Haben Sie keine Schuhe dabei? (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Sunday, 30.07.2006, 21:31 (vor 6695 Tagen)

Hallo

"Haben Sie keine Schuhe dabei?", fragte mich heute ein Busfahrer der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), als ich bei ihm einsteigen wollte. Ich sagte "Im Moment nicht, nein", worauf er meinte, dass das nicht statthaft sei, und so für mich erstmals Probleme bei der Benutzung eines öffentlichen Verkehrsmittels verursachte. Er fürchtete, dass meine Barfüßigkeit ein versicherungstechniches Problem werden könnte, wenn ich mir einen Zeh stoße. Ich erklärte ihm, dass das mein Problem sei, er verwies dann noch darauf, dass Inline-Skates auch verboten wäre, wofür ich Verständnis äußerte, weil man damit schließlich wegrollen könnte, während ich einen festen Halt hätte. Glücklicherweise nahm er mich nach dieser kurzen einigermaßen freundlichen Diskussion dennoch mit. Aber was wäre, wenn man durch sowas Termine verpasst? Ich wollte das genau wissen und schrieb daher eine Anfrage an die BVG mit folgendem Inhalt:

"Guten Tag

Wie ich festgestellt habe ist es nicht nur für meinen Rücken sehr vorteilhaft, sondern es macht bei den derzeitgen Temperaturen auch unglaublich viel Freude barfuß zu laufen. In den Sommermonaten gehe ich daher in meiner Freizeit fast immer barfuß, meine jahrelangen Rückenprobleme sind wie weggeblasen und Probleme hatte ich dadurch bei der BVG noch nie. Bis heute!

Ihr Busfahrer der Linie 118 (Wagen 1404) machte mich um 10:14 beim Einsteigen am U-Bhf. Onkel Toms Hütte darauf aufmerksam, dass das "bei der BVG eigentlich nicht statthaft" sei, ließ mich dann aber freundlicherweise doch mitfahren. Ich wäre andernfalls auch in arge Terminnot geraten.

In den Beförderungsbedingungen habe ich dazu keinen Hinweis gefunden, so dass ich davon ausgehe, das Ihr Fahrer eigenmächtig und falsch gehandelt hat, als er mir erklärte, dass es versicherungstechnische Probleme gäbe, wenn ich mir irgendwo einen Zeh anschlage. Mit dieser Argumentation müsste es ja auch die gleichen Probleme geben, wenn sich jemand ohne Handschuhe einen Finger klemmt, ohne Helm den Kopf stößt etc. Ich halte diese Begründung daher für eine Ausrede.

Ich möchte aber dennoch gern wissen, ob ich in Zukunft auch weiterhin barfuß die BVG benutzen darf oder mit Problemen rechnen muss. Ich möchte nicht irgendwann irgendwo in der Stadt stehen gelassen werden und dadurch Termine verpassen. Sollte so etwas passieren können, müsste ich ansonsten künftig die BVG meiden und meinen eigenen PKW benutzen, auf den ich sonst möglichst oft verzichte.

Das Barfußlaufen hat sich für mich als sehr angenehm und als gesund für Rücken und Muskulatur erwiesen, so dass ich nicht mehr darauf verzichten möchte! Weitere Informationen dazu gibt übrigens die Barfuß-Initiative Berlin (www.gobib.de)

Mit freundlichen Grüßen

Ulrich Conrad"

Was haltet ihr davon? Ich bin auf die Reaktion gespannt.

Viele Grüße

Ulrich

Haben Sie keine Schuhe dabei?

Ronja´s mama, Sunday, 30.07.2006, 21:41 (vor 6695 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Das Barfußlaufen hat sich für mich als sehr angenehm und als gesund für Rücken und Muskulatur erwiesen, so dass ich nicht mehr darauf verzichten möchte! Weitere Informationen dazu gibt übrigens die Barfuß-Initiative Berlin (www.gobib.de)<

Den Satz würde ich weglassen oder mittendrin einbauen,hört sich für mich etwas doppeltgemoppelt an.Aber ansonsten top.
Auf die Reaktion bin ich auch gespannt,lässt uns davon lesen?
Liebe grüße

Haben Sie keine Schuhe dabei?

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Sunday, 30.07.2006, 22:00 (vor 6695 Tagen) @ Ronja´s mama

Hallo Ronja´s mama

Auf die Reaktion bin ich auch gespannt,lässt uns davon lesen?

