Ein böser Siech in Aktion!

Ich hatte mein barfüßiges "Eisenbahnprogramm" in Rorschach (bis auf die Rückfahrt natürlich) abgehakt und wollte nun zu den Sandskulpturen. Unmittelbar vor dem Seerestaurant, auf dessen Terrasse recht viel Leute saßen kam mir eine Gruppe behinderter Leute mit ihren Betreuern entgegen. Einer der Behinderten blieb stehen, starrte in meine Richtung. War es etwa meine Barfüßigkeit? Bei solchen Leuten kann man ja nie wissen. Plötzlich fing er an zu winken. Mein Winken galt aber nicht mir. Er winkte nur dem Dampfzug zu, der vorüberfuhr und aus dem auch etliche fröhliche Fahrgäste winkten.

Ich winkte zwar nicht, jedoch schaute auch ich dem Dampfzug nach. Als ich mich umdrehte und weiter wollte, bekam ich mit, wie ein etwa sechzigjähriger Gast in 7/8-Hosen, Sandalen und beigen Socken sich an einen Betreuer wandte und ihn mit lauter Stimme anschnauzte. Dem Dialekt nach würde ich ihn in die ehemalige DDR einordnen, aber da kann ich mich täuschen. Mit hochrotem Kopf sprach er: "Was fällt Ihnen ein, diese Krüppel ausgerechnet hier rumzuführen! Machen Sie es gefälligst in der Wüste, nämlich dort, wo es niemanden stört. Ich bin hier, um mich im Urlaub zu erholen und da will ich so was nicht sehen. In meinem Land sieht man so was nicht!"

Der junge Betreuer blickte erschreckt drein, dann sagte er: "Wenn Sie mir sagen, wo es hier eine Wüste gibt, bitte!" Darauf ergrimmte der Spießer noch mehr und rief: "Wenn Sie hier nicht sofort verschwinden, dann rufe ich die Polizei." Die Gruppe entfernte sich und ich warf diesem intoleranten Menschen einen giftigen Blick zu. Dann schrie er: "Und Sie mit Ihren Käsefüßen verschwinden auch!" Das hatte ich auch vor, denn im Gegensatz zu den Sandskulpturen, den Dampfzügen usw. war er wirklich keine Schönheit, die man länger betrachten muß. Und anlegen wollte ich mich mit dem Mann auch nicht, immerhin befand er sich Gast auf der Terrasse eines Restaurants, ich auf einem öffentlichen Weg.

Dabei ist der Mann selber Gast in einem fremden Land. Was fällt ihm ein, hier in der Schweiz den großen Zampano herauszukehren? Ist er vielleicht selber in einem unqualifizierten Beruf tätig, etwa Türsteher vor irgendeinem Museum, wo er den Wichtigtuer spielen kann. Gegenüber Leuten, die noch weniger sind als er, etwa Barfüßer, Behinderte? Auch wenn es doch einen Unterschied ausmacht, ob man behindert ist oder barfuß, so kann ich mir durchaus vorstellen, daß es Spießer gibt, dei beim Anblick eines Barfüßer, speziell eines solchen in kurzen Hosen, sich ebenso gestört fühlt wie dieser Mensch beim Anblick einer Gruppe behinderter Leute.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

Dann schrie er: "Und Sie mit Ihren Käsefüßen verschwinden auch!" Das hatte ich auch vor, denn im Gegensatz zu den Sandskulpturen, den Dampfzügen usw. war er wirklich keine Schönheit, die man länger betrachten muß. Und anlegen wollte ich mich mit dem Mann auch nicht, immerhin befand er sich Gast auf der Terrasse eines Restaurants, ich auf einem öffentlichen Weg.

Dabei ist der Mann selber Gast in einem fremden Land. Was fällt ihm ein, hier in der Schweiz den großen Zampano herauszukehren?

Hallo Michael,

was heißt hier "Anlegen wollte ich mich mit dem Mann auch nicht..."?
Warum gibt man solchen Leuten nicht die passende Antwort - und auf einen groben Klotz gehört ein noch gröberer Keil!

Gruß aus Frankfurt,

Rolf (F)

Das Traurige ist, dass es schon Gerichtsurteile gegeben hat, in denen Leute Recht bekamen, die sich durch den Anblick einer Grupper Behinderter in ihrem Urlaub gestört sahen!

Das Traurige ist, dass es schon Gerichtsurteile gegeben hat, in denen Leute Recht bekamen, die sich durch den Anblick einer Grupper Behinderter in ihrem Urlaub gestört sahen!

