Seltsamer Nachmittag in Saarbrücken (Hobby? Barfuß! 2)

Martin aus Homburg, Stammposter, Monday, 24.07.2006, 23:58 (vor 6636 Tagen)

Hallo liebe Mitbarfüßer.

Ein weiterer Super-Sonnen-Sommer-Nachmittag und die sonst auftretende Müdigkeit nach der Frühschicht, die heute aber nicht auftrat, brachten mich auf die Idee, mal wieder tagsüber nach Saarbrücken zu fahren.
Als Kleidung wählte ich mir ein reinweißes T-Shirt und meine weißen Jeans aus. Die Jeans hatte ich zweimal hochgekrempelt, ansonsten war ich natürlich barfuß. Solche weißen Klamotten lassen einen viel brauner erscheinen wie dunklere Kleidung. Ich denke, daß ich aber trotzdem schon gut vorgebräunt bin, vor allem meine Füße sind schon richtig sonnenverwöhnt.
Ich hatte vor, in Saarbrücken einen ausgedehnten Stadtbummel mit kleinen Einkäufen zu machen. Ich parkte mein Auto am Rande des "Landwehrplatzes", einen der vielen Plätze in der Innenstadt von Saarbrücken. Als "Insider" weiß ich, daß es am Rande dieses besagten Platzes möglich ist, gebührenfrei zu parken. Da ich Saarbrücken für eine der autofahrerfeindlichsten Städte im Saarland halte, denn fast überall kostet es ein kleines Vermögen zu parken, hatte ich wenigstens keine Parkgebühren zu entrichten. Bis dahin war alles gut. Aber jetzt ging es richtig los: Normalerweise hat man den Platz in zwei bis drei Minuten überquert, aber heute brauchte ich fast zehn Minuten dafür. Nun gut, es war Altstadtfest am Wochenende, nur frage ich mich, wo kommt noch immer das viele Glas auf dem Boden her? Da wäre etwas etwas mehr Sorgfalt von der Stadtreinigung gefragt, bzw. bitter nötig. Es war Hölle.
Ich umwanderte mit größter Vorsicht diese "Glaskatastrophe" und gelangte so ins Nauwieser Viertel. Dieser Stadtteil hat zwar noch immer nicht den besten Ruf in Saarbrücken, aber er verkürzt den Weg zur Innenstadt doch sehr.
Aaalso: Wenn es hier bei uns in Homburg regnet, kommt Wasser vom Himmel, im Nauwieser Viertel ist es wahrscheinlich Glas. So viel wie heute habe ich sonst noch bei keinem anderen Barfußbummel durch Saarbrücken gesehen, selbst nicht auf den Nachttouren mit meinem lieben Freund Andi35.
Als Landeshauptstadt und somit Aushängeschild des Saarlandes für auswärtige Besucher (Frankreich ist nahe) muß sich Saarbrücken direkt schämen.
Eigentlich wollte ich nun zur Fußgängerzone, aber ich änderte meine Richtung und gelangte runter zur Saar. Auf dem Weg dorthin begegnete mir ein Pärchen, beide barfuß. Da beide sehr ungepflegt und verwahrlost aussahen und sich auch sonst sehr assozial untereinander benahmen, verzichtete ich auf eine Ansprache der beiden. Erstaunlicherweise kam mir die Frau zuvor und sprach >mich< auf meine nackten Füße an. Und obwohl sie mir sehr ordinär vorkam, habe ich dann doch freundlich darauf reagiert, und ihr mein Barfußlaufen als eines meiner Hobbys erklärt.
Am Saaruferweg wollte ich ein wenig das weiche Gras an den Füßen spüren. Viele Bewohner Saarbrückens, vor allem junge Leute, nutzen die Wiesen für ein kurzes Sonnenbad in der Arbeitspause oder einfach so in der Freizeit. Andere wiederum geben sich den verschiedensten Ballspielen hin. Doch heute war trotz des tollen Wetters nur sehr wenig Betrieb. Ich beendete meinen Aufenthalt etwas früher und wollte nun endlich in die Fußgängerzone ins Zentrum.
