Als Debüt gleich die harte Tour - Bericht meines 1. richtigen Barfußerlebnisses (Hobby? Barfuß! 2)

Hans H. (Großraum N), Sunday, 23.07.2006, 19:35 (vor 6637 Tagen)

Hallo,
bisher habe ich in diesem Forum nur relativ wenige Beiträge verfasst und sonst nur interessiert mitgelesen. Als nur sporadischer Barfußläufer habe ich nichts nennenswertes berichten können.
Doch das Forum hat mich dazu gebracht, selbst auch mal eine größere Barfußaktion zu unternehmen.

Obwohl ich nur wenig Barfußerfahrung habe, beschloss ich, es gleich auf die harte Tour zu probieren, d. h. einen ganzen Tag nur barfuß in einer Stadt, ohne zwischendurch Schuhe anzuziehen, zu verbringen.

Da ich ein Problem damit habe, wenn mich Bekannte barfuß "erwischen" (egal ob positive oder negative Reaktion, es nervt halt wenn jeder sagt "Ah, der Barfußläufer") entschied ich mich, meinen "Barfußpfad" in eine nahegelegene Großstadt zu legen. Dort ist es sehr unwahrscheinlich, dass man sich trifft. Außerdem habe ich wegen der Größe viel Platz zum Laufen.

Ich entschied mich, die Schuhe zu Hause zu lassen und lief so zu meinem Heimatbahnhof (das geringe Risiko, an einem Sonntag morgen Bekannte auf diesem kurzen Weg zu treffen nahm ich in Kauf). Zuerst zweifelte ich weil der grobkörnige Asphalt für mich noch ungewohnt ist. Außerdem ging ich noch den schuhträgertypischen "Fersengang".
Es war zudem ein aufregendes Gefühl mit nackten Füßen auf dem Bahnhof zu warten. Es hat aber - vermutl. auf Grund des Wetters - niemand etwas gesagt.

Während der Zugfahrten konnte ich die Füße unter den Vordersitzen verstecken. Der Boden des Zuges war angenehm. In Nürnberg-Erlenstegen (die allererste Station in Nürnberg auf der Strecke aus Neuhaus) kurz vor 9 angekommen ging ich zunächst ein paar Meter entgegen der Bahn-Strecke in Richtung Ortsanfang (bis zur Ortstafel), um von dort meine Tour zu beginnen. Bereits auf diesem Weg stellte ich die vielzitierten "schwarzen Sohlen" (wobei mir egal ist ob ich sie habe, ich strebe sowas nicht an) an mir fest.

Mir war bewusst, dass meine Schuhe weit entfernt zu Hause lagen. So konnte ich auch nicht einfach in scheinbar unangenehmen oder gefährlichen Situationen schlapp machen und sie wieder anziehen, sondern musste alles barfuß durchstehen. Das hat schon einen gehörigen Nervenkitzel erzeugt.
Fand ich irgendwie cool, dass ich da nun tatsächlich den ganzen Tag in der Stadt barfuß verbringen werde.

Ich hatte geplant, wieder stadteinwärts zu gehen, und zwar konsequent gerade aus, bis das andere Ortsende kommt oder bis zur Zeit 13:45* (je nachdem was früher kommt), um von dort wieder umzukehren und genauso gerade aus zurück wieder zur Station Nürnberg-Erlenstegen zu laufen.

(*Was den Zeitpunkt 13:45 betrifft, so wollte ich um 19:00 wieder zurück am Bahnhof sein, um den Zug nach Hause am Ende des Tages benutzen zu können. Da ich etwa um 9:00 startete, müsste ich den Standpunkt um 14:00 als die Hälfte meines Weges definieren, um die andere Hälfte - also die Strecke rückwärts - um 19:00 fertig zu haben. Als Puffer wollte ich die Halbzeit um eine Viertelstunde auf 13:45 vorverlegen).

So lief ich also fröhlich geradeaus barfuß durch die Stadt. Anfangs waren meine Füße den grobkörnigen Asphalt nicht gewöhnt, doch mit der Zeit ging es besser und ich wählte sogar bewusst schwierigere Stellen um mich ein wenig herauszufordern. Lediglich ab und an ein paar kleine Steinchen machten mir zu schaffen.

So konnte ich bereits von der Erlenstegenstraße auf die Sulzbacher Straße überwechseln.
Reaktionen habe ich bis dorthin fast keine wahrgenommen, lediglich eine jüngere Frau vor mir drehte ihren Kopf auffällig kurz nach hinten.
Kurz darauf kam ich an der Station Nürnberg Ost vorbei. Dieser erste Etappensieg hat mich schon gefreut, denn mir war bewusst, dass ich einen ganzen Bahnstreckenabschnitt (wo es sich also aus Bequemlichkeitsgründen lohnt, den Zug zu benutzen) zu barfuß zurückgelegt habe (ich also barfuß schon einige Kilometer gelaufen bin).