Aber natürlich.

Viele Grüße

Ulrich

Haben Sie keine Schuhe dabei?

andrea grasselli ⌂, Stammposter, Sunday, 30.07.2006, 21:46 (vor 6695 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

hallo ulrich,

ich finde deinen brief sehr gut geschrieben: nicht zu lange, ist aber alles drin. die argumentation mit der veletzungsgefahr von fingern und kopf ist sehr gut.

ich bin auch auf die reaktion der BVG gespannt.

einen schönen gruss aus der schweiz.

andrea

[image] http://www.italianaturista.it

Haben Sie keine Schuhe dabei?

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Sunday, 30.07.2006, 22:02 (vor 6695 Tagen) @ andrea grasselli

Hallo Andrea

ich finde deinen brief sehr gut geschrieben: nicht zu lange, ist aber alles drin. die argumentation mit der veletzungsgefahr von fingern und kopf ist sehr gut.

Vielen Dank, für dieses Lob.

Viele Grüße zurück in die Schweiz

Ulrich

Haben Sie keine Schuhe dabei?

Vesa Local @, Stammposter, Monday, 31.07.2006, 07:31 (vor 6695 Tagen) @ andrea grasselli

Hi, Ulrich!

Ich schließe mich an: Der Satz mit den Handschuhen und dem Helm muß mit rein! Das sind echte Killer-Argumente. :-)

Viele Grüße
Vesa Local

Haben Sie keine Schuhe dabei?

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 31.07.2006, 06:50 (vor 6695 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo Ulrich,
hat es Dich in Deinem "Heimatverkehrbetrieb" also auch einmal erwischt!

Deinen Schrieb finde ich gut. Er zielt darauf ab, daß Du einfach gerne barfuß läufst und nicht etwa mit dem Ziel, barfuß öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, um Dich "rein zufällig" zu verletzen und dann die Verkehrsbetriebe auf Schadenersatz zu verklagen.

Was Sicherheit anbelangt: Flipflops in öffentlichen Verkehrsmittel schützen vor Verletzungen durch schwerere Schuhe oder Lasten kaum mehr als gar keine Schuhe, weiterhin ist die Stolpergefahr an Treppenstufen größer als wenn man barfuß ist. Auch wer Schuhe mit Pfennigabsätzen trägt, kann sich in öffentlichen Verkehrsmitteln leicht durch Umknicken verletzen. Man denke nur an den hölzernen Rillenfußboden älterer Straßenbahnfahrzeuge.

Wenn man also das barfüßige Benutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln verbieten will, müßte man neben Rollschuhen ebenso Stöckelschuhe und Sandalen ohne Fersenriemen benutzen. Vielleicht war "Dein" Busfahrer früher Türsteher bei der Dresdener Frauenkirche und bei seiner Einstellung haben seine Kollegen zu ihm mehr im Scherz gesagt: "Anders als auf dem Turm der Frauenkirche darf man in den Bussen auch Flipflops tragen!" Da die Kollegen das Wort "barfuß" nicht erwähnt haben, hat er angenommen, daß auch barfuß verboten ist.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

Haben Sie keine Schuhe dabei?

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Monday, 31.07.2006, 18:38 (vor 6694 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael

Was Sicherheit anbelangt: Flipflops in öffentlichen Verkehrsmittel schützen vor Verletzungen durch schwerere Schuhe oder Lasten kaum mehr als gar keine Schuhe, weiterhin ist die Stolpergefahr an Treppenstufen größer als wenn man barfuß ist. Auch wer Schuhe mit Pfennigabsätzen trägt, kann sich in öffentlichen Verkehrsmitteln leicht durch Umknicken verletzen.

Stimmt. An diese Argumentation hatte ich noch nicht mal gedacht. Das merke ich mir dann für das nächste mal.

Man denke nur an den hölzernen Rillenfußboden älterer Straßenbahnfahrzeuge.

Die sind aber barfuß nicht besonders angenehm gewesen, weil es mit der Zeit einfach drückt, wenn man einen Stehplatz hat. Ich hatte das vor ein paar Jahren mal bei der Kirnitzschtalbahn kennen gelernt, als die noch mit ihren Vorkriegswagen fuhren, aber auch bei Fahrten mit historischen Straßenbahnen. Wenn man da hinter dem Fahrer oder sonstwo auf der Plattform stehen will, wird das bald unbequem. Schuhe wären allerdings noch viel unbequemer. :-)

Viele Grüße

Ulrich

Haben Sie keine Schuhe dabei?

