18°C und Regen (Hobby? Barfuß! 2)

FrankX, Stammposter, Thursday, 03.08.2006, 23:22 (vor 6691 Tagen)

Heute habe ich seit langen wieder feste Schuhe angezogen. Ansonsten Flipflops im Geschäft und barfuss während der Freizeit und ich weiss auch wieso: Nach ca. 200m drückte der Schuh von oben her auf den grossen Zeh und ich habe mir eine halbe Blase geholt. Wenn die Leute nicht so spiessig wären, hätte ich auf Schuhe verzichtet, wie die junge Frau, die ich heute in der Tiefgarage gesehen habe. Sie war in Begleitung ihrer Eltern und wahrscheinlich wollte sie ins Kino. Die Eltern sahen nomal aus, doch die junge Frau war vom Typ "Alternativer Hippie". Da gehört es zu Image auf Schuhe zu verzichten :) Vielleicht sollte ich auch auf Hippie machen. Dann wäre das Barfusslaufen auch leichter, aber vielleicht hätte man da wieder andere Probleme :) (z.B. mit Rechten, Skins, Arbeitgebern, usw.)

Die wohl einfachste Möglichkeit den eigenen Lifestyle zu leben wäre wohl Milliardär zu werden und eine kleine Insel zu kaufen :) Dort könnte man sich so kleiden wie man will und man müsste auf niemanden Rücksicht nehmen. Es gäbe keine Schuh-,Grill-,...Polizei.

Ich finde es bedauerlich, dass sich Leute immer durch das Verhalten anderer gestört fühlen. Irgendwo fehlt die Toleranz. Natürlich gibt es auch Grenzen, insbesondere dort, wo die Freiheit und die Gesundheit des Anderen eingeschränkt wird. Wenn ich aber keine Schuhe trage, verletzte ich nicht jemand anders, gefährde seine Gesundheit oder schränke seine Freiheit ein.

Genug philosophiert für heute.

Barfüssige Grüsse,

FrankX

18°C und Regen

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Friday, 04.08.2006, 08:57 (vor 6691 Tagen) @ FrankX

Hallo Frank,

wenn nach einer längeren Hitzeperiode die Temperatur mal wieder auf unter 20°C absinkt und keine Sonne scheint, dann geben sich die Leute deutlich bedeckter. Als ich gestern kurz vor 18 Uhr noch zur Reinigung radelte, in T-Shirt, kurzen Hosen und barfuß, um dort die saubere Dienstkleidung abzuholen, meinte der Ladenbesitzer: "Allmählich brauchen Sie so etwas wieder, sonst erkälten Sie sich noch."

Frank:
Heute habe ich seit langen wieder feste Schuhe angezogen. Ansonsten Flipflops im Geschäft und barfuss während der Freizeit

Michael:
Offensichtlich scheint Dein Arbeitgeber nichts dagegen zu haben, wenn Du im Sommer in Flipflops erscheinst. Würde er Dir Probleme machen, wenn Du dieses Schuhwerk auch bei tieferen Temperaturen trägst? Wäre eigentlich unlogisch bei einem Bürojob ohne Kundenkontakt. Nachvollziehbar wäre ein solches Verhalten, wenn man etwa als Briefträger, Zeitungsausträger usw. bei Wind und Wetter mit dem Velo oder Töffli unterwegs ist. Da kann ich mir schon vorstellen, daß ein Arbeitgeber zwar bei hohen Temperaturen leichte Sandalen ohne Socken toleriert, nicht aber bei Bodenfrost.

Frank:
Wenn die Leute nicht so spiessig wären, hätte ich auf Schuhe verzichtet, wie die junge Frau, die ich heute in der Tiefgarage gesehen habe. Sie war in Begleitung ihrer Eltern und wahrscheinlich wollte sie ins Kino. Die Eltern sahen normal aus, doch die junge Frau war vom Typ "Alternativer Hippie". Da gehört es zu Image auf Schuhe zu verzichten :)

Michael:
Da bewundere ich aber die Eltern. Vielen Eltern ist es doch peinlich, wenn ihre Kinder "unmöglich" gekleidet sind. Und diese gehen friedlich miteinander ins Kino. Eigentlich ein Idealzustand: So sollten auch Barfüßer und Schuhträger ohne wenn und aber an jedem Ort friedlich coexistieren können, wobei einer, der Schuhe trägt, letztere auch ausziehen kann, wann immer er will. Und kein Barfüßer wird gezwungen, zu jeder Zeit an jedem Ort barfuß zu laufen. Und schon gar nicht wird darüber diskutiert, ob man als Barfüßer wenigstens Schuhe dabeihaben darf. Aber Menschen denken halt in Schubladen.