Das kann ich mir fast nicht vorstellen. Vielleicht vor 100 Jahren. Aber heutzutage sollte es keine Urteile zugunsten "gestörter" Menschen geben.

Wer mal mit Behinderten Menschen zusammen war erkennt schnell, dass es eine Bereicherung sein kann.

Mark

Leider durchaus in den letzten Jahren!
Ich meine aber mich erinnern zu können, dass diese in höherer Instanz meist wieder einkassiert wurden.

... schließlich trägt er Fußsohlenprothesen!

Hallo Barpfotenbaer

... schließlich trägt er Fußsohlenprothesen!

Fußsohlenprothesen! Herrlich, das finde ich prima. Den Begriff muss ich mir merken. :-D

Vielen Dank und viele Grüße

Ulrich

Der junge Betreuer blickte erschreckt drein, dann sagte er: "Wenn Sie mir sagen, wo es hier eine Wüste gibt, bitte!" Darauf ergrimmte der Spießer noch mehr und rief: "Wenn Sie hier nicht sofort verschwinden, dann rufe ich die Polizei."

Der Betreuer der Behinderten-Gruppe hätte eigentlich die Polizei rufen und Anzeige erstatten können, denn in der Schweiz genau so wie in der EU sind die Diskriminierungen von Menschen aus ethnischen, religiösen, politischen, philosophischen und gesundheitlichen Gründen, sowie auf Grund ihrees Geschlechts, sowie auch beleidigende und diskriminatorische Aüsserungen, zum Beispiel auch die Bezeichnung "Krüppel" STRAFBAR.

Im Fall einer mit Zeugen bewehrten Anzeige könnte der Beschuldigte sich dann schon mal warm anziehen!

Dem Dialekt nach würde ich ihn in die ehemalige DDR einordnen, aber da kann ich mich täuschen. Mit hochrotem Kopf sprach er: "Was fällt Ihnen ein, diese Krüppel ausgerechnet hier rumzuführen! Machen Sie es gefälligst in der Wüste, nämlich dort, wo es niemanden stört. Ich bin hier, um mich im Urlaub zu erholen und da will ich so was nicht sehen. In meinem Land sieht man so was nicht!"

hier, direkt an der ehemaligen Grenze gibt es da einen nicht eben netten Spruch über diese Sorte Leute von "drüben": "40 Jahre durften's Maul nich aufmachen, jetzt reißen's umso weiter auf!" - leider gibt es nicht eben wenige von denen, die die Verständigung zwischen Ost und West nicht eben verbessern :/

Dem Dialekt nach würde ich ihn in die ehemalige DDR einordnen, aber da kann ich mich täuschen. Mit hochrotem Kopf sprach er: "Was fällt Ihnen ein, diese Krüppel ausgerechnet hier rumzuführen! Machen Sie es gefälligst in der Wüste, nämlich dort, wo es niemanden stört. Ich bin hier, um mich im Urlaub zu erholen und da will ich so was nicht sehen. In meinem Land sieht man so was nicht!"

hier, direkt an der ehemaligen Grenze gibt es da einen nicht eben netten Spruch über diese Sorte Leute von "drüben": "40 Jahre durften's Maul nich aufmachen, jetzt reißen's umso weiter auf!" - leider gibt es nicht eben wenige von denen, die die Verständigung zwischen Ost und West nicht eben verbessern :/

Manche Leute sollten anhand der Sprache besser keine Vermutungen darüber anstellen, ob jemand (aus Schweizer Sicht) Ausländer oder Schweizer Staatsbürger ist. Es gibt nämlich gebürtige Deutsche, die sich dauernd in der Schweiz niedergelassen und hernach die Schweizer Staatsbürgerschaft erworben haben ;-) Diese Leute sprechen im allgemeinen kein Schwyzerdütsch. Und gerade aus den neuen Bundesländern hat es eine große Migrationswelle in die Schweiz gegeben.

Barfüßige Sommergrüße aus Deutschland,
Markus U.

Und gerade aus den neuen Bundesländern hat es eine große Migrationswelle in die Schweiz gegeben.

ich hab die Tatsache, dass er immer noch in der ex-DDR lebt mal in den Satz hier hineininterpretiert: "In meinem Land sieht man so was nicht!". Ebenso wage ich einmal, in diese hineinzuinterpretieren, dass der Herr überzeugter SED - eh PDS - eh Linkspartei-Wähler ist, sonst hätte er vielleicht schon gemerkt, dass die DDR schon ein paar Jahre ausgedient hat. Und ob er damit Recht hat, dass dort Behinderte durchweg in die Wüste geschickt wurden, müsste ich auch nachprüfen.

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