Angeregt durch Michael a. Z. Bericht aus Rorschach hier ein eigenes Erlebnis, meine Hobbies Dampf und Barfuß unter einen Hut zu bringen. Vor ein paar Wochen landete ich, statt wie geplant, in den Kew Gardens im Kew Bridge Steam Museum, einem alten Pumpwerk der Lononer Wasserversorgung http://www.kbsm.org/ . Normalerweise sind in solchen Betrieben ja Sicherheitsschuhe Pflicht. Aber inzwischen längst stillgelegt und "nur" noch ein relativ kleines Museum mit ein paar alten Maschinen ..., versuchen kann man es ja mal ... . Die erste Überraschung gab es dann schon an der Kasse, der Eintrittspreis beinhaltete noch ein weiteres Pumpwerk, einschließlich Busfahrt mit einem original Routemaster Doppeldeckerbus. Und die 2. Überraschung, von kleinen Maschinchen zum Antrieb einer Werkstatt über mehrere Dreifachexpansionsmaschinen

bis zu mehreren Stockwerken hohen Balanciermaschinen mit einem Zylinderdurchmesser von über 2,50 m

war so ziemlich alles vertreten, was die Welt vor 100 - 200 Jahren angetrieben hat. Und fast alle Maschinen waren in Betrieb, die kleinen Maschinen dauernd, die größeren wurden zu festen Zeiten in Betrieb gesetzt. Was übrigens körperliche Schwerstarbeit ist, so müssen bei den großen Balanciermaschinen für 15 - 20 min alle Ventile zur Dampfverteilung über lange Gestänge von Hand umgestellt werden, bis sich die Maschine soweit aufgewärmt hat, daß sie selbstständig läuft. Der Maschinenfahrer trug übrigens nicht nur einen Overall, sondern auch Sicherheitsschuhe !

Dagegen gab es keinerlei Probleme mit meiner Fuß (-nicht-) Bekleidung. In der Werkstatt, die originalen, transmissionsgetriebenen Maschinen waren alle noch vorhanden und in Betrieb, nur die ursprüngliche Dampfmaschine war hier durch einen Elektromotor ersetzt,

wurde ich allerdings vor auf dem Boden liegenden Dreh- und Bohrspänen gewarnt, "aber Sie scheinen es ja gewohnt zu sein" war der abschließende Kommentar. Und meine Neugier siegte über die Vernunft, allerdings habe ich selten so genau geschaut, wo ich hintrete wie hier (wenn man sie mal bräuchte, hat man keine Schuhe dabei ...). Das übrige Museum wäre aber ein idealer Barfußpfad, alte Holzdielen, Ziegel- und Pflastersteinböden, geriffelte Bleche auf den verschiedenen Ebenen, sogar ein paar Lichtgitterroste, und um die großen Maschinen Fliesen und man konnte genau fühlen, wo eine Dampfleitung im Boden verlief ..., es war alles geboten. Aber eben auch ab und zu heißes Wasser, Öl, scharfe Kanten u.s.w..

Dann ging es per Bus zum Pumpwerk in Kempton Park, natürlich oben ganz vorne http://www.kemptonsteam.org/ . Es ist immer wieder ein Erlebnis in den engen Straßen, man denkt schon, jetzt landet der Bus im nächsten Vorgarten, dann schafft er es aber doch noch um die Kurve. Dieses Pumpwerk hatte noch die gesamte Ausstattung aus den 20iger Jahren, 2 riesige 3-fach Expansionsmaschinen und eine Dampfturbine.

Eine der großen Maschinen war in Betrieb, die 2. konnte besichtigt werden, die Führung ging über alle 5 Etagen. Auch hier wieder Kontrastprogramm, der Führer in Sicherheitsschuhen, die Besucher bis auf eine Ausnahme mit angemessener Fußbekleidung. Diese Maschine war noch fast in dem Zustand, wie sie 1980 (!!!) endgültig stillgelegt worden war, einschließlich eines Gemisches aus Öl Rost und Dreck auf dem Bodenplatten.

Wer auf schwarze Füße Wert legt, ist hier genau richtig. Zum Abschluß gab es dann vor dem Gebäude noch eine kleine Ausstellung von Dampftraktoren und Lokomobilen.

Dieser Zurück im Hotel hatte ich den gröbsten Dreck aber schon wieder "abgelaufen".

Für den ursprünglich geplanten Besuch der Kew Gardens mit den riesigen Gewächshäusern und einer der umfangreichsten botanischen Sammlungen war nach dieser technikgeschichtlichen Zeitreise allerdings keine Zeit mehr, obwohl, es wäre sicher ein geeigneteres Ziel für einen Barfußausflug gewesen ! Beruflich in einer industriellen Umgebung tätig, hätte ich ausnahmsweise mal Verständnis gehabt, wenn man mich hier rausgeschmissen hätte. Zwar ist, wenn man sich alte Fotos anschaut, auch an solchen Orten früher barfuß üblich gewesen, besonders auf Schiffen, aber rotz aller Vorsicht, das Risiko, sich in so einer Umgebung zu verletzen ist höher als wenn man mal eben um die Ecke barfuß einkaufen geht.

Aber es hat Spaß gemacht !

JoachimGE