Rosi, Monday, 31.07.2006, 10:13 (vor 6695 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo Ulrich,
Dein Brief ist gut geeignet als Muster für alle möglichen Fälle, in denen uns Barfüßer der Benutz oder das Betreten verboten wurde (Svea das Cinemaxx in Kiel etc.).
Heute will ich auch in`s Kino, sollte dergleichen passieren, schreibe ich dann auf Grundlage Deines Briefes an die Betreiber.
Liebe Grüße (nicht nur) an die Füße,
Rosi

Haben Sie keine Schuhe dabei?

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Monday, 31.07.2006, 18:41 (vor 6694 Tagen) @ Rosi

Hallo Rosi

Dein Brief ist gut geeignet als Muster für alle möglichen Fälle, in denen uns Barfüßer der Benutz oder das Betreten verboten wurde (Svea das Cinemaxx in Kiel etc.).

Vielen Dank, aber die Argumente von Michael aus Zofingen bezüglich Flipflops, Stöckelschuhen etc. könnten da auch noch rein.

Heute will ich auch in`s Kino, sollte dergleichen passieren, schreibe ich dann auf Grundlage Deines Briefes an die Betreiber.

Ich wünsche Dir mal, dass das nicht nötig sein wird.

Viele Grüße

Ulrich

Kein Rauswurf im cinemaxx

Rosi, Wednesday, 02.08.2006, 10:54 (vor 6693 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Ja, da hat man schon mal die indischen Latschen vorsorglich in die Tasche gesteckt und dann sagt keiner einen Ton :-)).
Am Montag ging ich barfuß ins cinemaxx in Kiel- darauf gefasst, dass einen wieder (wie letztes Jahr) ein übereifriger Kartenabreißer nicht hineinlässt- und dann kommt nix.
So hab ich das Kinoerlebnis doppelt genossen!
Liebe Grüße (nicht nur) an die Füße,
Rosi

Kein Rauswurf im cinemaxx

Svea, Wednesday, 02.08.2006, 20:20 (vor 6692 Tagen) @ Rosi

Ja, da hat man schon mal die indischen Latschen vorsorglich in die Tasche gesteckt und dann sagt keiner einen Ton :-)).
Am Montag ging ich barfuß ins cinemaxx in Kiel- darauf gefasst, dass einen wieder (wie letztes Jahr) ein übereifriger Kartenabreißer nicht hineinlässt- und dann kommt nix.
So hab ich das Kinoerlebnis doppelt genossen!
Liebe Grüße (nicht nur) an die Füße,
Rosi

Da habe ich ja wohl echt pech gehabt. Aber ich werde es trotzdem noch einmal versuchen. Aber ohne "Notschuhe" Wenn schon, denn schon. Bis denn

Haben Sie keine Schuhe dabei?

Michael (KO), Monday, 31.07.2006, 10:45 (vor 6695 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

moin ulrich,

ich hatte hier in koblenz kürzlich ein ähnliches erlebnis. jahrelang gab's nicht die geringsten probleme und dann meint doch ein busfahrer, mir beim nächsten mal die mitfahrt verweigern zu dürfen - mit hinweis auf die beförderungsbedingungen ( im gegensatz zu deinem kandidaten war keinerlei diskussion möglich )...
nunja, ein direkt darauf folgender anruf beim rmv (seinem dienstherrn) brachte immerhin die gewissheit, dass dort vom ausschluss unbeschuhter fahrgäste nichts bekannt sei. da aber hier der rmv im auftrag der kevag eine linie betätigt, versprach man mir, sich auch dort umzuhören und mich rückzurufen...
am nachmittag des gleichen tages kam dann tatsächlich der rückruf und wenn man's glauben darf, dann haben sich mehrere mitarbeiter der beiden unternehmen des problems angenommen und sind zu dem (für mich erwarteten) ergebnis gekommen: es bestehen keinerlei einschränkungen hinsichtlich der kleiderordnung und der fragliche busfahrer werde nach dienstschluss zu einem gespräch geladen...
naja, der vorfall ist jetzt knapp zwei wochen alt und diesen busfahrer habe ich seitdem nicht mehr zu gesicht bekommen...

gruß und viel glück in deinem "fall"

michael

Haben Sie keine Schuhe dabei?

