Schotter mal ganz anders, aber auch fies! (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Monday, 21.08.2006, 10:20 (vor 6673 Tagen)

Letzten Samstag (19.8.2006) war ich mit dem Fahrrad unterwegs, Schuhe hatte ich nicht dabei. Da das Wetter noch nicht umgeschlagen hatte, radelte ich noch über einen Schotterweg bei Reiden. Leider enthielt dieser Weg Schlaglöcher, und eines war gerade im Weg. Das Vorderrad stellte sich quer und ich stürzte, direkt auf das Bruchgestein. Im Gegensatz zum Gestein war an mir selbst nichts gebrochen, aber Hautabschürfungen: an beiden Handflächen, am rechten Unterarm, am rechten Ellenbogen, an der rechten Schulter, an der rechten Hüfte, aber auch der rechte Fuß war in Mitleidenschaft gezogen, speziell der Knöchel. Etwa 10 Minuten legte ich mich auf eine Wiese, nachdem ich mein Velo angestellt hatte. Irgendwie sah es eklig aus, das Blut, die Hautfetzen.

Ich radelte nach Hause, radeln konnte ich noch, da die Fußsohlen unversehrt geblieben waren. Ich hoffte, daß meine Verletzungen auf der Fahrt keiner sieht, schon gar kein Polizist. Denn meine Verletzungen wäre Wasser auf die Mühlen der Barfußgegner. Wenigstens kühlte der Fahrtwind die Wunden, so daß die Schmerzen nachließen. Zu Hause richtete ich die duschte ich die Wunden mit kaltem Wasser ab, abtrocknen wollte ich nichts, da war schmerzhaft. Auch wenn es nach dem Abduschen besser aussah, so war es immer noch ekelhaft, besonders der qualstergelbe Eiter.

Zum Glück war der nächste Tag ein Sonntag, so daß ich an diesem Tag nicht zum Tragen von Schuhen genötigt war. Aber heute morgen kam das schlimme. Da der rechte Fuß geschwollen war, paßte der Halbschuh an sich kaum. Zusätzlich zu den Socken steckte ich noch Küchenpapier zwischen Haut und Socke, um zu verhindern, daß Blut, Eiter Lymphe und sonstiger Mohr sich nicht mit der Socke verkleben. Küchenpapier kann man nach den Ausziehen von Schuhen und Socken mit der Schere zerschneiden, so daß nur oberhalb der Wunden das Papier kleben bleibt. Als ich in die Firma radelte, hatte ich Schmerzen, auch spüre ich jeden Schritt.

Das war halt ein schmerzhaftes Ereignis. Aber soll ich deswegen beim Radfahren in Zukunft Schuhe anziehen? Oder auf das Radfahren verzichten?

Die Antwort ist kurz und schmerzlos:

!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! N E I N !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

Schotter mal ganz anders, aber auch fies!

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Monday, 21.08.2006, 15:01 (vor 6673 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael

Zunächst wünsche ich Dir mal gute Besserung.

Das war halt ein schmerzhaftes Ereignis. Aber soll ich deswegen beim Radfahren in Zukunft Schuhe anziehen?

Hätten denn Schuhe geholfen? Schließlich hast Du doch Abschürfungen an allen möglichen Stellen erlitten. Allenfalls am Knöchel hätten vielleicht hohe Stiefel etwas schützen können, Sandalen hätten dagegen auch nichts geholfen.

Oder auf das Radfahren verzichten?

Das wäre wohl die einzige Möglichkeit gewesen, sowas zu verhindern, aber wie ich erwartet habe, käme das wohl auch nicht in Frage. :-)

