Wieder einmal auf den Kornberg (Hobby? Barfuß! 2)
Wieder einmal auf den Kornberg
Hallo,
trotz zahlreicher Sonnentage, vielen freien Samstagen und Sonntagen, fand sich heuer noch nicht die Gelegenheit den Hausberg meiner Gemeinde zu erstürmen. Auch 2005 war es nicht drin. Nur gute fünf Kilometer von der Wohnung sind es bis zu ihm. Dafür wurde seit dem diesjährigem Frühling allerhand anderes im Fichtelgebirge erwandert. Kösseine und Haberstein, Epprechtstein und Waldstein, und mein Klassiker Rudolfstein, Schneeberg mit Nußhardt und Seehügel. Allesamt barfuß, was sonst. Auch noch Mitte Mai fand sich die Gelegenheit auf dem 1052 Meter hohen Schneeberg, dem höchsten Berg des Fichtelgebirges, einen Fußabdruck im Altschnee zu hinterlassen.
Wechselhaftes Wetter und Temperaturen zwischen 12° und 20° C ließen die Unternehmung für heute angenehm erscheinen. Denn der Sommer im Juli war auch in dieser Region etwas zu warm geraten. So zogen die Freundin und ich vom Ausgangspunkt "Bahnhof Kirchenlamitz Ost", bzw. Niederlamitz, OT Wustung, um 15 Uhr in Richtung Gipfel los. Der Bahnhof liegt auf 572 Meter über NN (amtl. Marke am Bahnhofsgebäude), der Gipfel des Kornberg auf 827 Meter über NN. Also sind auf ca. 3 km Weg um 250 Höhenmeter zu überwinden. Ein idealer Familienspaziergang. So richtig gut, um die mittags einverleibten Hofer Klöße (grüne!) und den Schweinsbraten zu verdauen und gleich abzutrainieren.
Der hier markierte Abschnitt des Nordweges "N" (weiß auf rotem Grund, rechts am Baum!) zählt für mich zu den schönsten Wegen in der Heimat, was die Bodenbeschaffenheit für barfuß laufen anbelangt. Prädikat: höchst wertvoll! Selbst für den eher ungeübten Wanderer ohne Schuhe ist er gut zu meistern.
Der Weg führt stets bergan durch teils dichteren, teils luftigeren Fichtenhochwald. Am Boden ausschließlich: Nadeln, Moose, Gras, Sand, Zweige, Zapfen, teils erdig und nur selten moorastig. Wurzelwerk und im Boden liegende Granitbrocken, die rund verwittert, kaum scharfkantig heraus ragen, wecken verfallene Relfexe in der Motorik und Sensorik des Bewegungsapparates. Der Tastsinn wird geschärft. Das Gleichgewichtsorgan bekommt hier viel zu tun. Natürlich sollte man hier nicht als Hans-Guck-in-die-Luft flanieren. Sonst ist schnell mal über etwas gestolpert, die Zehe wo angehauen und das Blut läuft. Konzentration, der berechnende Blick für die nächsten fünf, sechs Schritte voraus ist notwendig. Aber so soll es ja sein, das barfuß laufen. Nicht nur monoton auf einem weichen Untergrund dahin gehen. Sondern für den gesamten Körper ein Trainingsprogram bieten! Es gibt keine Quellen und Bachläufe entlang des Weges. Wer also mal eine matschige Stelle mit den Füßen ausgetestet hat, muß eben warten, bis es eingetrocknet und wieder abgefallen ist
So gesehen wird hier alles geboten, was andernorts in den "Barfuß-Parks" landauf, landab in der Republik, mit viel Aufwand und Geld künstlich angelegt werden muß. Eine weitere "Betriebsanweisung" brauche ich hier nicht zu geben. Man soll kein Dogma daraus machen. Nicht übertreiben, einfach mit Bedacht gehen. Und die "Notschuhe" im Rucksack können auch noch mit.