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Monday, 31.07.2006, 18:50 (vor 6694 Tagen) @ Michael (KO)

Hallo Michael

ich hatte hier in koblenz kürzlich ein ähnliches erlebnis. jahrelang gab's nicht die geringsten probleme und dann meint doch ein busfahrer, mir beim nächsten mal die mitfahrt verweigern zu dürfen - mit hinweis auf die beförderungsbedingungen ( im gegensatz zu deinem kandidaten war keinerlei diskussion möglich )...

Heißt das er nahm dich nicht mit? Auf Drohungen mit den Worten "beim nächsten mal" müsste man hier in Berlin vermutlich nicht allzuviel geben, weil es dermaßen viele Busfahrer gibt, dass die Wahrscheinlichkeit nochmal auf den selben zu stoßen recht gering sein dürfte. Dennoch möchte ich natürlich Gewissheit haben.

... der fragliche busfahrer werde nach dienstschluss zu einem gespräch geladen...
naja, der vorfall ist jetzt knapp zwei wochen alt und diesen busfahrer habe ich seitdem nicht mehr zu gesicht bekommen...

Ob man ihn versetzt hat? Davon halte ich nicht viel. Ich würde lieber wieder bei demselben Busfahrer einsteigen, der dann ja Bescheid weiß, als bei anderen, die vielleicht auch wieder keine Ahnung haben und erneut Probleme machen.
Ich hoffe auch, dass mein Busfahrer keinen allzu großen Ärger bekommt. Er war ja eigentlich ganz freundlich, unterlag dabei nur leider einem Irrtum. Mitfahren ließ er mich ja schließlich auch. Er muss nur besser informiert werden.

Viele Grüße

Ulrich

Haben Sie keine Schuhe dabei?

Michael (KO), Monday, 31.07.2006, 20:23 (vor 6694 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

moin ulrich,

er nahm mich schon mit, wenn auch widerwillig(?) mit den worten "denken sie daran, beim nächsten mal...". und ein wenig o.t.: ganz so angenehm wie in berlin ist die dichte des öpnv hier ja nicht, aber ein beinbruch wäre es zu der zeit (morgens gegen 0900) nicht gewesen. apropos "nichts auf obige aussage geben": das ist normalerweise schon richtig, aber andererseits bin ich, gerade wenn ich mir keiner schuld bewusst bin, nicht bereit, mir jede frechheit gefallen zu lassen. schließlich bin ich als zahlender fahrgast ja mit ein grund dafür, das dieser busfahrer einen job hat...
versetzt worden ist er sicherlich nicht (dafür war's auch einfach nur eine lappalie), aber auch hier gibt's genug busfahrer, dass man auch als regelmäßiger teilnehmer am öpnv nicht jeden immer zu sehen bekommt. ich bin aber auch nicht besonders interessiert, diesen typen nochmals zu gesicht zu bekommen - irgendwie ist's halt unangenehm, quasi "vor versammelter mannschaft" derart abgekanzelt zu werden (leise war er nicht und der bus zu dem zeitpunkt schon gut gefüllt)...
bisher ist' bei mir ja auch nur bei "drohungen" geblieben (neben dem vorfall im bus erinnere ich mich auch noch an einen solchen im letzten herbst auf einem bahnsteig im koblenzer hbf), aber irgendwie frage ich mich schon, woher diese offenbaren (gott-sei-dank) fehlinformationen kommen, denen sowohl der busfahrer als auch damals der aufsichtsbeamte aufgesessen sind und die hier ja auch von anderer seite berichtet werden (verweise aus geschäften/kinos etc.)...
vielleicht ist ja was daran, dass einem mitmenschen die freiheiten, die man sich nimmt und die sie sich nicht nehmen können/dürfen/wollen, einfach nur vermiesen wollen...

gruß michael

Haben Sie keine Schuhe dabei?

Guenther, Monday, 31.07.2006, 12:39 (vor 6694 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hi Ulrich!