Frank:
Vielleicht sollte ich auch auf Hippie machen. Dann wäre das Barfusslaufen auch leichter, aber vielleicht hätte man da wieder andere Probleme :) (z.B. mit Rechten, Skins, Arbeitgebern, usw.)

Michael:
Mit Rechtsradikalen kann es Ärger geben, weil sie einen in Hippiekleidung als einen von der linken Szene ansehen. Und vermutlich sehen die Linksradikalen in einem Glatzkopf gleich einen von der rechten Szene. Was Arbeitgeber anbelangt: Solange Du am Arbeitsplatz in der üblichen Kleidung erscheinst (und auch sonst keine "verräterischen" Dinge wie Tätowierungen, unnatürliche Haarfarbe usw. sichtbar sind), darf der Arbeitgeber Dir (theoretisch) keinen Strick draus drehen, wenn Du in der FREIZEIT hippiemäßig rumläufst. Aber das ist halt nur Theorie und hängt auch sehr vom Arbeitgeber ab. Es hat sich schon manch einer bei meinem direkten Vorgesetzten beschwert, daß ich in der Freizeit barfuß und in kurzen Hosen durch die Stadt geradelt war. Die Antwort war dann immer: "Solange er seine Arbeit macht, ist mir das vollkommen egal." Wenn aber der direkte Vorgesetzte auch ein Spießer ist, dann kann es anders ausgehen. Er könnte irgendeinen Grund finden, daß darunter die Firma zu Schaden kommt, etwa so: Pro Tag kommen 3 Anrufe beim Vorgesetzten bzl. Barfüßigkeit eines Mitarbeiters, Dauer ca. 5 Minuten pro Anruf. Also gehen dem Vorgesetzten pro Tag 15 Minuten produktive Arbeitszeit verloren. Und weitere total 15 Minuten haben die 3 Anrufer am Telefon geschnurrt statt gearbeitet, macht total 30 Minuten. Und wenn der Chef annimmt, daß die Anrufer nicht nur den Chef angerufen haben, sondern auch noch andere Mitarbeiter (und solche Telefonate dauern erfahrungsgemäß länger als die mit dem Chef), was geht da alles an Arbeitszeit verloren! Unglaublich!

Frank:
Die wohl einfachste Möglichkeit den eigenen Lifestyle zu leben wäre wohl Milliardär zu werden und eine kleine Insel zu kaufen :) Dort könnte man sich so kleiden wie man will und man müsste auf niemanden Rücksicht nehmen. Es gäbe keine Schuh-,Grill-,...Polizei.

Michael:
Als Milliardär braucht man nicht einmal eine Insel, dann kann man auch in einem Heer von Spießern ungestört barfuß laufen. Das gilt zumindest für Milliardäre aus dem Showbusiness oder durch Erbschaft usw. Einer, der als Manager, Verwaltungsrat usw. zum Milliardär geworden ist, kann das wohl nicht (und wird es wohl nicht, da seine Karriere meist durch Tragen von Krawatten erst möglich war).

Frank:
Ich finde es bedauerlich, dass sich Leute immer durch das Verhalten anderer gestört fühlen. Irgendwo fehlt die Toleranz. Natürlich gibt es auch Grenzen, insbesondere dort, wo die Freiheit und die Gesundheit des Anderen eingeschränkt wird. Wenn ich aber keine Schuhe trage, verletzte ich nicht jemand anders, gefährde seine Gesundheit oder schränke seine Freiheit ein.

Michael:
Das ist ein Gummiparagraph. Sicher soll man nicht tolerieren, wenn andere ihre "Freiheit" dazu nutzen, Ausländer zu verprügeln, Straßenbahnen zu demolieren, Glasflaschen auf dem Trottoir zu zertrümmern, Autospiegel abbrechen, Reifen aufstechen, Dachsirenen aus der Verankerung reißen, faule Eier und Farbbeutel auf andere zu werfen. Bei diesen "Heldentaten" werden andere verletzt oder geschädigt, und das ist verwerflich. Wer barfuß läuft, verletzt oder schädigt keine anderen. Wirklich? Er schädigt die Schuhindustrie, die Hersteller von Schuhputzzeug, die Ärzte (da Entfernen von Glassplittern ihnen weniger einbringt als Rückenoperationen), das Hotel- und Gaststättengewerbe (weil angeblich ein Barfüßer weniger Geld bringt als diejenigen Leute gebracht hätten, die wegen eines Barfüßers abgeschreckt wurden). Solche Argumente hört man. Daß aber auch einer, der ein Auto fährt und es für jede Kleinigkeit benutzt, der Fahrradindustrie, dem öffentlichen Verkehr, dem Taxiunternehmer usw. schadet, davon redet keiner.
Wer barfuß ist, etwa im Zug, der schränkt die Leuten die Freiheit anderer Leute ein, nämlich die Freiheit, Bahn zu fahren, ohne nackte Füße sehen zu müssen. Wieso regt sich keiner über unbehandschuhte Hände, nackte Ohren, Nasen usw. auf? Macht es da einen Unterschied? Eigentlich nein. Aber der Mensch hat es halt verlernt, verhältnismäßig zu reagieren, was mehrere Beispiele zeigen:

Man redet über "gefährliche" Giftspinnen, Schlangen, erschießt sogar den armen Bären Bruno. Dabei sind die Spinnen nicht tödlich, in der Schweiz ist in den letzten 200 Jahren kein einziger Mensch am Biß einer einheimischen Giftschlange gestorben. Und wie viele Menschen sterben durch einen wilden Bären? WELTWEIT ist es nur ein Bruchteil von dem, was in Zofingen im selben Zeitraum im Straßenverkehr stirbt.

Was passiert in den USA, wenn ein bewaffneter Ladendieb im Einkaufszentrum auf frischer Tat ertappt wird? Er wird von 2 bewaffneten Ordnungshütern abgeführt. Was passiert mit einem unbewaffneten Barfüßer, der im selben Geschäft einkaufen will? Er wird von vier bewaffneten Ordnungshütern bereits am Eingang abgefangen und abgeführt. So hat es zumindest Lothar erlebt.

An gefährliche Autos und Ladendiebe hat man sich halt gewöhnt, an Bären und Barfüßer nicht, sie zählen zu einer Minderheit.

In einer Stadt darf man nur 50 km/h fahren, einige machen das, einige gerade eben nicht. Wenn einer mal 70 km/h fährt und dabei erwischt wird, gibt es eine Buße. Das Gesetz will es so. Macht es einen auffälligen Unterschied, ob man mit 50 oder 70 fährt? Eigentlich nicht. Wenn aber im Winter fast alle in Winterkleidung in der Stadt herumlaufen, nur einer läuft barfuß und in kurzen Hosen, dann hebt er sich deutlich mehr von der Masse ab als einer, der statt 50 km/h mit 70 km/h unterwegs ist, ganz davon abgesehen, daß der prozentuale Anteil an Zu-schnell-Fahrern einiges höher ist als der an Barfüßern im Winter. Überrascht es da, daß Spießer wesentlich heftiger auf Barfüßer reagieren als auf Zu-schnell-Fahrer? Eigentlich nein! Und überrascht es da, daß Polizisten sehr oft unverhältnismäßig reagieren? Eigentlich auch nicht. Wenn einer zu schnell fährt, dann wissen sie, wie viel sie fordern können. Und solange der erwischte Autofahrer nicht unhöflich wird und bereitwillig zahlt, dann bleiben die Beamten freundlich, die Kasse stimmt ja. Bei einem kurz behosten Barfüßer im Winter wissen die Beamten oft selber nicht weiter: Einerseits macht man nichts verbotenes, anderes weicht man deutlich mehr von der Allgemeinheit ab als ein Raser, Falschparker, Drögeler usw. Also versuchen viele Beamte, dem Barfüßer irgendein anderes Verbrechen nachzuweisen, um wenigstens so zu "ihrem" Geld zu kommen. Eine Art ist, in einem herablassenden Ton den Barfüßer anzusprechen, in der Hoffnung, er würde sie als "Bullen", "Nazischweine" oder sonst wie titulieren. Dann hat sich ihr Einsatz wenigstens gelohnt. Was ich aber besonders bedenklich finde ist die Tatsache, daß man in einer "schwarzen Liste" geführt wird, was eindeutig mit den Menschenrechten nicht vereinbar ist. Schlimm ist, daß man sogar von der Polizei von zu Hause abgeholt wird, wenn irgendwo ein Verbrechen geschieht (ist mir einmal passiert).

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

18°C und Regen

Paul, Friday, 04.08.2006, 12:45 (vor 6690 Tagen) @ FrankX

Punkto spiessige Leute:

Das ist zum Teil selektive Wahrnehmung unsererseits. Wir neigen anfangs die Leute zu beobachten -wie reagieren sie -und deuten die Beobachtung mit dem eigenen Vorurteil im Kopf. Ein Blick, der nur ein bisserl überrascht wirkt wird dann leicht als abwertend empfunden.

Das legt sich mit der Zeit. Wenn man nicht mehr dran denkt daß man barfuss unterwegs ist achtet man auch nicht mehr auf die tatsächlichen und subjektiv empfundenen reaktionen anderer. Ich versuch in so einer Situation, wenn wirlkich mal jemand komisch schaut (passiert fast nie) einfach ein strahlendes Lächeln aufzusetzen und bei Gelegnheit fereundlich zu grüssen, damit ist die Meinungsbildung meines Gegenübers schnell in eine Richtung gelenkt, ist auf jeden Fall besser als gedanklich "oje, der Spiesser schaut" in die Defensive zu gehen.