Viele Grüße

Ulrich

Dicke Füße

Michael aus Zofingen, Stammposter, Thursday, 24.08.2006, 10:32 (vor 6670 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo Ulrich,

mein rechter Fuß ist immer noch stark geschwollen. Nachts habe ich ihn mit einem feuchten Handtuch eingewickelt. Morgens die ersten Schritte sind am schwierigsten, weil der Fuß im Bett die Möglichkeit hat, sich nach unten auszudehnen. Bevor ich zur Arbeit fahre, lege ich saugfähiges Papier auf die Wunden, damit allfälliges Blut nicht mit den Socken verklebt. Die Halbschuhe anziehen ist mühsam. Radfahren mit Schuhen ist leicht schmerzhaft. Nach der Arbeit habe ich wie üblich das Bedürfnis, mich der "Fußgefängnisse" zu entledigen. Barfuß radfahren geht auch in diesem Zustand gut. Allerdings kann ich nicht mit dem Fuß den Ständer betätigen, da ich dann gerade mit der Wunde gegen das Metall kommen würde. Manchmal klebt etwas Papier an den Wunden, dann wird sorgfältig herum das lose Papier abgeschnitten, ja keine Gewalt.

Eine Rheinsteigwanderung würde ich in diesem Zustand nicht machen. Wenn man seitlich gegen Steine stößt, ist das schmerzhaft. Auch würde ich keinen vielbenutzten Sandstrand benutzen, da dann auch Mikroorganismen in die Wunden geraten könnten. Aber die Füße mit Aarewasser kühlen dürfte harmlos sein. Das Wasser ist recht sauber und Eiter und ähnliches wird rasch fortgespült. Ein kleiner Badesee wäre diesbezüglich gefährlicher.

Meine Arbeitskollegen haben es natürlich mitbekommen, ohne hämische Sätze wie: "Das kommt vom Barfußlaufen!" Jedoch können die meisten nicht begreifen, weshalb ich keinen Arzt aufgesucht habe. Aber der würde mich vermutlich nur krankschreiben (und meckern, daß ich nicht eher gekommen bin). Das, was Lothar zum Thema "Blutvergiftung" geschrieben hat, kann im Prinzip auch bei mir tödlich enden. Aber so etwas ist eher selten und wird von den Medien nicht selten unnötig aufgebauscht.

Viele Grüße,
Michael aus Zofingen

[Info] die Sepsis ist in Deutschland die dritthäufigste Todesursache

bix ⌂, Stammposter, Thursday, 24.08.2006, 10:42 (vor 6670 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Das, was Lothar zum Thema "Blutvergiftung" geschrieben hat, kann im Prinzip auch bei mir tödlich enden. Aber so etwas ist eher selten und wird von den Medien nicht selten unnötig aufgebauscht.

Die Sepsis, also die Blutvergiftung, ist in Deutschland die dritthäufigste Todesursache... Über die Hälfte der Patienten sterben. Ich würde das nicht so auf die leichte Schulter nehmen...

[image] Gesundheitsforschung BMBF

keine Panik

Guenther, Thursday, 24.08.2006, 11:10 (vor 6670 Tagen) @ bix

Hi Bix!

Also, das was Michael beschreibt, ist erst mal eine Schwellung infolge einer Schürfwunde. Für eine Sepsis gibt es nach seiner Schilderung keine positiven Hinweise (Fieber oder so). Also mach die Pferde nicht zu früh scheu!

Gruß, Guenther

1. Jedoch... :-) / 2. AOK empfiehlt häufiges Barfußlaufen (sehr guter Artikel!)

MarkusII, Stammposter, Thursday, 24.08.2006, 20:18 (vor 6670 Tagen) @ bix

Hallo zusammen,

auch wenn im Moment noch Antworten von mir ausstehen (Entschuldigung!), will ich kurz darauf hinweisen, dass in der aktuellen "Vigo" (Magazin der AOK Rheinland/ Hamburg 4/06) ein wirklich guter Artikel zur Sepsis steht.

Es handelt sich hierbei übrigens um das Ergebnis des schlimmstmöglichen Verlaufes einer Blutvergiftung; und diese "fällt nicht vom Himmel", sondern kündigt sich an (ich kann die ausführlichen Erläuterungen und Hinweise zum Vorbeugen hier nicht wiedergeben, dauert zu lange).

