Bin wieder im Lande (Hobby? Barfuß! 2)

Vesa Local @, Stammposter, Wednesday, 26.07.2006, 18:25 (vor 6699 Tagen)

Hi, @all!

Am Wochenende bin ich aus Österreich zurückgekommen, wo ich mit meiner Herzallerliebsten eine Woche Urlaub gemacht habe. UNd wir haben es gewagt, uns auf das Abenteuer "Mit der Bahn in den Urlaub und vielleicht auch wieder zurück" einzulassen...

Es fing schon super an: HH-Hauptbahnhof. Der ICE aus HH-Altona hatte "wegen zu spät erfolgter Zurverfügungstellung" bereits 18 Minuten Verspätung. Wir aber zum Glück genug Luft, um den Anschluß noch zu schaffen. (Viele andere Fahrgäste haben ihren Zug nur noch "aus dem Bahnhof gejagt".)
Der Rest der Bahnreise verlief mehr oder weniger nach Plan - zumindest so, daß wir alle Züge bekommen haben.

Merkwürdig geguckt hat kaum jemand, obwohl mein einziges mitgenommenes Paar Sandalen tief im Rucksack verstaut war. Und praktisch war es: Ich konnte die Teile nirgendwo unbeabsichtigt stehenlassen...

Unsere (Ja..., wie sagt man in Österreich? Hausmutter?) - also die Vermieterin des Gästezimmers hat nicht schlecht gestaunt, als sie mich schwer bepackt - aber fröhlich winkend - kommen sah.
"Barfuß gehst Du aber nicht in die Berge, oder?" "Solange es ohne geht, schon."

Gesagt, getan: Nach dem Auspacken war noch so viel Zeit, daß wir einen Wirtschaftsweg in Angriff genommen haben. Leider sind auch dort diese Wege mit Schotter angelegt worden. Aber es gibt unterschiedliche "Barfußfreundlichkeiten": Dort, wo viele schwere Laster entlangfahren und der Weg gerade verläuft, sind die "fiesen Steine" ganz gut in den sandig-lehmigen Untergrund eingewalzt.
Troztdem hatten meine Füße nach zwei Stunden genug: Ich wurde immer langsamer und mußte immer besser auf Spitzen achten, denn weiter oben hatte der Weg viele Kurven, in denen die großen Reifen den UNtergrund immer wieder aufwühlen.
Für den Rückweg konnten wir dann einen schönen Waldweg wählen.

Am nächsten Tag haben wir einen Gipfel erstürmt. Auf dem Weg dorthin habe ich mir auf der dortigen Schotterstrecke sofort meine Sandalen angezogen, was mir später einen riesigen Vorteil brachte. Als wir eine kleine schmale Abkürzung nehmen konnten (Man stelle sich einen schmalen Pfad vor, der sich den Berg hinaufschlängelt und gerade mal Platz für eine Person bietet.), hingen die Schuhe ganz schnell wieder am Rücksack! :-)
Meine Fußsohlen waren durch den "Unterbodenschutz" noch nicht ermüdet, so daß ich den folgenden Weg richtig genießen konnte.

Später wurde der Weg so richtig schön matschig; kleine Rinnsäle kamen an unzähligen Stellen den Berg hinunter und machten sich nicht die Mühe, sich zu bündeln nur weil da ein kleiner Weg kommt. Noch schöner, wenn man sich keine Gedanken darüber machen muß, wie man abends die Schuhe wieder sauberbekommt... :-D

Als beim Abstieg Schotterwege wieder nicht zu umgehen waren, spülte ich mir mit etwas Wasser den Staub von den Füßen und habe erneut die Sandalen zu Hilfe genommen, damit wir auf dem Untergrund vernünftig vorankommen konnten.

Es gab auch Tage, an denen ich vollständig auf die Schuhe verzichten konnte, weil ich die Wege kannte und dadurch wußte, was auf mich zukommt.
Nur eines würde ich niemals machen: Ganz ohne Schuhe in die Berge ziehen. Auch wenn ich die Wege kenne, kann es immer passieren, daß ein Fußschutz nötig werden kann. Und sein es "nur" um für andere schneller Hilfe herbeiholen zu können.

Ich habe mir die Anforderungen hinsichtlich der Ausrüstung für einige unsrer Touren durchgelesen. Wofür dort alles knöchelhohe und feste Bergschuhe empfohlen werden... (Sicherlich ist das im Sinne der Sicherheit richtig. Und wenn es nur die eigene Sicherheit bzw. der Schutz vor Schmerzenzgeldansprüchen ist.)
Nein, im Ernst: Es gibt Strecken, die ich nicht barfuß, nicht in Sandalen und auch nicht in Turnschuhen betreten würde, sondern mich auch auf stabiles Schuhwerk verlassen würde.

Aber: Ich war im Urlaub und nicht im Hochleistungscamp! Die Wege, die wir gegangen sind, waren entweder nicht besonders steil. Und wenn doch, dann waren es die kleinen Fußwege, die dem geübten Fuß sehr viel Standfestigkeit bieten. Kein Schträger weiß schneller, ob nun der Stein oder lediglich die Schuhsohle ein kleines Stückchen darüber rutscht. Und wenn es matschig wurde, konnte ich mich ohne Bedenken im Boden "festkrallen".

Was wir beide festgestellt haben: Wenn es steil nach unten geht und der Weg mit losen Steinen bedeckt ist, machen Wanderstöcke anscheinend wirklich Sinn. Egal, ob mit oder ohne Schuhe. Es sind zwei Punkte mehr, die für ein sicheres Absteigen sorgen. (Beim Aufstieg kann man problemlos die Hände nehmen und sich auch mal an festen(!!!) Steinen ein wenig nach oben ziehen.

Ansonsten war ich außerhalb der Berge ständig barfuß. Egal, ob beim Frühstück oder im Dorf beim Einkaufen bzw. Essen.

So auch auf der Rückfahrt. Am frühen Abend schaut noch niemand auf unbekleidete Füße. Das ändert sich, wenn die Uhr auf Mitternacht geht und man auf einen Zug wartet... ;-)

Erstaunlich und doch sehr erfreulich: Es reisten viele Skandinavier mit dem Nachtzug - am nächsten Morgen standen viele Frauen barfuß vor den Abteiltüren im Gang, um frische Luft zu schnappen. Auch einige Kinder sind nicht in Schuhe gesteckt worden, sondern liefen barfuß auf dem Gang hin- und her.

Ein schöner Urlaub war vorbei. Nicht ununterbrochen barfuß - aber darauf habe ich es ohnehin von Anfang an nicht angelegt. (Mit der Kombination Berge/Schwerkraft ist nicht zu spaßen...)

Viele Grüße
Vesa Local


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