Hab, wie ich in meinem Posting auf Sveas Kino-Problem schon andeutete, auch mal ein ähnliches Problem gehabt, witzigerweise auf der Strecke Köln-Koblenz, wo ich täglich pendle und wo ich, falls es eine Regelung gäbe, schon jahrelang aufgefallen sein müßte. Es war eine ziwmlich junge schnippische Schaffnerin, die sich nicht auf Versicherungsfragen stütze, sondern ihr Hygieneempfinden, wonach man nicht den ganzen barfuß durch den Dreck laufe und dann abends mit diesen verdreckten Füßen noch Zug fahre, zumal es doch auch "bequeme Schuhe" gebe. Sie wollte mich auch des Zugs verwiesen, hat es dann aber nicht gemacht, und als sie eines Tages wieder in dem Zug war, hat sie nichts mehr gesagt; nach dem Engagement, mit dem sie mich beim ersten Mal zurechtwies, zu urteilen, hat sie sich bestimmt erkundigt und erfahren, daß in den DB-Beförderungsbedingungen nun mal nix steht. Man merkte der Dame deutlich ihr persönliches Ekelgefühl an, und das hat sie hat kraft ihrer Autorität als Schaffnerin objektivieren wollen.

Gruß, Guenther

Haben Sie keine Schuhe dabei?

Michael aus Zofingen, Stammposter, Monday, 31.07.2006, 13:50 (vor 6694 Tagen) @ Guenther

Hallo Guenther !

"Es war eine ziemlich junge schnippische Schaffnerin, die sich nicht auf Versicherungsfragen stütze, sondern ihr Hygieneempfinden, wonach man nicht den ganzen barfuß durch den Dreck laufe und dann abends mit diesen verdreckten Füßen noch Zug fahre, zumal es doch auch "bequeme Schuhe" gebe. Sie wollte mich auch des Zugs verwiesen, hat es dann aber nicht gemacht, und als sie eines Tages wieder in dem Zug war, hat sie nichts mehr gesagt; nach dem Engagement, mit dem sie mich beim ersten Mal zurechtwies, zu urteilen, hat sie sich bestimmt erkundigt und erfahren, daß in den DB-Beförderungsbedingungen nun mal nix steht."

Darf man überhaupt aus dem Zug verwiesen werden, wenn man in Besitz einer gültigen Fahrkarte ist? Auf freier Strecke sicher nicht. Aber auf dem nächsten Haltebahnhof? Kann manchmal schlimm sein. Angenommen, man befindet sich barfuß im Zug aus dem Tessin (Sonne, ca. 18°C) und muß zurück ins verregnete Zofingen (+3°C). Sicher kein Problem. Aber wehe, wenn man wird im Gotthardtunnel kontrolliert, und der Schaffner will einen am nächsten Bahnhof (Göschenen) rausschmeißen. Dann kann es einem blühen, daß dort heftiges Schneetreiben herrscht. Wenn da der Schaffner einen rausschmeißt, macht er sich sicher strafbar.

Das Witterungsgeschehen ist übrigens nicht frei erfunden. Es ist schon mal vorgekommen, daß es zur Osterzeit im Tessin fast sommerlich war, aber in Göschenen die Bahnbediensteten mit Volldampf dabei waren, den ständig neu fallenden Schnee zu beseitigen. Damals lief ich zwar noch nicht barfuß, aber kurze Hosen und Turnschuhe ohne Socken wären auch nicht gerade ideal gewesen. Damals kam mir tatsächlich der Gedanke, was wohl passieren würde, wenn ich aus dem Zug müsse. Ich dachte aber weniger an böse Schaffner, sondern technische Pannen.

"Man merkte der Dame deutlich ihr persönliches Ekelgefühl an, und das hat sie hat kraft ihrer Autorität als Schaffnerin objektivieren wollen."

Nach dem Barfußtreffen in Düsseldorf im Dezember 2004 mußte ich in Köln den Zug wechseln. Wegen Verspätung mußte ich länger am Hauptbahnhof warten und verließ auch den zugigen Bahnsteig. Eine Frau mit roter Mütze (diesmal keine junge schnippische, sondern eine alte Schachtel vom Typ "russische Agentin" im James-Bond-Film herrschte mich wegen meiner Aufmachung (barfuß, kurze Hose, Sommerjacke) barsch an. Auf meine Meinung, barfuß wäre doch nicht verboten, sagte sie: "Aber fast! Wir haben keinen Hochsommer mehr! Eigentlich müßte ich Sie aus dem Bahnhof weisen!" Auch dazu hätte sie keine Befugnis gehabt, denn ich befand mich in Besitz einer Fahrkarte. Meistens sind das nur leere Drohungen. Ich hatte jedoch Befürchtungen, daß sie die "Kalkmützen" von der Bundespolizei rufen würden. Diese hatten mich schon am Düsseldorfer Hauptbahnhof gefilzt. Spießer hatten sich über mich beschwert. Hier hielt ich mich länger auf einem Bahnsteig auf, weil auch dieser Zug Verspätung hatte.