Bis zum Gipfel müssen insgesamt vier Forststraßen (Waldautobahnen) gequert werden. Bis auf eine weisen sie den übelsten, scharfkantigen Steinbelag aus. So ein Weg ist was für Fakire. Barfuß völlig ungeeignet! In manchen Regionen sind aus solchen Wegen ganze Wandernetze entstanden. Da hat die "arme Region" Nordostoberfranken vielleicht den Vorteil, das durch leere Kassen in den Vereinen nicht der letzte Rest an herrlichsten, naturbelassenen Wegen, der "Modernisierung", oder der besseren, leichteren und schnelleren Kontrolle durch die Wegewarte angepaßt wurde. Denn all zu oft wurden schon alte Pfade und Steige zur scheinbar besseren touristischen Vermarktung eingeebnet, um auch dem letzten Halbschuhtouristen einen sauberen Sonntagsspaziergang, ohne Stock und Stein und Matsch zu ermöglichen.
(Da bin mal ich zu sehen
Auf halben Weg zum Gipfel erreicht man die Ruine "Hirschstein". Auf einer Ansammlung von großen Granitfelsen mitten im Wald, einer südlich doch etliche Meter steil in den Abgrund abfallenden Felswand, war vor einigen 100 Jahren ein Posten der Ritter von "Hirschberg". Eine Grenzfeste des Nordbayerischen Gaues eben. Da heute recht gute Fernsicht war, reichte der Blick von hier aus, links am Duppauer und Kaiserwald bei Karlsbad (Karlovy Vary) und Marienbad (Marianzke Lazne) im Böhmischen gelegen, über den nördlichen Ausläufern des Oberpfälzer Waldes, dem Steinwald und der ganzen Palette aller Fichtelgebirgsgipfel bis zum Epprechtstein rechts.
Im leichten Gefälle geht es auf unserem Nord-Weg weiter in Richtung Gipfel. Hier sind wir auf dem "Sattel". Der Weg steigt nach dieser Passage steiler an und hat hier das einzig schlechte Stück für den schuhlosen Wanderer. Eher einem ausgetrockneten Bachbett gleich geht es über ca. 50 Meter dahin. Das war hier vor Jahren schon schlechter. Da aber rundum der Bewuchs an Laubbäumen zugenommen hat, konnte hier das verrottete Laub bereits eine dünne Humusschicht bilden, in der Gras und Moos wieder Halt finden. Auch das letzte Drittel zum Gipfel zeigt sich wesentlich barfußfreundlicher als noch vor ein paar Jahren. Damals mußte man einen großen Teil der Fichtenaltbestände abholzen. Wind- und Schneebruch, gefördert durch sauren Regen und der über 150jährigen Fichtenmonokultur, ließen hier die Befürchtung von kahlen Flächen aufkommen. Die Sonne konnte hier gut austrocknen. Die Errosion hatte freie Bahn. Doch nun siehe da, Birke, Eberesche und junge Fichten, sogar zwei Deutsche Tannen fanden sich. In diesem Klima trocknet der Boden nun nicht mehr so stark aus. Der Humus bekommt halt und die Pflanzen wachsen wieder problemloser. Und so wird der Weg wieder angenehmer für die Füße.
Nur noch wenige Meter bis zum Gipfel! Der Kornbergturm ist erreicht.
An Sonntagen haben die örtlichen Fichtelgebirgs-Vereinsgruppen "Turmdienst". Es erfolgt einfachste Bewirtschaftung. Bei erträglichem Wetter stehen ein paar Bierzeltgarnituren im Freien. Es gibt Flaschenbier, Kuchen und Kaffee. Und das zu Preisen, die man heute wo anders vergeblich sucht. Informationen zum Turm selbst und die nähere/weitere Umgebung mit verschiedenen links der Region gibt es hier: www.kornberg.de
Zu empfehlen und das Standardwerk für Wanderungen im Fichtelgebirge schlecht hin, sind die Karten des Verlages "Fritsch" aus Hof, wo im Maßstab 1:50000 für den geübten Kartenleser sehr genau zwischen Forststraßen und wanderbaren Naturwegen unterschieden werden kann.
Gruß Markus (malo)