Befüßige Radtour trotz Sturz am Vortag (Hobby? Barfuß! 2)

Markus Krebs @, Monday, 21.08.2006, 16:10 (vor 6673 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Letzten Sonntag (20.8.2006) mußte ich mitkriegen, daß meine Bettwäsche teilweise "verblutet" aussah, speziell im Fußbereich. Einige Wunden, die ich mir beim Sturz vom Fahrrad am Tag zuvor geholt hatte, waren aufgegangen und hatten die Bettwäsche vermohrt. Dabei war das Wetter sonnig und angenehm, wenn auch nicht übermäßig heiß. Ist da barfuß Fahrrad fahren wirklich das richtige? Die Frage sei mal dahingestellt. Aber zumindest ist Radfahren dann besser als fett beschuht radfahren. Und tatsächlich, Radfahren ging ausgezeichnet. Der rechte Knöchel, an dem die größte Wunde war, berührte das Pedal ja nicht.
So radelte ich über Brugg nach Turgi, um von dort mein Velo entlang des Aareufers zurück in Richtung Brugg zu schieben. Diesen Weg gehe ich zu gerne. Schon dachte ich nicht mehr daran, daß Schlamm vielleicht nicht das allerbeste ist für Wunden. Als ich mit dem Rad durch die Altstadt von Brugg fuhr, machten einige Kinder große Glotzaugen. Aber es gab auch Radfahrer, die auf meine Füße starrten, auch wieder speziell Kinder.
Ich erreichte das Wasserkraftwerk ich Aarau, wo ich ja, wie erwähnt, zwei junge Frauen sah, die zwar barfuß, jedoch nicht in Badekleidung waren. Ich erreichte das Stauwehr Schönenwerd, wo ich mein Velo anschloß. Es setzte ein Regenschauer ein, wie schön, daß dort Bäume waren. Und nach dem Regen brachte das Barfußlaufen zuerst durch den teils sandigen, teils schlammigen, teils mit Waldboden belegten Aareschachen und hinterher auf dem Rückweg über nassen Asphalt doppelt soviel Spaß. Schmerzhaft war lediglich, als ein Zweig ausgerechnet gegen die Wund am Knöchel stieß. Die barfüßigen Frauen (ein Fall für Christian aus Dietikon?) waren nicht mehr an der Stelle, wo ich mit dem Rad vorbei gefahren war.
Ich kam zurück zum Stauwehr. Vor dem Betriebsgebäude hielten sich jede Menge Leute auf, eine Frau hielt eine Rede, oder war es eine Predigt? Ich glaubte in der Gruppe eine Religionsgemeinschaft wiederzuerkennen, die schon in der Aare Taufen vorgenommen hatte. Vermutlich hatten sie den Gottesdienst wegen Regen unter das Vordach des Betriebsgebäudes verlegt. Ich ging dort vorbei und begab mich direkt ans Aareufer.
Es dauerte etwa 10 Minuten, dann kam auch die Gruppe angetrabt. Die Taufe mußte doch direkt in der Aare stattfinden. Die Kinder waren zuerst da. Wegen des etwas durchzogenen Wetters hatten die meisten Kinder zwar lange Hosen und langärmelige Pullover an, aber die meisten trugen keine Socken in Kombination mit Sandalen oder geschlossenen Schuhen. Die meisten Kinder konnten es nicht abwarten: Kaum unten angekommen, entledigten sie sich ihrer Schuhe, pfefferten sie irgendwo hin und liefen barfuß. Als ein Mädchen, das so ziemlich als erstes dort war, über den Sand ging, sagte die Mutter: "Jetzt sieht man deine Füße im Sand!" Als es ein Rad schlug, sagte die Mutter: "Toll, deine Hände sieht man auch!" Als immer mehr Leute kamen, verzog ich mich diskret in den Hintergrund. Als evangelisch-lutherischer Christ (zumindest bezahle ich Kirchensteuer dafür) war ich wohl an einem solchen Ort fehl am Platze. Von einem ruhigen Plätzchen konnte ich erkennen, wie die Leute (keine kleinen Kinder) mit Klamotten im "Jordan" getauft wurden. Ob sie mit oder ohne Schuhe ins Wasser gingen, konnte ich nicht erkennen.
Als die Taufe vorbei war, fielen ein paar Regentropfen, Schirme wurde aufgespannt, die Gruppe löste sich auf. Nachdem der Regen vorbei war, sattelte ich auch zum Aufbruch. An ein zügiges Vorankommen war nicht zu denken, da der schmale Aaresteg aus Beton noch mit Gläubigen belegt war. Ein Mädchen dieser Gruppe lief noch barfuß über die nasse, in der Sonne dampfende Brücke und schien glücklich zu sein. Erst hinter der Brücke, wo Schotter war, zog es die Schuhe an.
Über Olten radelte ich nach Hause. Etliche Autofahrer (bzw. Beifahrer) drehten sich nach mir um und starrten auf meine Füße. Kaum ist der Hochsommer vorbei, schon scheint barfuß oder das Tragen von kurzen Hosen schon etwas sein, was nicht mehr in unsere Welt paßt. Noch ein paar Grad tiefer, und schon greift jeder Spießer zum Telefon, um die Polizei zu informieren.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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