Wenigstens waren sie mit der Kontrolle durch, bevor mein Zug kam. Wenn ich den reservierten Zug nicht bekommen hätte, sondern erst einen späteren, hätte ich womöglich Strafe bezahlen müssen, so wie einer, der zu spät zum Bahnhof zum Bahnhof kommt. Bei verpaßten Züge wegen Zugverspätung zeigt sich die Bahn relativ kulant, aber ist sie es auch, weil einer auf dem Bahnsteig von "Bundesbullen" wegen nicht Einhaltung irgendeiner nicht vorhanden Kleiderordnung am Betreten des gewünschten Zuges gehindert wird?

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

Haben Sie keine Schuhe dabei?

Guenther, Monday, 31.07.2006, 14:33 (vor 6694 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hi MichaeL!
"Darf man überhaupt aus dem Zug verwiesen werden, wenn man in Besitz einer gültigen Fahrkarte ist?"
Es wird, nehme ich an, einen Paragraphen geben, daß man von der Beförderung ausgeschlossen werden kann, wenn man "Sicherheit" oder "Wohlbefinden" anderer Fahrgäste stört. Das ist ja auch sinnvoll für den Fall, wenn etwa einer kreuzbetrunken ist und randaliert, Frauen belästigt o.ä.. Natürlich liegt in solchen "Gummiparagraphen" immer die Gefahr, daß Spießer kommen und sagen: "Iiiii, wo Leute mit so dreckigen Füßen sitzen, sehe ich mein Wohlbefinden gemindert".

"Auf freier Strecke sicher nicht."
Das geht mit Sicherheit nicht. Wenn sich eine solche Person auf dem Gleisbett irgendwie verletzt, käme die Bahn in große Schwierigkeiten.
Aber ich habe schon erlebt, daß ein Zug bei einem furchtbaren Sturm wegen Oberleitungsschaden nicht weiter konnte und die Leute auf freier Strecke mit Unterstützung des Bahnpersonals rausgelassen wurden. Die staunten nicht schlecht, daß ich mich auf dem Gleisschotter barfuß zumindest einigermaßen bewegen konnten.

"Aber auf dem nächsten Haltebahnhof?"
Daß hab ich in Deutschland schon erlebt, daß Leute ohne Fahrschein am nächsten Bahnhof (auch an Provinzbahnhöfen) rausgesetzt wurden. Ich meine aber, in Deutschland wäre, die gängige Praxis, daß am nächsten größeren Bahnhof Polizei bestellt wird, die die Personalien aufnimmt, so daß die Bahn ihren Fahrpreis einfordern kann. Ich habe ein einziges Mal eine solche Behandlung erfahren, als ein Schaffner meinte, ich wäre ein Betrüger, weil mein Fahrschein nur in Verbindung mit dem Personalausweis galt, der aber abgelaufen war (es handelte sich um ein Studentticket für die Strecke Uni-Wohnort). Als man aber auf der Bahnhofswache nach wenigen Sekunden feststellte, daß ich ich war und immer noch für meinen alten Wohnort gemeldet war, war alles zu Ende. Meine Barfüßigkeit spielte dabei keine Rolle.

"Wenn ich den reservierten Zug nicht bekommen hätte, sondern erst einen späteren, hätte ich womöglich Strafe bezahlen müssen, so wie einer, der zu spät zum Bahnhof zum Bahnhof kommt. Bei verpaßten Züge wegen Zugverspätung zeigt sich die Bahn relativ kulant, aber ist sie es auch, weil einer auf dem Bahnsteig von "Bundesbullen" wegen nicht Einhaltung irgendeiner nicht vorhanden Kleiderordnung am Betreten des gewünschten Zuges gehindert wird?"
Ich fürchte, in dem Fall hast Du keine Chance, weil Du nach dem Ausweisgesetz verpflichtet bist, Dich gegenüber Polizisten auszuweisen. Dann wirst Du auch die damit verbundene Zeitverzögerung in Kauf nehmen müssen. Wie ich den Vorgang kenne, dauert er aber in der Regel nur wenige Sekunden.