Ein kleiner Schmerz in der kleinen Zehe am linken Fuß ließ mich kurz innehalten. Ein winziger Glassplitter hatte mich "gebissen". Erstaunlicherweise hat sich der Quälgeist aber nach zwei drei Schritten alleine auf "Nimmerwiedersehen" vollständig verabschiedet. Uff, Glück gehabt!
In der Fußgängerzone angelangt, machte ich sogleich die Bekanntschaft mehrerer "Haste mal nen Euro Typen". An für sich bin ich nicht geizig und gebe oft und gerne mal ein paar Cent ab, aber hätte ich heute jedem Schnorrer nur 50 Cent gegeben, ich glaube ich wäre gut und gerne 20 bis 30 Euro losgeworden. Und das ist nicht übertrieben.
Ich ging also weiter und hörte das Geschrei von kleinen Kindern. Beim Näherkommen erkannte ich, daß es sich um eine kleine Demonstration handelte. Eine Gruppe aus meist deutschen und türkischen Kindern im Vorschulalter mit ihren Eltern schrien andauernd Parolen wie z. B. "Gegen den Krieg im Iran" oder "Israel, du Kindermörder". Vor der aufgebrachten Menge "peitschte" ein Mann immer wieder zur Wiederholung dieser unflätigen Sätze auf. Alles, aber auch wirklich alles hätten die Demonstranten diesem Mann in Wiederholung nachgeschrien. Und wenn er blaue Erdbeeren gefordert hätte, die Menge hätte es ihm gleichgetan.
Solch eine Art der Ausnutzung von Kindern mißfällt mir sehr, und verfälscht das Bild der vielgelobten multikulturellen Gesellschaft auf das Schlimmste. Und wieder mußten viel zu viele Polizisten auf Beteiligte und Unbeteiligte der Demo aufpassen.
Ziemlich rasch trat ich die barfüßige Flucht in einen hiesigen Elektromarkt, in dem "Geiz geil" ist an, denn solche Demos machen mir immer sehr viel Verdruß. Im Laden kaufte ich mir dann eine DVD aus der "Bollywood" Serie. Das hat gerade so lange gedauert, bis die Demo außer Hör- und Sichtweite war.
Nun machte ich mich auf den Rückweg zu meinem Wagen, nicht ohne einen kleinen Zwischenstopp beim "Gelben M". Danach dachte ich mir, jetzt passiert nichts aufregendes mehr. Welch ein Irrtum!!
Den Unrat, den manche Leute nach dem Essen in und um das Restaurant hinterlassen, gibt mir Anlass zur höchsten Verwunderung bis hin zum Ärger.
Und damit immer noch nicht genug. Vor dem "Gelben M" verwickelte mich ein stark alkoholisierter Zeitgenosse übelster Art in ein Gespräch und klagte mir sein Leid. Er sei soeben ausgeraubt worden und er wollte, man stelle sich das vor, ZEHN!! Euro von mir. da riss mir dann doch der Geduldsfaden und nur mit großer Selbstbeherrschung wurde ich dieses Ekelpaket wieder los. Ich behauptete einfach, ich würde auch jeden Monat auf das schändlichste ausgeraubt werden, und zwar von unserem Bundesfinanzminister. (Lohn).
Etwas mißgelaunt erreichte ich mein Auto (kein Protokoll) und fuhr nach Hause. Ein seltsamer Nachmittag ist zu Ende, und außer ein paar geringschätzigen und provokanten Blicken einiger südländischer Jungs wegen meiner Barfüßigkeit, gab es keine nennenswerten Reaktionen, weder positive, noch negative.
In vielen Dingen, die mir heute passiert sind, hat mein guter Freund Andi35 oft die gleichen Erfahrungen gemacht. das wollte ich nur noch erwähnen.

Gut wieder zuhause angekommen grüßt Euch alle

mit nackten Füßen

MARTIN AUS HOMBURG


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