Barfuss durch die Kornkammer des Tessin (Hobby? Barfuß! 2)

Mark, Tuesday, 08.08.2006, 11:24 (vor 6621 Tagen)

Im Norden trüb und kühl - da gibt es nur eins. Ab in den Süden. Und in der Schweiz heisst dies er Süden Kanton Tessin. Auf der anderen Seite der Alpen ist das Wetter meistens einiges besser als im Norden. Die Palmen in den Gärten und Parks zeigen das milde Klima deutlich auf.

Meine Ausgangsstation war Locarno. Mit einer Tageskarte der Bundesbahn für 56 Franken oder 36 Euro kann man einen ganzen Tag lang mit Zug, Bus und Schiff in der Schweiz herumfahren.

Die Anreise dauerte rund 3 Stunden. In Locarno angekommen begab ich mich sogleich zur Seepromenade des Lago Maggiore. Dort hatte ich noch einen Geocache zu heben (www.swissgeocache.ch). Auf einer Parkbank am See gab es zuerst ein feines Eis vom der nahe Gelegenen Celateria zu essen. Ich entschied mich für ein Pistazien-Eis. Danach entledigte ich mich meiner Jeans (im Norden waren es nur 16 Grad) und schlüpfte kurz in die Badehose, um noch ein kühles Bad im See zu nehmen. Am See hat es fast durchwegs freie Liegewiesen, wo man sich niederlassen kann. Es war wohltuend.

Doch ich konnte nicht viel Zeit investieren, hatte ich doch ein anderes Ziel. Nach dem Bad streifte ich mir mein Shirt über und zog die Shorts an, welche ich ebenfalls im Rucksack dabei hatte. Jeans und Schuhe verschwanden im Rucksack.

Der erste Weg führte mich entlang des Lago Maggiore hin Richtung Einfluss des Ticino. Dieser Weg besteht aus einem speziell roten Betonweg. Viele Biker und Spaziergänger waren unterwegs. Niemand, wirklich niemand störte sich an meiner Barfüssigkeit. Ein Mann um die 50 kam mir ebenfalls Barfuss entgegen. Im Gegensatz zu mir hatte er aber weder Rucksack noch Schuhe dabei. Seine Sohlen waren rabenschwarz. Meine wurden es immer mehr.

Als ich rund eine 3/4 Stunde unterwegs war, zeigte der Fahrradwegweiser Richtung Bellinzona. Dies sollte mein Ziel sein. Ich wollte den Radweg mitten Durch das Tal benutzen. Rund 22 Kilometer zu Fuss. Auf dem Radweg war ich natürlich fast der einzige Fussgänger. Und dann erst noch Barfuss. Manchmal schauten die vorbeiziehenden Radler kurz auf meine Füsse, einmal hörte ich ein junges Mädchen nach dem vorbeifahren dem Vater sagen, dass ich Barfuss sei. Aber das war es dann schon.

Der Weg war sehr gut zu laufen. Die Wolken am Himmel, welche immer mal wieder die Sonne verdeckten, liessen das Pflaster auch nicht allzu heiss werden. Mit der Zeit jedoch verschwanden diese Wolken und dann heizte es mächtig ein. Nach etwa 17 Kilometer war es dann soweit. Ich hatte an der linken Sohle eine drei Zentimeter lange Blase, ebenso bildete sich am rechten Fuss an einer Zehe eine kleine Blase. Ob es die Hitze des Betons war. Die spürte ich ziemlich gut.
Abkühlung war gefragt. Da ich mich gleich neben dem Ticino befand, suchte ich mir eine geeignete Stelle um ein Fussbad zu nehmen. Ich fand diese Stelle in der Form eines ausgetrockneten kleinen Bachbettes, welches schön säuberlich mit geschliffenen Steinen gepflastert war. Ich musste nur diesem kleinen Kanal folgen. Das Wasser des Ticino war Eiskalt. Aber eine Wohltat. zweimal 5 Minuten badete ich meine geschundenen Sohlen, welche nach dem Fussbad fast wieder sauber waren. Aber die grosse Blase entwickelte sich zu einer sehr mühsamen Blase. Etwa einen Kilometer versuchte ich so noch Barfuss zu gehen, dann war die Schmerzgrenze erreicht. Ich zog mir meine Turnschuhe wieder an. Die restlichen Kilometer wanderte ich leicht hinkend nach Bellinzona. Mein Ziel die gesamte Strecke Barfuss zu wandern habe ich nicht erreicht. Meine Sohlen sind für eine so lange Strecke wohl noch zu weich. Oder war es die Hitze des Bodens?

Auf alle Fälle liess ich es mir nicht nehmen, zur Belohnung in Bellinzona nochmals ein Eis zu gönnen. Kühlung tut immer gut.

Ich kann diese Strecke nur empfehlen. Es ist eine wunderbare Gegend. Nur einmal ist das Betonsträsschen zu einem Kiessträsschen mutiert. Allerdings nur einige hundert Meter. Und da die Reiter mit den Pferden nicht auf diesem Strässchen reiten durften, gab es gleich neben dem Kiessträsschen einen Pfad für die Pferde auf normalem Erdboden. Ich bin kein Pferd, habe mich aber für diesen Weg entschieden. Und so konnte ich das Kiessträsschen elegant umgehen.

Lustig war noch die Begegnung mit einer Deutschen Familie, welche am Ticino einen halt gemacht hatten. Ein älterer Jugendlicher versuchte mir in Italienisch guten Tag zu sagen. Ich habe ihm in Deutsch geantwortet und er war den ersten Moment etwas durcheinander. Kurz danach traf ich noch einen Hippi aus der französischen Schweiz, welcher eine Rauchpause einlegte (es roch sehr süsslich) und barfuss neben seinem alten VW-Bus sass. Auch er versuchte in italienisch guten tag zu sagen. Ihm habe ich dann französisch geantwortet - staun staun.
Wir sind kurz ins Gespräch gekommen. Er sagte, er fahre immer barfuss Auto und auch sonst sei er öfters Barfuss unterwegs. Und er staunte, dass ich barfuss von Locarno kommend unterwegs war. Von meiner Blase erzählte ich ihm aber nichts.

Fazit: Es war ein toller Tag. Zuhause habe ich mir die Blase aufgestochen und das Wundwasser rausgelassen. Heute Morgen musste ich dies nochmals machen. Nun geht es wieder recht gut (in Schuhen). Das Barfusslaufen muss nun etwas warten. Spätestens am Donnerstag sollte es dann aber wieder gehen. Dann habe ich einen weiteren Ausflug an den Doubs geplant.
Und nun weis ich, dass ich noch viel üben muss.

Mark


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