegeben noch uns selbst überlassen, während heute die meisten Mütter berufstätig sind und sich deshalb eben nicht selbst um ihre Kinder kümmern (können). Aber vielleicht ist das bei Euch ja anders.

Wofür ich hingegen sehr viel Verständnis habe, ist Deine gegenwärtige Situation. Ich wünsche Deinem Mann von Herzen gute Genesung.
Viele Grüße
Pedro

Danke für Dein Verständnis und die Genesungswünsche.

Gruß,
Sabrina

Austauschschülerin in Dänemark - Generationenkonflikte

Pedro, Stammposter, Wednesday, 06.09.2006, 17:34 (vor 6591 Tagen) @ Sabrina

Hallo Sabrina,

Hallo Pedro!
Für mich ist es aber ein Unterschied, ob eine ältere Person ihr Unverständnis bekundet - obwohl ich natürlich alles andere als erfreut bin, wenn das in unfreundlichem Ton geschieht - oder ob in von irgendwelchen unreifen Bengeln oder Gören angepöbelt werde. Außerdem kann ich mich gegen die bemerkungen älterer Personen abgesehen davon, daß sie mir weniger ausmachen, besser zur Wehr setzen. Bei den Pöbeleien unreifer Jugendlicher kann ich nur so tun, als hätte ich nichts bemerkt, weil alles andere zu einer Eskalation der Siuation führen würde, womit ich dann erst recht nicht klarkäme. Trotzdem ärgern mich solche Begebenheiten ungemein und zeugen von der Intoleranz der heutigen Jugend. Und ich habe mir Derartiges früher nie herausgenommen!

Dass Du Dir das nicht rausgenommen hast, glaube ich Dir gerne. Aber es gab auch zu Deiner Zeit Jugendliche, die sich sowas herausgenommen haben.

Außerdem bin ich mit 27 Jahren noch gar nicht sooo alt. Du bist vermutlich älter als ich.

Stimmt. Und ich habe mir sowas auch nie herausgenommen. Aber Altersgenossen, die sich sowas herausgenommen haben, gab es auch zu meiner Zeit.

Aber in einem Punkt hast Du schon recht: Mir fehlt jedes Verständnis für die pauschale Verunglimpfung einer ganzen Elterngeneration. Ich zitiere nochmals aus Deinem Beitrag von vorgestern:
"Wahrscheinlich muß man sich einfach mit der Tatsache abfinden, daß die Jugend von heute schlecht bzw. gar nicht erzogen ist und die heutigen Eltern von Erziehung nichts verstehen."
Ich wollte Dir sagen, dass meine Frau und ich sich größte Mühe bei der Erziehung unserer Kinder geben. Und wir sind da wirklich kein Einzelfall.

Dafür möchte ich mich entschuldigen. Als ich den von Dir zitierten Beitrag schrieb, war ich so verzagt und wütend zugleich, daß meine Gefühle mit mir durchgingen. Dennoch habe ich den Eindruck, daß die Kindererziehung allgemein - wobei ich das jetzt ausdrücklich nicht auf Dich beziehe - früher einfacher war. Als ich noch zur Schule ging, habe ich die wenigen "Schlüsselkinder" berufstätiger Mütter bedauert, denn unsere Mutter hat sich selber um uns gekümmert und uns weder in fremde Obhut gegeben noch uns selbst überlassen, während heute die meisten Mütter berufstätig sind und sich deshalb eben nicht selbst um ihre Kinder kümmern (können). Aber vielleicht ist das bei Euch ja anders.

Danke für Deine lieben Worte. Erziehung empfinde ich heute als schwierig wegen des Einflusses der Medien.

Meine Frau ist derzeit nicht berufstätig. Aber es gibt Tage, da wünschte ich mir, es wäre anders herum. Wichtig ist, dass jemand bei den Kindern ist. Dies kann, vor allem bei älteren Kindern, aber auch der Vater sein.

Wofür ich hingegen sehr viel Verständnis habe, ist Deine gegenwärtige Situation. Ich wünsche Deinem Mann von Herzen gute Genesung.
Viele Grüße
Pedro

Danke für Dein Verständnis und die Genesungswünsche.
Gruß,
Sabrina

Vielleicht ist unsere Diskussion ja jetzt an einem Punkt angelangt, an dem wir sie beenden können.

Viele Grüße
Pedro

Austauschschülerin in Dänemark - Diskussionsende

Georg, Stammposter, Wednesday, 06.09.2006, 19:42 (vor 6591 Tagen) @ Pedro

Vielleicht ist unsere Diskussion ja jetzt an einem Punkt angelangt, an dem wir sie beenden können.

Das ist eine Superidee, dann kann ich nämlich das "off topic" - Hinweisschildchen beruhigt in der Tasche stecken lassen (die Hand zuckte schon)! :-))
Georg
(Vater von drei Bälgern, die ihm außerordentlich lieb und derzeit auch sehr teuer sind)

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