Beste Grüße nach Zofingen
Guenther

Kompliment für deinen Einsatz für das barfüßige Leben...

JohnK @, Stammposter, Monday, 31.07.2006, 13:01 (vor 6694 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

... und viele Grüße
Johannes

Haben Sie keine Handschuhe dabei? Wo ist der Helm? Und der Schutzanzug?

Berni (N) @, Stammposter, Tuesday, 01.08.2006, 23:33 (vor 6693 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo
"Haben Sie keine Schuhe dabei?", fragte mich heute ein Busfahrer der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), als ich bei ihm einsteigen wollte. Ich sagte "Im Moment nicht, nein", worauf er meinte, dass das nicht statthaft sei, und so für mich erstmals Probleme bei der Benutzung eines öffentlichen Verkehrsmittels verursachte. Er fürchtete, dass meine Barfüßigkeit ein versicherungstechniches Problem werden könnte, wenn ich mir einen Zeh stoße. Ich erklärte ihm, dass das mein Problem sei, er verwies dann noch darauf, dass Inline-Skates auch verboten wäre, wofür ich Verständnis äußerte, weil man damit schließlich wegrollen könnte, während ich einen festen Halt hätte. Glücklicherweise nahm er mich nach dieser kurzen einigermaßen freundlichen Diskussion dennoch mit. Aber was wäre, wenn man durch sowas Termine verpasst? Ich wollte das genau wissen und schrieb daher eine Anfrage an die BVG mit folgendem Inhalt:
"Guten Tag
Wie ich festgestellt habe ist es nicht nur für meinen Rücken sehr vorteilhaft, sondern es macht bei den derzeitgen Temperaturen auch unglaublich viel Freude barfuß zu laufen. In den Sommermonaten gehe ich daher in meiner Freizeit fast immer barfuß, meine jahrelangen Rückenprobleme sind wie weggeblasen und Probleme hatte ich dadurch bei der BVG noch nie. Bis heute!
Ihr Busfahrer der Linie 118 (Wagen 1404) machte mich um 10:14 beim Einsteigen am U-Bhf. Onkel Toms Hütte darauf aufmerksam, dass das "bei der BVG eigentlich nicht statthaft" sei, ließ mich dann aber freundlicherweise doch mitfahren. Ich wäre andernfalls auch in arge Terminnot geraten.
In den Beförderungsbedingungen habe ich dazu keinen Hinweis gefunden, so dass ich davon ausgehe, das Ihr Fahrer eigenmächtig und falsch gehandelt hat, als er mir erklärte, dass es versicherungstechnische Probleme gäbe, wenn ich mir irgendwo einen Zeh anschlage. Mit dieser Argumentation müsste es ja auch die gleichen Probleme geben, wenn sich jemand ohne Handschuhe einen Finger klemmt, ohne Helm den Kopf stößt etc. Ich halte diese Begründung daher für eine Ausrede.
Ich möchte aber dennoch gern wissen, ob ich in Zukunft auch weiterhin barfuß die BVG benutzen darf oder mit Problemen rechnen muss. Ich möchte nicht irgendwann irgendwo in der Stadt stehen gelassen werden und dadurch Termine verpassen. Sollte so etwas passieren können, müsste ich ansonsten künftig die BVG meiden und meinen eigenen PKW benutzen, auf den ich sonst möglichst oft verzichte.
Das Barfußlaufen hat sich für mich als sehr angenehm und als gesund für Rücken und Muskulatur erwiesen, so dass ich nicht mehr darauf verzichten möchte! Weitere Informationen dazu gibt übrigens die Barfuß-Initiative Berlin (www.gobib.de)
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Conrad"

Was haltet ihr davon? Ich bin auf die Reaktion gespannt.
Viele Grüße
Ulrich

...

da sieht man mal wieder, was für einen Schwachsinn man manchmal gefragt wird ... und dieses dumme Zeug wird nur gefragt, weil "man" halt eben keine "Schuhe" trägt, also keine 3 Millimeter Marerial zwischen Sohle und Boden hat ....

... hat der Mensch eigentlich noch alle Tassen im Schrank? 8-)

Gruß

Berni(N)

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