Das Wichtigste aber sind die Ursachen für die Entstehung einer Sepsis:
- Nur (!) 6,6%: Wund- und (!) Weichteilinfektion (also Wundinfektion allein weniger)
- 8,6 %: Infektion der Bauchorgane
- 9,1 %: Infektion der Harnwege und Geschlechtsorgane
- 10,8 %: Andere Infektionen
- 17,3 %: Bakterien im Blut
- 44,0 %: Lungenentzündung (kein Wunder, dass sie so gefürchtet ist, denn eine kleine Wunde kommt viel, viel, viel öfter vor als eine Lungenentzündung!)
- 2,2 %: Katheterinfektion

Mindestens zwei der vier Kriterien müssen für eine schließlich eingetretene Sepsis erfüllt sein:
- Körpertemperatur unter 36 Grad oder über 38 Grad
- Puls über 90 Schläge pro Minute
- Atemfrequenz über 20 Atemzüge pro Minute
- Blutbild: Kritische Leukozytenzahl über 12.000 oder unter 4000 pro mm³

Leider ist dieser Artikel nicht unter www.vigo-rheinland.de online.

Ebenso nicht ein sehr guter (!) Artikel im gleichen Heft (S. 34 ff.) zum Barfußlaufen, der über vier Seiten geht und der es nachdrücklich empfiehlt. Über ihn will ich noch ausführlicher berichten. Kleine Kostproben:
"Unsere Füße sind von Natur aus so konstruiert, dass sie uns problemlos ohne Schuhe tragen können."
"Barfußlaufen stärkt also die Muskulatur und schult das Gefühl für den Boden. Das kann sich langfristig positiv auf die gesamte Körperhaltung auswirken." (u.v.a.m. dazu!)
"Menschen mit gesunden Füßen werden beim Barfußlaufen kaum Probleme bekommen."
"In der Stadt gilt es, auf größere Scherben zu achten." (Es wird somit tatsächlich indirekt - und sinnvollerweise! - auch zum Barfußlaufen in der Stadt geraten.)
"Füße, die das Barfußlaufen gewohnt sind, gehen dank der Hornhaut übrigens über kleine Scherben locker hinweg." (Endlich mal eine realistische Angabe und kein dummes Geschwätz!!)

In einem Quiz außerhalb des Artikels, der die wichtigsten Themen des Heftes zusammenfasst (S. 56), lautet die richtige Antwort auf die Frage "Was hält die Füße des Menschen gesund?": "Schuhe möglichst häufig ausziehen."

Endlich ganz offiziell (Mitgliederinfo einer Krankenkasse eben) vernünftige und sinnvolle Infos, die nicht von Theoretikern/ "Fachleuten" stammen, die allerhöchstens im Garten oder am Sandstrand barfuß laufen, sondern von Leuten, die sich tatsächlich damit auskennen! :-))

Viele Grüße,

MarkusII

Hier würde ich aufpassen

MarkusII, Stammposter, Thursday, 24.08.2006, 20:29 (vor 6670 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael,

hier würde ich genau achtgeben; zum Verlauf einer Blutvergiftung (Früheres Stadium: Fieber/ Schmerzen/ Rötung/ Schwellung; Endstadien: schwere Sepsis, schließlich septischer Schock) gibt es umfangreiche Infos im Internet.

Mit ihr ist absolut nicht zu spaßen; sie kommt jedoch nach meinem Wissenstand nicht einfach aus heiterem Himmel.

Ich rate zur Vorsicht.

Viele Grüße, und gute Besserung!

MarkusII

Dicke Füße

Pedro, Stammposter, Thursday, 24.08.2006, 23:41 (vor 6670 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael,

ich kann mich nur dem Rat von MarkusII anschließen. Früherkennung ist die beste Methode zum glimpflichen Ausgang einer Sepsis. Spring über Deinen Schatten und geh mal ausnahmsweise zum Arzt. Gönne den Barfußgegnern ja keinen Erfolg!

Danke an MarkusII für die informativen Beiträge zum Thema Sepsis. Gut dass nach einer Verletzung eine Sepsis so selten ist. Es gibt also keinen Grund, das Barfußlaufen einzuschränken. Wohl aber gibt es allen Grund, erstens in jedem Fall die Wunden zu desinfizieren, und zweitens im Falle von Symptomen wie jetzt bei Dir, Michael, sich frühzeitig Klarheit zu verschaffen.

Gute Besserung
Pedro

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