So, ich geh jetzt einkaufen, hm, mehr als 15,16 Grad hat es nicht. Endlich nicht mehr so heiss, bei 35 Grad hab ich meine Wegsctrecken schon nach der Untergrundfarbe und -beschaffenheit gewählt.

Schjöne Grüsse,
Paul

Lol, zurück vom Einkaufen, :-)

Paul, Friday, 04.08.2006, 15:05 (vor 6690 Tagen) @ Paul

Grade sag ich daß kaum wer reagiert, was so ein kleiner Wetterumschwung nicht alles bewirkt *g*

Zuerst in einen Elektroladen der zur einen Hälfte eben ein kleiner Elektroladen ist, zur anderen Hälfte eine Teeny-Marken-Mode Boutique. Der Blick der Modeverkäuferin hat selbst mich für eine Sekunde verunsichert, sie hat geschaut als ob ich grün leuchten würde und ein rosa Tütü anhätte *g*. Der Elektriker hatte eigentlich schon geschlossen, nachdem ich ihr mein Anliegen (Netzfilter für Waschmaschine) vorgebracht habe hat sie mich gebeten ein paar Minuten zu warten bis der Elektriker wiederkommt. Erst mal Schweigen, dann ein eher schüchternes "Ist das ohne Schuhe nicht zu kalt?" (die Dame ist ungefähr 45-50), war noch ein nettes kleines Plauscherl. Ersatzteil für 2€ in die Kaffekasse bekommen.

Eigentlich wollte ich zum Supermarkt, 100m vorher hatte ein Bauer seinen Stand -sehr gut, das Gemüse sah gut aus. Als die Bäuerin (ca. 50) meine Füsse bemerkte sagte sie fröhlich "So ist's richtig, keine nassen Schuh, machen heut eh schon viel zu wenige..." Wieder ein nettes Plauscherl darüber daß sie zuhause auch gern barfuss läuft, vor allem im Garten, Füsse sind schneller gewaschen als Schuhe, davon erzählt daß ihr man einmal beim Heidelbeerpflücken von Erdwespen gestochen wurde, etc etc. :-)

Was so ein kleiner Wetterumschwung bewirkt, während es brennend heiss war sodaß barfuss fast schon an die Grenze des Angenehmen gestossen ist hat kein Mensch reagiert, jetzt fällt es auf obwohl das Wetter perfekt angenehm ist :-)

Paul

Lol, zurück vom Einkaufen, :-)

Pedro, Stammposter, Friday, 04.08.2006, 17:11 (vor 6690 Tagen) @ Paul

Hallo Paul,

Was so ein kleiner Wetterumschwung bewirkt, während es brennend heiss war sodaß barfuss fast schon an die Grenze des Angenehmen gestossen ist hat kein Mensch reagiert, jetzt fällt es auf obwohl das Wetter perfekt angenehm ist :-)
Paul

Tja, die Menschen sind halt verschieden. Fand ich das Barfußlaufen bei 35 Grad richtig schön, ist es mir jetzt an der Grenze des Angenehmen.

Gruß
Pedro

18°C und Regen

Lasse, Friday, 04.08.2006, 12:50 (vor 6690 Tagen) @ FrankX

Vielleicht sollte ich auch auf Hippie machen. Dann wäre das Barfusslaufen auch leichter, aber vielleicht hätte man da wieder andere Probleme :)

Ich find es ja gerade schön, wenn ganz konventionell sportlich gekleidete Leute barfuss laufen. Das hat etwas so nett Entspanntes und ich denke mir dann oft: och, das könnte/wollte ich jetzt grad auch - selbst wenn ich nicht Beifall klatsche, sondern lieber still bewundere. Aber auch viele Leute, die Bemerkungen machen, sind im Herzen wahrscheinlich gar nicht so intolerant, sondern wiederholen reflexartig das, was sie von ihren Eltern Erziehern etc. gehört haben - die ersten Sprüche hört man, wenn man sich mal traut, in der Öffentlichkeit barfuss zu laufen, ja schon im eigenen Kopf. Toll find ich die Barfußläufer, die ganz entspannt und natürlich und freundlich bleiben und ihre skeptischen Mitmenschen wie jüngere Klassenkameraden betrachten, die noch ein bisschen nach dem schielen, was ihre Eltern gesagt haben. Wobei es natürlich auch schön ist, wenn man mal keinen Stress mit den Eltern hat, wie das Mädchen, von dem Du sprachst :-)

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