Auf meinem Weg lag ein kleiner Parkabschnitt mit sandigem Boden. Diesen probierte ich Testweise aus, allerdings war es doch eher unangenehm, weil dort auch ein bisschen Kies verstreut war.
Meine "schwarzen Sohlen" hatten sich für kurze Zeit gelb (wegen des Sandes, der danach aber wieder abrieb) gefärbt.

Außerdem gab es ein Gebäude, dessen Lichtschächte (vom Keller) mit Bodengittern abgesichert wurden. Auch da ging ich barfuß drüber, das erwieß sich aber bei mir als nicht so angenehm.

Am Ende der Sulzbacher Straße musste ich nun die viel befahrene Grenzstraße zur Altstadt per Unterführung (die zur U-Bahnstation Rathenauplatz gehört) unterqueren. Die Altstadt ist von relativ angenehmen Pflastersteinen dominiert. Auf meinem konsequenten Weg geradeaus wurden die Straßen immer enger bis ich am "Neutor" ankam. Somit habe ich die Altstadt an der anderen Grenze überquert und wechsle auf einen teilweisen Radweg, der entlang der Altstadt-Mauer führt. Ich bemerkte einen Radfahrer, der sich während der Fahrt zu mir kurz nach hinten umdrehte.

Ich kam in die Nähe der U-Bahnstation Opernplatz. In Sichtweite lag der Hauptbahnhof (so nah sind also die beiden Stationen zusammen, wobei die U-Bahn auch im Hauptbahnhof eine Station besitzt).

Inzwischen stand ich vor dem Hauptbahnhof. D. h. ich hatte die Strecke zwischen Erlenstegen und Hauptbahnhof komplett barfuß zurück gelegt. Den Bahnhof konnte ich spontan für eine etwa einstündige Pause* nutzen. Ich kaufte mir ein Getränk und nutze eines der beiden McDonalds-Restaurants (den in der U-Bahnstation vom Hauptbahnhof) für etwas zu Essen. Auf einer Bank eines Bahnsteigs konnte ich mich niederlassen. Der Boden im Bahnhof ist schön angenehm glatt und kühl.

(*Da sich während dieser Pause der Weg nicht verlängerte und somit der zurück zu legende Weg verkürzte, verlegte ich die Halbzeit auf 14:15)

Nach der Pause am Hauptbahnhof setzte ich den Weg entlang der Stadtmauer fort. Ich gelangte zur U-Bahnstation Wöhrder Wiesen. Dort wusste ich zunächst nicht, wie es weiter geht, da dort der Weg in die Altstadt mündet. Auf der gegenüberlegenden Straßenseite ging es aber weiter.

Nach einigen Metern begegnete ich überraschenderweise erneut der U-Bahnstation Rathenauplatz (dessen Unterführung ich vorhin genutzt hatte). Mir wurde auf einmal klar, dass ich eine Art "gespiegeltes P" barfuß durch Nürnberg zurück gelegt habe).
Erlenstegen liegt am unteren Ende des "Ps", dann ging ich den "Stiel" bis zum Ratenauplatz (dort mündet der "Bogen" ein), ging durch die Altstadt (also von "Bogenmündung zu Bogenmündung" und am Neutor endete der "Stiel" und folgte dem Weg entlang der Stadtmauer (dem "Bogen"), wobei ich nicht gemerkt hatte, dass er so gekrümmt war, dass er wieder zum Rathenauplatz zurückführt.

Da die Tour für mich aber anstrengender war als gedacht (wobei mir natürlich bewusst war, dass sie für einen Anfänger wie mich eine große Herausforderung darstellt), entschloss ich mich, entlang der Sulzbacher und der Erlenstegenstraße wieder zurück zur Station Nürnberg Erlenstegen zu gelangen.

Gegen Ende waren die Füße nach der Kilometerlangen Wanderung recht strapaziert wurden und dies hat sich auch in einem etwas unbeholfenerem Gang gezeigt.

Im Zug zurück konnte ich mich ein bisschen entspannen. Trotzdem schmerzen die Füße zu Hause angekommen immer noch ein bisschen, was mich aber nicht wundert, da ich meine ungeübten Füße sehr herausgefordert habe.
Meine Sohlen werden immer noch von einer schwarzen hartnäckigen Schicht "geziert", man sieht also deutlich, dass sie Kilometerweit auf hartem Untergrund gegangen sind, also richtig "benutzt" wurden.
Andere Anfänger, die es nicht so hart mögen müssen nicht gleich so groß starten.

Letztendlich hat sich die Tour aber gelohnt. Ich werde mir gleich ein Fußbad gönnen.

PS: Anderen Barfußläufern bin ich aber trotz des Wetters nicht begegnet.


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